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The Rural Alberta Advantage: The Rise & The Fall (Review)
Artist: | The Rural Alberta Advantage |
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Album: | The Rise & The Fall |
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Medium: | CD/LP/Download | |
Stil: | Indie- und Alternative-Rock, Neo Folk |
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Label: | Paperbag Records/Saddle Creek | |
Spieldauer: | 45:40 | |
Erschienen: | 06.10.2023 | |
Website: | [Link] |
Auf die Idee, die eine Seite seiner LP (A-Seite) mit „Aufstieg“, die andere (B-Seite) mit „Untergang“ zu betiteln, muss man erst einmal kommen. Dabei liegen doch Aufstieg und Untergang so nah beieinander und sind doch so weit voneinander entfernt – denn das eine strebt man permanent an, das andere versucht man mit gleicher Permanenz zu verhindern.
Ein Problem oder besser gleich zwei, welche die kanadische Band locker und souverän auf ihrem bereits fünften Album aufgreift.
Es ist tatsächlich ein Album der Gegensätzlichkeiten – zwischen laut und leise, euphorisch und traurig – geworden, dieses „The Rise & The Fall“ von THE RURAL ALBERTA ADVANTAGE.
Musikalisch kommen einem schon beim ersten Hördurchgang von „The Rise & The Fall“ MUMFORD & SONS und THE FELICE BROTHERS sofort in den Sinn, genauso wie die FLEET FOXES oder – um ganz weit in die Vergangenheit abzutauchen – THE BEACH BOYS, als die sich ganz von Oberbruder Brian Wilson und weniger ihrer Surf-Leidenschaft inspirieren ließen.
Diese Musik hinter dem Auf- und Untergang-Album mit dem eigenartigen 'Haus auf Feld'-Cover packt einen – mit ihren Rhythmen, genauso wie mit ihren ruhigen, fast zerbrechlich wirkenden Momenten. Mal explodiert die Stimmung, dann erscheint sie so, als würde sie langsam im Orbit verhallen oder in einer akustischen Verschnaufpause davonschweben.
Ein Song wie „Real Life“, der Opener der LP-B-Seite, wird hier thematisch wie musikalisch zum Fixpunkt des gesamten Albums, zu dem Schlagzeuger Paul Banwatt feststellt: „Ich denke, dass 'Real Life' das Album sehr gut als Ganzes repräsentiert. Es fühlt sich melancholisch an, mit Blick auf die Zeit und das vorbeiziehende Leben, aber auch energisch und manchmal sogar verzweifelt und hektisch.“
Darum experimentierte die Band aus Toronto auch intensiv im Studio, indem sie ihre Sounds umkehrten und loopten, um deren traumhafte Wirkung zu verstärken, während sie gleichzeitig typische RAA-Elemente, wie Coles Harmonien und Banwatts gewagte Percussion, einfließen ließen. Und das kann man tatsächlich bestens auch besonders auf der B-Seite (also der 'Untergangs'-Seite) von „The Rise & The Fall“ hören.
Nur wer nun glaubt, dass sich die beiden LP-Seiten stimmungsmäßig und atmosphärisch stark voneinander unterscheiden, der irrt. Ganz ähnlich wie die MUMFORD & SONS spielen THE RURAL ALBERTA ADVANTAGE mit den Laut-Leise-Impressionen in ihren Songs. Das war man auch schon vor deren Zeit von einer Band wie LIVE gewohnt, da die immer wieder in sehr harte Richtung glitt, um dieser sofort fast zärtliche Momente entgegenzusetzen – ähnlich wie auch diese kanadische Band mit dem sperrigen Namen.
Nur dass bei den Kanadiern die zweite Seite etwas dunkler und bedrohlicher ausfällt und stärker von den Keyboards bestimmt wird. Aber auch hier tauchen immer wieder akustische Gitarren auf, das Schlagzeugspiel variiert sehr komplex und verkommt nicht etwa nur zum Taktangeber. Dazu die Texte, die sich verstärkt um die alltäglichen Dramen des Daseins, die man sich zwar nicht wünscht, die aber unausweichlich sind, drehen: „Holy fuck it's been a lifetime / Since I last saw a light in you“ („Lifetime“).
FAZIT: Genauso geheimnisvoll wie das Cover von „The Rise & The Fall“ mit dem Dronen-Blick auf ein völlig einsames, inmitten eines Feldes stehenden Hauses ist auch die Musik auf der in eine „The Rise“- und eine „The Fall“-Seite aufgeteilte LP von THE RURAL ALBERTA ADVANTAGE ausgefallen. Die Band aus Toronto tritt tief in die musikalischen Fußspuren von MUMFORF & SONS oder den FLEET FOXES, indem sie in ihrer Musik wie in den Texten ein ständiges Auf und Ab oder Laut und Leise heraufbeschwören und damit ziemlich nah an den Nerv der Zeit, die uns momentan in ständige Verwirrung versetzt, kommen, wobei schon egal ist, ob man nun in Kanada oder Europa lebt. Verrückte und verunsichernde Zeiten, die einen ständig vor Rätsel stellen, sind das allemal. Die passende Musik dazu kommt auf jeden Fall von diesem agilen Trio aus Toronto.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Seite A = The Rise = (21:05):
- CANDU (3:40)
- 3 Sisters (3:41)
- Lifetime (3:46)
- 10Ft Tall (2:43)
- AB Bride (3:48)
- Late September Snow (3:27)
- Seite B = The Fall = (24:35):
- Real Life (3:12)
- Plague Dogs (4:12)
- Our Youth (2:57)
- Lullaby (3:20)
- Conductors (3:03)
- Don't Wake Up (3:28)
- FSHG (4:23)
- Bass - Amy Cole
- Gesang - Nils Edenloff, Amy Cole
- Gitarre - Nils Edenloff, Gavin Gardiner
- Keys - Amy Cole, Nils Edenloff, Gavin Gardiner
- Schlagzeug - Paul Banwatt
- Mended With Gold (2014) - 12/15 Punkten
- The Rise & The Fall (2023) - 12/15 Punkten
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