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Status Quo, Kansas - Saarbrücken, E-Werk - 21.10.2009

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Saarbrücken, E-Werk, zweiter Tag der Deutschland-Tour der alten Haudegen von STATUS QUO mit den Prog-Legenden KANSAS als Support... und: Ein ebenso enttäuschender Besuch wie bereits einen Tag zuvor aus Münster muss vermeldet werden! 1500 zahlende Besucher meldet der Veranstalter offiziell. Diese Zahl überzeugt mich nicht restlos, denn das hintere Viertel des E-Werks wurde bereits im Vorfeld mit schwarzen Tüchern abgeteilt, was allerdings die großen Lücken im vorderen Bereich auch nicht zu schließen vermochte. Problemlos gelangte man selbst kurz vor Beginn der Show noch in die vordersten Reihen.
Woran mag der dürftige Besuch liegen? STATUS QUO haben eine treue Fangemeinde in Germany und ein Support vom Rang KANSAS' Status Quo, Kansassollte doch solche kleineren Hallen wie das Saarbrücker E-Werk problemlos zum Platzen bringen? Etwas schlauer wird man, wenn man die Seiten des deutschen STATUS QUO Fanforums besucht. Dort mehren sich in den letzten Jahren die kritischen Stimmen, selbst aus der beinharten QUO-Fanfraktion. Auch wenn Letztere sich teilweise recht stimmgewaltig wehren: Immer mehr Fans der ersten Stunden äußern ihren Unmut über die ewig gleichen "Greatest Hits Sets", die sie von ihren Lieblingen alljährlich live präsentiert bekommen. Immer lauter wird der Ruf nach einer schöpferischen Ruhepause für die Boogie-Veteranen.
Völlig klar, dass ich mich jetzt hier an dieser Stelle nicht zu diesem Thema auslassen werde. Das sollten die Fans unter sich ausdiskutieren. Als einen solchen würde ich mich nämlich nicht bezeichnen, auch wenn mich in den 70ern das Album "Blue For You" und Hits wie "Roll Over Lay Down" und der "Mystery Song" schlichtweg aus den Socken gehauen haben. Und auch wenn ich meinen Lederhut vor der Lebensleistung STATUS QUOs zu ziehen bereit bin: Ich bin wegen KANSAS ins E-Werk gekommen...

... und KANSAS 2009 war eine ernüchternde Erfahrung. Was ist nur aus dieser Band, die in den 70ern solche herrlichen Alben wie "Song For America", "Masque" oder "Leftoverture" hervorbrachte, geworden? Welcher Rockfan hat nicht Hits wie "Carry On Wayward Son" oder das unvermeidliche "Dust In The Wind" im Ohr? Seit dem letzten regulären Studioalbum "Somewhere To Elsewhere" (2000) gab es unter dem KANSAS-Branding nur noch Live-Scheiben oder obskure Box-Sets, die wohl in erster Linie die Haushaltskassen der Beteiligten füllen sollten. Ständige Querelen um die Besetzung ließen die Lust der Fans an neuem musikalischem Output zunehmend erkalten. Da schien es 2009 regelrecht ermutigend, als sich David Ragsdale (Violine, Gitarre), Phil Ehart (Drums), Richard Williams (Gitarren) und Billy Greer (Vocals und Bass) als NATIVE WINDOW zusammenschlossen. Und was nun? KANSAS 2009: Sind das NATIVE WINDOW plus Steve Walsh, der wundersamer Weise seine Liebe zur alten Band wieder entdeckt hat? Nachdem er "nie wieder" mit den alten Freunden musizieren wollte? Ach, es ist und bleibt ein Trauerspiel...

KANSAS starteten mit "Fight Fire With Fire" mit erschütternder Trivialität, die man viel eher von FOREIGNER & Konsorten erwarten würde, in ihr Set. Mit solchem glatt gebügeltem Mainstream gewinnt man heutzutage keinen Blumenpott mehr. Es konnte also nur noch besser werden und... es wurde besser. Allerdings konnten filigrane Songs wie "Belexes" und "Point Of Know Return" unter den miserablen Soundbedingungen des E-Werks nicht funktionieren. Die Duelle zwischen David Ragsdales Violine, Steve Walshs Kurzweil-Keyboards und Rich Williams' Gitarren gingen in einem einzigen Soundbrei gnadenlos unter. Wobei wir beim Personal wären: Ausgesprochen gut kamen der Gesang Billy Greers und David Ragdales virtuose Bogenkünste herüber. Auch Phil Ehart war an seiner Schiessbude wieder eine ganz sichere Bank. Dagegen konnte Rich Williams einen Kerry Livgren zu keinem Augenblick vergessen machen. Nun ja, er hat ohnehin immer in dessen Schatten gestanden. Enttäuschend waren vor allem Steve Walshs Gesangseinlagen. Alters entsprechend traf er die hohen Töne nicht mehr so glasklar wie früher. Viel zu oft musste er "pressen", um in die gewünschten Höhen zu kommen. Auch seine Hampeleien waren eher albern - da schaffte es Billy Greer wesentlich besser, die Zuschauer zu animieren.
"Dust In The Wind" durfte natürlich nicht fehlen, das war klar. Aber danach ließen KANSAS die alte Klasse noch einmal ansatzweise erkennen: Das furiose "Down The Road" und vor allem das starke "Portrait (He Knews)" ließen erstmals Begeisterung bei mir aufflackern. Zum Abschluss brachte man noch den ersten Superhit der Band, "Carry On Wayward Son". Doch so sehr man sich auch bemühte: Ernsthafte Forderungen aus dem Publikum nach einer Zugabe gab es nicht. So mussten knapp 45 Minuten ausreichen...
FAZIT: Eine solide Leistung nach schwachem Beginn für die Herren US-Rocker. Allerdings: Ohne Kerry Livgren und in dieser Verfassung sind es einfach nicht mehr "meine" KANSAS.

