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Interview mit Soulfly (14.03.2009)

Soulfly

Am 2.3. spielten SOULFLY im Rahmen ihrer Europatour zusammen mit INCITE und SKY BLEEDS BLACK in Wiesbaden im Schlachthof. Trotz der 14 Stunden langen Fahrt von Wien nach Wiesbaden stand der Bassist Bobby von SOULFLY unserem Musikreviews.de-Mitarbeiter René Pickhardt Rede und Antwort auf Fragen zum aktuellen Album CONQUER und den sonstigen Ereignissen um SOULFLY herum.

CONQUER wurde zur gleichen Zeit wie INFLIKTED geschrieben. Ist das nicht irgendwie verrückt und übermutig?

Soulfly - ConquerDas war hauptsächlich Max Leistung. Er arbeitete schon eine ganze Zeit an den Sachen für INFLIKTED. Es war ca. ein Monat, bevor wir CONQUER begonnen haben. Es war für uns schon ein wenig seltsam. Doch wir hatten eine Menge Songs, die umherschwirrten. Außerdem war vieles von INFLIKTED schon lange Zeit vorhanden. Aber ich denke, das Album von CAVALERA CONSPIRACY und unseres wurden verdammt gut, genauso wie es sein sollte.

CONQUER und INFKLIKTED haben sich nach eurer Aussage gegenseitig beeinflusst. Kann man das eine Album ohne das andere überhaupt verstehen?

Ich weiß das ehrlich gesagt gar nicht so genau. Lass uns doch mal CONQUER mit DARK AGES vergleichen. Unsere neue Platte ist viel heftiger und brutaler als DARK AGES. Sie ist viel gradliniger. Sie ist nicht mehr so stimmungsvoll mit dem ganzen Ambiente und den Tribals. Einfach viel mehr Metal und viel mehr Solos. Insofern denke ich, dass die Alben sich gegenseitig vervollständigen. Beide Alben sind einfach zeitgemäß. Viel besser, als wenn wir rausgegangen wären und irgendwelche Songs geschrieben hätten. Es ist so passiert und wir haben das einfach so gemacht.
 
Igor soll später wieder Drums für SOULFLY einspielen?

Ja, ich denke das wäre total geil. Als Gastmusiker wäre das super cool. Das Problem ist nur, dass er immer sehr beschäftigt ist. Er hat viel zu tun als DJ und ist viel unterwegs.

Warum drei Bands? Also SOULFLY, SEPULTURA und CAVALERA CONSPIRACY? Was ist der Unterschied zwischen diesen ganzen Bands?

Naja, Max und Igor sind nicht mehr zusammen bei SEPULTURA, somit werden das wohl erst mal zwei Bands sein. Bei SEPULTURA spielen jetzt zwei Leute, die nicht von Anfang an in der Band waren. Die beiden und SEPULTURA haben sich weiterentwickelt. Jetzt gibt es CAVALERA CONSPIRACY und das ist ein Projekt, was wieder mehr so tickt, wie Max und Igor schon immer getickt haben. Es ist wirklich toll, dass die zwei nach all den Jahren wieder zusammen arbeiten. Das sollte man nicht unterbrechen. Aber das würde weder bei SOULFLY noch bei SEPULTURA funktionieren. Vermutlich braucht man deswegen drei Bands.

Aber Max macht doch für SOULFLY das meiste Songwriting?

Wir kommen alle mit tausenden von Ideen ins Studio. Dann sitzen wir zusammen und probieren rum, was wirklich gut zusammenpasst.  Dann nehmen wir die Sachen auf und ein paar Tage später setzen wir uns an die Lyrics.

Überall kann man lesen, dass das Album sehr natürlich entstanden ist, was genau bedeutet „natürlich“ in diesem Kontext?

Soulfly - Bobby BurnsDas ist das, was ich vorher gesagt habe. Das Album ist so entstanden, wie es ist. Es ist einfach passiert. Wir haben es so gemacht, wie es uns in den Kopf kam. Wir haben nicht gesagt, der Song muss härter oder so sein. Wir haben es einfach gemacht. So war das cool.

Wie kommt es, dass kein Song auf eurem neuen Album den Titel CONQUER trägt. Für gewöhnlich habt ihr immer einen Titel, der so wie das Album heißt.


Oh ja, das stimmt! Unsere Titel stehen nicht fest, bevor wir sie final aufnehmen. In dem Sinne machen wir keine Konzeptalben oder so etwas. „Unleashed“ haben wir zum Beispiel immer nur „Wall Of Death“ genannt. Der Song hatte etwas, was uns daran erinnert hat und erst als wir ganz zum Schluss die Lyrics darauf gepackt haben, wurde der Titel zu „Unleashed“ geändert. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, warum es keinen Titel gibt, der CONQUER heißt. Ich vermute mal, wir brauchten keinen!

