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Tales Of Collapse: Tales Of Collapse (Review)

Artist:

Tales Of Collapse

Tales Of Collapse: Tales Of Collapse
Album:

Tales Of Collapse

Medium: CD
Stil:

Gesellschaftskritischer Contemporary-Jazz

Label: Eigenproduktion
Spieldauer: 66:48
Erschienen: 14.12.2022
Website: [Link]

Liebe Freunde des guten Musikgeschmacks!
Bevor ihr hier weiterlest, bitte ratet einfach mal, was für Musik sich wohl hinter einem Album mit diesem 'mittelalterlich-futuristischen' Cover verbirgt.

Klar Mittelalter-Rock, Folk oder aufgeblasener Prog-Bombast mit mystischem Ritterkonzept.
Alles falsch!
Komplett falsch – beinahe!
Denn hinter TALES OF COLLAPSE verbirgt sich ein Jazz-Trio, rund um den Pianisten und Komponisten MARKUS NEUWIRTH, das gemeinsam mit einem Streichquartett, welches dem Album eine fast klassische Note verleiht, die utopisch anmutende, aber der Realität verdammt nahe kommende Geschichte über Aufstieg und Fall einer Gesellschaftsform wiedergibt, ausschließlich in Musik, aber nicht in Worte gegossen. Die 'Worte' übernehmen vielmehr die schwarzen und weißen Tasten, die tatsächlich im Verlaufe der fast 70 Album-Minuten sehr viel zu 'sagen' haben und meisterhaft vom TOC-Kopf MARKUS NEUWIRTH gespielt werden.

Im Booklet wird zu jedem Stück die Geschichte, welche das Konzept in seiner Gesamtheit vollendet, erzählt. Ein sehr gesellschaftskritisches (definitiv auch von unserer Politik inspiriertes), als Trilogie gedachtes Konzept, in dem es darum geht, dass sich eine imaginäre Gesellschaftsform vom Aufstieg bis zum selbstverschuldeten Untergang entwickelt, um am Ende nach seiner kriegerischen Zerstörung im melodramatischen „Morituri“ – das deutliche progressive Rock-Elemente durch elektronische Einschübe enthält – in „A Moment Of Respite“ erneut beginnt, einen Neuanfang unter anderen Bedingungen durchzustarten.

So heißt es im Booklet: „Nach dem Untergang atmete die Welt einen Moment lang durch und regenerierte sich.“ Hierbei setzt ein frei improvisiertes Piano-Spiel sehr wechselhafte Stimmungen, die sich noch auf der Suche nach dem richtigen Weg, der passenden Melodie befinden, um dann in „And So It Starts Anew“ mit der historischen Erkenntnis durchzustarten, dass aus allem, was untergeht, etwas Neues entsteht, das wächst und gedeiht. In welche Richtung – ob Gut oder Böse – ja, dafür sind nur wir verantwortlich...

Die drei an TALES OF COLLAPSE beteiligten Musiker – Pianist, Bassist und Schlagzeuger – gehören zur europäischen Contemporary-Jazz-Szene, die neben stringenten Kompositionen auch auf gelungene und spannende Improvisationen an ihren Instrumenten zurückgreifen, während oftmals vier Streicher für eine Grundierung sorgen, aber mitunter auch völlig eigene Wege gehen, wenn sie beispielsweise das frei-jazzend ausbrechende Trio wieder zurückholen, um synthetisch in einer Melodie zu verschmelzen. Für den Hörer selber wird das immer wieder zu einem Erlebnis, welches auf überraschende stilistische Wechsel zurückgreift: Modern Jazz, europäische Musiktraditionen, Minimal Music und sogar progressive Metal-Momente, hervorgerufen durch den Einsatz elektronischer Effekte (Man höre nur das extreme und aggressive „Point Of No Return“, was so gar nichts mit KANSAS zu tun hat). Da dürfen einen zu Beginn von „Dystopian Prophecy“ gerne auch APOCALYPTICA in den Sinn kommen.
Bestimmt gewollt – und verdammt gut gemacht.

Neuwirth selber bezeichnet dieses Konzept-Album – das auf den ersten Eindruck utopisch und mythologisch zugleich anmutet – als eine „Filmmusik für die Realität“, in der (eben ausschließlich musikalisch) die gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklungen als Grundlage für ihre zeitgenössische Kammermusik dienen, um so zum individuellen Nachdenken anzuregen, das sich mit der Realität genauso wie der Flucht davor auseinandersetzt.

So bleib am Ende festzustellen…

FAZIT: Willkommen in der Realität, auch wenn TALES OF COLLAPSE nie nach Doku sondern immer nach spannendem Jazz-Experiment mit nicht immer glücklichem Ausgang klingen. Ein Spiegelbild unserer Gesellschaft in bunte Noten und gewagte Improvisationen gegossen, ausgeführt und mit tragischer Hintergrundgeschichte versehen durch drei aus der Contemporary-Jazz-Szene bestens bekannten Musiker sowie vier Streichern unter Federführung (oder besser wohl Pianoführung) von MARKUS NEUWIRTH.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 1314x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
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Tracklist:
  • Ever Rising
  • The Unbreakable Cycle
  • Dystopian Prophecy
  • Lullaby
  • Point Of No Return
  • Utopian Fantasy
  • Thae Last Dawn
  • Morituri
  • A Moment Of Respite
  • And So It Starts Anew

Besetzung:

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