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Interview mit Seventh Circle (10.03.2009)

Seventh Circle

Adam Pederson hat mit seinem Projekt SEVENTH CIRCLE und dem in Eigenregie veröffentlichten Debüt ein sehr persönliches, berührendes Album vorgelegt. Mehr noch, “The Struggle” ist ein ungewöhnliches Kunstwerk, das sich deutlich von der Masse abhebt. Grund genug also, einmal mit dem Komponisten zu sprechen.

Adam, erstmal möchte ich Dir zu “The Struggle” gratulieren, ein großartiges Album! Du hast aus verschiedensten Einflüssen einen einzigartigen, aber doch einheitlichen Sound kreiert, den man schwer in eine Schublade packen kann. Wie würdest Du selbst Deine Musik jemandem beschreiben, der sie noch nicht gehört hat?

Erstmal möchte ich Dir für das tolle Review danken, ich freue mich, dass Dir das Album gefällt. Wenn ich jemandem den Sound von SEVENTH CIRCLE beschreibe, sage ich normalerweise, dass es sich um dunklen, melancholischen Progressive Rock handelt, mit Elementen aus klassischer Musik und Filmsoundtracks. Obwohl das keine wirklich kurze Definition ist, beschreibt es meiner Ansicht nach den Gesamtsound dieses ersten Albums recht gut.

Was bedeutet der Name SEVENTH CIRCLE für Dich?

Um ehrlich zu sein, der Name hat eigentlich keine wirkliche Bedeutung für mich. Ich bin einfach eines Tages darüber gestolpert und fand, dass es cool klang. Ich beschloss vor fast acht Jahren, dass dies der Name sein würde, den ich für mein Projekt benutzen wollte. Davor hatte ich ein paar andere Ideen, aber nichts erfasste wirklich, was ich machen wollte. Ich denke, der Name passt bisher gut zur Musik, gleichzeitig ist es aber auch etwas, das noch musikalisch wachsen und sich entwickeln kann.

Viele der Sounds und Instrumente auf “The Struggle” entstammen dem Computer. Gleichzeitig klingt Deine Musik aber sehr organisch, und Du verwendest hauptsächlich Klänge von echten, klassischen Instrumenten. Deshalb würde mich Dein musikalischer Werdegang sehr interessieren. Bist Du den üblichen Weg gegangen und hast zunächst irgendein Instrument gelernt, oder kommst Du aus der anderen Ecke der Sequencer und Computer?

Ich habe mit dem Keyboard angefangen, damals 1997. Ich kaufte mir einen Yamaha Synthesizer und fing einfach an, damit herumzuspielen. Ich habe erst ca. 2001 die Möglichkeiten entdeckt, die Computer zu bieten haben. Bis dahin benutzte ich einen Vierspur-Rekorder und machte diverse Demos, aber ich fühlte mich dabei immer eingeschränkt. Sobald ich damit anfing, den Computer für meine Musik zu nutzen, eröffnete das ganz andere Möglichkeiten, kreativ zu sein und Songs zu komponieren und zu strukturieren. Seitdem lerne ich ständig neue Wege kennen, Musik zu machen und bin nun an einem Punkt, wo ich ca. 90 Prozent des Komponierens am Computer erledige, ganz ohne ein Klavier oder Keyboard. Ich benutze aber ab und zu ein Klavier, um Akkordstrukturen auszuarbeiten, oder ähnliches.

Deine Songs sind sehr atmosphärisch und vermitteln verschiedene Stimmungen, immer sehr passend zu den Texten. Wie schreibst Du Deine Songs, beginnst Du mit den Texten oder der Musik?

Im Allgemeinen fange ich mit irgendeiner Melodie oder einer Akkordfolge an und baue den Song darauf auf. Normalerweise denke ich bis zum Schluss nicht über Gesangsmelodien oder Texte nach. Die Musik für “The Struggle” hatte ich über einen Zeitraum von fünf Jahren komponiert, bevor ich irgendeinen Text geschrieben habe. Nachdem ich entschieden hatte, was das Thema des Albums sein würde, entstanden die Texte und Gesangsmelodien ganz natürlich. So wusste ich, dass ich auf dem richtigen Weg war, und dies das Album sein würde, welches ich machen musste. Es fiel mir früher immer wirklich schwer, Texte zu schreiben, deshalb war es schön zu sehen, dass sie mir diesmal regelrecht zuflogen.

Seventh Circle - Adam Pederson“The Struggle” ist ein sehr persönliches Album, Deinem verstorbenen Großvater gewidmet. Ihr beide müsst eine sehr besondere Beziehung gehabt haben.

