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Polis: Weltklang (Review)
Artist: | Polis |
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Album: | Weltklang |
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Medium: | CD/LP/Download | |
Stil: | Progressive Rock östlicher Prägung |
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Label: | Progressive Promotion Records | |
Spieldauer: | 39:56 | |
Erschienen: | 04.04.2020 | |
Website: | [Link] |
„Dieses Album stellt einen weiteren Versuch dar, das Gewand dieses allzu modischen, kleinen Zeitalters abzulegen und die Saat eines größeren in die Herzen der Hörer zu säen.“ (POLIS im Inneren des Digipaks zu „Weltklang“)
Und ja: Steter „Tropfen“ höhlt den Stein!
Nach genau diesem hehren, leider, wie's heutzutage scheint, auch hoffnungslosen Grundsatz begibt sich ein progressives Plauener Musik-Quintett auf eine prophetisch anmutende Musikreise zu den hohen Zielen progressiver Rockmusik mit deutsch-muttersprachlichen Texten, um dieser endlich zu der Anerkennung zu verhelfen, die von „kleinzeitaltrigen Mode-Gewandträgern“ permanent verweigert wird. Nur ob diese große Musik in von Kleingeistern schwer bevölkerten Zeiten noch eine Chance hat, ist die große Frage, die leider Zweifel an dieser faszinierenden Mission aufkommen lässt. Für POLIS jedenfalls ist klar, dass man es wenigstens versuchen muss – und „Weltklang“ ist ein schwer beeindruckender Versuch!
POLIS haben schon jetzt das Zeug zur Legende, denn sie erinnern an eine legendäre Zeit, die man in den westlichen Hemisphären viel zu sehr ignoriert hat und noch immer ignoriert. Eine Zeit im Grunde, die leider nicht wiederkommt – die Zeit typisch progressiver Rockmusik aus der Ost-Zone, besonders der DDR, aber auch Ungarn, Polen, der CSSR usw.
POLIS sind etwas Besonderes – die Wahrer musikalischer Geschichte im Gegenwartsgewand. Aber auch die gänzlich gescheiterten Versuche der Westzone, Prog-Rock und Muttersprache zu vereinen, finden sich bei POLIS wieder, die noch dazu mit charismatischem Sänger ihre vokale deutschsprachige Seite ausleben.
POLIS kommen tief aus dem sächsischen Osten. Aus Plauen. Und sie machen in einem umgebauten DDR-Fabrikgebäude mit Instrumenten aus dieser Zeit ihre Musik. Das neue „alte“ Studio, welches sie selbst im Sinne jeglicher Klangoptimierung ausgebaut und mit alter DDR-Studio- und Rundfunktechnik versahen, verstehen sie dabei als den Grundstein ihres Albums. Klangoptimierung made in GDR!
Dazu schreiben sie deutsche Texte, die genauso geheimnisvoll und vor lyrischer Bildhaftigkeit strotzend einem die Zeit zurückbringen, in der die STERN-COMBO MEISSEN sich auf ihre „Reise zum Mittelpunkt des Menschen“ und LIFT auf die „Meeresfahrt“ sowie die HORST KRÜGER BAND auf ihre „Tagesreise“ begaben oder ELECTRA fast DDR-ketzerisch zum „Tritt ein in den Dom“ aufforderten.
Doch auch deren Landsleute auf der anderen Mauerseite, ganz besonders NOVALIS und HOELDERLIN, die „Schmetterlinge lachen hörten“ und ihren „Träumen“ folgten, erfahren in den POLISschen Ideen eine beachtliche Wiedergeburt. Progressiv verkrautete Rockmusik der Extra-Klasse – das bietet uns POLIS auf „Weltenklang“.
Doch nicht nur die „Krautis“ dürfen aufhorchen, sondern mit „Leben“ gibt es sogar als eine Art Bonus deutlich floydianischen „Echoes“-Referenzen, die selbst diejenigen, denen deutsche Texte und Prog – aus welchem Grunde auch immer – nicht zusammenzupassen scheinen, in eine angenehme Wohlstimmung versetzen. Und hören sie auch noch genau auf den deutschen Text, dann sollte durchaus davon etwas hängenbleiben: „So träume ich von Tag und Nacht, / Ein Mensch der durch den Kosmos reist. / Vom großen Traum nie auferwacht, / Bis einst geweckt, von einem neuen Geist“, bevor das „Abendlied“ mit LIFTscher „Scherbenglas“-Zerbrechlichkeit sich seinen melancholischen Weg bahnt.
Sehr eindringlich ist hierbei auch die Stimme von Christian Roscher, die ebenfalls an den Sänger einer großartigen Band aus Ost-Deutschland erinnert – Norbert Leisegang von KEIMZEIT.
„Weltklang“ besitzt einen wunderbaren Ost-Prog-Charme, der mitunter beim Hören einem wahre Schauer über den Rücken treibt – und alle, die im Osten Prog-Musik-sozialisiert wurden, werden den Schauer wohl noch intensiver verspüren.
Der Titel „Weltklang“ wird bei genauerer Beschäftigung mit dem Album ebenfalls schnell klar: eine Anspielung auf ihr eigenes, DDR-nostalgisches (Wie kurios ist dabei schon die verbale Vereinigung der nur nach strengen Grenzen funktionierenden DDR-Diktatur und der weltoffene Studio-Name!) Studio Weltklang, wo das Album aufgenommen, und dann an PETER GABRIELs legendäres Real-World-Studio, wo das Album ausgezeichnet gemischt und gemastert wurde und so einen Retro-Vintage-Sound verpasst bekam, der seinesgleichen sucht. Selbst das Cover strahlt eine (auch auf die POLIS-Musik übertragbare) Atmosphäre des „Live At Pompeii“-Films von PINK FLOYD aus. Zum letzten Album-Feinschliff besuchten POLIS dann auch Gabriels Studio in der Grafschaft Wiltshire. Noch nie zuvor war wohl so viel Osten in der Real World!
FAZIT: „In so manchem Punkt hilft der analoge Weg und die alte Technik, um auf gute Ideen zu kommen. Und es hat sich sehr gut angefühlt, die Herangehensweise und das Tempo des Aufnahmeprozesses selbst in der Hand zu haben“, stellt resümierend der Sänger von POLIS, einer jungen Plauener Retro-Prog-Rock-Band fest. Ihr zweites Album „Weltklang“ mit vielen Erinnerungen auch an den Ost-Prog und noch dazu in PETER GABRIELS Real Wold Studios gemischt und gemastert, zählt so heute schon zu einem der besten Alben, die uns das Jahr 2020 bescherte.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Tropfen
- Gedanken
- Leben
- Abendlied
- Sehnsucht
- Gebet
- Steig herab
- Mantra
- Bass - Andreas Sittig
- Gesang - Christian Roscher
- Gitarre - Christoph Kästner
- Keys - Marius Leicht
- Schlagzeug - Sascha Bormann
- Weltklang (2020) - 13/15 Punkten
- Unterwegs I (2023)
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