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Interview mit CORDS (31.08.2019)
Unter dem Titel "Stargazer" erschien vor kurzem eine hörenswerte Best-Of-LP der CORDS aus den Niederlanden. Simone Holsbeek war mir bis dato als Sängerin der Stoner-Rocker DRIVE BY WIRE bekannt, doch die quirlige Frontfrau kann offenbar auch auf eine spannende Geschichte mit den CORDS zurückblicken; einer Band, die in den Neunzigern vor allem in den Vereinigten Staaten Erfolge feierte, nachdem John Peel einige Demo-Songs über den Äther gejagt hatte. Gerade im Vergleich mit zeitgenössischem "Alternative Rock" wird deutlich, welche Energie diese Musik einst transportierte - eine Energie, von der Simone immer noch zu zehren scheint.
Hi Simone! Schön, mit Dir mal wieder zu reden! Vor kurzem wurde eine "Best Of" LP Deiner ehemaligen Band CORDS veröffentlicht, von deren Existenz ich bis dahin keinen blassen Schimmer hatte, doch die anscheinend seinerzeit ziemlich erfolgreich unterwegs war. Welche Idee steckt hinter dieser Zusammenstellung und welche Songs sind Deine persönlichen Faves oder eignen sich besonders gut zum Einstieg in das Oeuvre?
Simone: Ich würde Leuten, die noch nichts von den CORDS gehört haben, "Eat Your Heart Out" oder "Sugar Riot" vorspielen. Das sind ziemlich eingängige Lieder, die eine grobe Idee vermitteln, worum es bei den CORDS ging, nämlich Early Nineties Alternative Rock vom Feinsten. Zu meinen persönlichen Favoriten zählen Songs wie "Stargazer" oder "Dolphins And Whales", sowie live "Blues Chaos" und "The Mirror", denn die wurden damals immer gut abgefeiert.
Als ich Eure Musik zum ersten Mal hörte, war ich überrascht und dachte, dass Ihr Bands wie z.B. The Dead Weather viele Jahre voraus gewesen seid und mit Euren groovigen Liedern so einiges an Power und Leidenschaft transportiert habt. Ich schätze mal, dass vor knapp 30 Jahren vieles aus dem Bauch heraus entstand und Ihr nicht mit einem ausgeklügelten Plan an den Start gegangen seid...?
Da hast du Recht, einen detaillierten Plan hatten wir nicht. Wir spielten einfach Musik so laut wir konnten und mit einer Punk-Rock-Attitüde, wobei wir es liebten, mit Melodien und Klängen zu experimentieren... Wir erlebten die Energie von Bands wie Sonic Youth, Nirvana und Soundgarden, und wir liebten diesen speziellen Vibe. In unserer Umgebung gab es niemand anderen, der sich so davon inspirieren ließ wie wir, und darum wurde wohl auch John Peel auf uns aufmerksam. Wir schickten ihm unser erstes Demo und er spielte unsere Musik in seinen Shows im BBC sowie auf BFBS und in seinen Shows den Staaten. Wir hörten damals selbst BBC und auch BFBS, wo er all die neue und aufregende Musik präsentierte, und wo es jede Woche eine neue Band zu entdecken gab. 1992 und -93 lud er uns für zwei Peel Sessions nach London ein, und dadurch wurden dann einige Plattenfirmen auf uns aufmerksam.
Welchen Status hattet Ihr mit den CORDS damals in den Niederlanden inne? Haben Euch Fans auf der Straße erkannt oder wie kann ich mir das vorstellen?
