KAMELOT | Awaken The World Tour 2023 - ESSIGFABRIK KÖLN - 17.03.2023

KAMELOT sind endlich zurück auf deutschen Bühnen. Im Rahmen ihrer „Awaken The World“-Tour steigt eine gigantische Party in der Essigfabrik Köln, die durch die Supports MYRATH, ELEINE und LEAGUE OF DISTORTION komplettiert wird

Mehrere Jahre mussten die getreuen Fans auf diesen Moment warten. Die bisher letzte KAMELOT-Headliner-Tour datiert aus dem Jahr 2019 und so ist es nicht weiter verwunderlich, dass die Fans vor der Essigfabrik bereits Stunden vor dem eigentlichen Highlight bester Stimmung und in freudiger Erwartung der Dinge harren, die da kommen sollen. Bevor aber Tommy Karevik und sein Gefolge die Bühnenbretter unter ihre Füße nehmen können, sind eine ganze Reihe illustrer Einheizer mit von der Partie, die die Aufgabe übernehmen, das Publikum auf Betriebstemperatur zu bringen.

LEAGUE OF DISTORTION und ELEINE: Duell der Frontladies

Den Anfang machen LEAGUE OF DISTORTION um Frontlady Anna Brunner, die man erst kürzlich im Vorprogramm von KISSIN´ DYNAMITE bewundern konnte. Nach anfänglichen Soundproblemen gelingt der Band ein ansprechender Gig, der in der Halle sehr gut ankommt und das erste Feierabendbier der Fans mit der Prise Metal würzt, auf die man sich bereits lange gefreut hatte.

Direkt im Anschluss betreten die Schweden von ELEINE die Bühne der Essigfabrik, deren zentraler Blickfang Madeleine Liljestam von Beginn an keinen Zweifel daran aufkommen lässt, wer inmitten der harten Kerle an den Instrumenten die Hosen anhat. Hier wird eine Pose an die nächste gereiht und dazu noch amtlich ins Mikrofon geträllert, während sich die Band im Kernschatten mit wehender Lockenpracht nur bei genauerem Hinsehen wahrnehmen lässt. Ein Eingeweihter am Lichtpult wäre, auch für die folgenden MYRATH, von Vorteil gewesen. Der Sound ist deutlich knackiger als beim Opener, weswegen der Punktsieg im Duell der Frontladies an ELEINE geht.

MYRATH begeistern mit ihrem „Blazing Desert Metal“

Auch MYRATH konnte man in den vergangenen Jahren aus den bekannten Gründen nicht auf deutschen Bühnen erleben, umso mehr hat sich die zahlreiche Anhängerschaft des einzigen Vertreters des Blazing Desert Metals auf diese Tour mit KAMELOT vorbereitet. Die MYRATH-Shirts dominieren vor der Bühne eindeutig und die Textsicherheit im Verlauf des Konzerts legt den Schluss nahe, dass die Fans die konzertlose Zeit mit Gesangsübungen verbracht haben müssen. „DANCE“ vom „Shehili“-Album darf auf keiner Setlist der Wüstensöhne fehlen und behandelt die Geschichte des syrischen Tänzers Ahmad Joudeh. Über ihn berichtete der Guardian in England unter dem Titel „Dance Or Die“. Joudeh, der sich den Schriftzug „Dance Or Die“ auch auf den Nacken tätowieren ließ, hatte in Syrien vor Ausbruch des Bürgerkriegs als Tänzer gearbeitet. Er gab Tanzunterricht für Waisenkinder und wurde vom IS mit dem Tode bedroht, wenn er weiter tanzen würde.

Für MYRATH ist „Dance“ ein immens wichtiger Titel, da sie hier ein persönliches Schicksal zur metaphorischen Grundlage ihrer eigenen Botschaft machen. Wie mir Zorgati, der seit 2007 den Job hinter dem Mikrofon bei MYRATH innehat, damals im Interview verriet, haben es sich die Desert-Metaller zur Aufgabe gemacht, der Jugend ihres Landes eine Alternative zu den Hassparolen islamistischer Fundamentalisten aufzuzeigen um mit „Kultur und Musik Menschen zu verändern“. Aber auch die weiteren Songs des starken Gigs zünden und versprühen in der Essigfabrik jenen Charme, für den die Tunesier geliebt werden. Der triumphale Abgang nach grandiosen 45 Minuten macht deutlich, wie sehr MYRATH im westlichen Metal angekommen sind.

MELISSA BONNY als Stargast der KAMELOT-Tour

Die Umbaupause im Anschluss gestaltet sich etwas umfangreicher, da KAMELOT als Headliner doch die ein oder andere Requisite hervorkramen lassen, die von fleißigen Händen in die entsprechende Position gebracht werden muss. Als es dann losgeht, ist der Beweis erbracht, dass die beiden eigens besorgten, brandneuen Nebelkanonen zumindest in Vollast zu laufen imstande sind. Ob sich der Output des Dampfes indessen regeln lässt, ist nicht überliefert. Das resultierende Szenario ist eine Mixtur aus bläulich-roten Lichtblitzen, die verzweifelt versuchen, den Nebel zu zerschneiden. Der Sound lässt allerdings keine Wünsche offen und sorgt für prächtige Stimmung unter den Fans, die schon bei Opener „Veil Of Elysium“ begeistert mitgehen. Weiblicher Stargast dieser Tour ist Melissa Bonny, ihres Zeichens Frontlady von AD INFINITUM, die erstmals bei „Opus Of The Night“ ins Geschehen eingreift und im weiteren Verlauf auch die Growls auspackt, die präzise und wuchtig für Szenenapplaus im Publikum sorgen. Neben Frontmann Tommy Karevik, der bereits seit dem Jahr 2012 hinter dem Mikrofon bei KAMELOT steht, greifen an diesem Abend Thomas Youngblood (Gitarre), Sean Tibbets (Bass), Oliver Palotai (Keyboard), sowie Alex Landenburg (Schlagzeug) zu den Instrumenten.

Hochprozentiges zum Geburtstag und ein irres Schlagzeug-Solo

Oliver Palotei, neben Alex Landenburg der zweite Deutsche im KAMELOT Line-Up, hat an diesem Abend Geburtstag und bekommt neben einem Geburtstagsständchen auch einen hochprozentigen Trunk gereicht, der in Todesverachtung geschluckt wird. Nach „The Haunting“, der erstmals seit 2014 wieder live gespielt wird, gibt es das obligatorische Schlagzeugsolo, bei dem Alex Landenburg in einem mehrere Minuten andauernden technischen Feuerwerk Kostproben seines Könnens gibt. Nach „Forever“ geht die Band dann für eine kleine Erfrischung in die Garderobe, bevor mit „Phantom Divine“, „One More Flag In The Ground“ und „Liar Liar“ das grandiose Finale zelebriert wird.

FAZIT: KAMELOT sind auch nach mehr als 30 Jahren im Business eine Macht in Sachen Melodic Power Metal, die über Genregrenzen hinaus Anhänger in allen Altersschichten begeistert. Ein toller Konzertabend, der keine Wünsche offenlässt und bereits im Vorprogramm mit LEAGUE OF DISTORTION, ELEINE und MYRATH zu gefallen weiß. Das neue, soeben erschienene KAMELOT-Album "The Awakening" wurde an diesem Abend mehr als angemessen präsentiert.