Christian Bass als Name wird nicht jedem etwas sagen. Das dürfte an der meistens eher unscheinbaren, aber unverzichtbaren Position des Drummers in einer Band liegen. Christian Bass sitzt nach jahrelanger Aushilfstätigkeit seit letztem Jahr fest bei HEAVEN SHALL BURN auf dem Hocker und ist trotz weiterhin steigender Popularität der Band ein bodenständiger und sympathischer Typ geblieben, den wir hier näher vorstellen wollen.

Hi Christian, du bist ja vor ein paar Monaten in den Osten dieser, unseren Republik gezogen. Warum und wie lebt es sich da?

Nun, dann auch nochmal ein förmliches getipptes „Hi“ von mir. Ja, mein Vagabunden-Dasein ist seit dem aber schon wieder aktualisiert worden. Von Februar bis August habe ich in Weimar gewohnt, bin aber mittlerweile nach Berlin weitergezogen. Das hat aber berufliche und nicht private oder gar „lokale“ Gründe. Da ich parallel zur Musik auch Berufsschullehrer bin und ein sehr gutes Angebot vom OSZ Druck- und Medientechnik in Berlin bekommen habe, musste ich einfach „Ja“-sagen und wieder die Koffer packen.

Aber Weimar ist eine wirklich schöne Stadt. Sehr grün und zudem für mich als Medientechnik- und Deutschlehrer nahezu perfekt. Ein Umfeld geprägt von Bauhaus, Goethe und Schiller hätte auf Dauer kaum idealer sein können. Aber Berlin ist ja auch nicht unwesentlich geschichtlich geprägt.

Kannst du vom Schlagzeugspielen leben oder hast du noch einen „normalen“ Beruf, in dem du arbeitest?

Die Frage könnte eher lauten: „Möchtest Du von der Musik leben?“ und das würde ich verneinen. Gerade wenn es darum ginge, nur von der Musik leben zu müssen. Dabei ist nicht das Schlagzeug spielen an sich die Schwierigkeit, sondern es sind eher die Abhängigkeitsverhältnisse, die im Musikbusiness entstehen. Das heißt nicht, dass es generell nur schlechte Menschen im Musikgeschäft gibt. Ganz im Gegenteil. Ich vermeide nur gerne Abhängigkeiten und schaue gerne, dass es auf eine gewünschte Zusammenarbeit hinausläuft. Menschlich ebenso wie musikalisch. Das Gefühl zu haben, dass man etwas auf eine bestimmte Art und Weise machen muss, um etwas Ähnliches wie Erfolg zu haben, nimmt den Spaß an der Sache. Da haben sich die anderen Mitglieder von HEAVEN SHALL BURN und ich uns vor einiger Zeit gefunden und ergänzt.

Auch wenn es aktuell musikalisch gut läuft, möchte ich meine Lehrertätigkeit nicht missen und sehe die Kompromisse und zeitlich engen Zeiten eher positiv. Beides in Kombination gibt den perfekten Ausgleich und lässt mich musikalisch sowie beruflich machen was ich möchte.

Wenn du für andere Bands als HEAVEN SHALL BURN Schlagzeug im Studio spielst, stellst du da bestimmte Ansprüche an die Band oder dich? Wird da Schlagzeug spielen nicht von einer Passion zu einem Job?

Es wechselst ja nicht direkt von Passion zum Job, nur weil ich konzentriert an etwas arbeiten muss. Ich beschäftige intensiv ja auch nur mit Sachen, die mir auf die eine oder andere Weise zusagen. Entweder weil man die Leute in der Band kennt, deren Ideen gut findet oder die Musik einfach mag. Nur um Zeit im Studio zu verbringen muss ich etwas nicht machen. Interesse und Spaß haben da schon die Überhand.

Aufnahmen die anstehen und auch sehr unterschiedlich sind, sind beispielsweise zum einen ein Demo einer Vegan-Hardcore Band aus dem Ruhrgebiet und zum anderen die Solo-Platte eines befreundeten Gitarristen aus Ungarn.

Ich helfe ja auch gerne Bands live aus, wenn sich das vereinbaren lässt. Das wird zwar zeitlich immer schwieriger, ist aber nicht ausgeschlossen. Dabei ist es auch egal, ob es in einem AJZ oder auf einem großen Festival sein soll. Eine gute Zeit bleibt eine gute Zeit.

Du bist ja der Beweis, dass Schlagzeuger nicht die dumpfen Jungs sind, die auf Mamis Waschpulvertrommeln rumdengeln müssen. Zu deinem Lebensstil gehört meines Wissens auch vegane Ernährung. Warum?

Für mich ist eine vegane Ernährung der einzig logische Weg, wenn man sich für einen aufgeklärten und emphatischen Menschen hält. Nicht, dass ich mich nicht auch mal anders ernährt hätte. Aber man entwickelt und verändert sich ja immer wieder. Körperlich fühle ich mich seit dem auf jeden Fall viel besser, seit dem ich wieder vegane esse.

Generell sehe ich Ernährung auch als eine Art „Gewöhnungssache“. Es braucht eine Zeit, bis man sich an bestimmte Geschmäcker gewöhnt hat und empfindet diese irgendwann als vollkommen selbstverständlich. Regulär ist es aktuell halt so, dass man in Kindesalter mit tierischen Produkten sozialisiert wird und somit direkt daran gewöhnt wird. Daher ist für viele eine rein geschmackliche Umstellung schwierig. Über das große ethische Thema möchte ich mich jetzt gar nicht erst auslassen.

