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WEDGE - Kulturschlachthof Düsseldorf - 23.02.2018

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WEDGE, Düsseldorf 23.02.2018

Support: Bigfoot (Israel)

 

Schon eine besondere Erfahrung, dieser Kulturschlachthof in Düsseldorf-Derendorf. Auf dem Gelände des von 1899 bis zur Insolvenz im Jahr 2002 genutzten Vieh- und Schlachthofs entstand in den Hallen des ehemaligen Fleischbeschauamts und der Freibank, einem Ort zum Verkauf minderwertigen Fleischs, eine Location, die ihresgleichen sucht. 

Nirgends ist der Kontrast zwischen der glitzernden, mondänen Königsallee und den muffigen Hinterhöfen der Landeshauptstadt deutlicher spürbar. Während sich auf Düsseldorfs Prachtstraße die High-Society die Klinken der Cartier-, Tiffany- und Brabusdependancen  in die Hand gibt, treffen sich im Kulturschlachthof die Nachtschwärmer, die den Nonkonformismus zur Religion erhoben haben, um Comedy, Kultur-Events und Liveshows beizuwohnen, die diesen Namen noch verdienen.

Drinnen angekommen habe ich die Gelegenheit, ein spontanes Interview mit David Götz, dem Bassisten / Keyboarder von WEDGE zu führen.

Seinen Anfang nahm die Band vor vier Jahren, als sich drei Freunde und Partygänger in Berlin zusammenfanden, um ein Projekt aus der Taufe zu heben, dass ihren musikalischen Vorbildern Tribut zollen sollte. Man ging in Klausur und schrieb die ersten Titel, die nach und nach als Supportband anderer Acts einem immer größer werdenden Publikum vorgestellt wurden. Nach dem ersten Album „Wedge“ folgten Headliner-Shows, die die Band bis nach Barcelona führten.

Angesprochen auf das Leben im Tourbus erzählt David von kleineren Scharmützeln innerhalb der Band, wenn es um die schnellste Route zum nächsten Gig geht. Ansonsten sind die drei gute Kumpels, die sich auf ihre ausgedehnte Tournee durch Deutschland, die Niederlande, Italien, Spanien und Frankreich freuen.

Gefeiert wird nach den Gigs immer noch, allerdings erklärt mir David mit einem Augenzwinkern, dass ihm langsam klar werde, warum die Headliner, die Wedge früher supportet haben, eine strikt asketische Lebensweise an den Tag gelegt haben.

Mit einem Leuchten in den Augen erzählt David, dass das neue Album „Killing Tongue“ beim Publikum sehr gut ankommt und sich nach den Konzerten entsprechend gut verkauft.

 

Nun wird es aber langsam Zeit, die Party zu starten.

Bigfoot aus Israel eröffnen den Abend, nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Band aus Wigan, England.

Die Formation um den Multi-Instrumentalisten Dor Koren spielt Heavy Psych der durchaus härteren Sorte und hat das Publikum nach den ersten Songs fest im Griff. Koren, dessen Outfit schon in Woodstock hip gewesen wäre, bittet zum Abschluss die Jungs von Wedge zu einer kleinen Jamsession auf die Bühne, die mit lang anhaltendem Sonderapplaus bedacht wird. 

 

Setlist BIGFOOT:

Run+Water

Mirrors

Monster

Who R U

Rose

Dreaming

Surfing Motörhead

Hold On

Jambee

 

Website

  

Die Umbaupause kann erfreulich kurz gehalten werden, da die Berliner ihren Kollegen aus Israel auf der gemeinsamen Tour ihr Equipment zur Verfügung stellen.

WEDGE, die sich nach einem der ersten von Menschenhand gefertigten Werkzeuge, dem Keil, benannt haben, spielen nach eigener Aussage „high energy Rock´n´Roll mit einer Prise Heavy Psych“.

Eine absolut zündende Mischung, denn schon mit dem Opener „Killing Tongue“, dem Titelstück des neuen Albums, nimmt die Sache Fahrt auf. Ein Groove, der an Uriah Heeps „Gypsy“ erinnert, treibende Hammond-Orgel und druckvolle Gitarrenriffs fesseln das Publikum vom ersten Takt an. Kiryk Drewinski tanzt wie ein Derwisch über die Bühne und animiert das Publikum, es ihm gleichzutun.

Die zahlreich erschienene Fangemeinde lässt sich nicht lange bitten und feiert an diesem Abend die Renaissance einer vermeintlich längst vergessenen Spielart des Rock´n´Roll, wobei es den drei Hauptstädtern gelingt, Eigenständigkeit und Kreativität in die Waagschale zu werfen, die sich insbesondere durch mitreißende Improvisationen zeigt.

Zwar gibt es im Publikum ein paar Althippies, denen Wedge mit ihrem kraftstrotzenden Auftritt ordentlich neues Lebenselixier verabreichen, der überwiegende Teil der Partypeople aber ist deutlich unter dreißig, womit bewiesen ist, dass die Band eine Fanbase bedient, die sich in stetigem Wandel befindet und keineswegs überaltert wirkt.

„Makeyerselfree“ besticht durch verschiedenste musikalische Einflüsse und erinnert ein wenig an Tom Petty, ein toller Song, der in einer mitreißenden Version interpretiert wird, ein Highlight des Abends.

„Lucid“ beschließt das reguläre Set, aber da noch niemand so recht nach Hause gehen will, kommen die drei Berliner für ein XXL Version ihres „Never Learn“ noch einmal zurück auf die Bühne. Schlagzeug-, Keyboard- und Gitarrensoli beweisen zum Ende des Gigs noch einmal eindrucksvoll, dass die Band noch lange nicht den Zenit ihres Schaffens überschritten hat.

 

Fazit:

WEDGE liefern in der wohl abgefahrensten Location Düsseldorfs einen bärenstarken Auftritt, der keine Wünsche offen lässt. Diejenigen, deren Herz für handgemachten, erdigen Rock´n´Roll schlägt, sollten Wedge bei nächster Gelegenheit einen Besuch abstatten. Es lohnt sich.

 

Line-Up WEDGE:

Kiryk Drewinski: Lead Gesang, Gitarre
Holger "The Holg" Grosser: Schlagzeug, Gesang
David Götz: Bass, Keyboard, Gesang

Website

Setlist WEDGE:

Killing Tongue

Nuthin´

Computer

´61 SG

Makeyerselfree

Push Air

Who I Am

Tired Eyes

Easy Chair

Lucid

Never Learn

 

Mein Dank geht an Gordeonmusic für die Akkreditierung und an David Götz für den zwanglosen Plausch.

Stefan Haarmann - Stellv. Chefredakteur (Info)

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