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Bass Communion: Molotov and Haze (Review)

Artist:

Bass Communion

Bass Communion: Molotov and Haze
Album:

Molotov and Haze

Medium: CD
Stil:

Drone / Ambient

Label: Important Records
Spieldauer: 64:16
Erschienen: 22.07.2008
Website: [Link]

Wo auch immer sich Steven Wilson zwischen dem 14. und 17. Februar 2008 befand – vermutlich irgendwo in Mexiko, da er gerade an den Aufnahmen für sein Soloalbum "Insurgentes" arbeitete – der Ort muss seinen Geist beflügelt haben. Zwar waren auf "Pacific Codex" bereits elektronisch verzerrte Gitarren-Soundscapes zu finden, die aus Metal-Skulpturen (und damit sind durchaus auch echte, physische Skulpturen gemeint) des Perkussionisten und Künstlers Steve Hubback weiterverarbeitet wurden, doch für "Molotov and Haze" ging Wilson wieder von der zweiten in die erste Hand über und nahm binnen vier Tagen eigens auf Gitarre das Rohmaterial auf, das er anschließend zu seinem neuen BASS COMMUNION-Vierteiler umfunktionierte.

Gwissermaßen ist "Molotov and Haze" die Rückkehr zur klassischen Laut-Leise-Laut-Leise-Struktur. "Molotov" beginnt
LAUT,
"Glacial" wird
LEISE,
bevor "Corrosive" gleich doppelt so
LAUT
wird wie "Molotov" und "Haze" als Abschluss wieder
LEISE
wird – in der Dichtung würden wir hier von einem Kreuzreim sprechen.

Nach den experimentellen "I" bis "III" und den naturalistischen Séance-Platten "Ghosts On Magnetic Tape" und "Loss" ist "Molotov and Haze" nun der Kopf der dritten Renaissance des Projektes. Die Strukturen wurden weiter geglättet und auf ein universelles Muster hin präpariert. Konsequenter war BASS COMMUNION niemals zuvor und das macht es zunehmend schwerer, in den schwebenden Kosmos einzutauchen. Ich selbst muss zugeben, "Molotov and Haze" lange als bislang schwächsten Output abgewunken zu haben.

Dabei schlägt die aufwiegelnde Struktur der Platte gekonnte Kreise zurück an die Anfänge und zitiert dabei diverse Einflussgeber, latent oder offensichtlich. "Molotov" / "Corrosive" erinnern mit ihrem verzerrten Leitmotiv, einer zunehmend noisiger werdenden Gitarren-Distortion, an "Continuum II", das zweite Resultat der Zusammenarbeit Wilsons mit dem belgischen Ambient-Spezialisten Dirk Serries (a.k.a. Vidna Obmana). Von "Molotov" zu "Corrosive" ist es derweil ein weiter Sprung; eine auf den Punkt gebrachte Ambient-Landschaft namens "Glacial" erstreckt sich zwischen ihnen und der zunehmende Aggressionsgrad zwischen den beiden Härtepolen ist spürbar; "Corrosive" ertönt nochmals erheblich lauter. "Haze" klingt ähnlich aus wie "Glacial" als Puffer diente, lässt aber die Stromspannung der verzerrten Gitarre als verlässlich wiederkehrende Welle auftauchen, bevor das Stück nach 23 Minuten und das Album nach 64 Minuten den Geist aufgibt.

FAZIT: Die Anziehungskraft von "Molotov and Haze" muss man sich schwer erarbeiten und der Preis dafür ist hoch, doch das Album entlohnt mit einem faszinierenden Trick: während das Soundmaterial BASS COMMUNIONs zunehmend sperriger wird, vereinfacht sich seine Zusammensetzung mit einer simplen Laut-Leise-Polarisierung. "Molotov" und "Haze" fungieren als sich gegenüberliegende Magnetimpulse, die von den sich überkreuzenden "Glacial" und "Corrosive" auf Distanz gehalten werden. Daraus entlädt sich eine zunächst unsichtbare, mit der Zeit aber immer offensichtlicher werdende Spannungskraft, die "Molotov and Haze" zum bislang vielleicht komplettesten BASS COMMUNION-Album macht.

Sascha Ganser (Info) (Review 6361x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • Molotov 1502
  • Glacial 1602
  • Corrosive 1702
  • Haze 1402

Besetzung:

  • Sonstige - Steven Wilson (alles)

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