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Interview mit Ascension (02.02.2015)
Es ist klar, dass man die Gelegenheit, ein Interview mit ASCENSION zu führen, beim Schopfe packt, denn es gibt genug Themen, die es mit der Band zu diskutieren gilt. Das ist natürlich auf der einen Seite die überragende Musik mitsamt dem Ansatz, der auch inhaltlich dahinter steckt. Andererseits kommt man nicht umhin, die Band zu den Themen zu befragen, die dafür sorgen, dass ASCENSION kontrovers diskutiert werden. Dessen ist sich die Band bewusst und nimmt im telefonisch geführten Interview ausführlich (und mitunter kontrovers) Stellung zu Fragen, die gestellt werden müssen.
Warum um alles in der Welt seid ihr bei W.T.C Productions?
Die Antwort ist einfach: Warum nicht? Ich hätte ja eher erwartet, dass jemand ein Problem mit Season of Mist (das französische Label hat das neue Album in Nordamerika veröffentlicht - d. Verf.) hat. Nein, Scherz beiseite. Als wir angefangen haben, war Sven, den wir vorher schon kannten und der mit W.T.C. ja auch szeneweit bekannt ist – aus meiner Sicht aber nicht so sehr für das, was die Leute so glauben, sondern für ein satanisches Black Metal Label und für seine extreme und interessante Persönlichkeit – der erste, der von sich aus angefragt hat und an uns interessiert war. Wir haben ihm dann unsere ersten Aufnahmen geschickt. Diese haben ihn ziemlich umgehauen. Seitdem läuft die Zusammenarbeit extrem gut. Ich denke, dass wir auch durch ihn dort sind, wo wir jetzt sind, weil er uns mit allem was er hat und allem was er kann, unterstützt hat. Ich kenne ja auch von anderen Musikern und Freunden Aussagen über die Zusammenarbeit mit Labels. In der Szene, aus der ich komme und in der ich groß geworden bin, haben bestimmte Sachen immer eine wichtigere Rolle gespielt als andere. Extremismus, Gewalt, aber auch Verbundenheit, extreme Gedanken und extreme Gefühle. Das ist aus meiner Sicht auch die Grundlage des Black Metals. Es gibt Leute, für die hat sich das bis heute geändert und es gibt Leute, für die hat sich das nicht geändert. Sven ist ein Typ, für den sich das aus meiner Sicht nicht geändert hat und wir sind da sehr ähnlich.
Für Leute, die damals in Bitterfeld oder Fraureuth auf Konzerten waren… Ich komme ja ursprünglich aus einer privilegierten Ecke, da ist damals jede große Black- oder Death-Metal-Tour durchgekommen. Damals war es eine ganz andere Aura, da waren andere Leute auf den Konzerten und da war eine andere Grundstimmung. Heute ist das ein bisschen aufgeweicht. Um auf Sven zurückzukommen – die Sache ist die, dass er mit seinen extremen Gedanken und Gefühlen ein schwieriger Mensch sein mag, aber ziemlich viel von dem widerspiegelt, was wir auch sind und was wir tun. Er hat alles in die Band gesteckt und kommt ständig mit Extraideen, die auch Geld kosten. Das ist ihm egal, er macht es für ASCENSION. Das ist eine Art Zusammenarbeit, die ich mir wünsche und mit der wir total zufrieden sind. Ich weiß natürlich, warum diese Fragen gestellt werden. Mit Politik habe ich aber nur dann zu tun, wenn mir ständig Fragen dazu gestellt werden. Im Kontext der Band oder im Kontext der Zusammenarbeit zwischen Band und Label spielt das überhaupt keine Rolle, ist nie Thema und war auch nie Thema.
Euch ist aber klar, dass ihr in gewisser Weise Käufer abschreckt, oder? Es wird ja genug Leute geben, die sagen, dass die Musik ganz geil ist, aber die es aber aus Einstellungsgründen nicht unterstützen, wenn jemand wie Sven Zimper es herausgibt.
