Partner
Services
Statistiken
Wir
Interview mit Hackneyed (10.09.2011)
Sie waren einst die wohl jüngste Death-Metal-Band Deutschlands, die einen Plattenvertrag vorweisen konnte und das zum Erstaunen aller beim Branchenriesen aus Donzdorf. Mit ihrem dritten Album "Carnival Cadavre" sind HACKNEYED inzwischen im etwas kleineren Stall von Lifeforce Records sesshaft geworden. Musikalisch hingegen haben die vier Jungs plus Dame am Bass einen großen Schritt nach vorne gemacht. Ein ausführliches Interview ist deshalb angebracht, im Gespräch: Gitarrist Devin Cox und Sänger Phil Mazal.
Hi, hoffe es geht gut soweit. Euer drittes Album ist seit gut einer Woche draußen – seid ihr zufrieden mit den Resonanzen, die ihr bisher bekommen habt?
Devin: Hey Andreas. Uns könnte es nicht besser gehen - das Album-Release auf dem Summer Breeze Festival war einfach überragend! Bisher hatten wir fast ausschließlich positives Feedback und die bisherigen Reviews sind auch sehr gut ausgefallen und darüber sind wir natürlich sehr froh. Es ist einfach ein gutes Gefühl wenn man einen Artikel oder ein Review über Hackneyed liest, und den Leuten gefällt was man macht und in was man so viel Energie und Herzblut reinsteckt.
Wie seht ihr das Album selbst im Kontext eurer eigenen Diskografie? Wo habt ihr euch wie verändert? Und wie bewusst seid ihr Veränderungen angegangen? Setzt ihr euch zusammen und überlegt, was ihr anders und besser machen könnt?
Devin: Wir sind mehr als zufrieden mit "Carnival Cadavre". Es ist das erste Mal, dass alles so ist, wie wir es uns vorgestellt haben. Es passt für uns einfach alles, vom Artwork bis zu den Aufnahmen. Unser Produzent Corni Bartels hat beim Mixen alles gegeben und hat mit dem Sound unsere Erwartungen mehr als erfüllt. Die größte Veränderung zu "Burn after Reaping" oder "Death Prevails" ist ganz klar die, dass wir uns dieses Mal für das Songwriting einfach viel mehr Zeit gelassen haben. Dadurch, dass wir die ganzen Ideen die wir hatten schon ein halbes Jahr vor den Studioaufnahmen in einer Vorproduktion gesammelt haben, konnten wir schon im Voraus viel besser mit den Songstrukturen arbeiten. Das hat uns extrem viel gebracht und wir wussten genau was wir dann im Studio verändern oder beibehalten wollten. Das war für uns dieses Mal sehr wichtig, da es bei den vorigen Alben immer etwas hektisch zur Sache ging und man der Kreativität an den wichtigen Kleinigkeiten nicht ihren Lauf lassen konnte. Wir haben uns natürlich im Voraus zusammengesetzt und überlegt, was wir anders und besser machen können. So nahm zum Beispiel der Drumsound dieses Mal mehr Zeit in Anspruch, als bei den vorigen Alben, da es uns bei "Carnival Cadavre" sehr wichtig war, dass der Klang des Schlagzeugs nicht verloren geht. Meistens sind wir uns in allen Punkten einig was verändert werden soll, oder was man besser machen sollte. Musiker versuchen sich ja stets weiterzuentwickeln und immer das "Beste vom Besten" zu präsentieren. Ich denke bei "Carnival Cadavre" ist es uns gelungen einen roten Faden durch das ganze Album zu ziehen, aber trotzdem mehr Abstecher ins Brutale und, im Kontrast dazu, ins Melodiöse zu unternehmen! Ich finde mit uns ist auch unsere Musik noch ein ganzes Stück reifer geworden, aber wir haben unsere Freude am Experimentieren trotzdem nicht verloren!
