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Bodi Bill: I Love U I Do (Review)
Artist: | Bodi Bill |
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Album: | I Love U I Do |
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Medium: | CD/Download/LP farbig | |
Stil: | Electronic-Pop, Folk, Indie |
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Label: | Sinnbus | |
Spieldauer: | 43:01 | |
Erschienen: | 25.03.2022 | |
Website: | [Link] |
Es ist wirklich selten, dass man irreführend beim Anblick eines Album-Covers verwundert feststellt, dass man auf den ersten Blick an eine Kombination aus Kermit der Frosch von den Muppets und dem Krümel-Monster der Sesamstraße denkt, es einen beim zweiten Blick aber tief ins Meer eintauchen und dabei den Erdball nur noch wie eine zu fressende Murmel erscheinen lässt. Ein seltsames, banales und zugleich fesselndes wie bedrohliches Gefühl überkommt einen beim Blick hinter das anfangs so offensichtlich Erscheinende.
Was für Musik steckt wohl hinter solchem monströsen Erdverschlinger-Cover?
Sagen wir es mal so: Ähnlich seltsame und (zwar nicht immer, aber immer öfter) abwechslungsreiche wie es uns das Cover-Motiv voll seiner versteckten Botschaften – zwischen offensichtlich lustig doch hintergründig verdammt ernst – zu vermitteln versucht.
Das Berliner Trio BODI BILL versteht sich selber als Pioniere eines modernen musikalischen Eklektizismus aus Techno, Folk und Indie, die sich gegenseitig mit ihren Ideen vorantreiben. Sie interagieren miteinander anstelle sich voreinander zu verstecken, um für sich im musikalischen Kellerlein ihr eigenes Süppchen zu kochen. So entsteht eine kunterbunte Electro-Folk-Musik-Kräutersuppe, die durchaus auch im Krautrock längst vergangener Zeiten ihre Wurzeln hat.
Oberster Grundsatz ist die Freude am Experiment und die Neugier, was dabei so alles herauskommen kann.
Das Ergebnis, welches es gerne auch auf transparent-gelbem Vinyl zu erstehen gibt, ist vielversprechend und trägt den ebenfalls spitzbübischen Albumtitel „I Love U I Do“, ist aber trotzdem ungeeignet für Kuschelrock-Abende und musikalischen Liebesschmalz, der einem sonst oftmals bei Titeln, in denen ein 'I Love You' enthalten ist, aus den Lautsprecherboxen fetttriefend entgegentropft.
Oder, um es konkreter auszudrücken, spielen BODI BILL genau diese „Big Gong Sounds“, die sie auf der LP-B-Seite besingen. Eine Mischung aus Weltuntergang und Höhenflug mit einem abgefahrenen Sinn für Humor, der einen durchaus an ZAPPA denken lässt: „Pigeons and pigeon eggs is all you get when you jump out...“
Und wenn man einen ZAPPA schon mit ins Spiel bringt, wenn es um ein Album mit modernen Electro-Rhythmen und krautrockig-folkigen sowie ziemlich verspielten Klängen geht, darf man natürlich die Texte nicht außer Acht lassen, denn die spielen sich genau in den seltsamsten Sphären ab, die man sich kaum vorstellen kann und bei denen sogar ein Elon Musk sein Fett abbekommt oder der heutzutage so weit verbreitete Selbstoptimierungswahn samt jeglichem Digitalisierungsirrsinn.
Hier lohnt jedenfalls nicht nur das Hinhören, sondern auch das Mitlesen der Texte, die komplett auf der LP-Innenhülle abgedruckt sind.
