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Jeavestone: Mind The Soup (Review)
Artist: | Jeavestone |
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Album: | Mind The Soup |
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Medium: | CD | |
Stil: | Ein finnisches Musikwörterbuch von (B)eatles bis (Z)appa |
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Label: | Nordic Notes / Presence Records | |
Spieldauer: | 38:01 | |
Erschienen: | 01.05.2009 | |
Website: | [Link] |
Ein Blick auf das Album verrät vermeintlich, welche Richtung wohl diese junge finnische Band einschlagen möchte. Zumindest dachte ich das. Und ich hoffte, dass mir die Musik in gewisser Weise Recht gibt. JEAVESTONEs Debut ähnelt optisch einem anderen Debut-Album, das nunmehr fast 40 Jahre auf dem Buckel hat: GENTLE GIANT. Eine Band, die 1970 dem Progressiven Rock einen besonderen Reiz verlieh, indem sie komplizierte Rhythmen mit einer Vielzahl von Musikstilen (Jazz, Rock, Klassik, Psychedelic usw.) verknüpfte und vielstimmige Satzgesänge darüber legte. Ähnlich wie das Cover, mit dem gemalten Kopf, der – in verfremdeter Weise unglaubliche Ähnlichkeiten mit dem „Mind The Soup“-Kopf aufweist und – das Erkennungsmerkmal von GENTLE GIANT wurde. Das war damals verdammt spannend. Das war aber auch sehr gewöhnungsbedürftig. Spannend und gewöhnungsbedürftig, beides gilt auch für „Mind The Soup“, genauso wie „besonders reizvoll“.
„You will never catch me, you’re to slow / I’m ridin‘ on the wind, I come and go.“, bereits der erste Titel, von dem es zusätzlich auch ein Video auf der CD gibt, macht mit der zitierten Textzeile klar, in welche Richtung die Reise geht. Die Suppe ist angerichtet und ob sie schmeckt, das weiß keiner von uns, aber probieren sollten wir sie. Erst dann können wir sie verstehen. Doch bereits der erste Löffel schmeckt ungewohnt und der zweite erst. Da kreuzen sich wirklich die SANFTEN GIGANTEN mit dem Hardrock der 70er Jahre und ein wenig PAIN OF SALVATION macht sich als „Perfect Element“ breit. Hier müssen wir wirklich ziemlich schnell sein, um die ersten Eindrücke der Musik einzufangen und zu verarbeiten, denn bereits im „Schönheitswettbewerb“ mischen sich ZAPPA- und BEATLES-eske Klänge miteinander, um am Ende von Flötentönen und (männer)choralem Bombast vertrieben zu werden. Ähnliches kenne ich nur noch von KULA SHAKER. Und die haben mich schon immer begeistert.
„Crazy Madness“ treibt uns dann wirklich endgültig in den Wahnsinn. Hier erklingt ein Didgeridoo und sofort muss man an die indianische Band denken, die dieses Instrument der Pop- und Rock-Musik mit riesigem Erfolg (und ein wenig Hilfe durch PETER MAFFAY) näher brachte – YOTHU YINDI, dazu noch die wundervolle Textzeile: „Irgendwie scheine ich ein Verrückter zu sein, doch nur das Verrücktsein bedeutet Freiheit und genauso fühle ich mich in diesem Moment. Mir geht’s als Hörer ganz ähnlich!
Wenn jetzt noch „Extended Massive Orgasm“ einen Text bekommen hätte, statt ausschließlich musikalisch und mit „Wauhhhh“-Schreien in Szene gesetzt zu werden, mir wäre die Schamesröte zu Gesicht gestiegen. Zum Glück „klingt“ dieser Orgasmus nur anstatt genauer beschrieben zu werden. Wauhhhh!
