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7'' Day - März 2014

25.03.2014

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In unserer allmomatlichen Sieben-Zoll-Einkaufsberatung gibt es dieses Mal zwei farbliche Extreme: enweder geht es auf den Covern schwarz-weiß zu oder ziemlich bunt zu. Was durchaus auch wieder einen Hinweis auf die stilistische Bandbreite darstellt. Ganze elf Scheibchen stellen wir dieses Mal vor, viel Spaß bei der Lektüre.


BEAST WITHIN "Adversity/Servitude" (08:05)
7" / Sepulchral Productions
facebook.com/pages/Beast-Within/380802145291486

BEAST WITHIN sind ein Projekt das aus Veteranen der Metalszene des kanadischen Québec besteht, wobei Namen wie AKITSA, BLACKWIND, THESYRE und UTLAGR auch nur Kennern der Szene ein Begriff sein dürften. Beeinflusst von Bands wie CELTIC FROST und PENTAGRAM wird auf der ersten Single roher Uptempo-Doom geboten, was in dem Zusammenhang bedeutet, dass man im groovenden Midtempo rifft. "Adversity" ist eine trotzige, stampfende Nummer mit einem Riff, das durch seine Einfachheit und die Wiederholung hypnotisch wirkt. Der Gesang ist knurrig-grölig und passt gut. Die B-Seite "Servitude" ist in Sachen Tempo und Rhythmus sehr ähnlich, das Riff ist dafür doomiger. Die beiden Songs brauchen eine gewisse Eingewöhnungszeit, in der sie aber zunehmend besser gefallen. Ob der miese Drumsound der Qualität der vorliegenden mp3-Files geschuldet ist, bleibt offen (Andreas Schulz)

CASTLE "Second Coming/Labyrinth Of Death" (07:24)
7" / Ván Records
www.heavycastle.com

Als Vorbote auf das im Mai erscheinende dritte Album "Under Siege" gibt es von CASTLE eine Single, die aus einer Coverversion und einem Albumtrack besteht. Für das Cover hat man sich ALICE COOPERs "Second Coming" vorgenommen, das von Elizabeth Blackwell schön tief gesungen wird und das mit einem Klavier aufgehübscht wird. Gute Version des eingängigen Tracks mit krafvollem Riffing. "Labyrinth Of Death" ist eine zweiteilige Nummer, die mit einem Solo startet, dann groovig mit sanfter Gitarre gefühlvoll rockt und im weiteren Verlauf an Härte und Tempo zulegt. Der stark arrangierte Song macht auf jeden Fall neugierig auf das dritte Album der Heavy Doomer. Die nur in schwarz erhältliche Single ist im Ván Shop auf 500 Exemplare limitiert und kommt mit bedrucktem Innersleeve. Schönes Ding. (Andreas Schulz)

CEREMONIAL "Ars Magicka" (13:30)
7" / Blood Harvest
www.metal-archives.com/bands/Ceremonial/3540350472

Scheppernden Black Thrash haben diese Chilenen auf ihrer ersten EP, die zwei Demos folgt, zu bieten. Gesanglich gibt es derbes Gekrächz mit viel Hall, tempomäßig steht man fast durchgehend auf dem Gaspedal, lässt im Soloteil des eröffnenden "The Cloud Upon The Sanctuary" aber auch die Heavy-Metal-Wurzeln durchschimmern. Weil es hin und wieder reichlich chaotisch zugeht, fühlt man sich an alte SEPULTURA erinnert, die Ausflüge in den Black Metal sind roh und flirrend. Schmissige Uffta-Beats gibt es natürlich auch zu hören und auch wenn die vier Songs auf "Ars Magicka" im Grunde genommen überhaupt nichts zu bieten haben, was man nicht schon mal gehört hat, macht das Teil doch Spaß, wenn man Freude an rumpeligem Black Thrash hat. (Andreas Schulz)

COLLISION / THE ROTTED Split (06:56)
7" / Hammerheart Records
www.collisiongrind.nl / www.facebook.com/therotted

Mir scheint die Grindszene in Holland ausgesprochen lebendig zu sein. Von dort kommen COLLISION, die hier zwei flotte Grindsongs abliefern. Und man merkt der Band an, dass sie seit 14 Jahren im Geschäft ist. Geradeaus mit deutlichem Hardcore-Einschlag gespielter Grind, zwei Sänger und ordentlich Blast, aber verflucht viel Groove. Sehr gut. Und auf der Flip niemand Geringeres als THE ROTTED, seit 2008 legitimer Nachfolger von GOREROTTED, aber mit schwerster Brutalo-Crust-Schlagseite. Wie immer grundsympathisch und sehr dreckig, wenn auch etwas kurz. Klare Kaufempfehlung. (Dr. O)

