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Interview mit NIGHT FLIGHT ORCHESTRA (25.12.2018)

NIGHT FLIGHT ORCHESTRA

Dem Night Flight Orchestra eilt der Ruf voraus, derzeit eine der besten Livebands überhaupt zu sein. Bevor die Band in Berlin auf die Bühne kam, nahm sich ihr Frontmann BJÖRN „Speed“ STRID, der auch bei SOILWORK singt, Zeit für ein Interview mit uns. Wir sprachen mit ihm über die Tour, die Zukunft der Band und seine Weihnachtspläne.

Auf eurer Tour stehen jetzt noch vier Termine an. Wie lief es bisher?

Es war wirklich gut. Ich meine, wir haben im letzten Dezember unsere erste richtige Tour außerhalb Skandinaviens gespielt und das hier ist die erste komplette Europa-Tournee. Und es läuft sehr gut. Wir hatten ein außergewöhnliches Publikum, einige volle Häuser und unvergessliche Shows. Es hat mich wirklich umgehauen. Heutzutage ist es schwer, die Leute zu begeistern, aber ich denke, uns ist das gelungen. Und dann war es auch noch ein sehr gemischtes Publikum. Da gab es alles – von Metal-Fans, über Hipster und alte Prog-Fans bis zu Teenager-Mädchen, die jedes Wort unserer Songs kennen. Es ist ein tolle Mischung von allem und damit bin ich sehr zufrieden.

Das führt mich zu meiner nächsten Frage. Gibt es große Unterschiede zu Deinen Auftritten mit SOILWORK?

Ja, die gibt es natürlich. Aber die Metal-Fans kommen auch. Manche von denen tragen WATAIN-Patches auf ihrer Jacke und die tanzen dann zu Sachen wie „Gemini“, was wirklich cool ist. Ich denke, diese Band hat so etwas wie einen verbindenden Charakter.

Glaubst Du, das würde genauso funktionieren, wenn Du nicht auch in einer Metal-Band spielen würdest?

Natürlich gibt es eine Menge Leute, die SOILWORK und ARCH ENEMY kennen und dann neugierig auf das NIGHT FLIGHT ORCHESTRA sind. Und es scheint, als wenn unsere Musik den meisten, die sie antesten, gefällt. Deshalb ist es eine Art Abkürzung, um Fans zu erreichen, wenn sie schon einige der Musiker kennen. Aber ich denke, das Timing ist genau richtig und diese Band wird da draußen einfach gebraucht. Und auch die Live-Show wird gebraucht. Wir liefern etwas, von dem die Leute nicht wussten, dass es ihnen fehlt. Ich glaube, wir stechen da wirklich heraus.

Noch spielt ihr in recht kleinen Clubs. Zum NFO gehören acht Personen. Gab es Probleme, die alle auf der Bühne unterzubringen?

Es gab ein paar Herausforderungen. Vor allem vorgestern in Saarbrücken war es ein sehr kleiner Club, aber wir haben es immer irgendwie geschafft. Es waren aber auch sehr große Hallen dabei, das ist wirklich von Tag zu Tag unterschiedlich. Aber wir haben eine fantastische Crew, die dafür sorgt, dass es immer funktioniert.

Das NFO hat eher als Spaß-Projekt angefangen. Wann habt ihr euch entschieden, es als richtige Band zu betrachten?

Ich weiß gar nicht, ob es da eine Entscheidung gab. Es ist einfach irgendwie passiert. Und das Wundervolle ist, dass wir den Spaß nicht verloren haben, obwohl es jetzt ernst geworden ist. Vielleicht sage ich in zehn Jahren etwas anderes, aber der Vibe, den wir am Anfang hatten, ist nicht verloren gegangen. Es braucht natürlich bestimmte musikalische Fähigkeiten, um in der Band zu spielen. Aber die Arbeit basiert auch auf Freundschaft, der Chemie untereinander und dem gemeinsamen Interesse an der Musik, die wir spielen. Das ist ein gutes Rezept. Und dann hat es sich schrittweise entwickelt. Nach dem ersten Album waren wir so glücklich und wollten das natürlich mit der Welt teilen. Man denkt sich dann: „Das ist verdammt gut, das müsst ihr hören.“ Dann kamen Labels auf uns zu und so ging es weiter.