Sehen eure Fans das auch so, dass der Song nach einer Wall of Death schreit?

Wir forcieren es zum Teil, indem wir bei den Songs einen Break-Down machen. Allerdings kommt es zum Teil auch von alleine. Bei einem der ersten Gigs, als wir den Song gespielt haben und ihn noch keiner wirklich kennen konnte, entstand aus dem Pit ohne unsere Hilfe eine Wall of Death. Das war unglaublich! Wir standen auf der Bühne und konnten nicht begreifen, was gerade passiert. Die Platte war gerade draußen, wir dachten den Song kennen die Leute noch nicht mal. Das war echt toll!

Ihr sagt bei einem Gig ein Moshpit zu sehen ist mit das Beste. Wie schaut es mit der Verantwortung aus?

Bis jetzt war alles OK auf dieser Tour! HAHAHA. Manchmal wirst du ein bisschen nervös. In unseren Pits wird es schon mal ganz schön brutal. Da fühlt man sich auf jeden Fall bis zu einem gewissen Punkt für verantwortlich. Natürlich nicht, wenn irgendein Idiot einfach nur kommt und sich prügeln will. Aber so lange jeder jedem hilft denke ich, dass das alles schon gut so ist. Manche Besoffenen machen das leider nicht.

Man liest, dass ihr von Europa unter anderem deswegen so begeistert seid, weil hier das Publikum solche Sachen wie „Wall Of Death“ macht. Machen die Amerikaner das nicht?


Amerika ist, was Musik bzw. Musikszene angeht, ziemlich kaputt. Wall Of Death machen ein paar Hardcorefans. Also ist das nichts für amerikanische Metaller. Europa ist so geil, weil dort so viele Leute von verschiedenen Musikrichtungen zusammen bei einem einzigen Konzert stehen. Da steht ein Hardcoreler neben einem Kuttenträger mit Lederhose und beide mögen SOULFLY und sind gemeinsam auf dem Konzert. In Amerika wäre das unvorstellbar, dass die im gleichen Pit wären. Das funktioniert bei uns nicht. In USA würden entweder die Hardcorler oder Metaller Oberhand gewinnen. Wenn wir da eine Wall Of Death bauen würden, stünden sich die verfeindeten Gruppen gegenüber und würden einander nur verletzen wollen.

Zurück zu CONQUER. Auf dem Albumcover habt ihr 6 Waffen und ihr hattet zuvor 6 Alben…

WOW! Das habe ich selbst noch nicht realisiert.

Auf eurer Homepage steht „If you conquer your fear you conquer your life and death“ wie ist das zu verstehen?


Wenn du deine Angst in den Griff bekommst…. Weißt du, viele Leute haben Angst vor Krankheiten oder dass sie sterben, wenn du diese Angst in den Griff bekommst, dann kannst du endlich anfangen zu leben und tun, worauf du Lust hast! Somit machst du einen großen  Schritt in Richtung Menschsein.

Euer Label vergleicht die Platte mit „Braveheart“. Ihr vergleicht sie aber mit „300“ oder „Gladiator“. Was stimmt denn nun?

Das passt alles schon irgendwie. Es geht ja viel um Krieg.

Woher kommt das eigentlich?

Wie ich es schon gesagt habe. Wir schreiben unsere Songs nicht nach einem Konzept. Wir schreiben sie der Musik wegen, danach gucken wir was drüber passt. Somit hat sich das einfach so ergeben. Es gibt so viele Sachen, die in der Welt zur Zeit kriegsmäßig passieren, so dass solche Themen zwangsläufig mal auf einem Album erscheinen mussten. Du musst wissen, SOULFLY schreiben Songs nicht für die Texte, sondern für dSoulfly - Max Cavaleraie Musik. Wir sind eine Musikband und keine Dichter! Wir nehmen unsere Musik richtig ernst. Wir wollen aber, dass die Leute eine gute Zeit haben, wenn sie auf unsere Konzerte kommen. Diese 90 Minuten sollten im Sinne von Feierabend und Freizeit stehen.

Andy Snipe, der auch schon MACHINE HEAD und ARCH ENEMY Alben produziert hat, hat eure Platte gemischt. Warum tourt ihr nicht mit diesen Bands, sondern mit einer relativ unbekannten Band wie INCITE?

Naja, wir sehen die Jungs von den großen Bands alle im Sommer auf den ganzen Festivals. Das Planen einer Tour ist wirklich komplex. Da muss jeder Zeit haben. Viele Bands nehmen sich auch gerne viel Urlaub. Wir machen das nicht, wir touren oder komponieren oder nehmen auf. Somit ist es halt echt hart, mit unseren Freunden wie SLIPKNOT Termine zu koordinieren. Die Sommerfestivals sind deshalb so eine großartige Sache, da man dort jeden trifft.

