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Interview mit Faith Factor (21.03.2009)

Faith Factor
Mit Sänger Ski hat sich eine Legende des US-Metal zurückgemeldet, der mit seiner Stimme immer noch wie in guten alten Zeiten diverse Kuttenträger in Verzückungen geraten lässt. Ob das im Einklang steht mit der inhaltlichen Aussage seiner (nicht mehr ganz so) neuen Band, darüber streiten sich zwar wie früher in der Hochphase des White Metal auch heute wieder die Gemüter, den musikalischen Qualitäten des Debüts "Against A Darkened Sky" tut das jedoch keinen Abbruch. Im Interview gibt sich der kahlköpfige Metal-Prediger insgesamt recht wortkarg, er lässt dann jedoch auch keine Gelegenheit ungenutzt, darauf hinzuweisen, wer für ihn der eigentlich Verantwortliche und Motivator hinter dem Schaffen von FAITH FACTOR ist...

Ski, willkommen zurück in der Metal-Szene und Glückwunsch zum neuen Album!

Danke. Es ist toll, wieder auf der Bildfläche zu sein.

Wie waren die Reaktionen auf das Album bisher?

Lies dir die Reviews doch selbst auf unserer Website durch. Dort kann man die Scheibe auch kaufen. In der christlichen wie normalen Szene akzeptiert man gleichermaßen, was wir propagieren. Ein paar miese Kritiken gibt es auch, aber der Großteil fällt positiv aus.

Was hast Du denn in den vergangenen 20 Jahren seit deinem Ausstieg bei DEADLY BLESSING getrieben?

Nachdem DEADLY BLESSING mich 1988 rausgeworfen haben, weil ich mir den Schädel kahlrasiert hatte, sang ich fortwährend in Bands, wenn man von einer zweijährigen Auszeit absieht, weil mir das Verhalten der Band doch arg wehgetan hat. 1990 kehrte ich zu meiner Rockband ZYGO zurück, um meine Stimme wieder in Form zu bringen. 1992 schloss ich mich ALTERED STATE an, und ein Jahr später stand das Studioprojekt OBLITERATOR auf dem Plan. 2004 zog ich eine Reunion-Show mit DEADLY BLESSING durch, der sich das Keep It True 2005 und das Sword Brothers IV anschlossen. 2006 wurden FAITH FACTOR aus der Taufe gehoben und veröffentlichten die EP "07-07-07" mit drei Songs. Ende 2008 folgte dann das Album, und jetzt spielten wir im Herbst auch auf dem Keep it True. Es läuft also rund für uns!

Faith FactorWas hatte dich nach den vielen Jahren dazu bewogen, wieder intensiv Musik zu machen und eine neue Band zu gründen?

Gott sprach zu mir, als wir in Puerto Rico mit DEADLY BLESSING spielten. Er wies mich an, nicht mehr für mich selbst, sondern nur für ihn Musik zu machen, um wieder Leidenschaft als Metalsänger zu fühlen.

Wie gesagt sollten dich die meisten Underground- und US-Metal-Fans von dem grandiosen DEADLY BLESSING-Album "Ascends From The Cauldron" kennen. Die Namen deiner neuen Mitstreiter waren zumindest mir bisher aber komplett unbekannt. Stelle deine Band doch bitte kurz vor und erzähl mal, wie es zur Bandgründung gekommen ist.

Oh, so um 2000 herum sang ich bei einer Band namens FACTOR FIVE. Joe, Dan, Chris und Jim waren mit an Bord, aber es klappte nicht so recht, weshalb wir uns auflösten. Joe rief mich nach einem Jahr an, erkundigte sich nach mir und meinte, er habe zu Gott gefunden. Ich war überrascht und sagte ihm, dass es mir ebenso ergangen war. Der Herr wollte FAITH FACTOR von mir, eine christliche, amerikanische Power-Metal-Band. Ich fragte Joe, ob er dabei sei, er bejahte, und so trommelten wir den Rest zusammen. 2006 stand die Besetzung mit fünf Musikern und davon drei Gitarristen - FAITH FACTOR waren geboren. Das Line-Up auf EP und Album ist das selbe: Ich, also Norm "Ski" Kiersznowski, Blaine "Priest" Booth an der Leadklampfe, Chris "Moe" Matusieski als weiterer Leadgitarrist und Keyboarder, Basser Joe "Slayer of Darkness" Mangham und Dan "Karaoke Kid" Jefferson hinter den Kesseln.

Warum ist Gitarrist Jim Alessi jetzt nicht mehr dabei, der früher ja auch mal bei DEADLY BLESSING gespielt hat und auch im ersten Line-Up von FAITH FACTOR aufgetaucht ist?