Mein Großvater und ich standen uns mein ganzes Leben lang sehr nahe. Er war ein großartiger Mann, er war immer für mich da und hat mich niemals enttäuscht. Heutzutage ist so etwas nicht mehr alltäglich, denke ich, zumindest nicht in meinem Leben.

Wusste er von Deiner Musik, und dass Du an Deinem ersten Album gearbeitet hast?

Er wusste, dass ich Musik mache, aber um ehrlich zu sein, wir sprachen nie viel darüber. Ich meine, er hatte eine Liste in seiner Werkstatt mit dem Titel “Die 20 größten Songs aller Zeiten”, und an erster Stelle stand “Somewhere Over The Rainbow” aus “The Wizard Of Oz”. Er hätte also meine Art von Musik sicher nicht gemocht oder gar verstanden.

Du hast mehrere Jahre an den Songs gearbeitet. War Dir von Anfang an klar, dass es ein Konzeptalbum werden würde, welches sich mit dem Tode Deines Großvaters auseinandersetzen würde?

Während der sechs Jahre Enstehungszeit dieses Albums hatte ich eigentlich keine Ahnung, was das Konzept sein würde, bis etwa Februar 2007. Das war vier Monate, nachdem mein Großvater verstorben war, und ich arbeitete an dem Album, als es mich plötzlich traf. Es machte alles einen Sinn, und kurz darauf begann ich, an den Arrangements, den Konzepten und Songtiteln zu arbeiten, dann an den Texten. Vorher wusste ich nicht genau, um welches Thema es sich handeln würde, um ehrlich zu sein, kann ich mich gar nicht genau erinnern, welche Ideen ich hatte. Es war, als ob alle anderen Ideen in dem Moment verschwanden, als ich mich auf “The Struggle” festlegte.

Mein Eindruck ist, dass Du auf diesem Album nicht nur einfach Deine Gefühle offenbarst, sondern auch brutal offen über Dinge sprichst, die uns normalerweise schwer fallen oder unangenehm sind. Dafür hast Du all meinen Respekt, denn letztlich kann wahre Kunst nur erreicht werden, wenn man wahrhaftig und ehrlich Themen behandelt, die einem persönlich wirklich wichtig sind. Aber hattest Du nie Zweifel, wie weit Du gehen solltest, und wie hat Deine Familie darauf reagiert?

Ich habe ganz zu Anfang entschieden, dass ich die Geschichte so erzählen will, wie ich und die Menschen, die mir am nächsten sind, sie gesehen haben. Es gibt einige Punkte, die unangenehm sind, und definitiv steckt einiges an Wut und Aggression in Teilen der Texte, aber es zeigt, wie ich oder andere Beteiligte damals empfunden haben. Es war schwierig, so ehrlich darüber zu schreiben, aber ich habe eigentlich nicht viel darüber nachgedacht, bis das Album fast fertig war. Ich hatte nicht wirklich Zweifel, aber kurz habe ich überlegt, ob es richtig ist, etwas derart Persönliches zu veröffentlichen. Schlussendlich habe ich gar nichts an den Texten geändert und bin auch glücklich mit dieser Entscheidung.

Bezüglich meiner Familie, speziell meine Mutter war wirklich bewegt, als sie es das erste Mal gehört hat, und sogar noch einige Zeit danach. Es wurde sehr gut aufgenommen von meiner Familie und denjenigen, die mit der Geschichte vertraut waren.

Ich habe mich gefragt, ob Du beim Artwork des Booklets wirklich die tatsächlichen Familienfotos verwendet hast. Kannst Du vielleicht einiges davon erklären?

Das Artwork sollte möglichst einfach und direkt sein und eine Bedeutung haben. Die meisten Fotos habe entweder ich gemacht, oder es sind die tatsächlichen Familienaufnahmen. Das erste Foto zeigt die Straße an dem Friedhof, wo mein Großvater beerdigt ist. Das nächste ist aus einem sehr alten Album meiner Großeltern. Das dritte Bild zeigt meinen Großvater als Flugzeugmechaniker im Zweiten Weltkrieg. Das nächste ist einfach ein Bild von einem Feuer, dass ich nachbearbeitet habe. Das nächste Bild zeigt meine Großeltern. Und das abschließende Bild ist der Grabstein meines Großvaters.

Was bedeutet die Figur auf dem Cover?

Seventh Circle - The StruggleGrundsätzlich symbolisiert sie für mich einen Mann. Die Effekte, die so aussehen, als würde die Figur auseinander fliegen, sollen genau das darstellen. Es ist eine Art Darstellung der Sterblichkeit, grob gesagt soll es bedeuten, dass wir alle sterblich sind.

