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Children Of Bodom / Insomnium / Medeia - Köln, Live Music Hall - 01.10.2013
Finnischer Liederabend in der Live Music Hall zu Köln. Die CHILDREN OF BODOM sind auf ihrer "Halo Of Blood Over Europe 2013"-Tour und haben ihre Landleute von MEDEIA und INSOMNIUM mit dabei. Zumindest in Deutschland, die britischen Fans kommen zusätzlich in den Genuss, NAPALM DEATH zu sehen, während im letzten Leg der Tour DECAPITATED den Platz von INSOMNIUM einnehmen. Damit haben die Briten wohl das beste Package erwischt, aber wir wollen nicht neidisch sein.
Etwas überraschend ist noch nicht allzu viel in der geräumigen Live Music Hall los, als man eine gute halbe Stunde vor Konzertbeginn in der Venue erscheint. Sollten COB trotz der Veröffentlichung eines wieder richtig starken Albums etwa an Popularität eingebüßt haben? Nicht wirklich, wie sich im Verlauf des Abends zeigen soll, denn der Saal füllt sich kontinuierlich und spätestens beim Headliner ist es ordentlich voll. Das Publikum ist übrigens bunt gemischt. Natürlich ziehen die Jungs vom Bodomsee immer noch viel jüngeres Publikum an, aber man sieht auch jede Menge ältere Metaller sowie die für Köln typischen Hipster. In Sachen Merchandise zeigt man sich nicht allzu fanfreundlich, T-Shirts kosten da auch mal 25 €. Somit wird nur eine schwarze Stofftasche mit rotem "COBHC"-Aufdruck für 5 € mitgenommen.
Als Anheizer dürfen MEDEIA ran, die schon optisch am wenigsten traditionell daher kommen. Sänger Keijo Niinimaa sieht mit ärmellosem Shirt, Jeans und Kappe ein bisschen aus wie MOTORJESUS-Fronter Chris Birx während die beiden Gitarristen im Hard- bzw. Metalcore-Look über die Bühne springen. Mit Laura Dziadulewicz hat die Band zudem eine Keyboarderin dabei, die hinter den Tasten den blondgefärbten Kopf kreisen lässt. Musikalisch bewegt man sich irgendwo zwischen Metalcore und melodischem Death Metal. Zwar ist man sichtlich bemüht, sein groove-lastiges Material mit viel Agilität und Dicke-Hose-Posen unter die Leute zu bringen, wirklich Spaß daran hat aber bestensfalls das Jungvolk. Zwar sind auch INSOMNIUM und CHILDREN OF BODOM keine Bands, die streng traditionellen Metal zocken, trotzdem passen MEDEIA mit ihrem modernen und betont weitestgehend hookline-freien Sound nicht so richtig dazu. Nach sieben Songs hat man aber auch das überstanden und freut sich auf Melodien.
Davon haben die Melodic Death Metaller INSOMNIUM einige zu bieten. Zwar ist deren letztes Album "One For Sorrow" schon zwei Jahre alt, das macht aber die Songs davon nicht schlechter und so nutzt man die Zeit, um nochmal ordentlich Werbung für die Scheibe zu machen. Von den neun gespielten Songs sind fünf vom aktuellen Album und man legt auch gleich mit einem Triple daraus los. "Inertia" macht den Anfang und mit dem eingängigen und einprägsamen "Through The Shadows" zieht man danach das Publikum auf seine Seite. Mit dem an SENTENCED erinnernden "Down With The Sun" und "The Killjoy" folgen zweit etwas ältere Stücke, weiter zurück als bis zum 2006er-Album "Above The Weeping World" geht man aber nicht. Für eine finnische Band feuert man das Publikum verhältnismäßig stark an und die Zuschauer lassen sich gerne zu "Hey, hey"-Rufen animieren. Zwischen zwei weiteren Tracks von "One For Sorrow" wird das brandneue EP-Stück "Ephemeral" gespielt, die EP gibt es kostenlos, wenn man sich ein Shirt der Band zulegt. Faire Geste. "Mortal Share" beendet dann ein ordentliches Set mit gutem, melancholischem Melodeath, der von der Band zudem mit der nötigen, aber nie übertriebenen Bewegungsfreude und viel Headbanging dargeboten wird.
