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Interview mit Claude Hay (30.11.2012)
Der vielbeschäftigte Mann aus Down Under erweist uns bei vollem Terminplan die Ehre eines Gesprächs, um sich vorzustellen und Erhellendes zu seiner ohnehin sonnigen Musik zum Besten zu geben.
Erzähl uns bitte, wie du aufgewachsen bist und zur Musik gefunden hast.
Ich war von Kindesbeinen an mit Musik umgeben. Mein alter Herr mochte es laut und jagt auch heute noch DEEP PURPLE durch die Boxen. In der Schule gründete ich gemeinsam mit Freunden eine Band, die regelmäßig bei Veranstaltungen auftrat, zum Beispiel am Ende eines Schuljahrs. Das machte großen Spaß, also beschloss ich irgendwann weiter in diese Richtung vorzustoßen.
Und wie kam es letztlich dazu, dass du bis zum Instrumentenbau alles selbst in die Hand genommen hast?
Ich habe schon immer Sachen auseinandergebaut, entweder um sie meinen Verwendungszwecken anzupassen oder schlicht um sie kaputtzumachen. Davon abgesehen mag ich es, etwas handwerklich zu erschaffen, und begeistere mich für Elektronik. Ständig frage ich mich: Was könntest du tun, wenn du dies und das hättest? Mit der Zeit wurde verstand ich zunehmend besser, meine Ideen umzusetzen, sei es ein Haus oder Wohnwagen, eine Gitarre oder sonst irgendetwas, das ich brauche.
Du beschreibst „I Love Hate You“ als Konzeptalbum, womit du aber keine zusammenhängende Geschichte, sondern einen roten Faden in Aussicht stellst, oder?
Die Songs drehen sich um einfache Begebenheiten, die sich während der letzten Jahre zugetragen haben, entweder zu meiner Freude oder meinem Leidwesen. Ich schreibe den Großteil meiner Musik, wenn ich auf Konzertreisen bin, nehme also Ideen mit dem Handy auf, bevor ich die Gelegenheit bekomme, sie ordentlich festzuhalten. Ursrpünglich wollte ich mit dem Album sogar derbe auf den Putz hauen, bloß hätte das zu einem sehr negativen Bild geführt, und ich möchte generell kein Trübsal mit meiner Musik blasen, sondern Spaß verbreiten. Über Sachverhalte zu schreiben, die mir gegen den Strich gehen, war recht einfach; vielleicht kommt diese Kritik mit dem Alter, wer weiß?
Warum das zigste Cover von „Come Together"?
Ich mag das Stück ganz einfach und spiele es schon lange live. Die Fans haben wiederholt gefragt, ob es auf einem meiner Alben stünde, also nahm ich es endlich auf; es ist also auch und vor allem ein Geschenk an die Leute.
Der Titel des Albums ist mit Hinblick auf das Konzept also aus dem Leben gegriffen ...
Ja, er erklärt sich von selbst. Die meisten Musiker befassen sich eben mit dem, was sie täglich erleben, und hoffentlich überwiegt Positives das Negative. Ansonsten geht die Welt zwar nicht unter, doch es wird Zeit, etwas daran zu ändern.
„Close“ kommt mir von allen Stücken am persönlichsten vor. Worum geht es, und wer ist für die Streicher-Parts verantwortlich?
Meine Frau, und um sie geht es auch. Sie ist das Beste, was mir je geschehen ist, und ohne sie beziehungsweise ihre ständige Unterstützung könnte ich das alles nicht tun.
„Best Days“ schlägt aber einen bedauernden Ton an, wie ich meine.
Dann meinst du das Falsche, aber das ist kein Beinbruch, denn mir gefällt die unterschiedliche Sichtweise der Leute auf meine Songs. Gestatte mir aber, mich nicht weiter über den Inhalt auszulassen ...
Okay, in „Stone Face“ geht es aber um geldgeiles Gesinde, nicht wahr?
Um meine anhaltende Frustration aufgrund unzureichender Kundenfreundlichkeit allerorts. Die Zeiten, in denen man ein Geschäft betrat und etwas über das Produkt in Erfahrung bringen konnte, bevor man es kaufte, sind vorbei. Meistens setzt man dir irgendenen unterbezahlten Grünschnabel vor, der dich ansieht, als seist du der erste Mensch und würdest eine fremde Sprache sprechen - Rotzlöffel, die nur noch über SMS kommunizieren können. Ach, ich klinge wie meine Eltern, oder?
Ist schon etwas dran, doch. Auf welche Erfahrung geht der Titeltrack zurück?
Er handelt von meinem Wohnmobil, mit dem ich auch Tourneen bestreite. Darin fühle ich mich verdammt wohl, denn es ist sehr gemütlich mit Minibar, Dusche, Toilette, Küche und so weiter. Bei Festivals gibt es keinen cooleren Fleck, um rumzuhängen und auszuspannen, gerade vor einem Auftritt. Andererseits macht das Ding unzählige Male im Jahr schlapp; im Moment baue ich den dritten Motor ein und erneuere die Schaltung.
„Turn It Up“ ragt stilistisch heraus; weshalb schließt du das Album mit einem Funk-Song ab?
Ich wollte zum Schluss einen Paukenschlag setzen, zumal ich ein paar ganz hervorragende Musiker für das Stück engagieren konnte. Musiker wie Bootsy Collins oder Sly Stone fand ich schon immer klasse, und das Ende sollte einfach ausgelassen klingen.
Die Kollegen von CHASE THE SUN haben dir diesmal beim Aufnehmen geholfen. Woher der Sinneswandel?
Sie spielten ''Turn It Up" und "Good Times" ein. Außerdem habe ich schon eine Reihe von Konzerten mit ihnen bestritten, wo sie ordentlich Arsch traten. Ich würde sagen, die Band hat die beste Rhythmussektion in Australien, und wer würde da nein sagen?
Hältst du es für möglich, auch in Europa etwas zu reißen?
Hey, ich komme gerade aus Polen und England zurück, war aber in den letzten Jahren sogar in Frankreich, Deutschland sowie Dänemark. Die Leute gingen steil, vor allem in Polen, also leite ich gerade eine weitere Tour für Mitte 2013 in die Wege.
Und außerdem?
Na ja, touren und nochmals touren. Nichts anderes gebietet mein Job, aber ich liebe es, obwohl ich bisweilen Heimweh bekomme - und auch das zieht das Musikerleben nach sich.