Das ist möglich. Aber die können sich verpissen. Wie haben vor kurzem eine Facebook-Nachricht von einer Person bekommen, die genau das, was du gerade gesagt hast, geschrieben hat. Da kam aber noch der Nebensatz, dass diese Person sich das nun leider downloaden müsse, weil sie es nicht im Original kaufen könne. Die Leute suchen immer nach Abgrenzung, nach Identität. Wer sie sind, wer sie nicht sind. Aufgrund seines Rufes, den wir wie gesagt nicht nachvollziehen können, ist das für viele ein gefundenes Fressen. Die Leute, die damit ein Problem haben, sollen das Album von mir aus herunterladen, das können wir sowieso nicht verhindern. Aber die brauchen nicht zu unseren Konzerten zu kommen und ihre Schizophrenie zu pflegen.
Das Problem werden vielleicht nicht die Leute haben, die tief in der Black-Metal-Szene sind, weil Politik da eben auch kein Thema ist. Das Problem haben eher Leute, die vielleicht aus dem Mainstream kommen, aber Black Metal mögen und die merken, dass eine Band wie ASCENSION kein Gerumpel ist, sondern schon ziemlich was drauf hat und dann in Konflikte mit sich selbst kommen.
Das weiß ich nicht, aber ich beschäftige mich auch wenig damit. Aber es sind ja auch andere Bands auf dem Label, die alles andere als Gerumpel sind, wie zum Beispiel Valkyrja, die ja von Metal Blade gekommen sind. Die haben auch jemanden gesucht, der mit Feuer bei der Sache ist. Oder Thy Darkened Shade, das sind Griechen, die fantastischen Black Metal machen. Ich habe so ein bisschen das Gefühl, dass das ein grundlegendes Problem im Black Metal ist. Black Metal hat extreme Wurzeln. Bei 99% der Bands, egal aus welchem Land sie kommen, die Ende der 80er, Anfang der 90er angefangen haben oder groß geworden sind, brauchst du nur zwei Schritte zu gehen und dann stolperst du über etwas, was bestimmten Leuten sauer aufstoßen könnte. Das ist der erste Punkt. Der zweite Punkt ist der, dass ich das Gefühl habe, dass hier eine moralische Debatte geführt wird. Es geht ja quasi mittlerweile darum, ob Black Metal menschenverachtend sein darf. Da ist meine klare Aussage: er darf es nicht, er muss es. Das ist die Grundlage von Black Metal. Black Metal ist der musikalische Ausdruck des Teufels. Der Teufel, ob man ihn so nennen mag oder anders, taucht in jeder Kultur als Widersacher auf, der unter anderem gegen das Leben steht. Er ist der Widersacher. Wenn Black Metal musikalischer Ausdruck dieser Kraft ist, dann muss auch Black Metal gegen das Leben stehen. Und wenn Leute, die den Ursprung, den Kern von Black Metal nicht verstehen oder nicht verstehen wollen über diesen urteilen, kann man das aus meiner Sicht nicht ernst nehmen oder akzeptieren.
Ich habe nie darüber nachgedacht, ob die aus dem Mainstream kommen, sondern habe immer das Gefühl, dass das Leute sind, die eher aus der Punkszene kommen. Ich habe mit Mainstream nicht viel zu tun, auch nicht mit großen Magazinen. Da sind wir einfach auf einem anderen Level. Aber ich habe das Gefühl, dass diese Kritik aus einer politisch motivierten Szene kommt. Diese Leute sind selber politisch motiviert und versuchen, von außen in die Black-Metal-Szene eine Art von Moral zu tragen und dann von außen zu dirigieren, wer da rein passt und wer nicht. Gegen so etwas verwehre ich mich total. Black Metal ist eine Form von Grenzenlosigkeit, von Chaos, Anti-Moral, Anti-Werten und Anti-Struktur. Da verwehre ich mich gegen Menschen, die Strukturen für Black Metal aufstellen, die auch noch moralischer Natur sind. Es fällt mir extrem schwer das nachzuvollziehen und ich habe mir auch schon Gedanken darüber gemacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass ich da überhaupt keine Energie mehr aufwenden möchte, mich weiter damit zu beschäftigen. Wir brauche unsere Energie für andere Sachen. Sonst hätte ein Album wie unser neues gar nicht entstehen können. Du wirst da keine politische, politisch motivierte oder politisch zu verstehende Textzeile darauf finden. Mal abgesehen davon kenne ich kein Interview von Sven, von denen es nach meiner Erkenntnis auch nur sehr wenige gibt, in denen ein politisch motivierter Satz gefallen ist.
