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DAF / No More - Pulp, Duisburg - 18.03.2010

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Von der Temperatur her war es der bisher schönste Tag im ansonsten eher arschkalten 2010 - das Thermometer tendierte an diesem Tag deutlich mehr Richtung 20°C, als zum Nullpunkt hin. Wohl auch aufgrund dieser Tatsache zeigte sich das Publikum im Event-Schloss Pulp in Duisburg an diesem Band gut gelaunt. Der Hauptgrund dürfte aber der Fakt gewesen sein, dass man die Deutsch Amerikanische Freundschaft, besser bekannt unter der Kurzform DAF an diesem Abend live zu Gesicht bekommen sollte - ein nicht gerade alltägliches Ereignis.

No MoreDie aus der Punkbewegung entstandene Band war in den 80er Jahren eine der wichtigsten Gruppen für elektronische Musik aus deutschen Landen und auch heute noch stürmen die Leute die Tanzfläche in der Gothicdisco, wenn einer der Hits von DAF ertönt. Heute besteht die Band nur noch aus Sänger Gabi Delgado-López und Schlagzeuger Robert Görl und anlässlich des 30-jährigen Bestehens spielten die beiden ein paar Konzerte unter dem Titel "Der 30-jährige Krieg - als wär's das letzte Mal" - eines davon auch in der wirklich netten Location in Duisburg, die an diesem Abend zu gut zwei Dritteln gefüllt war. Erwartungsgemäß versammelte sich hauptsächlich die Ü30-Fraktion der schwarzen Szene Nordrhein-Westfalens, darunter natürlich jede Menge EBM-Fans mit Hosenträgern, Tarnhosen und Springerstiefeln, und Leute in furchtbaren 80er-Klamotten oder mit entsprechenden Frisuren. 

Im Vorprogramm gab es ebenfalls eine Legende zu sehen, die aber deutlich unbekannter geblieben war, als die Hauptband des Abends: NO MORE aus Kiel. Die Band, die musikalisch dem Post Punk/No Wave-Umfeld zuzurechnen ist, hätte sich 1981 wohl kaum träumen lassen, dass der Name ihrer Single später von einer der erfolgreichsten Bands aus dem härteren Electro getragen werden würde: "Suicide Commando". Der größte Hit, den die Band hatte, kam natürlich an diesem Abend auch zum Zuge und wurde stürmisch beklatscht bzw. lud die ersten Besucher zum Tanze ein. Aber auch die anderen Songs, darunter "A Rose Is A Rose" oder die beiden ganz neuen "Midnight People & Lo-Life Stars" und "The Kores Of Stockholm" wurden freundlich aufgenommen.

Die Band besteht heute nur noch aus Sänger und Gitarrist Andy Schwarz und Keyboarderin Tina Sanudakura und weil ein Großteil der Instrumentierung aus Keyboard und Laptop kam, wirkte die Performance vielleicht ein wenig steif. Tina nutzte aber oft das Theremin, was der Musik mitunter ein spaciges Feeling verlieh. Nach einer knappen Dreiviertelstunde räumten die beiden dann die geräumige Bühno für das nächste Duo.

dafDie bei DAF nochmal aufgeräumter aussah, denn außer einem Schlagzeug und einem CD-Abspielgerät befand sich tatsächlich nichts mehr auf der recht hohen Bühne. Da das Pulp nicht nur von außen, sondern auch von innen wie ein mittelalterliches Schloss aufgemacht ist, wirkt das Gesamtbild seltsam: ein dürrer Gabi Delgado im Vordergrund, hinten nur die Drums und drumherum die altertümliche Optik, dazu erklang minimalistische Elektronik. Vor der Bühne tobte von der ersten Sekunde an der Mob im Pogo, denn DAF eröffneten ihren knapp 70 Minuten langen Set direkt mit ihrem Hit "Verschwende Deine Jugend". "Ich und die Wirklichkeit" folgte und zwei Songs später durften dann auch schon der Mussolini, der Adolf Hitler und der Jesus Christus getanzt werden, was sich das Publikum natürlich nicht zweimal sagen ließ. Nach "Ich will" stellte Gaby dann fest, dass seine Stimme schon so gut wie im Eimer war, was sich im Laufe des Abends natürlich nicht mehr zum Positiven veränderte. Allgemein machte Delgado nicht den fittesten Eindruck, wirkte aber offensichtlich sehr angetan von den Reaktionen aus dem Publikum und gab sich Mühe, Agilität zu zeigen. Homoerotisches bot er mit "Muskeln", bevor er sich erst einmal eine Flasche Wasser über den Kopf gießen musste. 

DAFDer ganze Abend wirkte irgendwie skuril. So war die ganze Zeit ein elektronisches Störgeräusch zu vernehmen und die Lautstärke war allgemein auch nicht sehr hoch, die Gespräche der Leute um einen herum konnte man meist gut verfolgen. Aber irgendwie störte das alles nicht weiter, das Konzert machte den Eindruck eines großen Klassentreffens. Natürlich ließen auch DAF keinen ihrer Hits aus und so konnte man sich im Laufe des Abends an "Der Sheriff", "Mein Herz macht Bum", "Alle gegen alle", "Sato-Sato", "Rote Lippen", "Osten währt am Längsten", "Nachtarbeit" und "Die Lüge" erfreuen. Nach dem tollen "Als wär's das letzte Mal" verließen die beiden Protagonisten das erste Mal die Bühne, kamen aber gleich drei Mal für einzelne Zugaben wieder. Das völlig bekloppte "Der Räuber und der Prinz", "Algorithmus (Zahlenlied)" und "Kebapträume", der erste große Hit von DAF bildeten den Abschluss eines Abends, der um 21.45 Uhr sehr früh beendet war. Und trotzdem war man doch froh, dabei gewesen zu sein - wer weiß ob sich die Chance dazu nochmal ergibt.

Andreas Schulz (Info)

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