Wir hatten damals großen Erfolg, für den wir uns auf Tour die Ärsche aufgerissen haben. Wir sind zum Beispiel mit The Gunclub durch Europa getourt, und haben auf großen Festivals wie Roskilde und Sziget gespielt. Wir genossen das und haben jedes Mal alles gegeben. Es waren verrückte Zeiten: Gerade noch waren wir im Proberaum, kurz darauf liefen wir durch New York, um dann von einer Küste zur anderen durch Amerika zu touren, und schließlich sogar in Australien zu spielen. In der Alternative-Szene waren wir ziemlich bekannt und hatten Fans, von denen uns manche treu zu jedem Konzert folgten. Und natürlich haben wir uns mit den Fans unterhalten, wenn sich die Möglichkeit ergab. CORDS waren eine DIY-Band. Wir wollten keine Rockstars werden, sondern sind auf dem Boden geblieben und haben den Kontakt mit unseren Fans gesucht.
Welche wichtige Lektion hast Du damals gelernt?
Begegne Menschen immer freundlich, wenn du gerade auf dem Weg nach oben bist, denn du brauchst vielleicht ihre Hilfe, wenn es wieder bergab geht. Das ist zwar ein Spruch von Ozzy, doch ich stimme ihm zu 100 Prozent zu... Allerdings bin ich noch nicht auf dem Weg nach unten, sondern es geht für mich nach wie vor nach oben, denn ich entdecke jeden Tag neue Musik und genieße es!
Wie erinnern sich die Leute derweil an die CORDS und welche Reaktionen gab es bislang auf "Stargazer"?
Die Reaktionen sind phantastisch und wir freuen uns wirklich auf die Shows in Dezember. Wir hielten uns damals so viel außerhalb der Niederlande auf - die Hälfte der Zeit waren wir in den Staaten unterwegs - und nicht jeder, der unseren Namen kannte, hat uns auch live gesehen. Damals gab es ja noch keine sozialen Medien wie Facebook, über die man die Aktivitäten von Bands so dicht verfolgen konnte wie heutzutage. In den Niederlanden waren einige Lieder bekannt, manche Alben jedoch wegen mangelnden Vertriebs nur schwer erhältlich. Also fragten uns Fans, warum wir nicht eine Compilation machten, und deshalb kommen wir nun mit "Stargazer" um die Ecke.
Ich habe gesehen, dass Du Ende des Jahres in Deiner Heimatstadt Deventer und in Eindhoven auf die Bühne gehen wirst...
Die Effenaar-Show findet im Rahmen des "Come As Your Are" Festivals statt, das den Spirit der Neunziger-Bands aufgreift. Im Burgerweeshuis spielen wir eine Headliner-Show quasi in unserem Wohnzimmer, die dementsprechend speziell werden dürfte: Dort ging damals alles für uns los. Es ist ein schöner Ort, und ich freue mich sehr, dass ich dort noch mal die CORDS-Songs spielen kann, wobei diese heute sicher anders klingen werden als vor 25 Jahren. Es werden wieder einige Menschen zusammenfinden, die damals ihre Leidenschaften teilten, und die diesen Zeitgeist der frühen Neunziger in sich trugen: Dieses Gefühl, dass du dich auf jede erdenkliche Weise mit Musik ausdrücken kannst...
Bis vor kurzem kannte ich ja nur Deine aktuelle Band DRIVE BY WIRE, und auf Konzerten dieser Band habe ich Dich als bodenständig und vor allem optimistisch erlebt: Du begegnest jedem im Publikum positiv und strahlst aus, dass Du mit allen einfach eine gute Zeit haben und gemeinsam abrocken möchtest. Ich habe Dir ja bereits gesagt, wie sehr mir diese Herangehensweise gefällt - woher nimmst Du diese Energie und Deinen Optimismus?
Lieder zu schreiben, aufzunehmen und vor Publikum zu spielen, erfreut mich einfach und wird niemals langweilig. Es ist total bewegend zu erleben, wie andere Menschen etwas aus meiner Musik ziehen und diese Musik sie persönlich bereichert. Das hat etwas Magisches und es wird niemals soweit kommen, dass mich das nicht auch berührt.
Danke, Simone, dass Du uns davon erzählt hast. Wir sehen uns auf einem Gig!