Mir hat die Tatsache gefallen, dass die Songs auf "Carnival Cadavre" einerseits durchaus anspruchsvoll, andererseits aber auch eingängig sind, ohne dabei zu simpel zu sein. Es finden sich zudem immer wieder interessante Merkmale in den Songs, die aufhorchen lassen. Ist es das, was ihr in eurer Musik umsetzen wollt?
Devin: Vielen Dank. Das freut uns natürlich immer zu hören! Es war auch mehr oder weniger ein Ziel in jedem Song Details einzubauen die die Songs erst richtig interessant machen. Jeder Song ist auf seine eigene Art interessant und hat seine Höhepunkte. Dadurch, dass wir bei "Carnival Cadavre" Zeit für eine Vorproduktion hatten, konnten wir unserer Kreativität freien Lauf lassen. Es war einfach was ganz anderes mit den Songs richtig zu experimentieren und alles Mögliche auszuprobieren. Dafür hat uns bisher einfach immer die Zeit gefehlt.
Ihr verwendet Motive aus Zirkus und Karneval auf dem neuen Album, sowohl auf dem Cover, als auch im Albumtitel und in Songtiteln. Warum? Was gefällt euch an diesen Motiven?
Devin: Die Idee zu "Carnival Cadavre" entstand während ich mit Tim und Phil im Proberaum gejamt habe. Da war ein Part der sich für uns irgendwie nach Zirkus anhörte und da kam uns dann die Idee das Album im Zirkus-Stil aufzuziehen. Wir hatten alle sofort zig Ideen, wie wir das Album mit Zirkus-Elementen vervollständigen könnten und da war uns klar das dritte Album muss "Carnival Cadavre" heißen. Das Thema Zirkus und Karneval ist auch noch nicht so ausgelutscht wie alles rund um Zombie, Splatter usw. Deshalb fanden wir den Zirkus-Stil alle passend, da wir mit "Carnival Cadavre" auch etwas Neues machen wollten.
Bist du als Kind gerne in den Zirkus, auf Jahrmärkte oder zur Fastnacht gegangen? Wenn ja, warum, wenn nein, warum nicht? Und wie siehst du diese kulturellen Ereignisse heute?
Devin: Ich fand den Zirkus schon immer sehr aufregend! Die ganzen Artisten, Akrobaten, Clowns fand ich und find ich auch heute noch klasse. Nur die Akrobaten mit den Tieren find ich relativ langweilig. Jahrmärkte gibt’s bei uns eher weniger, und wenn dann relativ klein. Ein Riesenrad wie bei uns auf dem Cover hat es da meistens nicht. Fasnacht, oder Fasching wies bei uns heißt, naja, das hat man halt zu Schulzeiten immer mitgemacht. Aber heute geht man da nur hin wenn’s keine wirklichen Alternativen gibt.
Zurück zur Musik und zu den Texten. Worum geht es in "Infinite Family"? Der Titel wirkt zunächst etwas befremdlich oder ungewöhnlich für einen Death-Metal-Song.
Phil: Naja, Hackneyed ist ja auch kein typischer Death Metal – und die Texte sind bei mir ja generell ein Rundumschlag zum überzogenen Alltag! Es muss eben triefend schwarz und ironisch sein, das Ganze! Ebenso bei "Infinite Family"! Als wir mit unserem Produzenten, Corni, die Vorbereitungen zu den Aufnahmen besprochen haben, kam eben auch die Idee zum Konzeptalbum rund um den Zirkus zur Sprache. Darauf wusste er eine echt krasse Geschichte: Er war mit seiner Familie in einem Zirkus der in der Gegend Halt gemacht hatte. Irgendwann war der Zirkusdirektor dann mit der ganzen Zirkussippe in der Manege, Frau, Töchter, Enkel – und die sahen sich alle verblüffend ähnlich! Daher auch die Idee zum "Inzest zur Talenterhaltung" beim "Carnival Cadavre" - eben die gewohnt gemeine Hackneyed-Art!
Bezieht sich "Coulrophobia" auf den Clown aus Stephen Kings "Es"? Und wenn ja, wer von euch hatte nächtelang Alpträume, nachdem er den Film gesehen hatte?
