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IT: Departure (Review)

Artist:

IT

IT: Departure
Album:

Departure

Medium: CD
Stil:

Modern Progressive Rock

Label: Sonic Vista Music / Just For Kicks
Spieldauer: 46:43
Erschienen: 01.06.2009
Website: [Link]

Die britische Prog-Band IT versteht sich als multimediales „Erlebnis“. Es erscheint deshalb sinnvoll, wenn ich parallel zu der Besprechung der Audio-CD das Infomaterial der beiliegenden DVD miteinfließen lasse.

IT – explizit ausgesprochen „it“ und nicht „I.T.“ – wurde 1994 von Nick Jackson als Psychedelic-Multimedia-Projekt aus der Taufe gehoben. Er produzierte die erste CD „The Stranger Inside the Self“, eine noch sehr unausgegorene Mischung aus Space-, Psychedelic- und eigenartigen Synthiepop-Anwandlungen. Sein damaliger Freund James Johnson, der ein Händchen für Filme und Visualisierungen hatte, drehte zu den Songs kleine Videos, die auf Röhrenbildschirmen auf der Bühne gezeigt wurden. Lässt man die Bilder dieser Anfangszeit in der Banddokumentation „ITStory“ (auf der DVD enthalten) auf sich wirken, in denen ein Grüppchen Studenten im typischen 90er-Look mit ihren Gitarren auf der Bühne neben den Fernsehapparaten stehen und irgendwelche „psychedelischen“ Töne von sich geben, beginnt auf Jacksons Stirn ein übergroßes „Pink Floyd für Arme“ zu prangen.

Schon ein Jahr später erschien das nächste Album „Two Worlds“, das mehr in die Richtung Konzeptwerk zu gehen schien. Erst sieben Jahre später, im neuen Jahrtausend und nach dem Umbau des eigenen Spacehouse-Studios, kreierten IT einen Nachfolger für „Two Worlds“, das noch stärker an einem Konzept angelehnte „Over and Out“, welches von den Folgen der Moderne für den Menschen handelte. Während dieser Zeit tourte die Band fleißig durch England und baute ihre Multimedia-Show noch weiter aus, diesmal sogar mit Schauspielern, die für einen Song eine fiktive Talk Show-Szene nachstellten.

Ab „Over and Out“ verließ James schließlich die Band und Nick zog nach Kanada. IT spaltete sich für diese Periode in zwei Lager auf, die auf den zwei verschiedenen Seiten des Atlantiks parallel tourten. Interessanterweise drehte sich das Besetzungskarussell dank dieser unpraktischen Situation (ein Torso ohne Kopf quasi) und brachte frischen Wind in den abgehobenen IT-Sound. Gitarrist Andy Rowberry gilt laut Nick Jackson als einer der größten Initiatoren eines neuen Images, das Hardrock und Metal in die kompakten Spacerocksongs integrierte. Auch Drummer Alex Inglis und Keyboarder Rob Archibald – im Video möchte man kaum glauben, dass diese Jungs wirklich in einer PROGband spielen – wirbelten Nicks bisheriges Musikverständnis auf.
In einem sage und schreibe fünf Jahre andauernden Prozess aus Songschreiben, Aufnehmen und Touren entstand das vierte Album „Departure“, dass sich deutlich von den Psychedelic-Roots löste und das bis dato ausgereifteste Werk von IT darstellt.

Soviel zur Bandbiographie. IT – eine Band die im Space’n’Psyche mit Elektropop-Versatzstücken begann und irgendwo zwischen Hardrock, Prog und Pop endete. Diese Musik hätte wie eine Bombe einschlagen müssen, wäre da nicht eine von Nicks Lieblingsgruppen gewesen, die die gleichen Samen streute, deren riesiger Mammutbaum aber dem kleinen Pflänzchen von IT inzwischen das Sonnenlicht nimmt.
Um es ohne Metaphern auszudrücken: PORCUPINE TREE waren früher da.
Dass die TREES umgekehrt eigentlich großen Einfluss auf Nick Jackson hatten, wird im Video lediglich nur durch ein Fan-Shirt des Bandleaders angedeutet.

