„The Woman You Want“ ist der zweite Longplayer der weitgereisten, inzwischen aber im ländlichen Cornwall ansässigen, britischen Songwriterin ELIZA SHADDAD. Wie viele Projekte, die in diesen Tagen erscheinen, ist auch dieses Album zugleich ein Opfer wie auch ein Produkt der Pandemie-Situation, welches von Eliza und ihrem Gatte (und Produzent) BEN JACKSON im heimischen Schlafzimmer–Studio weitestgehend im Alleingang konzipiert, eingespielt und produziert wurde.

Sogar der erklärungsbedürftige Titel des Werkes verweist auf die Situation, denn Eliza präsentiert sich hier keineswegs als die Frau, die wir alle gerne in ihr sehen möchten, sondern im völligen Gegenteil als die, die sie im Rahmen der Lockdown-Situation zeitweise nicht für ihren Partner sein konnte. Das hat zweierlei zur Folge: Nicht nur im Titeltrack, sondern auch in einigen anderen nachdenklichen Stücken auf dem Album macht sich die Musikerin letztlich auf die Suche nach der Frau, die sie selber gerne sein möchte – und bezieht dabei in Tracks wie „The Man I Admire“, dem ihrer an Demenz verstorbenen Großmutter gewidmeten „In The Morning“, auch ihr Umfeld mit ein und bezieht sich in dem optimistisch ausgerichteten Frühlings-Song „Blossom“ auch erstmalig auf ihre sudanesische Herkunft.

Auf der musikalischen Seite kommt dieses Album nun nicht als das Rockalbum daher, das Eliza mit ihrer letzten EP „Sep~Dec“ noch anzustreben schien. Das hat nur bedingt mit dem Aufnahmeprozess zu tun, sondern mit ihrer Erkenntnis, dass sie es als nicht mehr notwendig erachtete, sich selbst beweisen zu müssen, dass sie sich von Ihren ursprünglichen Folk-Roots lösen könnte, sondern sich ruhigen Gewissens auf das songorientierte Format, welches sie selbst „Ethereal Grunge“ nennt, konzentrieren könne.

FAZIT: Dass das zweite Album von ELIZA SHADDAD keine pure Rockscheibe hat werden können, hängt natürlich auch damit zusammen, dass „The Woman You Want“ unter Pandemie-Bedingungen entstand. Eigentlich hatte die Musikerin vorgehabt, das Album mit ihrer Band im Studio einzuspielen – oder doch wenigstens in Cornwall ein Heimstudio einzurichten. Das klappte jedoch nicht, und so spielten Eliza und BEN JACKSON das Material im heimischen Schlafzimmer ein und setzten dieses – mit Beiträgen ihrer Musiker Gitarrist MICHAEL JABLONKA, Drummer GLYN DANIELS sowie den Streicherparts von VIOLETA VICCI und CARMEN PHELAN, die zum Teil noch aus Studio-Sessions stammten oder aber im Gartenhäuschen eingespielt wurden – am Computer zusammen. Dadurch entdeckten sie auch eine interessante Sound-Ästhetik, zu der sie anderweitig nicht gefunden hätten, sodass sich die Pandemie in dieser Hinsicht als förderlicher Impulsgeber erwies.