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Interview mit THE ADICTS (17.06.2018)
Dass der Slogan „Punk’s not dead“ heute noch seine Berechtigung hat, liegt auch an Bands wie THE ADICTS. Die Gruppe aus Ipswich ist seit den Anfangstagen dabei und heute noch fleißig. Im November haben sie ein neues Album veröffentlicht und spielen im Herbst eine Europa-Tour.
Wir trafen uns mit dem Sänger MONKEY im Berliner Plattenladen „Dodo Beach“, wo er anschließend seine DJ-Qualitäten bewies.
Hallo Monkey. Die Adicts sind seit mehr als 40 Jahren in einem sehr stabilen Line-Up unterwegs, während andere Bands aus der Zeit lange von der Bildfläche verschwunden sind. Warum habt ihr so lange durchgehalten?
Wir hatten ein paar Pausen, weil wir das Gefühl hatten, dass wir sie bräuchten. Da gab es einige Jahre, in denen wir nicht aktiv waren, aber wir hatten immer vor, wieder zurückzukommen. Es ist schwer zu sagen, warum wir solange durchgehalten haben.
Natürlich genießen wir das, was wir machen und deshalb sind wir immer wieder zurückgekommen
Es gibt gute und schlechte Zeiten für Punk. Bemerkst Du so etwas wie Wellen der Popularität für diese Musik?
Ich glaube, dass Punk gewisse Zyklen erfährt. Momentan ist er vielleicht eher im Abschwung, aber so, wie es auf der Welt momentan aussieht, ist das gut für den Punk, denn die Leute haben etwas, worüber sie schreiben können.
Hörst Du neue Bands, die auftauchen oder bleibst Du bei den Klassikern?
Ich höre nicht wirklich neue Punk-Bands. Ich mag neuere Musik, aber nicht unbedingt Punk. Kid, unser Drummer, ist mehr dabei. Er mag viele junge Bands und hört alle CDs, die wir bekommen. Er ist da enthusiastischer als ich.
Ich bekomme aber auch so genug Punkrock, ich muss das nicht auch zu Hause hören – zumindest mittlerweile nicht mehr.
Ihr habt euren Song „Viva La Revolution“ mit den Toten Hosen neu eingespielt, der dann auf der Bonus CD ihres letzten Albums erschienen ist. Was für eine Erfahrung war das?
Es hat Spaß gemacht und war sehr nett, dass sie diesen Song für ein Cover ausgewählt haben. Wir gingen in ein Studio in London mit Campino, Andi, Breiti und Vom. Pete hat die Gitarre gespielt und ich die Vocals eingesungen. Es ist schön, dass sie an den Song erinnert haben. Außerdem hatten sie ja selbst einen Songs namens „Viva La Revolution“ aufgenommen [erschien 1996 auf „Opium fürs Volk“ – S.T.].
Ihr wart dann mit den Toten Hosen auf Tour. Ich habe das Konzert in Leipzig gesehen. Ist es für euch ein Unterschied vor so einem großen Publikum zu spielen?
Ich spiele lieber vor fünf Leuten, die uns lieben, als vor 5000, denen wir egal sind. Aber es war sehr angenehm in einem so professionellen Umfeld zu sein. Die Art, wie sie das machen, ist beeindruckend.
Aber als Künstler ist es immer schöner, wenn Du weißt, dass das Publikum wegen Dir da ist.
Bei euren Konzerten ist auf der Bühne immer viel los. Gab es da in der Vergangenheit Vorfälle oder Unfälle?
Ja, bei Konzerten sind Leute von der Bühne und auf die Bühne gefallen. Das erste, was mir einfällt, ist etwas zwei Jahre her. Ein Typ wollte vom Publikum aus auf die Bühne springen, hat sie aber verfehlt, ist auf dem Boden gelandet und hat sich den Hals gebrochen. Wir mussten die Show unterbrechen und haben auf eine Nachricht aus dem Krankenhaus gewartet. Als wir hörten, dass es ihm gut geht, haben wir weiter gemacht.
Es passiert immer was. Ich hatte ausgerenkte Schultern und verstauchte Knöchel. Manchmal kriegt man auch was am Kopf ab, wie Dosen oder Flaschen. Aber das ist eben das Umfeld, in dem wir unterwegs sind.
Ihr habt vor langer Zeit „You’ll Never Walk Alone“ aufgenommen. Deshalb hatte ich angenommen, dass ihr Liverpool-Fans seid. Aber das stimmt gar nicht. Was bedeutet der Song für euch?
Ja, es ist die Hymne von Liverpool, aber das Lied wird bei vielen Teams gesungen. Es hat eine Bedeutung über den Fußball hinaus und steht für Zusammenhalt und Verbundenheit. Das haben die Hosen übrigens auch von uns. (lacht)
Wir hatten geplant, es für die Weltmeisterschaft noch einmal aufzunehmen, haben es aber nicht geschafft. Aber es hätte wahrscheinlich nicht geholfen. Wir werden wohl wieder enttäuscht werden.
Ihr spielt noch zwei Konzerte in Europa, habt dann einige Auftritte in den USA und tourt im Herbst wieder in Europa. Wie geht ihr mit den Reisestrapazen um?
Wir sind eine Band, die nicht viel Geld verdient. Wir fliegen ganz normal, nicht in der ersten Klasse. Der anstrengende Teil des Tourens ist das Unterwegssein, um irgendwo anzukommen. Wir investieren unsere Zeit und Energie, um auf der Bühne zu stehen. Dort finden wir unser Vergnügen, das treibt uns an. Die Energie, die wir freisetzen und vom Publikum zurückbekommen. Wir sind Unterhalter und wollen uns auch selbst unterhalten. Niemand hat bei einem Adicts-Konzert mehr Spaß als ich.
Im Herbst spielt ihr weitere Konzerte in Deutschland. Habt ihr eine besondere Beziehung zu dem Land?
Wir lieben Deutschland. Deutschland war das erste Land außerhalb des United Kingdoms, wo wir willkommen waren. 1982 oder 83 waren wir zum ersten Mal hier und hatten eine gute Zeit. Deshalb war uns Deutschland immer nah. Pete und Kid aber einige Zeit in den 70ern in Berlin gelebt, weil ihr Vater beim Militär war. Deshalb haben wir enge Beziehungen hierher.