Phil: Haha – klasse Buch und Film! Aber nein, Coulrophobia ist etwas allgemeiner! Es ist ja tatsächlich so, dass sehr viele – auch erwachsene Menschen – eine echte Phobie vor Clowns haben! Das musste natürlich in einem Zirkus-Konzeptalbum aufgegriffen werden. Und hier ist die Angst auch berechtigt, hehe!
Wofür steht "Circus Coccus Spirilly"? Zirkus ist klar, "Coccus" heißt Scharlach, Spirilly könnte auf eine Bakterie bezogen sein. So richtig viel Sinn macht das jetzt aber noch nicht...
Phil: Coccus Spirilly ist der Erreger von Lepra! Und im Song geht es – schon eher Death-Metal-typisch um den kleinen Erreger-Zirkus der den Menschen Stück für Stück zerlegt!
Wer ist bei euch allgemein für die Texte zuständig und woher kommt die Inspiration zu den lyrischen Ergüssen?
Devin: Die Lyrics stammen alle von Phil! Unser Freund Ged hilft Phil als Muttersprachler dabei und mit seinem schwarzen englischen Humor ist er da mit Phil auf einer Wellenlänge und weiß auch immer gleich was sich Phil wieder für krasse Sachen ausgedacht hat. Phil greift mit seinen Texten oft aktuelle Themen auf, da reicht als Inspiration dann schon ein Blick in die Tageszeitung. Was auf der Welt passiert lässt oft jeden noch so vor schwarzem Humor triefenden oder brutalen Songtext weit hinter sich…
Was macht eigentlich einen typischen HACKNEYED-Song aus?
Devin: Puh, schwierige Frage. Ich würde sagen: Die passende Mischung aus Groove, Brutalität und Splatter. Und dass wir beim Proben ein dickes Grinsen auf dem Gesicht haben – erst dann ist‘s ein typischer Hackneyed-Song.
Wie oft probt ihr gemeinsam?
Devin: Wir versuchen so oft wie es geht zu proben. Da wir alle beruflich und schulisch zeitlich eingespannt sind muss man dann auch häufig zu anderen Dingen nein sagen, was nicht immer einfach ist. Aber dadurch, dass wir so oft miteinander proben, sind wir sehr sicher auf der Bühne. Das merken wir auch selbst und das ist uns auch sehr wichtig. Deshalb proben wir meistens dreimal in der Woche.
Und wie viel üben die einzelnen Bandmitglieder außerhalb der gemeinsamen Proben? Scheint ja nicht wenig zu sein, immerhin habt ihr ein beachtliches spielerisches Niveau...
Devin: Vielen Dank für das Lob! Ich selbst bin noch im Gitarrenunterricht und mein Bruder Tim war vor Kurzem auch noch im Schlagzeugunterricht. Da wir Zwei Brüder sind musizieren wir auch oft daheim zusammen. Jeder muss natürlich sein Zeug für die gemeinsame Probe können, also außerhalb der gemeinsamen Probe nicht zu proben kommt eigentlich nicht in Frage.
Ist es euer kleiner Tribut an Bolt Thrower, dass ihr eine Frau in der Band habt? Eure Bassistin ist ja auch nicht das erste weibliche Bandmitglied.
Devin: Ja, genau, zu unseren Gründungszeiten hatten wir kurzzeitig schon weibliche Unterstützung an der Gitarre. Mit Tini waren wir schon lange befreundet und sie hat uns am Bass hin und wieder ausgeholfen wenn Alex, unser damaliger Bassist, beruflich unabkömmlich war. Nachdem Alex seinen Wehrdienst angetreten hat war es natürlich noch schwieriger ihn auf die Bühne zu kriegen und ihm blieb auch nicht die Zeit zum Proben. Tini hat dann alle Shows mit uns gespielt und nachdem absehbar war dass Alex nicht mehr weitermachen wird hat sie den Hackneyed-Bass fest übernommen. Also man kann schon sagen, dass es ein kleiner Tribut an Bolt Thrower ist, wenn auch kein geplanter
Wie sieht es eigentlich bei euch in Sachen Schule, Studium, Berufsausbildung etc. aus? Wie groß ist die Gefahr, dass immer weniger Zeit für die Band bleibt?