Lass uns von dem Thema weg- und auf euch als Band zu sprechen kommen. Wie kam es eigentlich zur Entstehung der Band?
Puh, okay, ich versuche, es kurz zu machen. Die Idee, die konzeptionelle Grundlage oder die Gedanken, die hinter ASCENSION stehen, gab es schon vor Gründung der Band. Es wurde nur noch ein passendes Ausdrucksmittel gesucht, welches das auch adäquat widerspiegeln konnte, um es mal vage zu formulieren. Die Band wurde 2007 von zwei Leuten gegründet. Wir haben relativ schnell gemerkt, dass wir zu zweit an Grenzen stoßen und wir mehr Musiker brauchen würden. Die wurden dann relativ schnell durch persönliche Kontakte gefunden. Seitdem waren wir zu fünft. Wir haben dann für das Demo viel geprobt und mussten uns erst einmal finden. In der Anfangsphase hat auch extrem viel Energie gesteckt, wie es eben bei einem Neubeginn ist. Jeder hat viel Antrieb und Power, neue Sachen zu machen. Für unsere Verhältnisse war dann auch recht schnell das Demo "With Burning Tongues" fertig, welches 2009 herauskam. Das war ursprünglich nur als Kassette gedacht, einfach vor dem Hintergrund, dass wir aus einer bestimmten Szene kommen. Dort wo ich herkomme, war das erste Release einer Band immer ein Tape. Ich war damals extrem verdutzt, als ich von einer anderen deutschen Band als Demo eine CD-R geschickt bekam. Ich kannte es nur so und da bin ich schon fast altertümlich und wollte mich an bestimmte Sachen halten, weil ich damit groß geworden bin. Als wir dann gemerkt haben, dass das extrem gut läuft und gesehen haben, dass die Leute, die da echt drauf stehen, das Tape jetzt haben werden, wollten wir es dann für Leute anbieten, die kein Tapedeck haben, es aber wert sind, das zu hören. Nach dem Demo kam dann sehr schnell in 2010 das erste Album und danach war erst einmal länger Ruhe. Vier Jahre bis zur nächsten Single bzw. zum nächsten Album.
Ihr seid komplett anonym. Warum?
Das mit der Anonymität muss man ein bisschen differenzieren. Wir sind nicht Ghost. Wir tragen keine Masken und betreiben nicht viel Aufwand, um anonym zu bleiben. Wir werden auf Festivals und Konzerten öfter mal angesprochen und gefragt, ob wir von der und der Band sind. Und dann sagen wir auch ja. Es geht uns nicht darum, einen Hype damit zu erzielen oder auf irgendeine Weise mysteriös rüber zu kommen. Die ursprüngliche Idee dahinter war die, dass wir gesagt haben, dass es vom Gesamtwerk ablenken kann, wenn man zum Beispiel mit Pseudonymen arbeitet. Zudem haben wir recht schnell gemerkt, dass wir fünf ASCENSION sind, weil jeder seinen eigenen Teil zur Band beiträgt. Es gibt nicht einen Bandkopf und vier Angestellte, die irgendwelche Sachen zu tun haben. Wir tragen auch viele Konflikte aus, weil jeder gleichwertig ist. Wir begreifen die Band als eine Einheit, aber nicht als Einheit im Sinne von Treue und so, sondern als künstlerische Einheit. Das was wir ausdrücken wollen, ist ASCENSION und ASCENSION sind nur wir fünf. Wir bilden diese Entität. Wir wollen außerdem, dass die Leute sich besser auf das Artwork, auf die Texte und die Musik einlassen und konzentrieren können, ohne die Querverweise zu kennen. Die Leute sollen mit etwas konfrontiert werden, was nicht so einfach durchschaubar oder kategorisierbar ist. Texte, Layout und Musik sind eine Wand und die Leute sollen sich ihren eigenen Reim darauf machen und nicht darüber quatschen, wer jetzt alles dabei ist. Das ist die Musik und die Band für uns einfach wert.