Jim ist ein klasse Typ und sprang bei der DEADLY-BLESSING-Reunion für Tony Sgro ein. Er war zwar Gründungsmitglied von FAITH FACTOR, entschied sich jedoch zu Gunsten seiner Coverband, uns zu verlassen und anderer Leute Songs für gutes Geld nachzuspielen und reich zu werden.

Wie läuft das Songwriting bei euch ab? Wer schreibt die Musik, wer die Texte?

Faith FactorJoe und Chris komponieren und spielen Blaine, Dan und mir die Songs dann vor. Wir beten dann gemeinsam zu Gott um herauszufinden, welche Worte er dazu hören will. Der Rest kommt von Gottes Gnaden, und für die Texte bemühen Blaine und Joe mit mir die Feder.

Ihr habt vor anderthalb Jahren bereits in Eigenverantwortung eine EP herausgebracht, die nicht viele Leute kennen dürften und die wohl auch nur noch schwer zu finden ist. Warum haben die 3 Songs der EP es nicht auf das Album geschafft? Waren diese im Nachhinein nicht gut genug?

Die Stücke waren eigentlich nur zur Bewerbung bei verschiedenen Plattenfirmen sowie für Fans gedacht, die so einen Eindruck davon bekamen, was sie von uns zu erwarten hatten - und so schwierig ist es nicht, sie zu kriegen: Schau mal auf unserer Website vorbei.

Ihr seid bekanntlich streng gläubige Christen. Ist das eine unabdingbare Voraussetzung, um bei Faith Factor spielen zu dürfen?

Ohne Gott gäbe es FAITH FACTOR nicht, denn er hat uns zusammengebracht. Wir versprachen ihm, ihn bei allem hervorzuheben, was wir tun. Wenn wir ihm ehrlich und treu gegenüber bleiben, wird er unseren Herzenswunsch erfüllen - nämlich Power Metal zu spielen, um Gott den allmächtigen Schöpfer zu preisen.

Würdest du eure Musik als White Metal bezeichnen, oder findest du das unpassend?

Ja, White Metal, christlicher Metal, spiritueller Metal, heiliger Metal - all das gilt für uns und wir akzeptieren es demütig.

Zumindest einige Fans, die in erster Linie an der Musik, aber weniger an den Texten interessiert sind, empfinden den letzten Track auf "Against A Darkened Sky" namens "Sinner Prayer", der eigentlich eher ein Gebet als ein Song ist, als zu aufdringlich. Ich halte ihn auch für ziemlich unpassend und zu missionarisch für eine Musik-CD. Warum habt ihr diesen als Abschluss gewählt?

Chris schrieb die Musik, und als ich das Stück zum ersten Mal hörte, bekam ich von Gott die Anweisung, die Fans damit einzuladen, ihm und mir zu folgen. Schade, dass du es zu aufdringlich findest, doch es musste sein, denn darum geht es uns - wir möchten Jünger finden. Wähle den Pfad des Glaubens und nimm die Metal-Mission an.

Wie intensiv gehst du deinem Glauben außerhalb der Musik nach?

Faith FactorIch praktiziere ihn sieben Tage die Woche und 24 Stunden am Tag, bereits beim Aufstehen morgens - und die anderen halten es genauso.

Hast Du Probleme damit, mit anderen Bands aufzutreten, etwa bei einem Festival, die euren Glauben nicht teilen oder gar Black Metal spielen?

Nein, ich würde mit jedem, überall und jederzeit spielen.

Bei uns in Deutschland habt ihre euer Live-Debüt bereits hinter euch. Erzähl mal, wie euer Auftritt auf dem Keep It True XI gelaufen ist.

Das war mein dritter Gig bei euch. Ich sehe es gerne als mein zweites Zuhause an, und wir standen mit Flotsam And Jetsam, Girlschool sowie Nasty Savage gemeinsam auf der Bühne. Es war unglaublich, und wir können es kaum erwarten, wiederzukommen. Wenn man die Kritiken liest, sind wir wohl gut angekommen.

Bestand die Setlist nur aus neuen Stücken, oder habt ihr auch Klassiker aus Deadly-Blessing-Zeiten verwendet?


Wir haben alles von der EP gebracht, zwei Lieder des neuen Albums und als Rausschmeißer "Deliver Us From Evil" von Deadly Blessing. Die Leute sind ausgeflippt - alle haben gejohlt und eine Zugabe verlangt, aber wir hatten keine Zeit mehr.

Wie unterscheiden sich FAITH FACTOR stilistisch von den früheren DEADLY BLESSING?


Ich denke, DEADLY BLESSING waren ein bisschen thrashiger, schneller und progressiver.

Hat sich deine Stimme aus deiner Sicht seit damals verändert?