Devin: Die ganzen Shows sind mit Schule, Ausbildung und Studium nach wie vor nicht ganz einfach unter einen Hut zu kriegen. Phil studiert an der Hochschule in Aalen Optoelektronik, Tim hat nun eine Ausbildung als Veranstaltungskaufmann hinter sich und arbeitet bei Silverdust, Juan macht eine Ausbildung als Veranstaltungstechniker am Theater in Aalen, Tini macht eine Ausbildung als Hauswirtschafterin und ich sitze noch am Abitur. Alle haben unterschiedlich Betriebs-, Semester- oder Schulferien. Das ist dann manchmal schon nervenaufreibend wenn man eine Show hat und der Chef/Professor/Lehrer sich auch wenige Tage vorher noch nicht herablassen konnte eine definitive Ansage zu machen. Aber bisher hatten wir eigentlich immer Glück, hoffen wir dass das so bleibt.
Der Zeitaufwand für die Band ist echt nicht zu unterschätzen. Gerade in den letzten Monaten haben wir natürlich viel Zeit in unseren "Carnival Cadavre" gesteckt. Von der Vorproduktion über die Aufnahmen, vom Artwork über T-Shirts bis zu den ganzen Onlineplattformen. Videos, Pressetexte, Interviews, irgendwas steht wirklich immer an. Im Prinzip ist die Band wie ein zweiter Fulltime Job für uns geworden. Aber einer der unvergleichlich viel Spaß macht!
Wer hat die Band eigentlich damals gegründet? Und wie lange hat es gedauert, bis ihr
a) in der Lage wart, einen Song vernünftig zu covern
b) brauchbare eigene Songs schreiben konntet?
Devin: Tim und Phil haben sich auf einer Freizeit in Schweden kennengelernt, festgestellt einen ähnlichen Musikgeschmack zu haben und beschlossen gemeinsam Musik zu machen. Also haben die beiden Hackneyed ins Leben gerufen und das Line-Up nach und nach vervollständigt. Die ersten Songs wurden eigentlich schon ziemlich früh geschrieben. Ich kann mich noch genau erinnern, dass es immer ein großer Wunsch von mir war in die Band meines Bruders einzutreten aber ich war damals mit meinen 12-13 Jahren einfach noch zu jung. Aber trotzdem kaufte mein Bruder damals für 10 Euro einen Song von mir ab. J Das war "Again" der auf unserem ersten Album "Death Prevails" zu hören ist. Wir wollten immer eigene Songs spielen, deshalb kam das Covern von Songs auch nicht in Frage. Klar spielt man ab und zu Riffs von anderen Bands beim jammen aber ich denke das ist ja ganz normal, und das macht ja auch Spaß. Aber bei Hackneyed gabs von Anfang an nur "Selbstgemachtes".
Ihr habt jetzt euer drittes Album herausgebracht, als euer Debüt auf den Markt kam, wart ihr im Schnitt 16 Jahre alt. Jetzt seid ihr ein paar Jährchen älter – was habt ihr in der Zeit gelernt, was das Musikbusiness angeht?
Devin: Wir haben sehr, sehr viel dazugelernt. Unglaublich was man alles in ein paar Jährchen mitbekommt und miterlebt! Und eigentlich lernen wir jeden Tag dazu. Jede Probe, jede Show, jedes Festival, jede Tour die wir spielen bringt uns ein Stück weiter!
Wer hat euch bei den geschäftlichen Belangen unterstützt? Allein werdet ihr das in so jungen Jahren ja kaum hinbekommen haben...
Devin: Wir bekamen und bekommen die bestmögliche Unterstützung von Achim, unserem Manager. Darüber sind wir sehr froh und ohne ihn wären wir heute sicher nicht da wo wir jetzt sind! Große Unterstützung bekommen wir natürlich auch von unseren Eltern, ohne sie würde die ganze Sache auch nicht laufen. Aber vor allem ist uns unser Tour-Manager Joe, der Bruder von Phil, eine sehr große Hilfe. Wir wüssten nicht was wir ohne ihn machen würden! Er bringt uns immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurück und nimmt uns sehr viele Sachen ab.
