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Shaa Khan: World Will End On Friday (Review)

Artist:

Shaa Khan

Shaa Khan: World Will End On Friday
Album:

World Will End On Friday

Medium: CD
Stil:

Kraut Rock

Label: SKY / Sireena Records
Spieldauer: 37:29
Erschienen: 03.07.2009
Website: [Link]

Heute mal eine Rezension aus der Rubrik 'lange verborgene Schätzeken'.
1970 fand sich in Duisburg eine Schülerband unter dem Phantasie-Namen SHAA KHAN zusammen (keine Ahnung was Indiens wohl populärster Schauspieler Sha Rukh Khan von dieser Einschätzung hält), coverte anfangs DEEP PURPLE und LED ZEPPELIN, wandelte sich dann ab 1971 in eine dem Jazzrock zugetane Formation, die u.a. Konzerte von UFO, NEKTAR und EARTH & FIRE eröffnete. In den Jahren darauf stabilisierte sich die Besetzung, und die Band wandte sich wieder rockigeren und vor allem progressiven Tönen zu. Zum Markenzeichen wurde der zweistimmige Gesang von Heiner Waldmann und Klaus Grandt, deren unterschiedliche Stimmlagen für reizvolle Kontraste sorgten.

Es dauerte noch bis 1977, ehe SHAA KHAN das Material einspielen konnten, das auf dem Debüt „World Will End On Friday“ zu finden ist. Finanziert durch eine Auftragsarbeit für ein Duisburger Jugendtheater, produzierten SHAA KHAN die Aufnahmen in Dieter Dierks Studio in Stommeln. Dierks vermittelte die Band anschließend an das Hamburger Skylabel weiter. 1978 schließlich wurde das Erstlingswerk veröffentlicht. In einer Zeit in der Krautrock in den letzten Zügen lag, war „World Will End On Friday“ so etwas wie ein vorletztes Aufbäumen.
WALLENSTEIN traten mit „Charline“ in Ilja Richters Disco auf und schafften es bis auf mittlere Hitparadenränge; TRIUMVIRAT zerfielen in kaum anhörbare poppige Bestandteile, selbst die Urgesteine von GROBSCHNITT verabschiedeten sich langsam in schlicht rockende Gefilde, und am Horizont zeichnete sich bereits die Neue Deutsche Welle ab.

Doch SHAA KHAN halten das Banner des Krautrock hoch. Mild psychedelisch, geprägt von satten Orgel-, Mellotron- und weiteren Keyboardklängen, untermalt von verspielten Gitarrensequenzen und mehrstimmigem Gesang, der viele ihrer Mitbewerber in den Schatten stellte, erweist sich „World Will End On Friday“ als lohnenswerte Ausgrabung. Vor allem beim Opener „White Room“ sind die clownesken GROBSCHNITT ganz nah. Insgesamt geben sich SHAA KHAN ernsthafter, besitzen aber ähnlich theatralische Momente wie die Band aus Hagen. Die Lyrics, besonders die des Eingangsstücks, sind allererste Sahne. Bei “Sitting in the white room of crazy house in the afternoon; thinking about the coloured rain with the wires in my brain” bleibt kein Auge trocken. Doch lieben wir unsere krautrockigen Freunde u.a. nicht genau deswegen? Diese Unbedarftheit, so etwas auf ein festes Medium bannen, zeugt von liebenswerter Verwegenheit.

Im getragenen Midtempo geht es weiter. Und obwohl keiner der Songs die zehn Minuten Marke überschreitet, spielen SHAA KHAN wahrhaft epische Musik. Aber die Melodien sitzen, sind stellenweise ergreifend und bei weitem nicht so bleischwer wie die der verwandten JANE. Zwar hangelt man sich gelegentlich am Rand der Selbstparodie entlang, aber selbst das besitzt Charme.
Wer also nur ein Fünkchen Interesse an Krautrock und seinen verschrobenen Facetten hat, kann bei Sireenas Wiederveröffentlichung eines nahezu untergegangenen kleinen Klassikers unbesehen zugreifen.

FAZIT: SKY-Record No. 15 erblickt das Licht der Welt neu als Sireena 2052. Zwischen HARLIS, OCTOPUS und BULLFROG machen die Mannen aus Duisburg dabei eine verdammt gute Figur. Dezent experimentell, verträumt und trotzdem mit beiden Beinen auf der Erde ist „World Will End On Friday“ eine rundum gelungene Wiederveröffentlichung. Obwohl jegliches Gimmick fehlt und keine Bonustracks spendiert wurden. Leider.

Auf der Homepage der Band, die sich mittlerweile wieder reformiert hat und gelegentlich auftritt, finden sich einige recht spaßige Videos, die u.a. zeigen, welche Richtung SHAA KHAN einschlagen werden; es geht unaufhaltsam gen Hard Rock. Ob schlechter oder nur schlichter kann Sireena 2054: „Anything Wrong“ vielleicht beantworten. Kritiken sprechen von einem gegenüber dem Debüt gereiften Album. Wir sind gespannt.

Jochen König (Info) (Review 5313x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
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Tracklist:
  • White Room
  • World Will End On Friday
  • Graveyard
  • Ocean
  • Seasons

Besetzung:

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Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
steve [musikreviews.de]
gepostet am: 05.08.2009

User-Wertung:
12 Punkte

Einfühlsames, mit viel Background gespicktes Review! Châpeau, werter Jochen! Da freut man sich doch auf weitere "Kraut"-Reviews...
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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