Und dann gibt’s da noch ein anderes Thema, welches den Sänger und Produzenten Fabian Fenk umtreibt und das er ausgiebig auch auf die Platte transportiert, die auf gelbem Vinyl (Wer sich dafür entscheidet bekommt auch gleich noch einen Aufkleber dazu, auf dessen Rückseite sich der DL-Code des Albums verbirgt!) tatsächlich kindlich verspielt wie ein süßer Flummi auf dem Plattenteller rotiert: Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins, die einem abhanden kommt, wenn man plötzlich elterliche Pflichten übernehmen und sich der ungeahnten Energie eines Neugeborenen aussetzen muss. Fenk bemerkt dazu: „Ich bin zu Beginn der Pandemie das erste Mal Vater geworden und hab mich in eine Phantasiewelt zurückgezogen.“
Die Farben dieser Phantasiewelt werden von BODI BILL ausgiebig auf „I Love U I Do“ in Electro- und Indie-Folk-Töne umgesetzt und dürfen gerne ihre kindliche Strahlkraft mit einem satten Bäuerchen und viel Kreativität sowie Können umsetzen. Auch versteht man unter dieser Voraussetzung das einen anfangs in die Irre führende krümelmonstrige Cover mit Klima-Botschaft, so als würde jemand die Empfehlung abgeben: Bewahre dir deine kindliche Fantasie und rette ganz nebenbei noch die Erde.
Klingt das banal?
Nö – ist es nämlich nicht, so lange man beispielsweise noch ungebremst über deutsche Autobahnen saust und seinen übermäßigen CO2-Furz in die Weltgeschichte bläst, der einem was von 'freier Fahrt' und 'freien Bürgern' sowie 'Ich will Spaß' entgegenmüffelt.
FAZIT: Das Berliner Trio BODI BILL unter Federführung ihres singenden Produzenten Fabian Fenk liebt es, mit Klängen zwischen Electro-Beats und Indie-Folk sowie humorvollen und gleichermaßen hintergründigen Texten zu experimentieren. Heraus kommt dabei eine bunte – mitunter an THE NOTWIST erinnernde Musikmischung, die noch dazu die Fragen des Kleinen (Fenk ist während der Aufnahmen des Albums Vater geworden) völlig berechtigt über die des Großen stellt, weil es manchmal schwieriger ist, die eigenen Probleme zu meistern als die Probleme der Welt. Da darf dann gerne mal das Krümelmonster den Erdball verschlingen und nichts passiert. Ja, das ist Fantasie – und genau die leben BODI BILL zur Freude ihrer Hörer ausgiebig auf „I Love U I Do“ aus. Am schönsten natürlich auf farbigem Vinyl, damit der Ohrenschmaus auch zum knallgelben Augenschmaus werden kann.
PS: Übrigens starten BODI BILL gerade ihre Konzert-Tour – Wer Lust hat, der schaue doch einfach hier mal rein. Lohnt sich bestimmt:
02.05.2022 - DE - Heidelberg, Karlstorbahnhof
03.05.2022 - DE - München, Ampere
04.05.2022 - DE - Mainz, Schon Schön
05.05.2022 - DE - Köln, Bumann & Sohn
06.05.2022 - DE - Dresden, Beatpol
08.05.2022 - DE - Berlin, Hole44
09.05.2022 - DE - Hamburg, Kent Club
10.05.2022 - DE - Hannover, Faust
11.05.2022 - DE - Bremen, Lagerhaus
13.05.2022 - DE - Erfurt, Franz Mehlhose
14.05.2022 - DE - Münster, Gleis 22
16.05.2022 - DE - Nürnberg, Club Stereo
17.05.2022 - DE - Leipzig, Täubchenthal Club
19.05.2022 - CH - Zürich, Exil
20.05.2022 - DE - Stuttgart, Club Cann
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Seite A (21:44):
- Be Sure (4:09)
- Self Improvements (3:59)
- Loophole Travelling (3:30)
- Cluster (3:05)
- Kiss Operator (3:42)
- What If (3:19)
- Seite B (21:17):
- Better Than Reality (3:19)
- Big Gong Sounds (3:40)
- Close The Door (4:32)
- 25 km (0:53)
- Peruhu (3:40)
- Good Advice (5:13)
- I Love U I Do (2022) - 11/15 Punkten
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