Wie lange hat es gedauert, bis ihr euch daran gewöhnt hattet, dass ihr nicht mehr nur Fans, sondern ein Teil der Maschinerie seit und selber Fans bekommt?
Devin: Das hat erstaunlicherweise gar nicht so lange gedauert. Die ersten Fans bekamen wir, als wir zum ersten Mal bei uns im Ort im Jugendzentrum gespielt haben. Diese Leute sind auch heute noch bei manchen Konzerten dabei und manchmal entdecken wir sogar eines unserer allerersten selbstgemachten T-Shirts. Das freut uns auch enorm dass wir auch bei uns daheim Unterstützung haben. Sonst läuft natürlich viel über das Internet, das ist dann zum Beispiel schön mit anzusehen wie bei Facebook oder früher bei Myspace jeden Tag die Anzahl der Fans wieder ein bisschen steigt. Und natürlich auch der direkte Kontakt bei Konzerten und Festivals, manche Leute kennt man schon persönlich und trifft sie dann auf verschiedenen Festivals usw. Wirklich sehr cool die Sache mit den Fans auch mal von der anderen Seite zu sehen.
Was waren eure besten Erlebnisse, die ihr mit der Band hattet?
Devin: Ich kann mich noch genau an das erste Summer Breeze Festival 2008 erinnern. Das war einfach unfassbar. Wir spielten dort das erste Mal vor richtig vielen Leuten. Das Wacken Open Air war natürlich auch ein Erlebnis für sich. Ich mein wer feiert schon seinen 17. Geburtstag auf der Bühne auf Wacken. Aber wenn ich ehrlich bin ist jedes Konzert ein Highlight. Und zur Not machen wir es eben zu einem Highlight! Unsere Release-Party von "Carnival Cadavre" im Party-Tent auf dem Summer Breeze war natürlich auch genial! Das Zelt war rappelvoll und wir hatten alle einen riesen Spaß! Kurz nach der Show dann noch die Autogrammstunde. Solche Momente vergisst man einfach nicht, wenn die Schlange der Fans gar nicht kleiner wird! Und alle wollen zu uns. Einfach unfassbar!
Und wo ist es mal richtig scheiße gelaufen, was hat euch vor größere Probleme gestellt oder wo habt ihr mal eine Show völlig verkackt?
Devin: Es kommt immer wieder mal vor, dass wir technische Probleme haben oder jemand irgendeinen Fehler macht. Aber wir versuchen, auch durch das häufige Proben, solche Situation so gut es geht zu vermeiden. Das darf dann halt niemanden aus der Ruhe bringen wenn zum Beispiel jemand seine Gitarre wechseln muss oder so. Aber da entwickelt man auch eine gewisse Routine.
Einmal hatten wir eine Autopanne, das war 2008 auf der Metal-Fest-Tour. Wir waren in Osnabrück im Hotel und spielten am nächsten Tag in Essen. Morgens hat dann unser kleiner gelber Bus aufgegeben und wir haben erst mal ewig in der nächsten Werkstatt gewartet und irgendwann hieß es dann dass wir nicht mehr weiterfahren durften und Ersatzteile fehlen. Da dachten wir schon wir müssen die Show absagen. Nach viel telefonieren haben wir dann noch zwei Autos aufgetrieben (waren 8 Mann plus Equipment und Gepäck) und dann gings mit Vollgas nach Essen! Unterwegs hat dann schon der Tourmanager immer wieder angerufen was los ist und wo wir sind usw. Wir habens dann wirklich gerade noch geschafft, auf die Bühne gerannt, Gitarre raus, Verstärker an und los gings. Erster Song keine 5 Minuten nach Ankunft, das war auch ein Erlebnis für sich.
