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Kate Davis: Fish Bowl (Review)
Artist: | Kate Davis |
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Album: | Fish Bowl |
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Medium: | CD/LP/Download | |
Stil: | Indie-Pop |
|
Label: | ANTI-/Indigo | |
Spieldauer: | 35:46 | |
Erschienen: | 24.03.2023 | |
Website: | [Link] |
KATE DAVIS hätte es sich einfach machen und ihre Karriere als gefeierte Geigerin, Jazz-Bassistin und Vokalistin fortsetzen können, die Sie vor ungefähr 15 Jahren als Musikerin im Portland Youth Philharmonic Orchestra begann. Das Album „Introducing KATE DAVIS“, ein Weihnachts- und ein Live-Album hätten jedenfalls dafür gesprochen.
Es war dann aber ausgerechnet eine Coverversion von MEGHAN TRAINORs „All About That Bass“, die 2014 viral ging, die der Musikerin verdeutlichte, dass es außerhalb der strengen Regeln der Jazz-Community noch andere Möglichkeiten geben könnte, sich musikalisch auszudrücken. So dauerte es noch eine ganze Weile, bis sie sich ein Konzept ausgedacht hatte, mit dem sie sich in geeigneter Weise als Musikerin selbst verwirklichen könnte. Das Ergebnis dieses Prozesses war das noch sehr persönlich gehaltene Coming-Of-Age Album „Trophy“, mit dem sich Davis 2019 am Vorabend der Pandemie als potentielle neue Indie-Rock- und Power-Pop-Queen präsentierte. Obwohl es ihr gelang, sich Anfang 2020 mit einer ersten Tour in Sachen neu gefundener musikalischer Identitäten auch in unseren Breiten zu präsentieren, warf sie die Pandemie – wie so viele andere – auf sich selbst zurück.
Das führte aber nicht gleich zu einem neuen eigenen Album, sondern dazu, dass sie sich in der Isolation mit dem Werk des gerade verstorbenen DANIEL JOHNSTON beschäftigte und dessen Album „Retired Boxer“ (das auch den Klassiker „True Love Will Find You In The End“ enthielt) in Gänze unter dem Titel „Strange Boy“ rekonstruierte.
Die Methode, sich mit den Themen Isolation, geistige Gesundheit, Abhängigkeiten und Suchtproblemen durch die Augen von Johnston auseinanderzusetzen, könnte dann der Nucleus von ihrem aktuellen Projekt Namens „Fish Bowl“ gewesen sein. Denn auch auf diesem Album – ihrem zweiten als Indie-Musikerin – beschäftigt sie sich mittels eines FIBO genannten Avatars mit diesen Themen. 'FIBO' ist dabei ein Kürzel für „Fish Bowl“ - was dann wohl eine Metapher für jemanden sein könnte, der die Welt wie aus einer Blase heraus betrachtet.
Dafür sprechen jedenfalls das Artwork, eine Serie von animierten Videos, in denen sie sich als FIBO (mit einer neuen Haarfarbe) als Bestandteil von Computerprogrammen zeigt und natürlich die referenzreichen Lyrics selbst, in denen sich FIBO an Kates Stelle auf eine Reise ins Ich aufmacht.
Im Wesentlichen ist also auch „Fish Bowl“ eine 'Coming Of Age'-Scheibe – nur eine mit einer Meta-Ebene, die neben zahlreichen Verweisen auf die Realität (z.B. Songtitel) auch eine Prise Science-Fiction, Utopia und Schizophrenie enthält. Mit dem FIBO-Ego schützt sich die Musikerin selbst – denn besonders zimperlich geht sie in den brutal aufrichtigen Songs nicht gerade mit sich – Pardon FIBO – ins Gericht.
Dabei ist die Reise eine durchaus kathartische: Beklagt FIBO zunächst noch Kontrollverlust, Existenzängste, spirituelle und psychische Bürden, so erkennt sie in dem Song „Reckoning“ FIBO als verzerrtes Spiegelbild ihrer selbst, dem es sich nicht wirklich zu folgen lohnt.
Musikalisch öffnete sich KATE DAVIS auf „Fish Bowl“ mit klassischen Schrammelpop-Riffs, aber auch mit elektronischen Hilfsmitteln, Folk-Gitarren, einer Prise Psychedelia und besonders in dynamischer Hinsicht in Richtung eines ganz eigenen Art-Pop-Universums.
FAZIT: Genügte es KATE DAVIS noch, sich auf ihrem Indie-Debüt „Trophy“ musikalisch einiger geschickt platzierter Rock-Riffs und einer ökonomischen DIY-Instrumentierung zu bedienen, so lässt sie auf ihrem zweiten Album „Fish Bowl“ musikalisch alle Beschränkungen fallen und bohrt ihre Songs in kompositorischer, stilistischer, struktureller und melodischer Hinsicht regelrecht auf. Von ihrer ersten Berufung als Jazzerin hat die Musikerin dabei lediglich die harmonische Ungebundenheit des Genres und die Angewohnheit, neben Gitarre und Keyboards auch den Bass selber zu spielen übernommen. Ansonsten sind da musikalische Lösungen zu entdecken, die beispielsweise auch Künstler wie MITSKY („Yoyo“), ELLIOT SMITH („Ride Or Die“), THE BEATLES („Fructify“) oder THE BUZZCOCKS („Consequences“) nicht verlacht hätten. Das alles geschieht nicht in emulativer Absicht sondern mit dem Selbstbewusstsein einer Künstlerin, die alle Aspekte ihres Tuns mit Hingabe, Enthusiasmus und Liebe zum Detail auslebt, kontrolliert und dabei niemals mit der erstbesten Idee zufrieden ist.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Seite A:
- Monster Mash
- Call Home
- Fructify
- Consequences
- People Are Doing
- Ride Or Die
- Seite B:
- Yoyo
- Long Long Long
- DD
- Saw You Staring
- Fish Bowl
- Reckoning
- Bass - Kate Davis, Tim Bright
- Gesang - Kate Davis
- Gitarre - Kate Davis, Tim Bright, Alex Foote
- Keys - Kate Davis
- Schlagzeug - Mike Riddleberger
- Fish Bowl (2023) - 14/15 Punkten
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