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Roddy McKinnon: Time's A Dog (Review)

Artist:

Roddy McKinnon

Roddy McKinnon: Time's A Dog
Album:

Time's A Dog

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Singer/Songwriter, Folk, Indie

Label: Silberblick Musik/Eigenvertrieb
Spieldauer: 40:08
Erschienen: 07.06.2024
Website: [Link]

Menschen, die Hunde lieben und diesen vertrauen, sind bessere Menschen! Oh jeh, ich höre schon den Aufschrei so einiger sich jetzt schon provoziert fühlender Zeitgenossen, deren Liebe zum Tier im Grunde erst dann beginnt, wenn dieses fein filetiert auf dem Grill brutzelt.
Doch scheißegal, ob nun alle Hundehasser – lauter als jeder Hund bellend – aufschreien, sich mal wieder über irgendwelche Kackhaufen beschweren und ihren feingeistigen Dünnschiss ablassen, den man nicht so einfach in ein Tütchen füllen und in der Mülltonne entsorgen kann, die Behauptung am Anfang der Review ist nicht zu widerlegen. Jawoll! Und der allerbeste Beweis dafür ist dieses wunderbare, aber auch mit einem sehr traurigen Hintergrund versehene Album von RODDY MCKINNON, das die Zeit, die einem bleibt, mit der Zeit eines Hundelebens gleichsetzt: „Time's A Dog“.

Denn in McKinnonschem Sinne verhält es sich mit der Zeit und den Hunden ganz ähnlich: „Manchmal ist dieser Hund gut zu dir. Aber er kann auch zubeißen.“
Und bei RODDY MCKINNON biss er/sie ganz unerbittlich zu – und zwar unmittelbar nachdem McKinnon 2020 sein Debüt-Album (mit dem beinahe 'Einen-Blick-in-die-Glaskugel-Titel) „Lucky & Damned“ veröffentlicht hatte – denn (um bei der KAFKAschen Parabel-Ägide zu bleiben) plötzlich schnappten die Hundezähne zu und bohrten sich unerbittlich in das Fleisch des Glasgower Singer/Songwriter, indem ihm ein Arzt die unerbittlichen Diagnose Krebs mitteilte.

Wehren kann man sich dagegen nicht (höchstens verdrängen) – oder man kann das Beste daraus machen und den Schrecken dieser Botschaft mit der Leidenschaft der Kunst aufwiegen. Also besorgte sich nach dieser schockierenden Diagnose McKinnon jede Menge Aufnahmetechnik für entsprechendes Homerecording, bildete sich diesbezüglich produktionstechnisch weiter und machte seine Krankheit zum treibenden Kreativfaktor seines Albums, indem er sogar in dem Song „The Sinner's Arms“ detailliert besang, wie ihm der Arzt die schockierende Diagnose überbrachte.


Noch dazu trat diese Scheiß-Krankheit während des Lockdowns auf, zwang ihn also, eingeschlossen in einem Krankenzimmer sich diesem so unberechenbaren (tödlichen) Gegner zu stellen und ihn einfach 'wegzusingen'! Soll dieser so fies unmusikalische Sensenmann doch woanders seine Opfer suchen – oder um es mit McKinnons Worten auszudrücken: „Die Krankheit nimmt, aber gibt dir zugleich auch die Kraft und Dringlichkeit, dein Bestes zu geben, keine Zeit zu verschwenden – und vor allem die Zeit, die dir noch bleibt, effektiv zu nutzen, um etwas Bleibendes zu schaffen.“

Ja! Und alle, die es in ihrer momentfixierten Oberflächlichkeit und ihrem Optimierungswahn vergessen haben sollten: Die Kunst und Musik schafft Bleibendes, was noch immer da ist, wenn sich der Sargdeckel erst hebt und schließt, während Hinterbliebene die Sargnägel einhämmern. Eure Kontostände, um die kümmern sich dann Andere, wenn ihr ins Loch eingefahren und vergessen seid. Musik aber, die hören wieder und wieder Menschen, denen Tiefe vor Oberflächlichkeit geht und sie werden sich sofort wieder an euch erinnern oder sogar zum ersten Mal auf euch aufmerksam, selbst wenn ihr schon längst das Zeitliche gesegnet habt. So wird man unsterblich...