Max hat gesagt, dass er mit CONQUER an dem Punkt ist, an den er mit SOULFLY immer kommen wollte. Heißt das für die Fans, dass ihr jetzt auf dem Höhepunkt seid?

Oh das ist schwer zu sagen, das einzige, was wir garantieren können ist, dass unsere Musik immer das sein wird, was wir einfach gerne machen möchten! Es wird wahrscheinlich noch brutaler und extremer werden. Vielleicht auch etwas schneller

Während ihr komponiert, tunet Max seine Gitarre runter, aber nicht drop D, sondern nach Gefühl so, dass es gut klingt.

Viel schlimmer ist, dass Max sich nicht mal aufschreibt, wie er seine Gitarre tunet. Unsere Techniker im Studio müssen dann später rausfinden, wie die Gitarre gestimmt wurde. Das ist schon ein wenig ineffizient. Aber das ist in den Demophasen, wenn Max bei sich zu Hause rumspielt. Danach hört man sich das an und denkt sich, wie ist diese Gitarre bloß gestimmt? Diese Art von Stimmung kenne ich gar nicht, ist das A, B, Z? Wir wissen das nie so genau. Dann übertragen wir das ganze auf A, B oder D - die drei Tonlagen, in denen wir spielen. Manchmal lassen wir die Songs auch so, wie Max sie komponiert hat, aber nur, wenn es nicht zu weit von A oder so weg ist.

CONQUER wurde in Ägypten aufgenommen?

Nein, wir haben das Album schon bei uns zu Hause in Florida in meinem Studio aufgenommen. Es ist aber definitiv richtig, dass Max da unten war und Straßenmusiker getroffen hat. Die Scheibe ist also voll von ägyptischen Einflüssen. Zum Beispiel ist Max runter an den Nil gefahren und hat dort Straßenmusiker getroffen und sich inspirieren lassen. Nachdem wir das Album in Florida aufgenommen haben, sind wir noch einmal runtergeflogen und haben mit diesen Musikern aufgenommen. Die können das einfach am besten. Ein bisschen ist es wie damals in Russland. Man läuft umher und dann sieht man jemanden, der spielt, und denkt sich „Boah, das ist ja echt gut“. Jetzt nimmt man die typischen Instrumente dieses Landes. Oftmals können nur ganz wenige Menschen diese Instrumente spielen und das macht es halt sehr spannend. So lange Max Musik macht, schaut er sich immer nach solchen Sachen um, das ist etwas, was uns total wichtig ist…

Wie funktioniert das mit den ganzen exotischen Instrumenten bei einem Live-Gig von SOULFLY?

Soulfly - Marc RizzoGar nicht! Aber in keinem Song waren solche Elemente jemals zu dominant. Somit kann man bei einem Konzert auch darauf verzichten. Man vermisst es dann nicht unbedingt. Es ist mehr so für das Ambiente, das man auf einem Konzert durch ganz andere Dinge hat. Wir könnten es natürlich über Tape einspielen. Doch ich denke, das wäre für SOULFLY unmöglich. Wir sind eine Live-Band!

Seid ihr in Brasilien eigentlich Helden?

Ich habe keine Ahnung. Ich war da noch nie. Max war da auch seit Jahren nicht mehr. Wir können da nicht hingehen, um zu zocken, da die lokalen Organisatoren es nie auf die Reihe bekommen. Wir versuchen seit über sechs Jahren einen Gig in Brasilien zu starten, aber es gelingt uns einfach nicht.

Max hat seine Brasiliengitarre euer Bühnenbild hat viele Flaggen.

Max ist sehr stolz über seine brasilianische Herkunft. Er ist Brasilianer. Das ist, wo er aufgewachsen ist. Aber SOULFLY ist eine amerikanische Band. Wir sind dort gegründet worden, dort gewachsen. Es sind einfach seine Wurzeln.

Noch eine Spaßfrage: Habt ihr einen Namen für die Dreadlocks von Max?

HAHA, wir sollten uns wirklich mal einen ausdenken!

Was willst du den SOULFLY Fans aus Deutschland noch mitgeben?

Wir lieben es hier. Deutschland ist so super! Unsere Tourbusse kommen aus Deutschland. Unser erster Schritt nach Europa ist immer Deutschland / Frankfurt und zurück auch. Wir lassen unser Equipment hier. Wir haben das Zeug immer in Frankfurt in einem Container eingelagert. Wir nehmen immer den gleichen Busfahrer. Man isst gut in Deutschland, jeder ist total cool drauf. Es ist einfach großartig, deswegen kommen wir so gerne hierher. Die Gigs sind immer total krass. Nach Deutschland kommen, ist wie nach Hause kommen! Eure Festivals sind so großartig, es ist einfach riesig.

<span style="font-style: italic;">René Pickhardt</span>

Gast-Rezensent (Info)
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