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Crowded House: Gravity Stairs (Review)

Artist:

Crowded House

Crowded House: Gravity Stairs
Album:

Gravity Stairs

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Adult-Pop, Soft-Rock, Folkpop, Art-Pop, Singer/Songwriter, Sixties-Pop

Label: Lester Records/BMG Rights
Spieldauer: 40:40
Erschienen: 31.05.2024
Website: [Link]

Es fängt gut an, mit dem Albumcover von "Gravity Stairs", einer liebevollen CROWDED HOUSE-Version des ikonischen 1966er Klaus-Voormann-Artworks für "Revolver". Und es passt ja auch, dass sich die "Beatles von Down Under" mit all ihrer Verehrung insbesondere für den Chef-Melodienerfinder Paul McCartney hier musikalisch verorten - beim prächtigen, leicht psychedelisch schillernden Sixties-Pop der "Fab Four", nur eben mit eigener Note. Aber reicht das auf dem erst achten Album dieser neuseeländisch-australischen Band seit den Anfängen vor rund 40 Jahren? 

Seit ein paar Jahren sind CROWDED HOUSE bekanntlich de facto ein Familienunternehmen. Band-Gründer Neil Finn sowie die Söhne Elroy und Liam sind fest an Bord, Neils Ehefrau Sharon und Bruder Tim - beide schon früher immer mal mit dabei - steuern für die neue Platte "additional vocals" bei. Produzenten-Legende Mitchell Froom (Keyboards) und Gründungsmitglied Nick Seymour (Bass, Keyboards) vervollständigen das aktuelle Line-up.


Klingt nach einer Art popmusikalischem Stuhlkreis mit lauter Verwandten und engen Buddys? Ja, und so ist dann auch die Platte - liebevoll zusammengesetzt, ultra-harmonisch - aber ein bisschen zu gemütlich und etwas harmlos. Laut Frontmann Neil funktioniert das Projekt "Finn-Familie plus beste Freunde" im Studio durchaus auf Augenhöhe: "Everyone's got things to bring to the table in terms of songwriting, arrangement and perspective", sagte er gerade erst der neuseeländischen "The Press". Das finde er ziemlich aufregend, weil die Band nun "a bigger, broader vehicle" sei. Aber insgesamt waren CROWDED HOUSE schon mal weiter.

Neil Finn ist und bleibt (trotz der musikalischen Eigenständigkeit seiner durchaus versierten Sprösslinge) die treibende Kraft hinter der 1985 gegründeten (und 2007 wiederbelebten) Band. Als Multiinstrumentalist, Sänger und Songwriter ist er seit dem selbstbetitelten CROWDED HOUSE-Debüt (mit dem Single-Welthit "Don't Dream It's Over") fast auf dem Top-Niveau seines großen Vorbildes McCartney. Und so wie dieser die Mehrzahl der soft-melodieseligen Beatles-Lieder verantwortete, ist auch der mittlerweile 66-Jährige ein Wohlklang-Komponist, der nur sehr selten ins Banale oder Oberflächliche abrutscht. 
Das passiert ihm auch auf "Gravity Stairs" nicht wirklich, allerdings hat man smarte Popsongs wie "Oh Hi" oder "Blurry Grass" schon allzu häufig so ähnlich gehört - sowohl von CROWDED HOUSE selbst als auch von anderen Beatles-Verehrern und -Epigonen. "Some Greater Plan (For Claire)" mit einem griechisch angehauchten Bouzouki-Arrangement (das stilistische Überbleibsel eines Familienurlaubs) endet im Kitsch, es bleibt aber der einzige echte Ausfall.


Daher ist "Gravity Stairs" natürlich keine schwache Platte (die gibt es von CROWDED HOUSE bisher weiterhin nicht). Aber eben leider auch kein herausragendes Album wie die vor Energie und Einfallsreichtum nur so berstenden Karriere-Highlights "Woodface" (1991) und "Together Alone" (1993); auch der direkte Vorgänger "Dreamers Are Waiting" hatte mehr zu bieten. Und als Solo-Künstler hat Neil Finn mit großartigen Artpop-Alben unter eigenem Namen wie "Try Whistling This" (1998) oder "Lightsleeper" (2018, zusammen mit Sohn Liam) ebenfalls Spannenderes im Katalog.

Mit dem beatlesken Opener "Magic Piano", dem anschließenden potenziellen Sommerhit "Teenage Summer", dem komplexen "I Can't Keep Up With You" und dem jazzig-verträumten "Night Song" am Schluss enthält auch das das neue Album von CROWDED HOUSE ein paar echte Juwelen, aber man muss zwischendurch auch mal etwas mehr Leerlauf als üblich in Kauf nehmen. (In der Zwischenzeit bleibt dafür dann mehr Muße, sich den Details des erwähnten Hommage-Artworks von "Gravity Stairs" zu widmen.)
Für das Ehepaar Finn, die Kinder und Enkel ist die aktuelle Ausgabe von CROWDED HOUSE sicher eine feine Sache - inklusive gemeinsamer Touren mit eingebautem Familienanschluss. Frontmann Neil sagt im Interview optimistisch: "Ich freue mich auf die Zukunft von CROWDED HOUSE.” Keine Einwände. (Besonders Live-Auftritte in Deutschland wären mal wieder schön.) Ein bisschen mehr Mut zum Risiko dürfte es beim nächsten Mal aber schon sein.


FAZIT: Seit 40 Jahren machen CROWDED HOUSE mit Gründer und Frontmann Neil Finn tolle Musik, die ihnen den Ruf einer neuseeländisch-australischen Beatles-Version eingebracht hat. Das war stets positiv gemeint, denn epigonal wie andere Fab-Four-Verehrer wurden sie nie. Auch auf "Gravity Stairs" schimmern Paul McCartney, John Lennon und George Harrison als Inspirationen durch, ohne dass es peinlich wird. So richtig genial aber halt auch nicht. Daher ist die achte Platte von CROWDED HOUSE leider keine ihrer besten, sondern lediglich solides Finn-Handwerk.

Werner Herpell (Info) (Review 878x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
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Tracklist:
  • Magic Piano
  • Teenage Summer
  • The Howl
  • All I Can Ever Own
  • Oh Hi
  • Some Greater Plan (For Claire)
  • Black Water, White Circle
  • Blurry Grass
  • I Can't Keep Up With You
  • Thirsty
  • Night Song

Besetzung:

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  • keine Interviews
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