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Interview mit BRUCE CHERRY (22.11.2024)
BRUCE CHERRY hat mit der Biografie „It Should Have Been Me’ Zoot Money: The Life & Times of a Pop Star Who Should Have Kept His Pants On“ über den Musiker ZOOT MONEY nicht nur dessen bewegte und ereignisreiche Lebensgeschichte aufgeschrieben, ganz nebenbei erzählt er in diesem Buch auch die Geschichte des Rock’n’Roll in London. BRUCE CHERRY nahm sich die Zeit, um mit Muskikreviews.de über ZOOT MONEY zu sprechen. Und dieses Interview hätte auch gerne mehrere Stunden dauern können, so viele Stories und Anekdoten ranken sich um das Leben des Musikers ZOOT MONEY, der mit allen Größen des Rock’n’Roll musiziert und gearbeitet hat, es allerdings leider nie geschafft hat, einem wirklich breiten Publikum bekannt zu werden. Vielleicht hätte er doch besser seine Hose angelassen….
Danke BRUCE, dass Du Dir die Zeit für ein Gespräch genommen hast. Wie bist Du auf ZOOT MONEY aufmerksam geworden, der ja einem breiten Publikum nur wenig bekannt ist?
Ich bin jetzt 72 Jahre alt. Als ZOOT in den 60er Jahren mit seiner BIG ROLL BAND in London auftrat, wurde ich als Jugendlicher das erste Mal auf ihn aufmerksam, kaufte seine Platten im Musikladen und hatte sogar seinen Namen auf meinem Schulranzen. Meine erste Begegnung mit ZOOT ist also schon sehr, sehr lange her. Und ich war schon immer ein Rock'n'Roll-Fan und hatte hier in London eine Firma, die Touren über die Geschichte des Rock’n‘Roll in London angeboten hat. Dazu gehörten natürlich auch Stories und Anekdoten über ZOOT. Und seine Geschichte ist einfach erstaunlich: Er ist wenigen bekannt, sein Name taucht aber auf zahlreichen Alben auf. Und dann bin ich ihm eines Tages auf einem ALAN PRICE Gig persönlich begegnet.
Wann war das und wie kam es dann zu der Idee zum Buch?
Das war ungefähr 2008. Als ich ihn traf, hatte ich noch keinen Gedanken daran, eine Biografie über ZOOT zu schreiben. Aber so entstand der persönliche Kontakt und dann, kurz vor COVID hatte ich die Idee und sagte zu ihm: „Zoot, niemand hat jemals etwas über dich geschrieben. Es wäre vielleicht eine gute Idee, eine Biografie zu schreiben.“ Er war ziemlich erfreut, dass plötzlich jemand über ihn schreiben wollte, aber ich habe ihm gesagt: „Schau, ich bin Historiker, also, wenn ich diese Biografie schreibe, darf es nicht nur so etwas sein wie 'Du hast dies gemacht und das gemacht.' Ich muss eine These haben, ich muss einen Grund für das Buch finden“. Und dann kam mir die Idee, dass die perfekte These eigentlich die war: Hier ist dieser Typ, dessen erstes Hit-Album „It Should Have Been Me“ hieß – aber er war es nie. Und das würde mir auch die Möglichkeit geben, die Geschichte des Rock’n‘Roll zu erzählen.
Was denkst du, was hat ZOOT so attraktiv für all die Musiker gemacht, mit denen er gespielt hat?
Ich denke, wenn man sich ZOOTs Karriere anschaut, waren alle Musiker, mit denen er gespielt hat, die erste Generation von Rock’n‘Rollern, die die Gründerväter des Genres nachahmten und so die gleiche musikalische Ausbildung durchgemachten, mit dem gemeinsamen Nenner ALEXIS KORNER. Die Musikszene in London war in den 60er Jahren recht klein und viele der Musiker haben damals mit ALEXIS KORNER gespielt und danach ihre eigenen Bands gegründet. Der Londoner Stadtteil Soho ist ein sehr kleines Gebiet im Zentrum Londons, aber es war das pulsierende Herz des frühen Rock'n'Rolls, mit Plattenfirmen und den Kellerclubs in denen musiziert und gefeiert wurde. Und mit ZOOT MONEY wollten damals viele Musiker spielen, weil er ein spannender Charakter, ein sehr guter Musiker und großartiger Sänger war. Die Leute hörten seine BIG ROLL BAND Songs und dachten er sei schwarz. Und das war eine Zeit, in der wir keine schwarzen Musiker nach London holen konnten, weil die Musikergewerkschaft keine amerikanischen Bands spielen ließ.