Hast Du eine Vision, was Du mit der Band erreichen willst?

Das ist schwer zu sagen. Ich will weiter gute Musik veröffentlichen und hoffentlich noch mehr Leute erreichen. Das sind wir gerade auf einem guten Weg. Natürlich ist es cool, diese Band im kleinen Rahmen zu sehen, aber wir haben auch Pläne, größere Shows zu spielen. Ich denke, wir könnten eine ganz besondere Show bieten, wenn wir auf größere Bühnen kommen.

Im Sommer spielt ihr auf einigen Festivals, habt ihr da die Möglichkeiten, etwas Größeres aufzufahren?

Wir werden es versuchen. Es ist aber immer schwierig, wenn man fliegt. Es ist einfacher, wenn man einen Tourbus hat. Wir geben auf jeden Fall unser Bestes.

Die Idee zur Band kam euch in den USA und ihr seid auch deutlich vom amerikanischem Rock beeinflusst? Gibt es Feedback von dort und den Plan, in den USA zu touren.

Bisher gibt es da noch keine Pläne, aber wir haben viele Fans dort, zumindest wenn man in die Social Media guckt. Die Musik ist inspiriert von amerikanischem Radiorock der späten 70er und frühen 80er, aber auch viele britischen Sachen und sogar Schwedisches hat uns beeinflusst. Da ist sowas wie der ABBA-Einschlag. Es ist eine Mischung von vielen Dingen. Wir haben auf gewisse Weise eine Ära entführt und sie zu unserer eigenen gemacht. Es ist etwas Erfrischendes dabei, keine reine Nostalgie.

Ihr seid dafür bekannt, viele Songs zu schreiben. Liegt schon wieder was in der Schublade?

Das ist schwer zu sagen. Wir werden keine Zeit haben, im nächsten Jahr ein neues Album zu veröffentlichen, weil ich auch wieder mit SOILWORK beschäftigt bin. Aber vielleicht könnt ihr für Anfang 2020 ein Album erwarten.

Du bist ja in zwei Bands aktiv, die sehr unterschiedlich klingen. Ist es für Deine Stimme eine andere Belastung, die NFO-Songs zu singen?

Es ist etwas anders, aber genauso anstrengend. Wie Du hörst, bin ich etwas krank und habe seit zwei Wochen Husten, der nicht richtig weggeht. Wenn Du krank wirst, ist es schwer. Aber so lange das nicht passiert, habe ich keine Probleme. Und ich kann dankbar sein für die 20 Jahre Touren mit SOILWORK, wo meine Stimme viel an Ausdauer gewonnen hat.

Gibt es einen Song, den Du besonders gerne live spielst?

Wir haben gerade angefangen, „Stiletto“ wieder zu spielen. Wir hatten ihn nicht auf der ganzen Tour im Programm und erst vor drei Tagen wieder ins Set genommen und werden ihn auch heute spielen.

Die Tour endet am 22. Dezember. Was steht bei Dir zu Weihnachten auf dem Programm?

Ich werde meine Eltern besuchen, die leben direkt am Wasser in der Natur an einem friedlichen Ort. Das ist ideal nach einer kompletten Europa-Tour. Dann werde ich zu Hause sein und so viel wie möglich entspannen. Aber die Vorbereitungen für die SOILWORK-Tour mit AMORPHIS beginnen schon am 6. Januar. So viele freie Zeit habe ich also auch nicht.

Gibt es sonst noch etwas, das Du loswerden möchtest?

Ich kann noch große Neuigkeiten verkünden: Im Sommer sind wir Special Guest von TOTO in Schweden. Für mich ist das ein Traum, der wahr wird.

Sebastian Triesch (Info)