CONTRAST ATTITUDE "Black Or White"
7" / Insane Society
www.facebook.com/pages/CONTRAST-ATTITUDE/103014683119012

"DIS-Bastard till death" lassen die Japaner CONTRAST ATTITUDE auf dem Backcover ihrer 7" grammatikalisch falsch, aber inhaltlich zu 100% richtig verlauten. Leute von DISCLOSE sind an Bord und DISCHARGE wurden lange nicht mit solcher Vehemenz und Energie kopiert. Zwar ist man etwas abwechslungsreicher als das Original, die Gitarren-Soli sind aber Pflicht und perfekt imitiert. "Black Or White" ist eine brutale In-Your-Face-Aufnahme, voller echter Wut und Leidenschaft. Und das, obwohl man seit 1998 dabei ist. Groß. (Dr. O)

CRYSTAL JACQUELINE / THE HONEY POT Split (27:37)
2x7" / Fruits de Mer
www.facebook.com/pages/Crystal-Jacqueline/163676537009074

Diese beiden eng miteinander verbundenen Künstler(-Kollektive) ergehen sich in einer Reihe von Coverversionen, Crystal Jacqueline in PINK FLOYDs "Remember A Day", das zur Hippie-Hymne umgestaltet wird und so ein bisschen wie die unvergesslichen CIRCULUS klingt, in CURVED AIRs traurigem "Puppets" und einem etwas aktuelleren Stück, nämlich "I Had Too Much To Dream" von THE ELECTRIC PRUNES. THE HONEY POT verwursten "It's Raining" aus der Feder ihres Kompagnons Icarus Peel, daneben aber auch den ewigen "White Rabbit" von JEFFERSON AIRPLANE (kaum wiederzuerkennendes Highlight), das groovige "Tick Tock" von THE FLEUR DE LYS und "Egyptian Tomb" von MIGHTY BABY, eine klassisch zeitlose Psych-Pop-Nummer. Diese Split zählt nicht nur aufgrund ihrer Aufmachung (zwei Singles im Klappcover in Farbe mit Booklet) zum Besten, was das Label bislang herausgebracht hat, sondern auch ob der großartig bunten Produktion, die Kopfhörerzwang auferlegt. (Andreas Schiffmann)

HERESIARCH "Wælwulf" (13:23)
7" / Iron Bonehead
www.facebook.com/heresiarchcult


Aus Neuseeland stammen diese Extremisten, die über Iron Bonehead ihre zweite EP veröffentlichen. Auf den drei Stücken gibt es einen fiesen Bastard aus Black, Death und einem Hauch Doom Metal, der vor allem von seiner dichten, pechschwarzen und dadurch fast schon beängstigenden Atmosphäre lebt. Der Titeltrack fußt auf einem einfachen, aber bösen Riff, zu dem nicht minder böse, tiefe Growls erklingen, leicht chaotisch und disharmonisch ist der Song ein derber Brocken. Das doomige "Abrecan" ist weniger Song als Geräuschkulisse mit langsamem Marschgetrommel, als bestes der drei Stücke geht das krafvolle startende und in dichte Raserei verfallende "Endethraest" durch, das zum Ende hin wieder dem Doom verfällt. Wer auf Finsternis aus den Häusern THE RUINS OF BEVERAST und TEITANBLOOD abfährt, sollte sich HERESIARCH notieren. Unangenehm, aber spannend. (Andreas Schulz)

POSSESSION "Anneliese" (10:50)
7" / Iron Bonehead/Invictus
possessionrealm.com

Dem Demo-Tape "His Best Deceit" lassen die belgischen POSSESSIOn die schwerst kultig betitelte Single "Anneliese" folgen. Anneliese scheint den Lauten, die sich im gleichnamigen Song von sich gibt, schwer besessenen von bösen Mächten zu sein. Dazu ertönen ein feister Groove im treibenden Midtempo, ein simples Riff und dein schnoddriger Bass. Der klatschende Drumsound verströmt 80er-Flair, ansonsten ist der Klang ziemlich dicht. Die Mischung aus angeschwärztem Thrash und Death Metal wird mit hysterischen, hallenden Vocals ausstaffiert. "Anneliese" ist jedenfalls ein ganz starker Track dieses interessanten Newcomers. "Apparition" ist ebenfalls gelungen und variiert das Tempo zwischen Schlepperei und Raserei, auch hier sind die derben Vocals auffällig. Die Single gehört allein schon wegen des Titels in jeden guten Haushalt und von POSSESSION wird man sicherlich noch einiges hören und sehen. (Andreas Schulz)

