Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Interview mit Below The Sun (15.05.2015)

Below The Sun

BELOW THE SUN aus dem sibirischen Krasnoyarsk feiern mit ihrem Debut „Envoy“ einen Einstand, der sich gewaschen hat: Das Quintett bricht zu einer musikalischen Reise in die finstere Tiefe des Kosmos auf und transzendiert in gewaltigen Kompositionen die Stilgrenzen von epischem Doom Metal, sphärischem Post Rock und Ambient. Didgeridoo Klänge, Death Metal Grunts und sogar leichte Anleihen am Dub Step verleihen dem mächtigen Klanggemälde ungewöhnliche Nuancen. Diese wirken jedoch zu keiner Zeit aufgesetzt oder gezwungen, sondern auf diesem Album passt einfach alles. Gitarrist Vacuum gewährt schlaglichtartige Einblicke...

Hallo und herzlichen Glückwunsch! In meiner bescheidenen Wahrnehmung habt Ihr eines der bemerkenswertesten und intensivsten Alben dunkler, schwerer Musik in den letzten Jahren aufgenommen – wie sieht's mit einer Entschuldigung dafür aus?

Danke, wir sind sehr glücklich, das zu hören. Um ehrlich zu sein, hatten wir uns niemals vorgestellt, dass die öffentlichen Reaktionen so gut ausfallen könnten. Ich meine, es handelt sich um unser erstes Album... Wir dachten, dass wir wahrscheinlich sieben Hörer finden würden, wobei es sich bei fünf davon um uns selbst handelt. Dennoch kam alles ganz anders – und wir können nicht verhehlen, dass uns das sehr freut.

Wie beschreibt Ihr selbst Eure Musik?

Ich denke, es handelt sich um einen Mix aus Doom und Post Metal, doch beim Musik-Erschaffen denken wir nicht darüber nach. Musik innerhalb von Genre-Grenzen zu komponieren, käme einer Selbstbeschränkung gleich. Wir legen also einfach los und schauen dann mal, für welches Genre sich unsere Hörer und die Kritiker entscheiden.

Mir gefällt an “Envoy” vor allem sein dramatischer Aufbau, also dass die Spannung von Song zu Song steigt, dass immer mehr Elemente hinzukommen, welche die Aufmerksamkeit des Hörers aufrecht erhalten. Gibt es hinter dieser Vorgehensweise einen ausgeklügelten Plan oder gar ein größeres Konzept?

Aber natürlich! “Envoy” handelt von der Eroberung des Weltraums und dem menschlichen Bedürfnis, den Kosmos zu ergründen und die Grenzen des Verstehens immer weiter auszudehnen. Und es handelt von Voyager 1, dem strahlendsten Vertreter solcher Reise und Erforschung. Die Reise durchs Weltall ist in unseren Vorstellungen durch Science Fiction Filme, in denen Raumschiffe in kurzer Zeit durch ganze Galaxien “springen”, ziemlich verwässert. Wir haben uns dazu entschieden, das Thema von der anderen Seite darzustellen und uns Voyager 1 zu widmen. Wir fragten uns, was uns dieser Trip über den kalten und uns gegenüber indifferenten Kosmos sagen kann. Voyager 1 ist seit 40 Jahren auf seiner Reise und ist für immer alleine, wobei sie gerade mal die Heliosphäre unseres Sonnensystems verlässt.

Wie lange habt Ihr an “Envoy” gearbeitet und was waren die größten Herausforderungen?

Die Band wurde im Sommer 2012 als einmaliges Experiment ins Leben gerufen. Damals sind wir bei einer privaten Feier im Wald aufgetreten. Jedem Anwesenden gefiel unsere Show, also blieben wir zusammen und machten weiter. Wir nahmen uns rund ein Jahr Zeit, um Musik und Texte zu schreiben. Anfang 2014 begannen wir dann mit den Aufnahmen. Es war ziemlich schwierig, in unserer Gegend einen fähigen Schlagzeuger aufzutreiben, der das umsetzen konnte, was uns vorschwebte.

Mit Temple of Torturous habt Ihr einen kleinen, feinen Musikverlag gefunden, der inspirierende, qualitativ hochwertige Musik veröffentlicht. Wie habt Ihr Euch gefunden und wie “zu Hause” fühlt Ihr Euch auf diesem Label?

Das Label hat uns gefunden. Wir hatten den ersten Song aufgenommen, gemastert und als Promo für unser zukünftiges Album hochgeladen. Nach ein paar Tagen schrieb uns Temple of Torturous an und bot uns eine Veröffentlichung an. Der Verlag ist wirklich großartig und leistet ganze Arbeit. Die Leute dahinter sind ernsthaft an unserer Musik interessiert und das ist uns sehr wichtig.

Ich kann mir Eure Musik sehr gut als Soundtrack zu einer wirklich finsteren Geschichte oder einem Film vorstellen – habt Ihr diesbezüglich Ambitionen?

Ich habe immer schon davon geträumt, Musik für Videospiele oder Filme zu schreiben, und würde mich über Anfragen dafür sehr freuen. Wir hätten mit Sicherheit Spaß an so etwas, uns unsere neuen Songs klingen wie ein Soundtrack – warum also nicht?

Eure Promo Photos wirken ziemlich atmosphärisch und stechen aus dem Einerlei hervor. Was ist Dir bei der Darstellung der Band in der Öffentlichkeit wichtig – geht es mehr um das Kollektiv als um die einzelnen Mitglieder?

Wir sind eine solide Band und so wollen wir uns auch darstellen. Mit unseren Bildern erregen wir ein bisschen Aufmerksamkeit, doch das ist nicht der einzige Grund, warum wir sie nutzen. Wenn die Musiker auf der Bühne mehr oder weniger gleich aussehen, dann mag es dem Hörer einfacher fallen, sich eben nicht auf die Individuen, sondern tatsächlich auf die Musik zu konzentrieren.

Was steht als Nächstes an: Konzerte, Tourneen, ein neues Album?

Aber sicher. Eine kleine Tour durch Russland ist bereits geplant. Anschließend werden wir Europa besuchen. Und wir bereiten uns darauf vor, eine Split mit einer sehr guten, befreundeten Band aufzunehmen. Vielleicht wird es aber auch eine Single.

Ihr seid eine sibirische Band, die einen Fan in Deutschland gefunden hat, also transzendiert Ihr mit Eurer Musik offensichtlich Grenzen. Was bedeutet Euch Musik und welche Hoffnungen verbindet Ihr mit ihr?

Wir möchten unsere Leben der Musik widmen.

Danke, dass Du Dir die Zeit genommen hast und alles Gute! Ich bin gespannt auf Eure zukünftigen Unternehmungen...!

Danke und auf bald!

Thor Joakimsson (Info)
Alle Reviews dieser Band: