Laut Hans Magnus "Snah" Ryan haben MOTORPSYCHO derzeit das Gefühl, gerade erst mit dem Musikmachen begonnen zu haben, weil sie noch so viel loswerden müssen - nach gut 30-jähriger Bandgeschichte wohlgemerkt! Mit ihrem neuen Album zeigen die Norweger eine weitere Facette ihres gestaltenwandlerischen Selbst und stellen gewissermaßen auch einen Gegenentwurf zu ihren letzten zwei, drei gedankenschweren und an aufwändige inhaltliche Konzepte gebundenen Longplayer zur Diskussion.

Der kurze wie prägnante Titel "Yay!" sagt dabei nichts Direktes und trotzdem eine Menge aus: Das Material ist vergleichsweise unkompliziert und hat seine Schöpfer zu just diesem Ausruf bewogen, eben weil ihnen das Schreiben und Aufnehmen der überwiegend akustisch gehaltenen und traditionell songorientierten Lieder ungeheuren Spaß bereitete. Die kaum ausladenden Tracks sind auf die Lyrics fokussiert und in bester Singer-Songwriter-Tradition gehalten, gleichwohl der Psych-Prog-Background der Musiker immer noch durchschimmert.

"Yay!" strotzt vor unterschiedlichen Geschmacksnoten, ist bunt wie sein Cover - ´Cold & Bored´ kommt zweiteilig, mediterran oder Latin-artig daher, ´Sentinels´ großteils instrumental (die Band bleibt trotzdem verbindlich, weil während der Arbeit an den Songs nicht freizügig gejammt werden konnte) und ´Dank State´ beschwingt sonnig im Geiste des psychedelischen Pop der Beatles an ihrem Zenit. Dazu passend erzählen die meisten Texte mehr oder weniger banale Alltagsgeschichten mit Augenzwinkern und durchaus ernsten Zwischentönen; spröde Melodien und Percussion-Elementen gehören zu den tragenden Säule des Albums, etwa in ´W.C.A´ oder dem sommerlichen Finale ´The Rapture.

Der einzige Heavy-Rocker ´Hotel Daedalus´ - mit ´Kashmir´-Flair (Led Zeppelin) - steht an einem äußersten Ende der Bandbreite von MOTORPSYCHO anno 2023, das schräge Liebeslied ´Loch Meaninglessness & the Mull of Dull´ und die melancholische Ballade ´Real Again (Norway shrugs and stays at home)´ auf der anderen.

FAZIT: Mit "Yay!" gehen MOTORPSYCHO ein Stück weit zurück in die liedhaften Jahre ihres Schaffens und legen ein grundsätzlich akustisches Album vor, das Reine Fiske und Lars Fredrik Swahn (Dungen und andere) mit einer herrlich intimen Produktion veredelt waren. Herausgekommen ist im besten Sinn verschrobener Folk-Prog-Pop für eine breitere Masse als sonst, obwohl die Handschrift der Band jederzeit erkennbar bleibt.