Leider fehlen in der limitierten LP-Ausgabe die Texte, die natürlich bei dieser Thematik eine immense Bedeutung haben – doch diese wurden deshalb komplett unter seiner Homepage abgedruckt, sodass man beim ersten Hören sich zuvor alle Texte zu Gemüte führen sollte, sodass man in diesem Falle sicher die enge Beziehung zwischen Text und Musik für jeden einzelnen Song sofort heraushört.

Mit „Time's A Dog“ sorgt RODDY MCKINNON, dessen musikalischen Anfänge in diversen Punk-Bands der Glasgower Szene liegen, nunmehr schwer beeindruckend als Singer/Songwriter diesbezüglich schonmal vor. Und es ist tatsächlich höchste Zeit dafür, denn sein 'Zeit-Hund' scheint ihm näher und näher zu kommen, auch wenn sein treuer, ihn auf dem LP-Cover begleitender Hund ihm liebevoll und schützend zur Seite steht, während sich der in Glasgow geborene Musiker zwischen Studio- und Bestrahlungsterminen bis zur totalen Erschöpfung hin- und herbewegt: „An manche Gitarrenparts, die ich eingespielt habe, kann ich mich überhaupt nicht mehr erinnern. Es gibt Fotos aus dem Aufnahmestudio, auf denen ich eingenickt auf einem Stuhl zu sehen bin, neben mir eine Gitarre und drumherum die Mikrophone.“

Und so klingt das Album dann auch – etwas traurig, mit zerbrechlich wirkendem Gesang und viel akustischer Gitarre, aber auch mit stärkeren, mutigeren, optimistischen Momenten, die zeigen, dass sich McKinnon keinesfalls aufgibt, sondern sogar bereit ist, den Wettlauf mit dem 'Zeit-Hund' aufzunehmen, damit dessen Zähne vorerst ins Leere schnappen: „Ich werde mir die Zuversicht nicht nehmen lassen, auch wenn der schwarze Hund mich immer noch verfolgt. Ich werde schneller rennen!“


FAZIT: „Nach der Reise durch dieses Album bin ich optimistischer geworden, deswegen lächele ich auch auf dem Cover“, sagt der in Schottland geborene und heute in Frankreich lebende Singer/Songwriter RODDY MCKINNON, der auf seinem unglaublich persönlichen wie fragilen, aber auch ziemlich bedrückenden Album „Time's A Dog“ das Leben nach seiner schrecklichen Krebsdiagnose verarbeitet und die Hörer daran teilhaben lässt, indem er seine (Krankheits-)Geschichte ausführlich und extrem bewegend in elf Songs - recht spartanisch instrumentiert - größtenteils an Gitarre und Klavier erzählt, während sich der 'Zeit-Hund' („Manchmal ist dieser Hund gut zu dir. Aber er kann auch zubeißen.“) bereits nach ihm zu beißen begonnen hat. Tief bewegend – und wunderschön wie traurig. Und egal, wann es für RODDY MCKINNON an der Zeit ist: Mit „Time's A Dog“ hat er Bleibendes geschaffen.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 930x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • Seite A (21:12):
  • Swim (3:29)
  • Halo On The Mount (2:45)
  • Counting Little Things (5:28)
  • Dandelion (2:48)
  • The Sinner's Arms (6:42)
  • Seite B (18:56):
  • Stung (2:52)
  • Spinning Lies (2:57)
  • Shooting Stars (1:14)
  • Drive Free (3:12)
  • Terminus (3:13)
  • Time's A Dog (5:28)

Besetzung:

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