Auf "Halo Of Blood" haben sich Alexi Laiho und seine CHILDREN OF BODOM wieder deutlich an ihren Frühwerken orientiert. Das moderne Riffgeschrubbe wurde zugunsten von mehr Melodien und mehr Aggression ein bisschen hinten angestellt, was im besten Album seit "Hate Crew Deathroll" resultierte. Diese Rückbesinnung auf alte Tugenden macht sich heute auch in der Setlist bemerkbar, die nicht nur wirklich alle Alben inklusive des Debüts abdeckt, sondern neben Standards auch ein paar Überraschungen zu bieten hat. Ein bisschen überraschend ist auch, dass auf der Bühne relativ wenig herumgeblödelt wird. Das mag daran liegen, dass Alexi heute gesundheitlich angeschlagen ist, was er auch schnell dem Publikum mitteilt. Das merkt man seiner Performance nicht an, allerdings sieht man es deutlich, denn er ist mitunter leichenblass. Auch werfen die anderen Bandmitglieder immer mal besorgte Blicke zu ihrem Frontmann, der aber hält tapfer durch. Dadurch ist die Stimmung auf der Bühne aber nicht so ausgelassen wie sonst, es gibt kaum Frotzeleien mit Keyboarder Janne, es gibt keine angespielten BRITNEY SPEARS-Songs oder andere Kapriolen - heute steht die eigene Musik im Mittelpunkt. Lediglich als ein aufgeblasenes Kondom aus dem Publikum auf die Bühne schwebt, darf sich Gitarrist Roope Latvala ein paar Sprüche anhören.
Hinter der Band hängen am Backdrop drei rote Rahmen, auf die entweder Bilder projeziert werden oder hinter denen die Buchstaben C O und B aufleuchten. Zudem hängen mehrere Discokugeln an der Lichttraverse, die später beim doomigen "Dead Man's Hand on You" für einen coolen Effekt sorgen, als sie hell angestrahlt werden und so den ganzen Raum mit hellen Lichtpunkten füllen. Ansonsten ist die Lichtshow zeitgemäß, aber nicht spektakulär. Mit "Transference" vom neuen Album startet die Band in ihr Set, um direkt danach das göttliche "Silent Night, Bodom Night" abzufeuern und mit dem groovigen "Sixpounder" Bewegung in die Massen zu bringen. Inzwischen ist die Halle auch gut gefüllt, aber nicht übervoll. In den ersten Reihen bilden sich schnell kleinere und größere Moshpits und es dauert auch nicht lange, bis die ersten Crowdsurfer loslegen und zur Nachahmung animieren. Dem Kölner Publikum wird ja gerne mal eine gewisse Hüftsteifigkeit nachgesagt - heute ist das nicht der Fall. Mit dem rasanten (aber nicht ganz tight gespielten) "Halo Of Blood" und dem eingänigen "Scream For Silence" geht es aktuell weiter, danach geht es mit "Kissing The Shadows" und dem Debütstück "Lake Bodom" wieder zu älteren Nummern, zu denen vortrefflich die Haare im Propeller fliegen gelassen werden können. Auch mit "Hate Crew Deathroll" und "Shovel Knockout" gibt man kräftig Gas, bevor das erwähnte "Dead Man's Hand On You" eine kurze Verschnaufpause bietet. "Are You Dead Yet?" fragt Alexi danach das Publikum - nein, ist es natürlich nicht. Zwar bremst "Blooddrunk" die Euphorie leicht, danach pusht man das Volk mit den vier Klassikern "Everytime I Die", "Towards Dead End", "Hate Me!" (mit Wall Of Death) und dem obligatorischen ersten Rausschmeißer "Downfall" zum Endspurt. Natürlich wird lautstark nach einer Zugabe verlangt, die fällt jedoch mit nur einem Stück, nämlich "In Your Face" denkbar knapp aus. Macht aber nichts, denn mit einer starken Setlist haben CHILDREN OF BODOM einen Großteil der Anwesenden ordentlich ausgepowert.
Und weil sich manche Dinge nie ändern, hatten die Leute auch heute wieder Spaß daran, die von Alexi vorgetragenen "Fucks" zu zählen. Das gehört zum finnischen Liederabend mit den Kindern vom Bodomsee halt einfach dazu.