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Living Colour: The Chair In The Doorway (Review)

Artist:

Living Colour

Living Colour: The Chair In The Doorway
Album:

The Chair In The Doorway

Medium: CD
Stil:

Hardrock

Label: Megaforce
Spieldauer: 46:39
Erschienen: 18.09.2009
Website: [Link]

Na los, Hand hoch, wer noch eine müde Kröte auf ein gutes, neues LIVING COLOUR-Album gesetzt hätte! Keiner? Hab ich mir gedacht, ich auch nicht. Für mich waren die Funk/Jazz/Metal/Rock-Fusion Pioniere spätestens nach dem musikalisch und klanglich zerfahrenen Comeback „Collideoscope“ erledigt, auf dem sich zwar mit „Nightmare City“ einer der besten Songs der Band, aber auch grenzwertig Unhörbares befand.

Und dann blitzt einen im Plattenladen ein völlig unbekanntes Cover an, und da steht doch tatsächlich „LIVING COLOUR“ drauf. Die erste Überraschung ist da schon, dass die Jungs überhupt weitermachen – aber was kann das groß werden? Ok, man muss ja zumindest mal reingehört haben.

Hier folgt die zweite Überraschung. Gleich der Opener lässt die Mundwinkel verzückt nach oben gleiten, wo sie – anders als bei früheren Scheiben – auch über die Distanz bleiben. „The Chair…“ ist das mit Abstand homogenste Album der New Yorker, alle Songs besitzen ein extrem hohes Niveau, die Hitdichte ist groß und Ausfälle gibt es erstmals überhaupt keine. Dabei läuft auf der Scheibe im Grunde alles so wie sonst auch, mit dem kleinen Unterschied, dass man 2009 straffer komponiert und zuforderst den Song im Auge hat, in den die grandiosen Kapriolen von Gitarrengenie Vernon Reid auf geschmeidigste Art integriert werden. Das verhindert nerviges, selbstzweckhaftes Gefreake (erinnert sich noch jemand an „Mind Your Own Business“ von „Stain“?), ohne dass der einzigartige Stil auch nur im Geringsten verwässert würde. Die Scheibe ist einfach nur verdammt stark komponiert, was man dem Reifeprozess der Musiker zuschreiben mag. A propos Reife: Corey Glover muss ein glücklicher Mensch sein, denn er wurde nicht nur mit einer wunderbaren Stimme geboren, sie wird mit den Jahren auch immer voller, runder, einfach besser. Und er benutzt sie für einige der geilsten Ohrenschmeichler-Melodien der Bandgeschichte – wenn er sein Inneres nach außen kehrt, bleibt kein Auge trocken, Ehrenwort! Das hat natürlich auch damit zu tun, dass er kluge Sachen aus seinem Inneren rauskehrt. Typisch amerikanischen „God and Guns“-Bullshit, wie ihn weiland wieder LYNYRD SKYNYRD oder andere Crossover-Pioniere wie STUCK MOJO verbrochen haben, sucht man hier vergeblich. Vergleichbar ist die Message des Ganzen etwa mit ihren Zeitgenossen RAGE AGAINST THE MACHINE, was durchweg lesenswerte Texte bedeutet.

Wenn es einen Kritikpunkt gibt, dann vielleicht den im schön basisch gehaltenen Gesamtsound etwas mumpfigen Klang der Rhythmusgitarre, was umso unverständlicher ist, wenn man sich vor Augen hält, wer hier spielt. Dadurch fallen die begnadeten Riffs nicht ganz so mit der Tür ins Haus wie etwa bei „Ignorance Is Bliss“, etwas mehr Attacke wäre beim nächsten Mal schön. Doch das ist nun wirklich Meckern auf Topniveau.

FAZIT: „The Chair In The Doorway“ ist so was wie die Ausnahme, die die Regel bestätigt. Werden Bands oftmals in kreativer Hinsicht über lange Karrieren hinweg immer uninspirierter, so scheinen LIVING COLOUR ihren Fokus jetzt erst so richtig gefunden zu haben. Bleibt nur zu hoffen, dass sie dieses Niveau auf dem nächsten, bereits in der Mache befindlichen Album halten können.

Hendrik Lukas (Info) (Review 6195x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
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Tracklist:
  • Burned Bridges
  • The Chair
  • Decadance
  • Young Man
  • Method
  • Behind The Sun
  • Bless Those (Little Annie's Prayer)
  • Hard Time
  • That's What You Taught Me
  • Out Of My Mind
  • Not Tomorrow
  • 4’33’’
  • Asshole

Besetzung:

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