Den Traum, irgendwann mal von der Band zu leben, hat man den noch oder geht ihr davon aus, dass es ein zeitintensives und aufwändiges Hobby bleibt, in einer Band zu spielen, die schon einen ganz passablen Status hat?
Phil: Wir sind nie davon ausgegangen, von unserer Musik leben zu können; das war nie ein Thema! Zumal es beim Metal der härteren Gangart auch einfach gar nicht möglich ist – das kann man ja selbst bei den größten der Szene allzu oft lesen, dass der hart erarbeitete Urlaub fürs Touren draufgeht!
Habt ihr noch Zeit für andere Hobbys?
Phil: Zeit kaum! Aber klar, man nimmt sie sich ab und an! Andere Hobbys sind auch wichtig! Eben wenn man ne ganze Weile auf Tour oder im Studio war braucht man auch Abwechslung und Abstand! Wobei die Musik natürlich an erster Stelle steht! Und das ist bei uns auch oberstes Gebot – die Band hat absolut Vorrang!
Im Moment wird das Thema "Pay to play" in der Szene relativ heiß gekocht. Welche Erfahrungen habt ihr damit gemacht und in welchem Maße ist das etwas, was für euch akzeptabel und machbar ist bzw. wo zieht ihr umgekehrt Grenzen?
Phil: Bei Touren oder ähnlichem ist das meistens unumgänglich – manchmal auch leider! Ein eingekaufter Support bedeutet oft die Sicherheit für die ganze Tour! Aber manchmal zählt leider auch eher das Geld als das Können der Supportband... Wir hatten meistens das Glück mit einem Label im Rücken die Sache größtenteils zu umgehen. Aber ich hoffe natürlich – auch für andere, junge Bands, dass das Thema etwas an "Hitze" verliert! So wie in unserem Fall, alle noch sehr jung, in der Ausbildung oder der Schule, da hat man einfach nicht das Geld sich in Touren oder gar in Shows einzukaufen.
Welche Wünsche, Ziele, Träume habt ihr mit der Band? Mit wem würdet ihr gerne mal auf Tour gehen, gibt es irgendwen, mit dem ihr mal zusammen Musik machen wollt o.ä.?
Phil: Wir setzen uns eigentlich nicht so die großen Ziele! Ich denke unser größter Wunsch ist, dass es einfach so weitergeht wie bisher! Und wenn sich das Ganze in irgendeine Richtung steigert sind wir natürlich umso glücklicher! Aber ich denke sich da hohe Ziele zu setzen würde nur zu Enttäuschungen führen. Und wir sind mit unserem "mal sehn was kommt" bisher auch immer recht gut gefahren!
Phil, was sind deiner Meinung nach die drei wichtigsten Death-Metal-Alben
a) aus Deutschland
Necrophagist – Epitaph
War From A Harlots Mouth – Transmetropolitan
Dew Scented – Issue VI
b) aus Schweden
Edge Of Sanity – Purgatory Afterglow
Hypocrisy – The Arrival
Carcass – Necroticism
c) aus den USA
Morbid Angel – Domination
Misery Index – Retalitate
Suffocation – Pierced From Within
d) aus anderen als den drei genannten Ländern?
Das polnische Bollwerk um die Herren von Behemoth – "Demigod" auf jeden Fall! Zum Glück geht es Nergal wieder besser und ich freu mich schon auf die nächste Scheibe! Oder eben Pestilence "Testimony Of The Ancients" aus den Niederlanden! Wobei die letzten beiden (vor allem "Ressurection Macabre") – auch ohne Drunen – eine absolute Macht sind! Und keine Ahnung ob man es Death Metal nennen kann, aber die Platte(n) von Gojira sind mein absoluter "all time favourite", hervorzuheben hier die "Link" von 2003!
So, das war es von meiner Seite aus. Danke fürs Beantworten meiner Fragen, die letzten Worte gehören euch.
Phil: Danke für das Interview und den Lesern fürs Lesen! Holt euch die Platte und verpasst nicht die Show, wenn der "Carnival Cadavre" in eurer Stadt halt macht!