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Exhumed, Cephalic Carnage, In Signum - Hafenklang, Hamburg - 11.10.2011

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Hamburg hat als Millionenstadt ein Manko: Für gute Metal-Gigs in überschaubarem Rahmen gibt es kaum einen vernünftigen Veranstaltungsort. Wäre da nicht das kleine aber feine Hafenklang direkt an der Elbe, das verblüffenderweise der Gentrifizierung irgendwie entkommen ist und inmitten von Touristen- und Yuppie-Kneipen und Restaurants sehr regelmäßig Konzerte veranstaltet, bei denen die Stimmung eigentlich immer für Hamburger Verhältnisse recht ausgelassen ist, will sagen, im Publikum mehr passiert als leichter Applaus-Regen nach einem Song. Gute Voraussetzungen also für ein gepflegtes Old-School-Death-Metal-Konzert und EXHUMED-Fronter Matt Harvey stellt zu Recht mitten im Set fest: „It looks like death metal is alive and kicking in  Hamburg on a tuesday evening.“

In Signum Hafenklang Hamburg liveDienstag Abend ist ein gutes Stichwort, das Hafenklang zum dankenswerterweise pünktlichen Beginn einigermaßen  gefüllt, die obligatorische Lücke vor der Bühne beim Opener IN SIGNUM aber noch recht deutlich. Das Quartett aus Rotenburg/W. überrascht aber mit einer fetten Mischung aus Grind und Tech-Death, die bei aller Saitenraserei gut reinläuft und Spaß macht. Während der Bass-Mann recht unbeweglich dasteht, geht der Rest der Band gut ab, lässt sich aber leider durch einige Spaßvögel im Publikum mehr als einmal aus dem Konzept bringen. Dem Sänger ein Handy unter die Nase zu halten, auf dem „Der Gesang ist Scheiße“ steht, ist erstens nicht nett und zweitens unzutreffend. IN SIGNUM haben Potential und sollten unbeirrt ihren Weg gehen und vielleicht die lustigen Ansagen lassen. Brutalo-Musik und Witzchen gehen zumindest für mich nicht gut zusammen.

Cephalic Carnage Hafenklang Hamburg 2011 liveWomit wir bei CEPHALIC CARNAGE wären, die mir auf Konserve immer zu stressig und zerfahren sind. „Live geht das besser“, meint HARKONNEN-Sänger Phillip noch zu mir, bevor der optisch recht gemischte Haufen aus Colorado loslegt und Phillip sollte Recht behalten. Sie Zeichen stehen auf Grindcore und Sänger Leonard Leal erklärt auch gleich, warum das so ist: „Als Grindcore-Band kannst du machen, was du willst. Und Spaß haben.“ Das trifft den Nagel auf den Kopf und CEPHALIC CARNAGE hacken sich engagiert durch ein Set, das zwischen allen vorstellbaren Musikrichtungen pendelt, als Basis aber immer wieder zu ultraschnellem Gehacke zurückkehrt. Faszinierend ist nicht nur die Redneck-Frisur von Bassist Nick Schendzielos, sondern auch seine brillante Art den Fretless-Bass zu bearbeiten und nebenbei noch mit geschwollenen Halsvenen tiefe Growls abzuliefern. Amüsant ist am Ende des Sets die Black-Metal-Verarschung inklusive entsprechender Maskierung. Insgesamt präsentieren sich CEPHALIC CARNAGE als unterhaltsame Krachbrüder, die einen ausgeprägten Hang zu illegalen Rauchwaren zu haben scheinen, roch es doch in der Ecke mit den Gitarrenkoffern heftigst nach verbranntem Gras.

Mittlerweile ist das Hafenklang gut gefüllt, was  ca. 70 Zuschauer bedeutet, die eine heftige Party mit den reanimierten EXHUMED feiern wollen. Betrachtet man die Bands, die die EXHUMED-Musiker in ihrem Winterschlaf betrieben haben, ist die Liste der überdurchschnittlichen Kapellen verblüffend hoch, ich möchte nur auf UPHILL BATTLE, MURDER CONSTRUCT, INFANTICIDE oder INTRONAUT verweisen. Entsprechend hoch war ja auch die Erwartungshaltung an „All Guts, No Glory“, die nicht enttäuscht wurde, wenngleich die CARCASS-Referenzen deutlich zurückgefahren wurden.

Exhumed Hafenklang Hamburg 2011 live

Optisch geben sich EXHUMED old-school, unter der Jeanskutte, die auch bei zunehmender Hitze nicht abgelegt wird, trägt Lead-Gitarrist Wes Caley ein ausgeblichenes MERCYFUL-FATE-Shirt, Bassist Leon Del Muerte outet sich als alter PRIEST-Fan, während Matt Harvey mit REPULSION die Grind-Fahne hochhält. Der Mob hat eindeutig auf EXHUMED gewartet und geht nach den ersten Tönen des Intros ab, phasenweise etwas derbe für die überschaubare Fläche vor der Bühne, die unbeteiligten Umstehenden geben sich routiniert und helfen der Schlägertruppe wieder freundlich in den Pit zurück, der über verblüffend lange Zeit des Sets am rotieren bleibt. EXHUMED macht der Gig sichtbar Spaß, Band und Publikum sind in kurzer Zeit schweißgebadet und biergetränkt, der bekannte „Gore-Fucking-Metal“-Schriftzug auf der Rückseite der Saiteninstrumente wird entsprechend abgefeiert und Wes Caley sogar ein kurzes Solo ohne Band eingeräumt. Die Geschichte EXHUMEDs reicht bis Anfang der Neunziger zurück und entsprechend ist das Set bunt gemischt, wobei der Schwerpunkt auf dem aktuellen Album liegt und geschickt alte Perlen wie „Limb From Limb“ oder „Goregasm“ eingestreut werden. Nach etwas mehr als einer Stunde meint meine charmante Begleitung noch:  „Ich hab das gar nicht mehr als so ein Gehacke in Erinnerung“, als EXHUMED noch für zwei Zugaben zurückkehren. „The first song from the first LP, that's something, isn't it?“ Ja, ist es und damit geht ein mitreißendes Konzert einer glücklicherweise wiederbelebten Gore-Metal-Institution zuende. Großer Spaß, große Party und CEPHALIC CARNAGE haben mittlerweile rauchwarenbedingt gewisse Koordinationsprobleme am Merch-Stand....

 

Fotos: Friederieke P.

Dr. O. (Info)

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Live-Fotos

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