RED TAPE PARADE "Red Tape Parade" (05:42)
7" + DVD / End Hits Records/Cargo Records
redtapeparade.org

Als RED TAPE PARADE gerade an ihrem dritten Album arbeiteten, wurde bei Sänger Wauz im Dezember 2012 Krebs diagnostiziert, am 15. April 2013 starb er. Diese selbstbetitelte Single ist das Requiem der Band und erscheint am 01.04., dem Geburtstag von Wauz. Enthalten ist eine Bonus-DVD, auf der es die Rockpalast-Show aus Juni 2012 sowie einiges an Bonusmaterial zu sehen. Auf der Single, die in clear Vinyl erhältlich ist, ist beim pop-punkigen "Song 21" FUNERAL FOR A FRIEND-Sänger Matthew Davies-Kreye mit von der Partie, er singt die Teile, die von Wauz nicht eingesungen wurden, weil er einen Gastsänger dabei haben wollte. "Leap Year Of Faith" ist eine bedächtigere, schwelgerische Nimmer, die ruhig und balladesk startet und dann härter wird. Trotz des traurigen Anlasses bezeichnen RED TAPE PARADE diess Release als "Ja" an das Leben und die Kunst, sich aufzurappeln und die Fackel weiterzutragen. (Andreas Schulz)

SCHIZO FUN ADDICT "Theme From 'Suspiria'" CoverSCHIZO FUN ADDICT "Theme From 'Suspiria'" (07:13)
7" / Fruits de Mer
soundcloud.com/schizofunaddict

Viel zu kurz und schmerzlos geht es bei den Amerikanern SCHIZO FUN ADDICT zu, die sich auf dieser Single dem Titel gemäß natürlich mit den Italienern GOBLIN auseinandersetzen. Das Titelstück des Soundtracks von "Suspiria", einem der Giallo-Kultstreifen schlechthin, dürfte auch mancher kennen, der sich nicht auf südeuropäischem Horror versteht. Die Gruppe lässt dem Track eine Space-Rock-Kante angedeihen, die das Hauptmotiv ein wenig unterwandert, die Interpretation aber immerhin interessanter macht, als sie es bei bloßem Nachspielen wäre. Die B-Seite der farbigen und mit Postkarte versehenen Single ziert wiederum die Signaturkomposition des Russ-Meyer-Films "Blumen Ohne Duft" "("Beyond The Valley Of The Dolls"), passenderweise ein Musical-haftes Lied, das mit Bläsern und Frauenstimme programmatisch nach 1970 klingt - dem bonbonfarbenen Erscheinungsjahr des Streifens. Die Wahl liegt insofern nahe, als Bandkopf Jet selbst Regisseur ist. Dass er auch als Musiker sehr gut arrangieren kann, beweist er mit dieser ausgesprochen hübsch anzusehenden Single. (Andreas Schiffmann)

SCHNAUSER "As Long As He Stays Perfectly Still"SCHNAUSER "As Long As He Stays Perfectly Still" Cover (09:23)
7" / Fruits de Mer
http://www.schnauser.co.uk

Die nächste Runde der liebgewonnenen Tradition, nicht immer obskure britische Bands aus den Sechzigern und Siebzigern zu covern, führen bei Fruits de Mer gegenwärtig SCHNAUSER aus Bristol weiter, die sich auf der A-Seite dieser Single (farbig mit Klappcover) "Astral Traveller" von YES vornehmen, nach schmatzendem E-Piano-Intro stilecht mit ätherischem Gesang und einer Rhythmusgruppe, die es nicht ganz mit dem schwergewichtigen Original aufnehmen kann. Das Titelstück von SOFT MACHINEs Klassiker "Volume II" dagegen ist ein echter Coup, nicht zuletzt dank des polternden Charakters, mit dem das Projekt die Spielweise der Urheber gen Garage umdeutet. Einmal mehr Sammler-Stoff zum Liebhaben ohne Eigenständigkeitsanspruchs, aber qualitativ trefflich umgesetzt. (Andreas Schiffmann)

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Andreas Schulz (Info)