Heißt das im Umkehrschluss, dass die Band tot wäre wenn einer sagt, dass er nicht mehr dabei wäre?
Das kann ich nicht sagen, an dem Punkt sind wir nicht.
Hat die Anonymität auch eine Schutzfunktion für die anderen Bands, in denen ihr spielt?
Das hat damit absolut nichts zu tun. Jeder von uns ist absolut stolz, in der Band zu spielen und es wäre lächerlich, deshalb anonym bleiben zu wollen.
Gibt es eine Aufgabenverteilung im Hinblick auf Songwriting und Texte? Wieviel wird da in Gemeinschaftsarbeit gemacht?
Musik ist Gemeinschaftsarbeit. Natürlich haben nicht fünf Leute zur gleichen Zeit die gleiche Idee für ein Riff, aber das Einbringen von neuen Ideen, das Komponieren, die Songs ausspinnen, in die Tiefe gehen, das machen wir alles gemeinsam im Proberaum. Bei den Texten ist es in der Regel so, dass die von zwei Personen geschrieben werden. Wir haben darüber hinaus auch regelmäßig Gasttexter dabei gehabt. Auf dem Demo war das Theby, der mal bei Drowned war. Auf "Consolamentum" gab es das nicht in dieser Form, dafür haben wir ein arabisches Gebet in "Grant Me Light" benutzt und auf dem neuen Album haben wir für "Unlocking Tiamat", einen der wichtigsten Songs, der deshalb auch in der Mitte des Albums steht, Florian von Obscure Anachronism gehabt, der ausreichend Wissen und Leidenschaft mitbrachte, um den Text so zu schreiben, wie wir uns das vorgestellt hatten. Die Musik entsteht, wie gesagt, in Gemeinschaftsarbeit. Jeder hat gleiche Anteile und kann auch sagen, wenn er etwas nicht möchte. Bei den Texten ist das natürlich schwierig mit fünf Leuten. Wir machen das so, dass die Thematik der Texte und die Rohfassungen der Texte vorbesprochen werden. So kann jeder entscheiden, ob er damit etwas anfangen kann. Wir wollen, dass ein Release die Leute, die mitgemacht haben, widerspiegelt.
Was ist der spirituelle, philosophische oder religiöse Hintergrund von ASCENSION?
Das ist schwer zusammenzufassen. Wir verstehen uns als extreme Metalband und der Ursprung von ASCENSION liegt in den Ansichten und Gefühlen, die in uns sind. Mir sind Kategorisierungen eigentlich egal, ich kann mit spirituell, philosophisch und religiös etwas anfangen und finde es prinzipiell gut, wenn unsere Veröffentlichungen so aufgefasst werden. Wir haben keine klassischen "Ich opfere eine Jungfrau"-Texte, auch wenn ich mit Texten solcher Art bei bestimmten Bands viel anfangen kann und diese auch für sehr wichtig halte. Wir versuchen allerdings schon, die Dinge über die wir singen, metaphysisch auf eine andere Ebene zu heben. Ohne jetzt nochmal zwei Stunden darüber zu sprechen: der Hintergrund von ASCENSION sind wir als Personen, das was wir tun. Es ist eine Reflektion dessen, was wir sind. Was wir tun, beeinflusst was wir sind und was wir werden, das bedingt sich gegenseitig. Deswegen werden manche Menschen immer extremer und andere immer weicher. Das bezieht sich auch auf das, wovon ich vorhin im Bezug auf Black Metal sprach. Für uns ist klar, dass der Ursprung dessen, was wir sind und was wir fühlen, was wir sehen und was wir nicht sehen, außerhalb dieser Welt liegt. Das macht unser neues Album, wenn man sich z.B. die Texte durchliest, sehr intensiv deutlich. Ich war immer ein Gegner davon, im Kontext von Black Metal großartig rumzuschwurbeln im Sinne von "persönlicher Stärke" usw. Der Ursprung dieser Musik, der Ursprung von Rock ist der Teufel. Da gibt es für mich keine Diskussion und keine anderen Ansichten. Black Metal ist im besten Falle eine sehr reine Form dieser Idee, die in den Rock eingeflossen ist. Die Geschichte von Robert Johnson kennt jeder und wenn man darüber nachdenkt, was Geezer Butler zum ersten Album von Black Sabbath zu sagen hat, dass er nachts während der Aufnahmen wach geworden ist und da der furchteinflößende Geist einer Frau am Fußende seines Bettes stand und diese dann letztendlich auch auf dem Cover gelandet ist… das sind Sachen, die haben uns alle beeinflusst und die werden uns immer beeinflussen.