In der Schlussphase der Produktion von “The Struggle” konntest Du die Hilfe von niemand Geringerem als Eric Clayton von SAVIOUR MACHINE gewinnen. Wie war die Arbeit mit ihm?

Es war wundervoll, mit Eric arbeiten zu können. Er steckt alles, was er zu geben hat, in jedes Projekt, an dem er arbeitet, und hier war es auch so. Ich kann gar nicht mehr genau sagen, wie oft ich zu ihm sagte, “Das klingt klasse, lass’ uns weitermachen”. Er hörte allerdings nur selten darauf, er wollte immer sicher gehen, dass alles so gut wie möglich klingt, und das hört man wirklich auf dem endgültigen Produkt. Ich sage immer, ich habe Eric ein gutes Album gebracht, und er machte es großartig. Das ist die einfachste Art, es zu beschreiben. Der größte Teil seiner Arbeit hatte mit dem Abmischen zu tun, aber wir arrangierten auch einige Sachen zusammen, und er hat sehr viel editiert.

Was hat er beigesteuert, dass Dir besonders wichtig ist?

Für mich ist es der Titeltrack. Dieser Song war nicht ganz fertiggestellt, und wir machten uns einige Gedanken darüber. Wenn Du hören könntest, wie er klang, als ich damit bei Eric ankam, würdest Du es wahrscheinlich nicht glauben. Dieser Song wurde richtig großartig, er hat etwas von SAVIOUR MACHINE, aber das ist nur logisch, da Eric beim Kreieren eine so große Rolle gespielt hat.

Du hast mit zwei Gitarristen zusammengearbeitet, Kevin Wiler und John Knowles, die auch etwas Musik beigesteuert haben. Siehst Du SEVENTH CIRCLE in Zukunft eher als Band oder weiterhin als Soloprojekt?

Ich denke, SEVENTH CIRCLE wird immer eine Art Soloprojekt bleiben, was das Komponieren angeht, obwohl ich auch gerne zukünftig mit anderen Musikern zusammen arbeiten würde. Idealerweise hätte ich gerne einen Drummer und Bassisten zur Verfügung, sowie verschiedene Gitarristen im Studio. Noch größer gedacht würde ich auch sehr gerne einmal mit einem echten Orchester und Chor arbeiten.

Kannst Du Dir auch vorstellen, einmal live aufzutreten?

Ich fände es toll, eine Band zusammenzustellen und einige Shows zu spielen, aber das sagt sich immer so leicht. Es ist schwierig, Leute mit einer ähnlichen Vision zu finden, die auch tatsächlich Lust haben, meine Musik zu spielen.

Du arbeitest schon seit einiger Zeit an neuem Material, kannst Du bereits etwas dazu sagen?

Momentan habe ich fast sechzig Minuten für das nächste Album geschrieben, hauptsächlich Rough Demos, die noch feiner abgestimmt und arrangiert werden müssen. Es wird im Allgemeinen in eine etwas aggressivere Richtung gehen, auf jeden Fall mit deutlich mehr Gitarren. Gleichzeitig experimentiere ich auch mit einigen elektronischen Elementen, man könnte es Industrial nennen, allerdings vielleicht nicht so extrem. Es gibt immer noch Klavier und Streicher, und es wird auf jeden Fall wie SEVENTH CIRCLE klingen. Ich würde auch noch sagen, dass es etwas songorientierter sein wird.

Wirst Du wieder sehr persönliche Themen aufgreifen, oder kannst Du Dir vorstellen, auch einmal z.B. fiktionale Texte zu schreiben?

Das nächste Album wird nicht wirklich persönlich sein, es wird eher Themen unserer Welt und der Natur behandeln. Ich werde aus allen möglichen Perspektiven schreiben und viele Dinge aufgreifen, die unsere heutige Gesellschaft quälen. Wir leben gerade in einer dunklen und angsteinflößenden Zeit, das beschäftigt mich wirklich. Ich kann mir nicht vorstellen, nicht darüber zu schreiben.

Gibt es schon Planungen für eine Veröffentlichung?

Das nächste Album wird “HUMAN” heißen. Ich habe mir vorgenommen, es irgendwann in 2009 fertigzustellen. Wünsch mir Glück!

Auf jeden Fall, alles Gute, und vielen Dank für das Interview!

Vielen Dank für die Möglichkeit, ich weiß das wirklich zu schätzen!

 

Daniel Fischer (Info)
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