In den 80er Jahren hat ZOOT auch mit PAUL MCCARTNEY zusammengearbeitet. Wie kam es dazu?
Das ist eine sehr gute Frage und ein großes Mysterium. Als ZOOT in London spielte, waren die BEATLES natürlich auch in denselben Clubs unterwegs. ZOOT erzählte mir, dass er mit JOHN LENNON auf einer Party abgehangen hat, und PAUL MCARTNEY erwähnte in der BEATLES-Anthologie, dass er mit ZOOT öfter im Londoner Pub „Bag of Nails“ war. Also waren sie damals offensichtlich alle Kumpels. ZOOT hat auch mehrere Alben mit PAUL MCCARTNEYs Bruder aufgenommen, die PAUL produzierte. Es gibt also definitiv eine persönliche Verbindung. Mir wurde auch erzählt, dass ZOOT auf einem Beatles-Album Klavier spielt, da PAUL dieses Stück nicht spielen konnte. Als ich ZOOT darauf ansprach, bestritt er das allerdings. Also fragte ich meine Quelle und die sagte „Na klar bestreitet er das, weil er eine Verschwiegenheitserklärung unterschreiben musste.“ Sicher ist, dass er LINDA [MCCARTNEY] Klavierunterricht gab. Es gab also eine starke Verbindung zu MCCARTNEY. Für das Album „Mr. Money“, das er für ZOOT produzierte, hatte PAUL die Rechte und er war der Meinung, dass ZOOT für die modernen Interpretationen der Richtige wäre.
In ZOOTs Bands haben ja auch einige Musiker gespielt, die danach sehr erfolgreich wurden.
Ja, hier kann man eine ganze Reihe von Musikern aufzählen, wie der Schlagzeuger COLIN ALLEN, der später unter anderem bei BOB DYLAN oder FOCUS spielte. Und natürlich ANDY SUMMERS, mit dem ZOOT Mitte der 70er Jahre in fünf verschiedenen Bandkonstellationen zusammenspielte. Später traf der auf STING und sie gründeten POLICE. Der Rest ist Musikgeschichte. Viele Musiker, mit denen ZOOT spielte, haben später Karriere gemacht. Nur er nicht.
Was denkst Du, was ist der Grund, dass ZOOT nicht berühmt wurde?
Ich denke, wenn man es auf ein paar Dinge runterbrechen möchte, gab es in jeder Band, in der er spielte, ein bestimmtes Ereignis, wie persönliche Konflikte oder zu viel Alkohol und Drogen, was dann immer zum Ende der Band führte. Und bei ZOOT kam auch viel Pech und falsches Timing dazu. Das Album, das er mit MCCARTNEY machte, kam zum Beispiel in dem Monat heraus, in dem JOHN LENNON erschossen wurde, was das fehlende Interesse von MCCARTNEY an der Promotion des Albums erklären könnte. Er nahm auch ein wirklich gutes Album mit ANDY ROBERTS auf, das sich aber nicht verkaufte, da dessen Veröffentlichung mit der großen Ölpreiskrise von 1973 zusammenfiel. Das führte dazu, dass nicht genug Geld da war, um ausreichend Alben zu pressen. Ein weiteres Problem war, dass ZOOT keinen Manager hatte und alles selbst machen wollte. Dazu Alkohol und Drogen, wodurch er sich letztlich selbst sabotierte.
Das bringt mich auch zu meiner letzten Frage: Der Untertitel des Buches lautet „Das Leben und die Zeiten eines Popstars, der seine Hose besser anbehalten hätte“. Also, was ist die Geschichte mit ZOOTs Hose?
In den 60er Jahren musste jede Band irgendeinen Gag haben, der sie von den anderen Bands abhob, wie HENDRIX, der seine Gitarre verbrannte, oder THE WHO, die ihr Equipment zertrümmerten. Jeder suchte nach irgendeinem kleinen Gag. Nun, ZOOT und die BIG ROLL BAND waren eine wilde Live-Band, die das Publikum in ihre Shows einbezog und eines Tages, einfach so, rutschte ZOOTs Hose auf der Bühne runter, was vom Publikum mit großer Freude aufgenommen wurde. Die waren davon so begeistert, dass er fortan die runtergelassene Hose in seine Auftritte einbaute. Das Problem war, dass dies sein Image eines Bühnenclowns prägte und nicht dessen, was er eigentlich sein wollte: Ein cooler Rockstar und großartiger Musiker und Sänger.
Danke für das wirklich spannende Gespräch BRUCE und die spannenden Anekdoten zu ZOOT MONEY.