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Interview mit ORTNIT (27.08.2023)
Und so begab es sich, dass das Dungeon-Synth-Projekt ORTNIT im Jahre 2023 e.v. sein zweites Magnettonband mit dem Titel "Sidrat" feilbot. ORTNIT ist das Projekt von Thomas Helm, nicht zuletzt bekannt als Sänger von Empyrium und guter Geist von Noekk.
Hallo Thomas, und herzlichen Glückwunsch zur Fertigstellung und Veröffentlichung von "Sidrat", ein Album, für das Du Dich nicht nur als Musiker ins Zeug gelegt hast. 22 Kassetten in von Dir selbst gefertigten Holzboxen waren in Windeseile an den Musikliebhaber gebracht. Ein schöner Auftakt…?
Danke! ORTNIT bedeutet mir sehr viel und kann glücklicherweise in Kleinstauflagen erscheinen, was ich mit der Holzkistenedition noch unterstreichen wollte. Mit den letzten Noekk Veröffentlichungen, die wir komplett in Eigenregie verwirklicht haben, hat dieser Weg bereits begonnen, den ich gerne weitergehen möchte, weil es einfach Spaß macht, sinnvolle Beschäftigung und Befriedigung mit sich bringt.
Ohne musikalische oder ästhetische Wurzeln zu kappen, demonstrierst Du auf "Sidrat", dass Dungeon Synth deutlich mehr sein kann als die stete Wiederholung des Altbekannten in allzu naiven und eindimensionalen Tonfolgen, und erwirkst u.a. eine in diesem Genre selten gehörte Dramatik. Hand aufs Herz: Wie oft langweilen Dich Dungeon Synth, Black Metal und überhaupt halbgare Musik? Inwiefern fühlst Du Dich herausgefordert, andere Wege einzuschlagen, und welche besonderen Möglichkeiten bietet Dir ORTNIT neben Empyrium und Noekk?
Ich bin seit dem ersten Mortiis-Album von der weltabgewandten Kauzigkeit und der atmosphärischen Tiefe fasziniert, die sich in guten Platten des Dungeon Synth finden lässt. Die Szene ist ja gewaltig gewachsen und natürlich gefallen mir viele Sachen aus unterschiedlichsten Gründen nicht. Aber ich nenne mal zwei Beispiele aus der Frühzeit des Genres, die das ganze Potenzial schon damals zeigten: Das Mortiis-Debüt mit seinen primitiven Tonfolgen, simplen Harmonien und bis zur Schmerzgrenze repetitiv. Dann das dramatisch-pompöse Wongraven-Album, das handwerklich auf einem anderen Level regiert, aber beide begeistern mich bis heute. Für beide Klassiker gilt: Oft kopiert und oft verfehlt…
Was ORTNIT angeht, ist die größte Herausforderung, instrumentale Musik zu machen, die diesen alten Geschichten gerecht wird und möglichst konkrete Bilder transportiert.
Wie bist Du auf König Ortnit gestoßen und was zeichnet ihn als Namensgeber für Deine Musik aus?
Mein Vater hat mir einst den ersten Band "Deutsche Heldensagen" von Heinrich Alexander Stoll gegeben und ich habe viel Zeit in diesem Buch verbracht. Ihm ist sämtliche Musik unter diesem Banner gewidmet.
Das Kapitel über König Ortnit hat mich wegen des Zwergenkönigs Alberich und der Drachen immer am meisten gefesselt. Es war auch die Geschichte, die ich als erstes anfing zu vertonen, also lag der Name auf der Hand.
Kaum ein Ort scheint mir für eine Präsentation von ORTNITs Musik so passend wie die Nibelungenhalle nebst ihrer Drachenhöhle im Siebengebirge. Kennst Du dieses urige Museum, und welcher Ort würde Dir für solch einen Anlass vorschweben?
Ich kenne diesen Ort nicht, aber es wäre sicher sehr stimmungsvoll, flankiert von Trank und Speise! Vielleicht sollte ich aber einfach einen Stummfilm zusammenschneiden, meine Musik darunterlegen und an Netflix verkaufen!
Zurück zum Black Metal: Deine Vertonung eines Marduk-Klassikers dürfte nicht nur Tastenritter und ihr Fußvolk interessieren. Hast Du bereits nennenswerte Reaktionen darauf erhalten?
Besondere Reaktionen habe ich bisher nicht erhalten, aber ich fand "Echoes From The Past" einen idealen Abschluss für "Sidrat", das komplett der Trauer von Ortnits Witwe gewidmet ist. Es begleitet mich auch schon ewig und ist eine Hommage an Marduk.
Du hast einmal mehr Oytun Bektas von Tir für sein neues Album unter die Arme gegriffen, und als ich es hörte, war ich baff, wie stark der nach Australien ausgewanderte Türke die spezielle Melancholie Empyriums verinnerlicht hat und sie mit Tir auf eigene Weise vertont. Nun hat Markus Stock das Album auch noch gemischt und gemastert, insofern helft Ihr selbst mit, den Traum eines riesigen Empyrium-Fans zu verwirklichen. Ich kann mir vorstellen, dass das Eurerseits mit Dankbarkeit und Verwunderung einhergeht, und auch etwas Entspannendes haben kann…?
Es ist total einfach, mit ihm zu arbeiten, da ich viele seiner Vorstellungen und Ideen teile. Er ist ein echter Freund geworden, der bei unseren Konzerten mit Empyrium in Istanbul allgegenwärtig war, uns die Sehenswürdigkeiten, die coolen Bars und das gute Essen gezeigt hat. Später war er mit seiner Frau in Deutschland und natürlich bei Markus und mir zu Besuch. Mittlerweile ist er mein "Label-Boss", da ORTNIT auf Kassette via Orko Productions erscheint und wir sind trotz der Entfernung Sydney/Augsburg in ständigem Kontakt.
Hab Dank für Deine Zeit & alles Gute mit Deinen Bands und Projekten!
Ich danke Dir!