Status Quo, Kansas


Den alten Witz, "STATUS QUO haben einen einzigen Song geschrieben, aber der war gut", kann ich mir beim besten Willen nicht verkneifen. Ansonsten braucht man zu diesen "Rock-Dinosauriern" nicht mehr viele Worte zu verlieren. Die Bandbreite des Publikums, augenscheinlich zwischen 10 und 70 Jahren, spricht eine deutliche Sprache: Jeder von Rockmusik Infizierte kennt diese Band - jeder kann ihr spontan zumindest ein paar Songs zuordnen. Eine Band, die fast so alt wie die BEATLES ist, aber im Gegensatz zu denen munter bis in heutige Tage durchgerockt hat, erspielt sich einen gewissen "STATUS" ;-)) und der Besuch eines Konzertes nimmt Züge eines sonntäglichen Gangs zur heiligen Messe an: Man weiß ziemlich genau, was einen erwartet... Mit dem kleinen, aber feinen Unterschied, dass der Besuch der Messe [trotz Kirchensteuer] prinzipiell kostenlos ist. Bei Eintrittspreisen von 50,00 Teuro für zwei Bands, die ihre besten Zeiten selbstredend schon des längerem hinter sich gelassen haben, darf man durchaus Kritik anmelden, ob zwei "Greatest Hits Sets" diesen Preis rechtfertigen. 50 Mücken sind in Zeiten zunehmender wirtschaftlicher Schwierigkeiten für so manchen prekär Beschäftigten eine ganze Stange Geld...

Egal, die Begeisterung tat's erst einmal nicht schmälern. STATUS QUO stiegen mit der geballten Kraft von einer ganzen Batterie weißer Marshall-Amps in ihren Set ein. Mit "Caroline" (1973) und "Rain" (1976) wurden gleich zwei herrliche alte Schinken zu aktuellen Nackenbrechern. Leider konnte dieses Niveau mit den eher flachen Nummern "The Wanderer", "Don't Drive My Car", zu dessen Ansage sich erstmals Francis Rossi an die Fans wendete, und "The Beginning Of The End" für meinen Geschmack nicht halten werden. Daran änderte auch ein großes Medley, von den Fans begeistert aufgenommen, letztendlich wenig.
Nun waren die Herren Rossi und Parfitt niemals die großen Filigran-Gitarristen und es wäre mehr als weltfremd, dies nun ausgerechnet 2009 erwarten zu wollen. Die Beiden kamen stets über ihre Power und die ungemeine Spielfreude, aber genau das Letztere fehlte mir an diesem Abend im E-Werk. Auffallend oft gingen sich die beiden verbliebenen Status Quo, KansasGründungsmitglieder bei ihren Solo-Ausflügen aus dem Weg - rockten lieber mit "Rhino" Edwards (Bass), Andy Brown (Keys, Guitar, Harp) oder Matt Letley (Drums). Einzig Andy Brown setzte mit seinen Piano-Einlagen spielerische Akzente gegen die hämmernde Boogie-Front.
Ausgerechnet die uralten Nummern "Pictures Of Matchstick Man" und "Ice In The Sun" gefielen mir mit ihrem psychedelisch angehauchten 60ies-Charme ungemein gut. Was allerdings ein minutenlanges, zudem noch reichlich uninspiriertes Drum-Solo sollte, blieb rätselhaft. Ich persönlich bin der Meinung, das sollten sich Drummer vorbehalten, die zu mehr als einem munteren 4/4-dreschen fähig sind. Phil Ehart von KANSAS wäre so einer gewesen, aber denen fehlte es als Support schlichtweg an der notwendigen Zeit.
Zum Ende der Show, als mit den Knallern "Roll Over Lay Down", "Down, Down" und dem viel bejubelten "Rockin' All Over The World" das Tempo nochmals angezogen wurde, kehrte dann noch einmal so etwas wie Spannung zurück. Nach exakt 90 Minuten verließen STATUS QUO die Bühne, um sich noch zwei Zugaben, darunter das legendäre "Johnny B. Goode"-Medley, abringen zu lassen.

FAZIT: Es war für mich ein zwiespältiger STATUS QUO Gig. Die Power und Spielfreude, die in den 70ern und in den 80ern jedes ihrer Konzerte zu einer schweißtreibenden Angelegenheit machten, fehlten mir persönlich etwas. Vor allem kam mir die Interaktion zwischen Band und Fans etwas zu kurz. Eine fade, altbackene Lightshow tat das Übrige hinzu. Aber: Das Publikum fühlte sich in der Mehrzahl bestens unterhalten und man sah überwiegend zufriedene Gesichter beim Verlassen des Saarbrücker E-Werks... und das zählt letztendlich.

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Die Fotos wurden dankenswerter Weise von PATRICK SPECHT aus dem lothringischen Ernestviller zur Verfügung gestellt. Er ist Administrator des französischen STATUS QUO-Forums "Come Rock With Us - Le Forum Status Quo". Wir bedanken uns ganz herzlich - you rock!

 

Steve Braun (Info)

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