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Ordnance: Rock City (Review)
Artist: | Ordnance |
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Album: | Rock City |
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Medium: | CD | |
Stil: | Power / Thrash Metal |
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Label: | Dime Records | |
Spieldauer: | 30:42 | |
Erschienen: | 01.11.2008 | |
Website: | [Link] |
Diese Rezension ist Teil unseres China-Specials. In den nächsten Monaten werden wir Euch haufenweise Bands aus dem fernen Osten präsentieren, die bei uns in Deutschland noch niemand kennt. Am Ende erwartet euch ein großes Feature über die chinesische Rock- und Metal-Szene, das wir mit dem einen oder anderen Interview ergänzen werden.
ORDNANCE - The Enemy Within?
Seit Cui Jian, der "Vater des chinesischen Rocks", in den Achtzigern die Grundlagen ebnete, durfte sich chinesische Rockmusik endlich entfalten. Die Szene ist inzwischen und insbesondere nach dem Jahrtausendwechsel vom Zentrum Peking aus explodiert, die Anzahl von Bands ist praktisch exponentiell gestiegen.
Geschehen ist seitdem, so lassen zumindest die Beiträge zum China Special vermuten, ein eher affektgesteuertes Zerbersten der von Cui Jian gepflanzten zarten Blüte in nahe liegende Stile. Härtere Spielarten aus dem Bereich Metal kamen später, zaghafter, aber sie kamen. Die Zeit für ausgefeiltere, komplexere Richtungen, also auch für alles, was man der musikalischen Definition zufolge als "progressiv" bezeichnen würde, scheint noch nicht gekommen; es dominieren im chinesischen Metal noch Power, Thrash und Death.
Progressive Metal spielt, so scheint es, deswegen noch keine Rolle, weil schon einfachere Metal-Spielarten im heutigen China als progressiv betrachtet werden müssen; progressiv im kulturellen Kontext nämlich.
ORDNANCE, die wie so viele andere vor und nach ihnen aus Peking stammen, haben ihrem zweiten Album erfreulicherweise englische Songtitel und –Texte im Booklet beigelegt, so dass man endlich einmal über die rein soundtechnische Identität hinaus spekulieren darf. Als Vorbilder werden die in China ohnehin sehr gerne herbeizitierten PANTERA genannt, und dennoch möchte man sich als Rezensent so weit aus dem Fenster lehnen, zu behaupten: ORDNANCE spielen zwar Metal mit Thrash-, Power- und Groove-Anteilen, doch das, was sie tun, ist dennoch vor allem eines: progressiv.
Das Progressive ist hier jedoch nichts Geplantes, kann man meinen, kein bewusstes Austesten der Extreme, wie es Bands à la DREAM THEATER praktizieren. Es ergibt sich unbeabsichtigt durch das Aufholen der Metalszene, die in den USA und Europa deutlich weiter ist. ORDNANCE verwenden das, was bei uns nicht selten eher ein Lifestyle ist, zu einem ganz anderen Zweck: nämlich der Grenzenausweitung wegen, der Weiterentwicklung wegen.
Wie essenziell die Textinhalte dabei sind, wird anhand des Albumtitels deutlich. "Rock City" würde man ohne entsprechenden Kontext mit ebenjenem "Lifestyle"-Etikett bedrucken und in die "Rock und Spaß dabei"-Schublade verbannen, wo man sich in trauter Gesellschaft von THE ARROWS' "I Love Rock 'n Roll" und GUNS 'N' ROSES' "Paradise City" befände. In Kenntnis der Songtexte bekommt der Titel jedoch einen ganz neuen Touch:
"One day we'll grow old just like Cui Jian,
But we'll have strength
We'll grow big and powerful in the future,
And the city will have an ever greater rock and roll alliance"
ORDNANCE spielen nicht von ungefähr mit ihrem Bandnamen auf die militärische Artillerie an; offenbar verstehen sie ihre Musik als Instrumentarium zum Aufbau von etwas Großem als Gegenbewegung für etwas anderes Großes, bei dem es sich um einen Teil der Staatspolitik handeln könnte. RAGE AGAINST THE MACHINE sind zu diesem Zeitpunkt – abzüglich der Rap-Parts – im Sound längst schon präsent, da wird ihr Verständnis von Musik als politisches und soziales Instrumentarium durch die Songtexte sehr schnell ebenfalls zum Seelenverwandten.
Rebellion und politisches Engagement schlagen sich schon in den Songtiteln nieder ("Fuck You", "I Oppose", "Eight Glories And Eight Disgrace") und durchlaufen das komplette Album. Musikalisch wird dem mit gebrüllten Vocals und prägnanten Riffs entsprochen. Beides grenzt sich krass von dem ebenfalls lauten Schlagzeug ab, das wiederum seine eigenen Wege geht. Obwohl die Leitmotive der Songs immer klar bleiben, wird Konsistenz auf "Rock City" nicht so wichtig genommen. Es scheint dem Quartett wichtiger zu sein, Aggression auszudrücken.
FAZIT: Eher einfacher Metal, der dem Hörer gelinde gesagt vor die Latschen gepowert wird. Auf seine radikale und konsequente Art bekommt "Rock City" eine politische Schlagseite verpasst, die ORDNANCE in einen Vergleich mit RAGE AGAINST THE MACHINE zwingt. Den Textinhalten zufolge definiert man sich selbst als Instrument für die fortwährende Verbreitung von Rock und Metal in China. Möglicherweise werden sie einmal Land schaffen für Bands, die chinesischem Metal einen ganz eigenen Sound konstruieren werden, der auch international gesehen neue Ufer erreicht. Das dürfte erst bei totaler Liberalisierung des Musikmarktes geschehen. Bis dahin erschließt sich die Faszination für chinesischen Rock und Metal nur im kulturhistorischen Kontext Chinas; musikalisch gesehen wird man meistens wohl vor allem an Rockhelden aus unseren Breitengraden erinnert werden.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- I Shall Not Be A Temporary Resident Of My Own Homeland
- Fuck You
- Eight Glories And Eight Disgrace
- Rock City
- People Need To Resist
- I Need To Know
- I Oppose
- This Is Ours
- Without Any Excuse
- Bass - Yang Zi
- Gesang - Ying Peng
- Gitarre - Liu Li Xin
- Schlagzeug - Zhao Peng
Interviews:
-
keine Interviews