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7'' Day - Juni 2013
Mit leichter Verspätung geht der 7" Day - Juni ins Rennen. Zunächst gab es zu wenig Material für die diesmonatige Ausgabe, dann entschieden wir uns dazu, noch auf die neue WATAIN-Single zu warten, um sie hier vorzustellen. Und da mussten wir tatsächlich auch bis zum Veröffentlichungstag warten, vorher gab es keine Chance, in die beiden Songs reinzuhören. Im Juli sind wir aber wieder früher dran - versprochen.
BORGEN VS. CENTER OF THE UNIVERSE "Borgen vs. Center Of The Universe" (17:20)
7" / Metronomicon Audio
www.metronomiconaudio.net/artists
Schlichtes blaues Vinyl mit Download-Code, der den fünften Track als Bonus bereitstellt, gibt es diesmal von Norwegens Indie-Label Nummer eins: Andre Borgen verdingt sich schon seit Jahren als Einzelkämpfer in der skandinavischen Szene, CENTER OF THE UNIVERSE sind musikalische Ballettisten im Spagat zwischen Elektronik und akustischem Instrumentarium, deren Alben mehr Beachtung verdient hätten. Gemeinsam haben sie sich auf dieser nach langer Zeit fertiggestellten Single sehr liedhaftem Material verschrieben. "Parasistes" und "Volume Knob" verbinden sozusagen Berliner-Schule-Synthesizer mit psychedelischem Liedermacher-Zeug, dessen Texte im Mittelpunkt stehen, wiewohl gerade die programmierten Beats subtil progressiv und darob hörenswert sind. Die erste B-Seite "Before I Start" kommt vor psychedelisch verstimmtem Hintergrund mit Sprechgesang daher, wohin "Rather Peace" mit seinen schönen Melodien eigentlich auf die A-Seite gehört hätte. Das erwähnte Zubrot "Timetravellers" ist sogar das poppigste Stück der Zusammenstellung - fein gemacht und wie immer bei Metronomicon Liebhaberstoff, der keiner sein müsste, sondern in die Charts eines intelligenteren Mainstream als jenem allerorts auf dieser Welt gehört. (Andreas Schiffmann)
DARIO MARS AND THE GUILLOTINES "The Jailer" (06:45)
7" / Ván Records
www.facebook.com/DMGtheband
"The Jailer" ist die zweite von drei Vorabsingles, die DARIO MARS AND THE GUILLOTINES über Ván Records veröffentlichen. Der erste Longplayer ist ebenfalls schon in Arbeit, nun geht es aber erst einmal um "The Jailer". Wie auch "The Day I Died" kommt die Single im braunen Karton und ist auch als hochwertigere Passepartout-Version erhältlich. Auch die musikalische Herangehensweise ist ähnlich, auf der A-Seite gibt es einen Song mit Gesang, auf der B-Seite ein Instrumental. "The Jailer" ist eine eher getragene Nummer, bei der die charakteristischen Surf-Gitarren von akustischen sowie einer hintergründigen Orgel begleitet werden. Der weibliche Gesang klingt wieder etwas kratzig aufgenommen, ist aber leidenschaftlich, besonders im dramatischen Refrain. Düstere, cineatische Nummer, die sich auf jedem Film-Noir-Soundtrack gut machen würde. Die flottere B-Seite "Dead Before The Dawn" kommt dann wieder tarantino-esker daher, hat in den Gitarren aber auch ein gewisses Mariachi-Flair - sprich: der Song würde prima zu einem Film wie "From Dusk Till Dawn" passen - was auch der Titel andeuten könnte. Im direkten Vergleich mit "The Day I Died" ist die "The Jailer"-Single musikalisch nochmal ein bisschen toller. (Andreas Schulz)
MONO INC. "Heile, heile Segen" (03:50)
Digital / No Cut/SPV
www.mono-inc.com
Was erwartet man, wenn MONO INC. einen Song "Heile, heile Segen" nennen? Klar, ein Kinderlied muss von einem Kind gesungen werden. Und so kommt es dann natürlich auch. "Heile, heile Segen, drei Tage Regen, drei Tage Schnee, dann tut es nicht mehr weh" wird erst vom Kind allein, dann im Duett mit Martin Engler gesungen. Und wenn man Bock drauf hat, kann man den Song beim zweiten Refrain schon mitsingen. Ansonsten versuchen sich MONO INC. bei ihrem ersten komplett deutschsprachigen Stück an rammsteiniger Neuer Deutscher Härte, gepaart mit dem üblichen Düsterpop, der mit fadem Gesang und durchschaubarer Oberflächlichkeit andeutet, dass sich bei der Band auch auf ihrem kommenden Album "Nimmermehr" nicht viel geändert hat. (Andreas Schulz)
NINE INCH NAILS "Came Back Haunted" (05:17)
Digital / Universal Music International
www.nin.com