Angefangen hat das wie bei vielen durch die Inspiration über die Texte von Bands in den 90ern. Bands wie DROPDEAD, CHOKEHOLD, ASSÜCK oder EARTH CRISIS haben sich da in Dauerschleife auf dem Plattenteller gedreht. Eigentlich drehen die sich auch noch heute sehr häufig.

Sind Schlagzeugfelle eigentlich vegan?

Reguläre Schlagzeugfelle sind vegan. Du hast Plastik und Öl, sonst nichts. Wenn ich natürlich auf die sinnfreie Idee kommen sollte, mir ganz traditionell ein altes Rind um das Holz zu binden, dann müsste ich mit „Nein“ antworten. Das wird aber nicht passieren, nicht mehr in diesem Leben.

Wann kommt dein Kochbuch „Vegan for Drums“?

Sobald ich einen Sinn dazu sehe. Aber das wird wohl noch dauern. Eher könnte ich mir einen eigenen Bildband unter dem Titel „Nobody takes pictures of the drummer“ vorstellen. Zumindest das Vorwort könnte ich schreiben. Auf den Bildern werde ich ja nicht zu sehen sein.
 
Mal zurück zu deinen Anfängen. Wann hast du angefangen zu trommeln? Gilt: je früher desto besser?

Ursprünglich wollte ich ja Gitarre spielen. Mein älterer Bruder spielt ja auch Schlagzeug. Von daher hatten wir immer eines zuhause auf dem eher zuerst Krach gemacht hat. Bei mir hat das mit dem Gitarre spielen aber nicht so gut funktioniert. Da habe ich dann mal das Schlagzeug im Keller mitgenutzt und angefangen „Mother“ von DANZIG und den Anfang von „Seasons In The Abyss“ von SLAYER nachzuspielen. Das ging dann schon besser von der Hand. Zu dem Zeitpunkt müsste ich ca. 11-12 Jahre alt gewesen sein.

Bis heute komme ich auf 3 Stunden Schlagzeug-Unterricht. Ansonsten hat mir mein Bruder ein paar Tricks und Kniffe gezeigt, da er richtigen Unterricht genommen hatte.

„Je früher, desto besser“ würde ich nicht generell unterschrieben. Aber früh anzufangen hat schon Sinn. Selbstverständlich gibt es auch das ein oder andere Talent, welches mit 18 Jahren anfängt und direkt staunende Gesichter zurücklässt. Drauf verlassen würde ich mich aber nicht.

Nach größeren Konzerten gehst du ja an den Bühnenrand und salutierst. Woher kommt diese Geste? Haben Sie überhaupt gedient?

Ich salutiere? Höchstens, wenn Du vor Ort bist. Ansonsten heißt es: „Raus aus den Klamotten und ab unter die Dusche“. Nein, aber mal ehrlich. Es ist eher ein „Danke schön“ an die Leute vor der Bühne, welche das Konzert über mit uns Gas gegeben haben. Das lasse ich mir nicht nehmen. Die Zeit, um jedem/jeder die Hand zu schütteln, habe ich ja leider nicht. Obwohl das sicher auch mal für alle Beteiligten interessant wäre.

Gedient? Niemals. Ich habe meinen Zivildienst beim Behindertenfahrdienst des ASB in Oberhausen gemacht. Das war auch eine grandiose Zeit und kann ich nur jedem empfehlen.

Was kommt nach HEAVEN SHALL BURN?

Da tut sich gleich die Frage auf: WANN ist denn nach HEAVEN SHALL BURN? Da gibt es ja jetzt schon Tätigkeiten, wie das bereits angesprochene Lehrer-Dasein, die Mitarbeit an universitären Projekten und Grafikjobs. Musikalisch werde ich wohl auch weiter trommeln, bis sich die Gliedmaßen nicht mehr bewegen wollen. In welcher Musikrichtung ist mir auch fast gleich, wenn die Chemie unter den Beteiligten stimmt. Ich hab Spaß am Schlagzeug spielen und das bleibt hoffentlich auch noch eine Weile so. Und gerne auch noch eine ganze Weile mit HEAVEN SHALL BURN. Was kommt nach dem Interview?

Kontakt: www.christianbass.de

Tourdaten

HEAVEN SHALL BURN + Parkway Drive, Carnifex und Northlane

29.11.14 Sweden Stockholm Arenan
30.11.14 Sweden Gothenburg Trädgårn
01.12.14 Denmark Copenhagen Amager Bio
02.12.14 Germany Berlin Columbiahalle
03.12.14 Germany Offenbach Stadthalle
04.12.14 Czech Rep Prague Roxy / Folimanka
05.12.14 Germany München Zenith
06.12.14 Hungary Budapest Barba Negra
07.12.14 Austria Wien Gasometer
08.12.14 Italy Bologna Estragon
09.12.14 Switzerland Zurich Volkshaus
10.12.14 Belgium Deinze De Brielpoort
11.12.14 Holland Tilburg 0.13
12.12.14 UK London Roundhouse
13.12.14 UK Newcastle o2 Academy
14.12.14 UK Glasgow Barrowland
15.12.14 UK Nottingham Rock City
16.12.14 UK Bristol o2 Academy
17.12.14 UK Manchester Academy
18.12.14 France Paris Le Cabaret Sauvage
19.12.14 Germany Köln Palladium
20.12.14 Germany Leipzig Haus Auensee
21.12.14 Germany Hamburg Sporthalle