„Goodtime Gumbo“ als Umschreibung für den Stil einer Band lässt zunächst eine gewisse Hilflosigkeit des Schreibenden vermuten, ist aber schließlich nicht gänzlich ungeeignet, um Stil und Schaffen von LITTLE CHEVY einzuordnen. Das Septett aus Basel köchelt auf „Lucky Girl“, dem Nachfolger zu seinem Debüt „Sweet Home“ (2014), mit den Zutaten Blues, Rock und Country, abgeschmeckt mit einer Prise Tango und Pop, nämlich ein äußerst reichhaltiges und schmackhaftes Gericht!

Um noch etwas beim Kulinarischen zu verweilen: Die Qualität eines Eintopfs steht und fällt mit der Güte der Zutaten sowie den Fähigkeiten der Leute am Herd. Bei diesem Album ist diesbezüglich alles im Lot. Die musikalischen Zutaten für die vierzehn – ohne Ausnahme eigenen! – Songs stimmen, die Band versteht ihre Sache und agiert da und dort durchaus über das „bloß“ solide Handwerk hinaus.

Mit Evelyne Péquignot verfügt die Schweizer Combo zudem über eine außergewöhnliche Sängerin. Eine derart versierte, stil- und stimmsichere Frontfrau ist in unseren Breitengraden keine Selbstverständlichkeit – man höre sich zur Illustration beispielsweise „If I Was A Man“ und das gleich darauf folgende Titelstück an, zwei Songs, die ohnehin zu den Highlights des Album gezählt werden dürfen.

Zusammenspiel der Band, Aufnahme und Produktion sind untadelig, was man sowohl als Stärke als auch als Schwäche von „Lucky Girl“ empfinden kann. Denn bei allem Streben nach Perfektion: LITTLE CHEVYS Gumbo hätten zwei, drei Chili-Schötchen nicht geschadet, sie hätten für die „Wehe, wenn sie losgelassen“-Momente gesorgt, die der Tonträger vermissen (und der Live-Auftritt erhoffen) lässt. Aber: In diesem Fall ist dies Jammern auf hohem Niveau…

FAZIT: „Lucky Girl“ ist ein erfreulich eigenständiges und vielseitiges Album mit Musik, die man in dieser Qualität hierzulande sonst eher als Import bezieht. Welche Freude also, dass LITTLE CHEVYS Tourplan gegenwärtig wieder Kontur gewinnt!