Mit dem Alter ist sie tiefer geworden, und ich bekam schon Angst, ich könnte die hohen Töne nicht mehr treffen. Dank Gott kann ich es aber noch - zumindest vorläufig. Meine mittlere Tonlage habe ich nie gemocht, aber mittlerweile hab ich auch das drauf.

FFBei der Beschreibung deines Gesangs wurden oft solch unterschiedliche Namen wie etwa Rob Halford oder auch John Arch genannt. Hast Du irgendwelche Vorbilder oder wen würdest Du als Einfluss für dich bezeichnen?

Als ich zu singen anfing, waren meine Idole Steve Perry, Dennis DeYoung, Steve Walsh, dann Paul Stanley, David Lee Roth, dann als ich älter war Halford, Dickinson, und Tate. Halford war jederzeit mein Favorit. Ich sang in Coverbands und versuchte, wie meine Idole zu klingen. Ich höre den Halford-Vergleich sehr oft und fühle mich sehr geehrt, mit dieser Metal-Legende verglichen zu werden. Den Vergleich mit Jon Arch habe ich nie gehört, aber er ist ein unglaublicher Sänger, ich liebe seinen Gesang.

Vor ein paar Jahren kam über Hellion Records mit "An Eye To The Past" eine Compilation mit altem und teils unveröffentlichtem DEADLY BLESSING-Material heraus. War die Band an dieser Veröffentlichung in irgendeiner Art beteiligt und hattet ihr Einfluss darauf?

Ja, wir waren alle daran beteiligt. Es sollte der Promotion dienen, als wir auf dem vierten Keep It True spielten. Deshalb durchstöberten wir unser Demoarchive und alte Studioaufnahmen. Nick Douglas hat alles zusammengestellt und abgemischt. Wir arbeiteten parallel an der neuen DEADLY-BLESSING-Platte, weshalb alles ziemlich hektisch ablief. Die Bilder stellten wir auch alle zur Verfügung, und Jürgen von Hellion Records hat mit dem Endprodukt einen ausgezeichneten Job erledigt.

Einige Altfans hofften insgeheim auf eine dauerhafte Reunion, als Ihr auf dem Keep It True IV gespielt habt. Ihr wurdet überaus enthusiastisch aufgenommen, aber warum habt ihr eure Zusammenarbeit nicht fortgesetzt?


Zum Swordbrothers-Festival hatten wir ein Demo mit vier neuen Stücken fertig, das ich einigen Leuten vorspielte. Sie fanden es okay, aber nicht so gut wie die alten Tracks. Alle Mitglieder von DEADLY BLESSING haben sich anderen Musikrichtungen gegenüber geöffnet, was sich auch in den neuen Songs zeigte. Ich mochte die musikalische Marschrichtung nicht und tat gut daran, meinen Hut zu nehmen.

Steht ihr noch miteinander in Kontakt? Sie haben ja einen neuen Sänger - kennst du ihr aktuelles Material?


Ich treffe sie beim Proben, denn wir nutzen den gleichen Raum. Sie nehmen ihr neues Album mit Stephen Childs auf, dem die Bude gehört. Steve ist ein Pfundskerl und ebenfalls ein wiedergeborener Christ. Ich empfahl ihm, den Bandnamen zu ändern, den Sound, den Sänger Faith Factorund so weiter... Nick (Mitchell) verdient sich seine Brötchen in einer Covertruppe, solange Doro nicht durchklingelt und seine Dienste beansprucht.

Wie sehen die Zukunftspläne von FAITH FACTOR aus? Werdet ihr regelmäßig mit neuer Musik vorstellig?

Das Songwriting für die kommende Scheibe "The Wrath That Is To Come" hat begonnen. Wir touren in den Staaten, so oft wir können - in Clubs, Bars, Hallen und Kirchen, sowie bei Gebetsversammlungen. Wir buchen die Auftritte und regeln die Abläufe selbst. Das wird den Rest des Jahres beanspruchen, und danach sehen wir weiter.

Jetzt sind wir erstmal noch auf einer LIZZY BORDEN-Tribute-CD vertreten, die demnächst rauskommt. Und wir sind kürzlich auch gefragt worden, ob wir an einem CRIMSON GLORY-Tribute mitmachen würden. Außerdem habe ich gerade bei einer Band aus Norwegen namens TOMORROWS OUTLOOK ausgeholfen, und vermutlich werde ich auch noch ein Duett mit Graham Bonnett von ALCATRAZZ einsingen.

Klingt nach einer Menge Arbeit, dafür wünsche ich dir viel Erfolg.

Alles klar, Metal-Bruder - weiter voran und in den Himmel... Metal Blessings!
Lars Schuckar (Info)
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