Das „Geheime Schauspielhaus“ würzt die Suppe dann mit den unterschiedlichsten Zutaten – wundervolle Flötentöne im PETER GABRIEL-Stil, gepaart mit LED ZEPPELIN-Gitarren im Mittelteil und PINK FLOYD-Momenten am Ende – darauf muss man erst einmal kommen. Besondere Hochachtung verdient sich auf dieser geheimen Spielbühne ANGELINA GALACTIQUE, deren sauberes, so überhaupt nicht an einen IAN ANDERSON erinnerndes Flötenintermezzo einen besonderen Reiz in der JEAVESTONE-Musik ausmacht.
Mein persönlicher Favorit folgt dann mit „Snowfall“, nicht nur des wundervoll lyrischen Textes wegen, in dem die Schneeflocken als „die gefrorenen Tränen des Windes“ beschrieben werden, sondern weil die anfangs als Ballade beginnende Musik sich immer mehr erhebt, an Fahrt gewinnt und mit der bombastischen Feststellung: „In all of this hate is one good thing“ endet. Ganz ähnlich klingt heutzutage auch die neue Retro-Prog-Hoffnung aus Schweden: BEARDFISH. Nur vergessen wir an dieser Stelle nicht, dass „Mind The Soup“ zwar in unseren Breitengeraden erst 2009 erschienen ist, aber das Album in Finnland bereits 2005 auf den Markt kam. Zu einer Zeit, in der man über BEARDFISH noch kaum ein Wort verlor.
Das ist Musik, die keine Grenzen kennt und sich irgendwo zwischen einfallsreichem, mitunter sogar metallischem Prog und hippiesker Flower-Power-Love-And-Peace-Mucke bewegt. Wo der Headbanger neben den Blumenkindern steht und sich beide verdammt lieb haben. Musik verbindet eben. Nur schade, dass dieses Erlebnis schon nach 38 Minuten vorbei ist – das ärgert sogar ein wenig, denn wer in einem so kurzen Zeitformat so viele Ideen unterbringt, der hätte sicherlich noch ein paar weitere Einfälle für mindesten 20 Minuten mehr auf dem Kasten. Na ja, die beiden Videos von „Knights Of The Bottomline“ & „Snowfall“ entschädigen einen etwas dafür, aber die Enttäuschung über die Kürze, in der in diesem Fall nicht immer die Würze liegt, lassen sie nicht gänzlich verblassen.
Besonders gelungen ist auch das Ende dieses Albums, der „Tagtraum des Propheten“. Er beginnt mit einem Orgelsolo, das JON LORD nicht besser hinbekommen hätte, jagt dann wieder in BEARDFISH-Manier durch die verschiedensten Musikstile, um den geplätteten Hörer am Ende mit einer zarten, romantischen, wohl dosierten Flötenzutat zu entlassen. Die Suppenschüssel ist leer – wo gibt’s Nachschlag???
FAZIT: Musik wie ein „Extended Massive Orgasm“! Flötentöne werden mit metallischen Gitarrenriffs gepaart – der BEARD des ZAPPAS trifft auf den FISH der BEATLES und schwimmt durch die geistvolle Suppe, die mit Hardrock, Flower Power und 70er-Jahre-Prog gewürzt wurde und am Ende wahrscheinlich sogar schmackhafter ist, als jeder noch so gut zubereitete kulinarische Hauptgang.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Knight Of The Bottomline
- Beauty Contest
- Crazy Madness
- Extended Massive Orgasm
- The Secret Playhouse
- Snowfall
- Showpiece
- Stumbling Gigolos
- A Prophet’s Daydream
- Video: Knights Of The Bottomline
- Video: Snowfall
- Bass - Tommy Glorioso
- Gesang - Jim Goldworth, Mickey Maniac
- Gitarre - Jim Goldworth, Mickey Maniac
- Keys - Jim Goldworth, Mickey Maniac
- Schlagzeug - Kingo
- Sonstige - Angelina Galactique (Flöte), Tommy Glorioso (Triangel), Mikko Manuel Kamunen (Didgeridoo auf „Crazy Madness“)
- Spices, Species And Poetry Petrol (2008) - 12/15 Punkten
- Mind The Soup (2009) - 12/15 Punkten
- 1+1=OK (2011) - 13/15 Punkten
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