"Consolamentum" hat mich vom ersten Moment an umgehauen, auch weil es so wahnwitzig war. Das hat sich auf dem neuen Album ein bisschen geändert, es ist langsamer, es ist weniger Wahnsinn, den man sofort raushören würde, der ist eher unterschwelliger. Siehst du das auch so?
Das ist schwierig. Wir als diejenigen, die das Album erschaffen haben, nehmen das natürlich ganz anders wahr, als die Rezipienten. Für mich ist der Wahnsinn nach wie vor präsent und sogar noch stärker, als auf "Consolamentum". Nicht stärker im Sinne von besser, sondern ich habe es immer versucht so zu beschrieben, dass "Consolamentum" für uns fast schon ein positives Album war. Positiv kann man natürlich schnell missverstehen, aber das Konzept hinter dem Album ist das zusammengefasste Konzept von ASCENSION. Natürlich komprimiert, denn wir nehmen uns ja auch nur eine gewisse Spielzeit und wir würden jetzt kein Vier-Stunden-Album herausbringen wollen. Wir sind schon froh, dass das neue Album kein Doppelalbum geworden ist, sondern eine einfache LP. Ich habe mit Doppelalben auf Vinyl immer ein Problem, da höre ich dann doch lieber die CD. "Consolamentum" ist für uns der goldene Speer, was man auch am Layout mit den Farben rot, weiß und gold sehen kann. Es ist ein sehr stolzes Album und strotzt vor Kraft und Energie. "With Burning Tongues" ist in unserer Welt der rostige Dolch. Im Demo stecken viel Erde, Tod und finstere Abgründe. Auf dem neuen Album sieht es im Vergleich zu Consolamentum und dem Demo artwork-technisch etwas anders aus, da ist die Grundfarbe schwarz. Und das hat auch seinen Grund. Ich kann deine Einschätzung so nicht teilen, weil ich den Wahnsinn auf unserem neuen Album verstärkt in den Texten sehe, stärker noch als auf "Consolamentum". Da sind ein paar Zeilen dabei, wo es mich wundert, warum wir nach wie vor Interviewfragen über unser Verhältnis zu W.T.C. beantworten und nicht über die Texte. Die Leute sollen uns für das hassen was wir sind und nicht, was wir nicht sind.
Tatsache ist aber, dass das Album insgesamt langsamer ist.
Das kann sein. Kategorien wie langsam oder schnell spielen für uns beim Schreiben überhaupt keine Rolle. Was das neue Album angeht, muss man verstehen, dass "The Dead Of The World" für uns relativ ungewöhnlich in dem Sinne ist, dass wir eigentlich eine sehr introvertierte Band sind. Das zeigt auch "Consolamentum". Das neue Album ist in seinen Aussagen eher nach aussen gerichtet. Es wird der Welt quasi in die Fresse gerotzt. Dies im Gegensatz zu einem Song wie z.B. "Grant Me Light" von "Consolamentum" mit einem Gebet, was eine sehr introvertierte Angelegenheit ist, weil es ein Zwiegespräch mit einer Gottheit darstellt. Das neue Album ist aus meiner Sicht so unglaublich dunkel und finster geworden, dass ich es als aggressiver betrachte als alle anderen Sachen, die wir bisher gemacht haben.
Woher kommt diese Entwicklung vom eher positiven "Consolamentum" zum Hass auf "The Dead Of The World"?