"Came Back Haunted" ist der erste Vorgeschmack auf das nicht erwartete neue Album der NINE INCH NAILS, das noch 2013 erscheinen wird. Der Song deutet an, was es vermutlich nicht zu hören gibt: aggressiven, wütenden Industrial Rock. Stattdessen: dezent düstere, stilvolle, elektronisch rockende Musik mit interessantem Sounddesign. Die Gitarren haben in der Nummer den von den letzten Nicht-Ambient-Alben gewohnten, kühlen Sound, die dagegen dominanten elektronischen Elemente sind opulent, druckvoll und modern, anfangs leicht minimalistisch. Reznor sprechsingt in den Strophen, erst im Refrain wird es melodischer und unverkennbar. Im weiteren Verlauf wird der Song ein bisschen atmosphärischer und weniger steril, aber nicht so dreckig, wie man es als alter Fan vielleicht gerne hätte. Eine ganz gute, aber nicht überragende und nicht überraschende Nummer. (Andreas Schulz)
NUNSLAUGHTER / ANTISEEN "Split" (08:34)
7" / Hells Headbangers
www.nunslaughter.com / www.antiseen.com
Die Kombination NUNSLAUGHTER und ANTISEEN ist etwas ungewöhnlicher, denn auf den ersten Blick haben die Bands nicht so viel miteinander gemein - abgesehen von der Langlebigkeit und der Tatsache, dass es von beiden Bands Dutzende (oder gar Hunderte) 7"-Veröffentlichungen gibt. Da kann man also auch mal eine gemeinsame Split machen. Beide Bands haben für die Single, die in schwarz und rot erhältlich ist, zwei neue Songs aufgenommen. NUNSLAUGHTERs Beiträge heißen "So Vile" und "The Burning Times" und sind beides flotte, kurze Death-Metal-Songs mit Punk-Einschlag, "The Burning Times" ist dabei etwas brutaler, während "So Vile" das Tempo zwischendurch stärker verschleppt. Ein cooler Basslauf eröffnet den ersten ANTISEEN-Track "Air Of Opportunity", weiter geht es mit rauer Whiskeystimme und schnoddrigem Uptempo und erinnert ein bisschen an MOTÖRHEAD, während "Down To The Bone" mehr Rock’n’Roll in den Knochen hat. Interessenten greifen im Shop von Hells Headbangers zu. (Andreas Schulz)
THE STORY SO FAR / STICK TO YOUR GUNS "Split" (13:34)
7" / Pure Noise Records
thestorysofarca.com / www.facebook.com/STYGoc
THE STORY SO FAR und STICK TO YOUR GUNS haben für diese Split-7" je einen eigenen Song und ein Cover aufgenommen. THE STORY SO FAR sind eine kalifornische Pop-Punk-Band, frönen aber hier ruhigeren Tönen. Der eigene Song "Clairvoyant" ist eine andächtige Nummer mit schönen akustischen Gitarren und leicht klagendem Gesang. Gecovert wurden die Indierocker von PINBACK und deren Song "Loro", eine melancholisch-poppige Nummer, die auch eher leise geraten ist, aber mehr Tiefgang hat, als das eigene Stück. Auf der B-Seite von STICK TO YOUR GUNS wird es dann härter. Zwar ist der melodische Hardcore bei "We Still Believe" tempomäßig auch kein Renner, der eingängige Song macht aber durchaus Laune und lädt zum Mitgrölen ein. Gecovert werden hier INSIDE OUT, eine nicht mehr existente HC-Band, bei der mit Zack de la Rocha ein späterer Superstar am Mikro stand. "Burning Fight" groovt etwas mehr als 90 Sekunden schwer und legt dann an Tempo kräftig zu. Abwechslungsreiche Sache also, diese Split. (Andreas Schulz)
WATAIN "All That May Bleed" (10:39)
7" / Century Media
www.templeofwatain.com
Auch zum fünften Album "The Wild Hunt" veröffentlichen WATAIN eine Vorabsingle, die in den limitierten Versionen schon lange ausverkauft ist, die schwarze Normalversion bekommt man noch. Als Song wurde "All That May Bleed" ausgewählt, eine verhältnismäßig sperrige und nicht sehr eingängige Nummer – zumindest im Vergleich mit "Reaping Death", der Single-Auskopplung zum Vorgängeralbum "Lawless Darkness". Der Song startet mit einem simplen Schrammel-Riff und rituellen Marschtrommeln, mit dem einsetzenden Gesang wird es im mittleren Tempo druckvoll. Mit zunehmender Hysterie im Gesang steigert sich auch der Song immer mehr bis in die blastende Raserei, beruhigt sich dann aber wieder, um sich nach gleichem Schema wieder neu aufzubauen. Erik Danielssons Gesangsdarbietung ist gewohnt garstig und besonders die "the salt of satan in the wounds of christ"-Zeile vor dem Solo fällt auf – gleiches gilt für das kurze Bass-Solo. In den etwas mehr als viereinhalb Minuten passiert viel, das erst einmal sortiert werden will. Die B-Seite ist ein Cover der recht unbekannten schwedischen Metalband TAIWAZ, die aus WATAINs Heimatstadt Uppsala stammt. Bei "Play With The Devil" muss Erik deutlich mehr singen als sonst, was er ziemlich gut meistert, besonders im sehr melodischen Refrain. In der weniger schwarzmetallischen (aber immer noch klar nach WATAIN tönenden) Nummer steuert IN SOLITUDE-Basser Gottfrid Åhman das Gitarrensolo bei. Fans haben die Single natürlich schon längst im Schrank stehen, die Songs bekommt man auch einzeln bei iTunes und zumindest die Coverversion sollte man sich da zulegen, den Haupttrack gibt es ja dann auch auf dem Album. (Andreas Schulz)