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Interview mit Douglas Unger (10.06.2008)

Douglas Unger
Neben MIDNIGHT SCRAPER veröffentlichte mit DOUGLAS UNGER ein weiterer schwedischer Künstler sein vielversprechendes Debüt. Auch er fand sich bereitwillig und freundlich zum Interview ein, in dem er zeigt, dass er mit Medien gut umgehen kann. Bühne also frei für Herrn UNGER, dessen Debüt „Leave Me Out“, ich allen weltoffenen Musikinteressierten hiermit noch mal ans Herz lege.

Hallo Douglas, vielen Dank dass du uns für ein Interview zur Verfügung stehst. Um mir eine Sorge zu nehmen: Was ist mit deiner Hand während des Cover-Shootings (oder davor) passiert und ist alles verheilt?

Dieser Unfall war die Folge meines schlechten Urteilsvermögens. Während einer verregneten Nacht im letzten Sommer verfiel ich dem Irrglauben, eine U-Bahn durch Auseinanderziehen der Türen mit meiner linken Hand aufhalten zu können.

Douglas Unger - CoverHast du keine Sorge, dass die Covergestaltung potentielle Hörer in die Irre locken könnte? Ich hätte vom Front-Cover eher ein Gothic-Album erwartet und war durchaus angenehm überrascht, dass dem nicht so war. Oder spielst du gerne mit Täuschungen und Irritationen?

Das war eigentlich nicht meine Absicht. Ich habe der Covergestaltung schlicht zu wenig Beachtung geschenkt. Mittlerweile denke ich, dass es ein Fehler war, denn ich möchte nicht als appetitlicher kleiner „Gothicboy“ enden.

Deine Einflüsse beziehst du ja relativ offensichtlich aus dem angelsächsischen Raum. Ich würde sagen, dass da Vater und Sohn Buckley in der Nähe sind, Tom Waits und Willy De Ville, ein wenig Leonard Cohen und ganz viel Americana, besonders die leider verblichenen Sixteen Horsepower kamen mir in den Sinn. Kommt das ungefähr hin, oder würdest du andere Vorbilder nennen?

Da hast du meine Einflüsse verdammt gut umschrieben, Jochen. Ich würde vielleicht noch ein wenig Bruce Springsteen und eine Prise Nick Cave hinzutun, aber du hast deine Hausaufgaben sehr ordentlich gemacht.

Schweden hat ja eine relativ ausgeprägte und vielschichtige Musikszene. Zwischen Dark-, Death Metal, ziemlichen eigenständigen Progressiv-Rock Varianten, (gehobenem) Pop und Bands wie deinen Labelmates Midnight Scraper, die sich an Blues, Rock, Country und Soul orientieren gibt eine breite Bandbreite. Wie wichtig ist die einheimische Musik für dich?

Auch auf die Gefahr hin, dir eine langweilige Antwort zu geben - aber tatsächlich interessieren mich bestimmte Arten von Musik gar nicht so sehr. Und auch wenn es sich wie ein wandelndes Klischee anhört: ich denke nicht darüber nach, welche Art Musik ich gerade schreibe, meine Songs basieren auf dem Geistes- und Gemütszustand, in dem ich mich befinde, wenn ich sie schreibe.

In einem Metal-Webzine wurde ernsthaft bemängelt, dass deine Musik zu wenig Metal-Elemente (sprich krachende Gitarren) enthält. Was hältst du von solchen Reviews (die ja nichts mit deiner Musik, sondern mit falschen Erwartungshaltungen zu tun haben)?

Der Autor hat vollkommen recht, es gibt keine heulenden Gitarren, schließlich spiele ich keinen Heavy Metal. Wenn jemand ein derart beschränktes Weltbild besitzt, das keinen Platz lässt für musikalische Alternativen, denke ich, er sollte weiter für sein Webzine schreiben, um Leute zu befriedigen, die so denken wie er selbst.

“You Got It Bad” ist ein Duett mit MOA. Ist das die isländische Musikerin, die das Album “Universal” herausgebracht hat? Wenn ja, wie kam die Zusammenarbeit zustande; falls nein, wer verbirgt sich hinter dem Namen.

So weit ich weiß, war Moa nie auf Island. Sie ist lediglich eine gute, alte Freundin von mir aus Stockholm.

Ist „My Hallelujah“ eine (gelungene) Hommage an Leonard Cohens “Halleluja“?

Douglas UngerNein, eigentlich nicht. Versteh’ mich nicht falsch, ich liebe Cohen! Aber ich bin einfach angepisst von Musikern, die allzu oft und beliebig ein freudiges „Halleluja“ erschallen lassen, ohne sich um die Bedeutung des Wortes zu scheren. Es wird so zu einer leeren Hülse. Das gilt genauso für diese religiösen „Ich-bin-ja-so-verwirrt-und-habe mein-Gehirn-an-der-Garderobe-abgebeben“ Typen, die ein „Halleluja“ hier, ein „Halleluja“ da fallen lassen, als wäre es nichts; ich wollte ihnen einen Schluck ihrer eigenen Medizin zu trinken geben. Das war’s schon.

Wo wir gerade bei diesem Songtitel sind; wie wichtig ist Religion für dein Leben? Und wenn sie wichtig ist, welche religiöse Ausrichtung hast du?

Nimm einfach Bezug auf meine letzte Antwort: dann weißt du es bereits.

Zurück zur Musik. Wie wird „Leave Me Out“ innerhalb und außerhalb deines Heimatlandes angenommen?

Ich selbst bin bei weitem nicht mit allem auf meinem Album zufrieden. Es ist mein Debüt, und ich habe während der Produktion viel gelernt. Ich habe eine Ahnung davon bekommen, wie dieser Prozess funktioniert, und das ist wirklich inspirierend für meine zukünftige Arbeit. Jetzt weiß ich, was ich zu erwarten habe und wie ich die Dinge besser machen kann!

Die eigentliche Erstellung des Albums liegt ja bereits einige Zeit zurück. Wie sieht es mit einem möglichen Nachfolger aus? Gibt es Pläne für ein zweites Album?

Ich werde die meiste Zeit in diesem Sommer damit zubringen, die Lyrics zu meinen neuen Songs zu schreiben. Wenn alles gut geht, wird das nächste Album diesen Herbst aufgenommen.

Um unsere Freunde von der Metalfront zu befriedigen: Mehr elektrische Gitarren, hoho?

Klar wird es atombetriebene Powergitarren geben, verfluchte, satanische Kirchenorgeln und tiefkehlige Todesschreie; veröffentlicht auf einem neuen Label des Ultrabösen, gezeichnet mit Urin auf blutigem Erbrochenen.

Trittst du in naher Zukunft außerhalb Schwedens Live auf?

Leider nein.

So, dann hoffe ich, dich demnächst mal auf einer Bühne in Deutschland oder anderswo begrüßen zu dürfen, wünsche dir viel Erfolg und ein herzliches Dankeschön für’s Interview!

Dank zurück und alles Gute!
Jochen König (Info)
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