Das ist schwierig zu sagen. Es sind vier Jahre vergangen. Man reift, wird älter und sieht manche Sachen klarer – andere würden vielleicht sagen nicht mehr so klar. Ich glaube, dass unsere Hingabe an die Musik in der Zeit gewachsen ist. Wir haben einen Proberaum, der unser Reich ist. Er ist komplett schwarz und wir spielen nur bei Kerzenlicht. Das ist unsere Welt, wo wir uns wohl fühlen und wo das, was wir tun, am besten gedeihen kann. Wir haben gemerkt, dass die Welt um uns herum, auch die Metalwelt, anders funktioniert, als wir. Wenn man auf einem großen Metalfestival ist – wir haben ja z.B. das Hellfest gespielt – dann merken wir, dass das anders funktioniert als wir sind. Das Hellfest ist ein Riesending, ein gutes Festival, super organisiert, auch mit sehr viel Leidenschaft entwickelt. Aber wenn man dann Backstage ist, dann ist das eine einzige Umarmung von Menschen. Jeder kennt da jeden. Wir funktionieren da nicht ganz so. Das neue Album spricht von einer Abkehr von der Welt, aus unterschiedlichen Gründen. Es heißt ja nicht "The Death Of The World", sondern "The Dead Of The World". Wir mussten uns einfach von bestimmten Sachen einmal lautstark abgrenzen. Das wird wie gesagt eher deutlich, wenn man die Texte kennt. Ich habe schon das Gefühl, dass wir über die Zeit immer klarer sehen, wer wird sind und was wir wollen und vor allem was wir nicht wollen.
Das ist ja bei einer Band wie Watain ähnlich, die bleiben auf Festivals auch oft unter sich.
Das mag sein. Ich würde mich aber gegen einen Vergleich verwehren, weil es keine Band gibt, die so ist, wie Watain. Sie sind einzigartig und in bestimmten Bereichen sicherlich extremer, als die meisten Menschen es je sein könnten. Wir bekommen den Vergleich oft aus musikalischen Gründen um die Ohren gehauen. Damit haben wir prinzipiell kein Problem, allerdings kann ich das nicht ohne weiteres nachvollziehen. Aber die Menschen müssen Dinge immer strukturieren, das ist ja auch in der Auseinandersetzung mit Musik gang und gäbe, zu sagen, dass eine Band klingt wie eine andere. Bestimmte Menschen brauchen Ordnung und Kategorien. Das nimmt Bands aber in der Regel ein bisschen die Eigenständigkeit, wenn sie immer im Kontext einer anderen Band gesehen wird. Ich sehe aber auch musikalisch keine großen Parallelen zwischen Watain und uns.
Aber es gibt ja genug Leute, die das Gefühl haben, nicht Teil einer bestimmten Sache zu sein. Es klingt ja ein bisschen so, als wenn das neue Album in Abgrenzung zur Welt geschrieben wurde.
Die wirkliche Welt spielt bei unserem neuen Album natürlich eine Rolle, mehr auch als auf "Consolamentum". Im Prinzip geht es aber um drei Sachen. "The Dead Of The World" sind die toten Götter. Diese sind für uns lebendig, aber für eine rationale und der Wissenschaft ergebene Welt sind diese tot. Dann sind "The Dead Of The World" die tatsächlichen Toten. Dahinter steht der Gedanke, dass wir tagtäglich über einen großen Friedhof laufen, weil die Welt nichts anderes ist als das und wir der festen Überzeugung sind, dass das, was in der Erde liegt, Einfluss auf die Menschen hat, die auf der Erde laufen. Der dritte Punkt bei "The Dead Of The World" ist dann die Idee von "dead to the world", also die Distanzierung von bestimmten Dingen. Dieser Teil ist aber nicht im melancholischen Sinne von "ich ziehe mich zurück" gedacht, sondern eher als Schrei, als Angriff oder als ein Ruf danach, zu fragen, wer sind wir und wer sind wir nicht und wer sind unsere Verbündeten? Das ist für eine Band wie ASCENSION wie gesagt eher ungewöhnlich, weil wir uns bisher eher als introvertiert verstanden haben und verstehen. Ich finde es auf eine gewisse Art erstaunlich, aber was in uns drin ist können wir nicht verleugnen. Und das ist das neue Album.
Wie kam es konkret dazu, dass Erik von Watain am Coverartwork mitgearbeitet hat?
