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KING BUFFALO, CHILD und THE MOONSHINE BRAND im „Rare Guitar“ in Münster - Rare Guitar in Münster - 05.07.2019
In einem Bericht über den 5. Juli im Rare Guitar in Münster ist es schwer, nicht ständig musikalische Referenzen á la Hendrix, Doors, Sabbath und Floyd in den Raum zu werfen. Die drei Bands dieses Abends kann man jedenfalls ohne Zweifel dem in den letzten Jahren sehr populär gewordenen Genre des Retro-Rock zuordnen. Um den Bands aber nicht ständig sämtliche übergroßen Urväter dieses Musikstils vorzuhalten, versuche ich ebendiese Vergleiche hier zu vermeiden.
Zunächst lohnt es sich auch, die Location des Abends genauer zu beschreiben, da Konzertgänger nicht unbedingt oft einen Ort mit einer so intimen Atmosphäre antreffen. Das Rare Guitar ist ein Gitarrenladen, der regelmäßig seine Räume für nennen wir es mal Wohnzimmerkonzerte zur Verfügung stellt. Durch diesen Ort, der kurz vor dem Münsteraner Hauptbahnhof zwischen den Gleisen liegt, weht auf jeden Fall der gute Geist des Rock n‘ Roll. Mit viel handwerklicher Eigenleistung wurde hier ein Mikrokosmos geschaffen, der die Gesichter wahrscheinlich aller rockbegeisterten Fans zum Strahlen bringt.
Betritt man den Raum, stechen einem direkt die einschlägigen Devotionalien ins Auge. Die Wände hängen voll von Gitarren jeglicher Couleur, kurz nach dem Eingang, im vorderen Teil des Raumes, befinden sich eine Sofaecke inklusive Mischpult sowie eine Theke und im hinteren Teil ist eine kleine Bühne aufgebaut, auf der die Bands, eingerahmt von etlichen Boxen und Amps, ihr Stelldichein geben. Eine Konzerthalle auf kleinstem Raum sozusagen. Selbstverständlich wird es bei diesen Gegebenheiten vor der Bühne immer ein bisschen eng, vor allem, weil man quasi an dieser vorbeimuss, um zur Toilette zu gelangen. Aber das macht eigentlich nur noch mehr den Charme dieser sympathischen Location aus. Sehr angenehm ist dazu die Möglichkeit, in den Umbaupausen vor der Tür Luft schnappen und in Ruhe ein Bier trinken zu können, ohne irgendwen großartig zu stören.
Kommen wir zurück zur Musik. Eingeläutet haben diesen Abend THE MOONSHINE BRAND, eine noch sehr junge Band aus Bielefeld, die ganz offensichtlich sämtliche Platten ihrer Eltern selber viel gehört hat. Die eingangs erwähnten musikalischen Wurzeln waren auf jeden Fall überdeutlich zu erkennen. Sie waren somit der absolut richtige Einstieg in den Abend und ihre Songs fanden berechtigterweise auch Anklang bei der Audienz. Allerdings müssen sie noch daran arbeiten, die PS wirklich auf die Straße zu bringen, um mal im Terminus unseres Autolobbylandes zu bleiben. Handwerklich betrachtet beherrschen sie ihre Instrumente, doch fehlte dem Auftritt meines Erachtens ein wenig die Dynamik. Daran sollten sie für die Zukunft noch feilen, denn das Potenzial dazu haben sie durchaus.
Weiter ging es nach einer kurzen Pause (draußen beim Bier) mit CHILD aus Melbourne: Heavy Blues Rock par excellence! Ich war sehr angetan davon, mit welchem Druck aber auch gleichzeitig mit wieviel Gefühl die Band ihre Songs präsentierte. Zudem beweisen Bands wie Child, dass die Geschichte des von ihnen bespielten Genres noch längst nicht zu Ende erzählt wurde. Sie führen lediglich auf sehr hohem Level das weiter, was Tony Iommi & Co. (ups, sorry!) einst begonnen haben. Andreas Schiffmann schrieb in seiner Review zum Album ‚Blueside‘, dass Child „der alten Tante eine eigentlich offensichtliche, aber zu selten bemühte Facette abgewinnen, indem sie so starke Blues-Bezüge wie nur wenige andere Gruppen, vor allem einen dezidierten Willen zu ausufernden Improvisationen an den Tag legen“. Gut, ich würde jetzt nicht behaupten, dass mir genau diese Worte während des Gigs in den Sinn kamen, zustimmen muss ich ihm im Nachhinein betrachtet dennoch. Die Australier haben es mir mit ihrem Auftritt jedenfalls sehr angetan und bei mir sämtliche Synapsen wieder freigeblasen. An dieser Stelle muss ich auch nochmals Rare Guitar lobend erwähnen. Der Sound war für diesen Raum erstaunlich gut abgemischt. Die Instrumente kamen klar, deutlich vernehmbar und gänzlich ohne Dröhnen rüber.
Das war auch besonders wichtig für die Hauptband des Abends: KING BUFFALO. Eine Band, die hier auf Musikreviews.de aufgrund ihres leicht aufgekommenen Hypes etwas kontrovers beleuchtet wurde. Deren Album ‚Longing to be the Mountain‘ ist zudem für mein Dafürhalten ein wenig zu schlecht weggekommen. Sei‘s drum, mir gefällt‘s sehr und deren Auftritt hat die Qualität ihrer Platte(n) nochmals ganz dick unterstrichen. Natürlich hat das Trio aus New York vornehmlich Songs ihres aktuellen Longplayers zum besten gegeben. Mittels sehr atmosphärischen, teils psychedelischen Sounds, gepaart mit Stoner-Einflüssen, baut King Buffalo eine bedrohliche Soundwand nach der anderen auf, um diese mit explosiven Gitarren wieder zum Einsturz zu bringen. Auch wenn sich im Laufe des Gigs eine Box verabschiedete und in den Basslagen zum Teil nur noch knarzende Geräusche von sich gab (man möge mir meine triviale Schilderung aufgrund meiner mangelnden Kenntnisse hier verzeihen), war dies nur eine nebensächlich zu betrachtende Störung. Der Auftritt der New Yorker wurde seitens des Publikums verdientermaßen mit den hierfür üblichen Reaktionen quittiert. Nach einer Zugabe war dann dieser durchweg gelungene Abend leider mal wieder viel zu schnell zu Ende.
Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass der Eintritt an der Abendkasse bei sage und schreibe 15 Euro lag? Wer möchte sich da nochmal ein zumeist völlig unpersönliches Konzert in einer der einschlägigen großen Locations inklusive sämtlicher damit verbundener Strapazen antun, wenn man solch intime Gigs für einen Bruchteil der Kosten haben kann?
Darauf noch ein letztes Bier vor der Tür und sich schon jetzt auf‘s nächste Mal freuen.
TIMO SCHAKAU
Alle Bildrechte liegen beim Autor dieses Konzertberichts!