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Kora Winter: Welk (Review)
Artist: | Kora Winter |
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Album: | Welk |
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Medium: | Download/EP-CD | |
Stil: | Hardcore, Metal, Progressives und Ruhiges |
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Label: | Eigenvertrieb | |
Spieldauer: | 20:15 | |
Erschienen: | 21.04.2017 | |
Website: | [Link] |
KORA WINTER lieben den Hardcore, deutsche, recht brutale und zugleich kompromisslose Texte, den Schrei genauso wie zarten Gesang, hammerharte Rhythmen sowie urplötzlich auftauchende, fast zerbrechlich anmutende Harmonien und den permanenten Überraschungseffekt.
Man hat beim Hören ihrer Songs oftmals den Eindruck, sie würden einen riesigen Berg erklimmen, nicht um ihn zu bewältigen, sondern danach das Gefühl auszukosten, kopfüber von ihm herunterzuspringen: „Auf der Spitze des Berges wird man dir die Augen verbinden und lautlos verschwinden.“ - so beginnt der erste Song „Bluten“ von ihrer aktuellen zweiten EP.
In ihrem Steckbrief halten sie deshalb als Bandbeschreibung fest:
„Halb Mensch, halb Unmensch. Der gute Mensch, der Böses träumt.“
Und ergänzen, während man noch über die Bedeutung solcher „Halb“-Weisheiten nachgrübelt:
„All das ist KORA WINTER. Daneben sind KORA WINTER fünf Berliner, welche am 09.01.2015 ihr Debüt ‚BLÜHT‘ veröffentlichten und sich
dabei auf dem schmalen Grat zwischen Metal, Hardcore und Post-Hardcore bewegen.“
Mit dieser explosiven, knallharten und zugleich zart besaiteten Halb-und-Halb-Musik-Mischung muss man Aufmerksamkeit erregen.
Und KORA WINTER erregen Aufmerksamkeit.
Bereits ihre erste EP „Blüht“ öffnete ihnen Tore bis zum Euroblast Festival, wo andere Metal-Bands auch nach dem x-ten Longplayer nicht hinkommen: „Wir haben zwar hohe Ansprüche an uns selbst, aber was alles [nach „Blüht“ - T.K.] folgte, überstieg unsere Vorstellung“, stellt Bassist Köberich darum fest.
Doch bereits wenn man die nunmehr zweite EP der Berliner hört, die den etwas tristen, vergänglichen Titel „Welk“ trägt, wird wohl auch dem Letzten, der sich im Hardcore-Bereich wohlfühlt, aber auch gerne progressive Stimmungen mit seinen Ohren erobert, klar, warum das so sein muss. KORA WINTER schichten Gitarrenwände auf und reißen sie mit einem Saxofon auf „Bluten“ wieder ein, ohne dass dabei eine musikalische Diskrepanz entsteht, sie rotzen einem Stakkato-Vocals wie „Stiche“ ins Gesicht, um uns, während wir den Rotz noch aus den Augen reiben, mit zärtlichem Gesang die Ohren zu umschmeicheln und in der Unendlichkeit von „oo“ die Geschichte vom Fischer und seiner blinden Tochter von LISA TOH im A-capella-Gesang gut 3 Minuten lang zärtlich vortragen zu lassen, bis dann ein tiefer Bass die bedrohliche Geschichte zuende bringt, damit „Narben“ nach einer schreienden und metallischen Eröffnung wieder das langsam gewohnte Laut-Leise-Wechselspiel konsequent bis hin zur Ekstase treibt: „Da wo einst Stiche, da wo einst Blut, find‘ ich neuen Frieden, find‘ ich neuen Mut.“ Auch textlich werden die Höhen und Tiefen ausgelotet und ausgelebt, welche uns im Wechselspiel der Klänge bereits die Ohren eroberten – aus dem Munde des Berliner Hardcore-Fünfers klingt das dann so: „Die Texte zeichnen eine düstere, angstdominierte und paradoxe Welt. KORA WINTER ist die dazu passende „Schrei-dich-frei-Therapie“ - eine Taschenlampe am Anfang des Tunnels.“
FAZIT: KORA WINTER wandeln mit ihrer EP „Welk“ auf den Spuren von LEPROUS, die in Norwegen eine ähnlich feurige progmetallische Musikmischung zur Explosion bringen, wobei man dem Berliner Quintett zugleich hoch anrechnen muss, dass sie nicht den textlichen Weg des geringsten englischen Widerstands gehen, sondern konsequent auf ihre deutsche Muttersprache zurückgreifen. Bei den sprachlichen Schreckensbildern, welche sie darin entfalten, ist diese Konsequenz auch das Beste für Musiker wie Zuhörer. Hardcore im Wechselbad der Laut-Leise-Gefühle mit überraschend progressiven Wendungen und einem unverhofften, aber um so großartigerem Saxofon-Solo!
Und wer sich das Album bei der Band bestellt, bekommt es sogar in einem handgesprühten, sehr schön anzuschauenden WELK-Umschlag geliefert!
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Bluten
- Stiche
- oo
- Narben
- Bass - Karsten Köberich
- Gesang - Hakan Halac, Karsten Köberich, Lisa Toh
- Gitarre - Yuki Sorger, Ferhan Sayili
- Schlagzeug - Maximilian Zumbansen
- Sonstige - Paul Griesbach (Saxofon)
- Welk (2017) - 11/15 Punkten
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