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Ben Craven: Great & Terrible Potions (Review)
Artist: | Ben Craven |
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Album: | Great & Terrible Potions |
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Medium: | CD | |
Stil: | Floydsches aus dem stillen australischen Kämmerlein eines Eigenbrötlers |
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Label: | Desert Comb Music / Just For Kicks | |
Spieldauer: | 55:11 | |
Erschienen: | 21.10.2011 | |
Website: | [Link] |
Wenn ROGER DEAN Booklet und Cover gestaltet, dann weiß man heutzutage schon, in welche Richtung sich die Musik auf dem Silberling, der sich dahinter verbirgt, in etwa bewegt: progressiv mit Hang zu YES. Womit wir auch schon bei dem australischen Multiinstrumentalisten und (nicht sonderlich außergewöhnlichen) Vokalisten BEN CRAVEN wären. Selbst wenn der deutlich stärkere Bezüge zu PINK FLOYD als zu YES aufweist.
„Great & Terrible Potions“ klingt wie der Versuch einer Vereinigung der frühen FLOWER KINGS mit den frühen SPOCK'S BEARD mit Fingerzeig in Richtung PINK FLOYD, ohne je so richtig deren Niveau zu erreichen. Das liegt wohl besonders daran, dass Craven in kompletter Eigenunion sein Debütalbum einspielt, wobei besonders die Instrumentaltitel sein geschicktes Gespür für die Kombination aus eingängigen Melodien und modernem Art-Rock aufweisen. Schon „Aquamarin“ versteht durch die Kombination aus klassischen Piano-Passagen und floydigen „Echoes“ zu überzeugen, die mit „Ready To Lose“ nahtlos in einen „Momentary Lapse Of Reason“ übergehen.
Doch wollen wir nicht vorgreifen und bleiben beim instrumentalen Eröffnungstitel „Diabolique“, der wie ein dreiblättriges Musik-Kleeblatt-Kuriosum daher kommt. Eine Tür öffnet sich mit lautem Knarren und wir hören Schritte auf einer Treppe oder einem Holzboden und werden in die frohe Erwartung auf den „UmmaGumma“-Brummer eingestimmt. Der allerdings tut uns nicht den Gefallen, angebrummt zu kommen, damit ihn das schreitende Wesen mit einer Fliegenklatsche jagen und killen kann. Dafür aber hören wir das Aufziehen einer Uhr, die sich kurze Zeit später als Spieluhr herausstellt. Jetzt beginnt die Musik nach Spieluhrvorbild mit einem klassischen Piano, das uns mit einem Schlag die OLDFIELDschen Tubular Bells läuten lässt, um wenige Sekunden später genauso überraschend dem ELP-Bombast zu verfallen. Und das alles in gerade mal zweieinhalb Minuten, so kann's gerne weiter gehen. Doch dieser Wunsch wird nicht erfüllt. Dafür beginnt das australische Multiinstrumentalisten-Wunder CRAVEN, der wirklich alle Instrumente in Eigenregie ohne jegliche Unterstützung durch andere Musiker eingespielt hat (Was man nicht oft genug betonen kann!), bei „Nobody Dies Forever Part 1“ zu singen, mit einer Stimme, die entfernt nach dem königlichen Blumenexperten ROINE STOLT klingt und im Verlauf des Albums immer mal wieder durch einen Stimmenvocoder gejagt wird.
Überhaupt sind es die Instrumentaltitel, die auf „Great & Terrible Potions“ überzeugender wirken als die gesungenen Songs, die auch von ihren mystisch-verschrobenen Texten her nicht sonderlich überzeugen können.
Das Instrumental „The Conjurer“ ist dann dem verstorbenen RICHARD WRIGHT gewidmet und klingt genauso wie PINK FLOYD zu Zeiten von „Wish You Were Here“ oder einige Passagen aus Wrights Solo-Scheiben. Spätestens nach dem Gedenktitel für den PINK-FLOYD-Keyboarder wird dem Hörer klar, dass die bewegendsten Momente auf „Great & Terrible Potions“ die akustischen Passagen sind, die durch die klassischen Piano-Einsätze noch eine zusätzliche Steigerung erhalten.
Die beiden Longtracks „No Specific Harm“ (10:58 Minuten) und „Great & Terrible Potions“ (9:06 Minuten) haben dagegen außer ein paar sehr deutlichen Floyd-Anleihen („Echoes“, „Animals“ usw.) nicht wirklich viel zu bieten.
Ganz ähnliche Musik wird heutzutage ja schon zur Genüge (und größtenteils besser) von solchen Bands wie MARS HOLLOW, MAGIC PIE, RPWL oder dem NEIL CAMPBELL COLLECTIVE geboten. Wer davon allerdings nicht genug bekommen kann, ist nunmehr auch hervorragend bei BEN CRAVEN aufgehoben.
Das „eigentliche“ Album schließt mit dem zweiten Longtrack, der dem Album auch seinen Namen gab, in dem am Ende die Spieluhr ausklingt, die Schritte sich entfernen und die Tür geschlossen wird. Was dann allerdings die Bonusbeigabe mit den drei Single-Auskopplungen soll, die schlicht und ergreifend komplett überflüssig sind, bleibt das Geheimnis unseres australischen Multiinstrumentalisten.
FAZIT: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!“ Diese Weisheit von ERICH KÄSTNER wird auch immer wieder in der Musik umgesetzt, vorausgesetzt natürlich, man empfindet als anspruchsvoller progressiver Freigeist PINK FLOYD so richtig gut. BEN CRAVEN ist einer von denen, der die besagte Band wirklich mag und zu großen Teilen in seiner eigenen Musik gut umsetzt. Allerdings ist diese Idee nun wirklich nicht neu – und Craven wird wohl noch ein wenig Zeit benötigen, um zu den Bands aufzusteigen, denen das schon deutlich besser gelingt, auch wenn die das Cover ihres Booklets nicht von ROGER DEAN gestalten lassen oder in totaler Eigenregie arbeiten.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Diabolique
- Nobody Dies Forever Part 1
- Aquamarine
- Ready To Lose
- The Conjurer
- No Specific Harm
- Solace
- Nobody Dies Forever Part 2
- Great & Terrible Potions
- Ready To Love – Single Edit (Bonus Track)
- Nobody Dies Forever – Single Edit (Bonus Track)
- No Specific Harm – Single Edit (Bonus Track)
- Bass - Ben Craven
- Gesang - Ben Craven
- Gitarre - Ben Craven
- Keys - Ben Craven
- Schlagzeug - Ben Craven
- Great & Terrible Potions (2011) - 9/15 Punkten
- Last Chance To Hear (2016) - 13/15 Punkten
- Monsters From The Id (2022) - 13/15 Punkten
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