Departure“ ist dabei gar nicht so schlecht, wie das Cover des Albums ahnen lässt. Sprach ich bei der letzten CLOAKWHEEL-Rezension von „photoshopped“ und „Do-it-yourself“? DAS hier ist in Teilen WIRKLICH stümperhaft zusammengeschnipselt.
Nun soll das visuelle Erscheinungsbild den Hörgenuss schließlich nicht allzu sehr beeinflussen. „Departure“ ist eine Scheibe, die unterhält und Spaß macht. Es ist eine bunte Wundertüte aus knackigem Rock, atmosphärischen Klängen und Melodien mit Wiedererkennungswert.
Doch wie gesagt: PORCUPINE TREE waren früher da.
Ein schönes Beispiel für diese Hypothese bietet „Safe“, im Grunde ein hervorragender Track, getragen von bedrohlichen Keyboards und härteren Gitarren, die von floydig verträumtem Harmoniegesang kontrastiert werden. Ein sehr angenehmes Stück, würde dieser Song nicht an Großtaten wie „Waiting“ oder „Gravity Eyelids“ erinnern. Ob man sich den TREES nun annähern oder von ihnen entfernen will, ist nicht wirklich klar, aber es gibt Elemente in der Musik von IT, die Wilsons Band nie wirklich angerührt hätte.
Da wären weibliche Backgroundsängerinnen in „God is Dead“, „Burn“ oder „Standback“, die stark nach „Dark Side of the Moon“ tönen. Oder das augenzwinkernde Countryintro von „Fighting for Freedom“, das lebhafte Erinnerungen an meinen ersten B-Westernfilm weckt. Auch sind die sarkastischen Lyrics, die sehr wahrscheinlich auf den Gottesfanatismus und das Profitdenken vieler Amerikaner anspielen, mit ihrer Sozialkritik eine Sache für sich.
Teilweise führen IT die Linie von PORCUPINE TREE sogar weiter, die diese mit „Fear of a Blank Planet“ etwas aus den Augen verloren haben. „Standback“, „Departure“ und „Safe“ hätten perfekte Tracks auf „Signify“ oder „Stupid Dream“ abgegeben, womit letztlich aber die künstlerische Originalität ad absurdum geführt wird.

Intern gesehen haben IT keine Fehler gemacht. Nick Jacksons Gesangsqualität ist besser geworden (wenn auch seine Stimme null Ausdruck rüberbringt), die rockigen Akzente peppen die Songs auf und der Mannschaftswechsel hat die Band praktisch neu definiert. „Departure“ ist an und für sich guter, moderner Progressive Rock mit hohem Wohlfühl- und Unterhaltungsfaktor, aber mit wenig Identität.

FAZIT: Heißen Kaffee trinke ich dreimal pro Tag. Und kalter Kaffee macht bekanntlich schön. Lauwarmen Kaffee allerdings stürze ich möglichst schnell herunter. Klar ist das noch Kaffee und er hält wach, der Genuss bleibt aber etwas auf der Strecke.
Sind IT nun der lauwarme Kaffee? Das Problem ist lediglich ein zeitliches. Die Band um quasi Frontman und Superhirn Nick Jackson sind ein paar Jährchen zu spät dran mit „Departure“, denn während IT fleißig an ihrem vierten Album bastelten und in Großbritannien und in Kanada tourten, feierten Bands wie RIVERSIDE, PORCUPINE TREE, PURE REASON REVOLUTION oder QUIDAM in Europa ihre Erfolge mit dem „New Artrock“ im Gepäck. „Departure“ arbeitet also nach der gleichen Formel, die inzwischen jeder kennt: Hardrock, mit Abrutschern ins Metallische, Atmosphäre, bisschen PINK FLOYD hier und da, dort mal eine poppige Melodie – Überraschungen gibt es kaum. Das Album ist in einem Grenzbereich anzusiedeln, der sich auf einer dünnen Linie zwischen PORCUPINE TREE-Epigon und Eigenkreation befindet. Anhören erwünscht, aber nur unter Vorbehalt!

Erhältlich über www.justforkicks.de

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Die CD-Version von „Departure“ enthält i.d.R. eine DVD, die folgendes Bonusmaterial enthält:
Ein Musikvideo zu „Killing Me“, Ausschnitte aus einer Liveaufnahme in der Algoma University (guter Sound, schlechtes Bild), die komplette, knapp halbstündige Banddokumentation „ITstory“, Bonustracks der „Trauma“-EP und Live-Fotografien. Für Fans wird also nach sieben Jahren wieder viel geboten.

Benjamin Feiner (Info) (Review 6847x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 9 von 15 Punkten [?]
9 Punkte
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Tracklist:
  • God is Dead
  • Departure
  • Killing Me
  • Car Crash
  • Fighting For Freedom
  • Burn Pt. 1
  • Burn Pt. 2
  • Safe
  • Standback Pt. 1
  • Standback Pt. 2
  • Disappear

Besetzung:

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