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Sandstone: Looking For Myself (Review)

Artist:

Sandstone

Sandstone: Looking For Myself
Album:

Looking For Myself

Medium: CD
Stil:

Progressive Rock

Label: ProgRock Records
Spieldauer: 55:08
Erschienen: 2006
Website: [Link]

Steht eine polnische Progschwemme bevor? – Die letzten Monate deuten zumindest daraufhin, dass im Nachbarland noch manche Band auf ihre erste Plattenveröffentlichung wartet. Jedem Label also die eigene osteuropäische Band: Die rührigen Amerikaner nahmen sich der Debütanten SANDSTONE an, die gleich ein Konzeptalbum (ächz...) zur Diskussion stellen. Es geht um die Suche eines Jünglings nach Liebe, und was wäre für die Realisierung musikalisch adäquater als luftiger Progressive Rock, aufgespannt zwischen zugänglichen Yes und vor allem Marillion? Der geringe Härtegrad räumt sogleich mit vom Albumtitel geweckten Vorurteilen des Kopierens von Landsmännern auf: Dieser Sandstein ist nicht allzu nahe am Flussufer vorzufinden.

Einen Beweis liefert sogleich die deutlich weniger dunkle Grundstimmung im zehnminütigen „Like A Thought“. Der Einstimmung mit Harmoniegesang entwächst von transparenter Instrumentierung begleitet die sich an Fish orientierende Stimme; der Schotte lugt aus den gesprochenen Textbeiträgen hervor, ansonsten klingt Zmorzynski wie duzende Kollegen: der Musik trefflich angepasst und unauffällig, seltener rauchigen Ausdrucksformen oder hardrockigen Gesten verfallend. Pianoakkorde begleiten den gemächlichen Song, bis sich die rhythmische Komponente mit Stakkati und Doublebass dezent hervortut; heavy ist dies jedoch zu keinem Zeitpunkt. Keyboard- und Gitarreneskapaden der Kategorie Dream Theater auf Diät bestätigen die Beschränkung auf sanftere Sound-Regionen ebenso wie das (unbewusste?) Zitat des notorischen Tastenriffs von Van Halens 80er-Kommerzstatement „Jump“.

Song Nummer zwei pirscht sich mit Heavy-Rock-Riff heran und wird mit Synthflächen-Kleister angedickt. Die pompös vorgetragenen Worte umfassen das übliche Gefühls- und Seelen-Vokabular – typisch auch der aus sanften Breaks geschraubte Post-Chorus und ein bedächtiges Solo; der Refrain selbst bleibt weniger im Gedächtnis. Zwischendurch verlässt man sich ganz auf Klavierklänge und gehauchten Gesang. Das halbwegs euphorisch gespielte Keyboardsolo über flotten Bassdrum-Rhythmen bringt gen Ende keinen zusätzlichen Drive.

Verheißungsvolles Zischen, schwere Gitarrenakkorde...der Titelsong beginnt tatsächlich ansprechend, und die Klavierakkorde tragen im Verbund zu gediegener Härte bei. Chorgesang und lebendiger Rhythmus halten die Energie aufrecht – die Doppelfußmaschine wird diesmal nicht unzweckgemäß getreten. Da SANDSTONE nicht auf das Abstottern ihres Prog-Pensums verzichten möchten, bremst der Mittelteil auch dieses Lied aus. Der weitere Spannungsaufbau ist vorhersehbar und zu gedehnt, doch zumindest besinnt man sich zeitweilig der anfänglichen Härte. Kommt der Sänger am Ende wieder ins Bild, wird es wiederum ruhig; er käme mit aggressiverer Begleitung stimmlich auch gar nicht zurecht.

Als Ballade angelegt funktioniert „Youth“ besser: die Stimme passt, und der technische Gesichtspunkt des Spiels wird wohlweislich vernachlässigt. Verweilen SANDSTONE in derartigen Melodic-Rock-Gefilden, so gefallen sie am besten. In „Birth of my Soul“ funktioniert dies nicht durchgehend, da mittig platziert die Finger- und Zählübungen erneut Überhand gewinnen. Die simple Melodieauffassung der Gruppe im Zusammenhang mit der gewollten Sperrigkeit führt zu billig und geziert wirkenden Schachtelpassagen. Die Maschine mag geölt sein, doch zu häufig krummgetaktet, und die Notwendigkeit dessen will sich nicht erschließen – aus Angst, der Stilistik nicht gerecht zu werden? Nicht, dass sie nicht kompliziert spielen könnten – es ist ihre Natur einfach nicht, so dass es allein bei „Sunrise“ als fast poppiger, unverkrampfter Nummer am Schluss nichts zu beanstanden gibt – außer den Mangel an Griffigkeit, an dem die gesamte Scheibe krankt.

Sandstone verkörpern einen Sound, aber keine individuellen Songs. Springt man auf diese bekannten Klangmuster an, sollte man eine Hörprobe wagen. Das ist dann aber Ambient, nämlich Tonberieselung an Stelle von Liedern für die Ewigkeit oder wenigstens als temporäre Wegbegleiter.

Das Gerede vom geschmähten Untergrund-Ding des melodischen, instrumental leicht ausschweifenden Rock müsste angesichts der zahlreichen Veröffentlichungen aus diesem Bereich allmählich verstummen. Vielleicht suhlen die Diskursführer sich auch nur zu gerne im eigenen Saft und möchten ihre vorgegebene Geschmackshoheit aufrechterhalten. Dass ein solches Umfeld wenig frische Musik bedingt zeigen SANDSTONE; man kennt das auch aus anderen Genres...Ist der Tellerrand wirklich so hoch?

FAZIT: Einmal mehr wenig Innovation in angemessener Präsentation. SANDSTONE verstehen ihr Handwerk und missverstehen Konzept-Baukästen als originäre Kunst. Oft vernommene Formeln setzen sich zwar fest und vereinfachen Routinearbeit – die Schlüsselmomenten des realen Lebens zu begleiten ist indes größerer Musik vorbehalten. Das hier ist geschmackssicher auf Nummer sicher...

Andreas Schiffmann (Info) (Review 3942x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 8 von 15 Punkten [?]
8 Punkte
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Tracklist:
  • Like A Thought
  • Keep the Faith
  • Looking for Myeslf
  • Youth
  • Birth of my Soul
  • Sunrise

Besetzung:

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Interviews:
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