Erik hat das Layout für das Album gemacht. Das komplette Artwork stammt von David Glomba. Er hat das Cover, Backcover und alle Bilder zu den Songs gezeichnet. Darüber hinaus brauchten wir aber noch jemanden, der die ganzen Bilder in einen Kontext bringen kann, sprich, das Layout macht. Wir wollten jemanden haben, der neben den technischen Fähigkeiten, ein Layout zu machen, auch ein Gefühl dafür hat, was das Album vermitteln soll. Erik hatte die Songs und die Texte schon vorab und wusste worum es geht. Wir haben ihm zu 100% vertraut und er hat im Endeffekt den Dreck und die Ästhetik in die visuelle Seite gebracht, die das neue Album einfach brauchte.
Ihr habt ja auch ein neues Bandlogo mit einer extrem geometrischen Form. Warum?
Wir heißen ja nicht ohne Grund ASCENSION. Wir verstehen uns als ewig umwandelnd, ewig transformierend, ewig verändernd, aufsteigend,entwickelnd. Oder auch: reiner werdend. Wir haben etwas gebraucht, das die spirituelle Verbundenheit mit den Göttern anders transportieren kann, als das alte Logo. Das alte Logo ist nach wie vor im Layout und auch auf dem Backcover zu sehen. Das neue Logo ist kein Logo im herkömmlichen Sinne, sondern ein Siegel und ein Siegel hat zwangsläufig, das ist die Grundidee, einen magischen Hintergrund oder eine magische Aufgabe und einen Zweck. Deswegen verwenden wir es. Warum das so geometrisch ist, kann ich nicht sagen. Darüber machen wir uns keine Gedanken.
Ihr werdet ja durchaus als beste Black-Metal-Band Deutschlands betrachtet. Hat euch der Erfolg ein bisschen überrascht?
Das sind Feedbacks, die wir persönlich nicht unbedingt bekommen. Wir kümmern uns innerhalb der Band relativ wenig darum, was über die Band gesagt wird. Wir haben Stunden damit verbracht, darüber zu sprechen, wer wir sind. Wir richten uns also immer mehr nach Innen. Es gibt z.B. einen Grund, warum auf diesem Album sieben Songs sind und warum bestimmte Bilder im Layout so aussehen, wie sie aussehen. Das sind Dinge, die für uns wichtig sind. Es gibt ein Bild zu "The Dark Tomb Shines", dem vorletzten Song des Albums, das muss man sich genauer anschauen, dann kann man bestimmte Sachen ablesen. Wir versuchen, uns so weit wie möglich über die Band zu unterhalten, um auch weiterhin kreativ zu sein. Wir möchten nicht einen Punkt erreichen, wo wir uns Gedanken darüber machen, was über uns erzählt wird. Natürlich haben wir auch durch die Verkäufe mitbekommen, dass das durchaus angenommen wird. Wir sind überzeugt von dem was wir machen, wobei das natürlich nicht automatisch heißt, dass andere Leute das auch gut finden. Es ist für uns nicht so wichtig, wie viele Leute das gut finden, sondern ob die Leute sich etwas daraus nehmen können und ob es für sie eine Bedeutung hat.
Beide Alben haben als Erscheinungsdatum den 24.12. – das ist kein Zufall, oder?
Nein.
Ist das reine Provokation?
Aus meiner Sicht gibt es für ein Black-Metal-Album kein besseres Veröffentlichungsdatum, als den 24. Dezember. Uns wird natürlich von Businessseite davon abgeraten, weil es kaum eine Band oder ein Label gibt, die so ein irrsinniges Datum wählen, weil das auch gewisse Beeinträchtigungen nach sich zieht, aber auch das ist ein wichtiger Punkt in der Zusammenarbeit mit W.T.C.. Wenn wir sagen, dass Album kommt am 24.12. heraus, dann kommt es dann heraus. Ich wurde übrigens vor kurzem in einen Interview gefragt, ob man uns als humorvoll betrachten kann, weil wir dieses Datum gewählt haben. Das ist ein Zeichen dafür, dass Leute tatsächlich nicht verstehen, wie ernst Black Metal ist und wie ernst wir das nehmen. Es gibt nichts Ironisches oder Humorvolles an diesem Datum.