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Stereolab: Transient Random-Noise Bursts With Announcements (1993) – Expanded Edition (Review)

Artist:

Stereolab

Stereolab: Transient Random-Noise Bursts With Announcements (1993) – Expanded Edition
Album:

Transient Random-Noise Bursts With Announcements (1993) – Expanded Edition

Medium: 3-LP-Set
Stil:

Krautrock, Avant Pop, Post Rock, Indie, Punk, Alternative, Electronic, Easy Listening

Label: Warp Records/Duophonic UHF Disks
Spieldauer: 102:43
Erschienen: 03.05.2019
Website: [Link]

Es war eine faustdicke Überraschung, als am 4. Dezember 2018 die experimentelle Londoner Underground-Kraut-Avant-Pop-Indie-Rock-Electronic-Tüftler-Band STEREOLAB unter ihrer Homepage ankündigte, alle sieben frühen Alben (ab 1993 – also der Elektra-Jahre) im Laufe des Jahres 2019 als hochwertige Vinyl-Pressungen in luxuriöser Verpackung und immer mit einer Bonus-LP sowie 4-LP-großem Poster und Info- plus Lied-Texten versehen, neu veröffentlichen zu wollen. Was nun aber am Ende dabei herausgekommen ist, verlangt, nicht nur von der Musik, sondern auch vom Aufwand und der Gestaltung her, absolute Bewunderung ab und passt natürlich zu der sehr verkopft-verspielten Band, die sich 1991 in London gründete und deren einzige feste Bestandteile der Brite TIM GANE (Gitarren, Keyboards, Gesang) sowie die Französin LAETITIA SADIER (Gesang, Keyboards, Gitarre) sind.

STEREOLABs Musik ist eine stilistische Wundertüte, die sich vom Krautrock über Lounge-Musik, Funk, Jazz, brasilianische Rhythmen, Easy Listening, Post Rock, Punk, Indie Pop, elektronische Spielereien, Sound-Collagen und vieles mehr erstreckt und noch dazu auch textlich nicht etwa mit oberflächlichen Worthülsen daherkommt, sondern politisch und philosophisch klare, meist recht linksgerichtete Kante, mal englisch, mal französisch gesungen, zeigt.
Mit solcher Einstellung und diesen Botschaften waren STEREOLAB natürlich nicht für die biederen Radio-Mainstream-Welten geschaffen, sondern ein absoluter Geheimtipp in der Underground-Musikszene.
Aus kommerzieller Sicht ein Debakel aus künstlerischer ein Glücksfall.
Und selbst wenn Elektra-Records wegen zu wenig verkaufter Platten den Deal mit STEREOLAB aufkündigte, so ist es doch ein schicksalsträchtiger Schritt zu diesen neuen Veröffentlichungen unter eigenem STEREOLAB-Label, welche es mit einem Major-Label unter diesen Bedingungen und in dieser Qualität wohl nie gegeben hätte.

„Transient Random-Noise Bursts With Announcements“ war das offiziell zweite, aber beim Major-Label Elektra zugleich erste Album, das im Jahr 1993 erschien und im amerikanischen sowie britischen Underground Erfolge verbuchte. Viele Kritiker reagierten – auch besonders der interessanten (Farfisa-)Orgelsounds, der krautrockigen Gitarren-Rhythmen und des hypnotischen Gesangs wegen – begeistert.

Bereits beim Hören der ersten LP-Seite wird einem klar, an wen sich solche Bands wie ARCADE FIRE, INTERPOL oder THE NATIONAL orientierten.
Mit „Golden Ball“ kommen sogar alle beinharten Post-Rock-Freunde, die ein sich anschwellendes Wall-Of-Sounds-Gerüst lieben, voll auf ihre Kosten.
Beim absoluten Highlight dieser 3-LP-Ausgabe von „Transient Random-Noise Bursts With Announcements – Expandend Edition“, dem eine ganze LP-Seite umfassenden, fantastischen „Jenny Ondioline“, kommen einem leidenschaftlichem „Krautie“ sofort die legendären Krautrocker NEU! und FAUST in den Sinn.
Es ist tatsächlich eine Tour de Sound-Force, welche mal auf graden, dann auf verschachtelten, experimentellen Musik-Umwegen im ständigen Auf und Ab, Hin und Her von STEREOLAB zwischen den Lautsprecher-Boxen wild präsentiert wird, ähnlich abgefahren und zugleich eingängig wie CLASHs „Sandinista“.
Und bei STEREOLAB beantwortet man die Frage „Should I Stay Or Should I Go?“ natürlich mit einem eindeutigen: „Ich bleibe!“
Und wenn man nicht aufpasst, dann kann man diese Tatsache wortwörtlich nehmen – schließlich endet das offizielle Doppel-Album in einer Endlosrille, die wie das Tuten eines Dampfers klingt...
Wieder und wieder und wieder und wieder...

Sehr interessant ist noch dazu nicht nur für alle Raritätensammler, sondern auch STEREOLAB-Vinyl-Entdecker die komplette dritte LP, tituliert als „Bonus-Vinyl“. Auf der Poster-Rückseite geht Tim Gane auf jede einzelne Demo- und Alternative-Version bzw. vom Studio-LP-Original abweichende Mixe ausgiebig ein. Aber auch zu allen Original-Songs, deren Texte ebenfalls enthalten sind, erfahren wir von Gane detaillierte, garantiert bisher noch nicht bekannte Informationen.
Auch fehlt auf der Bonus-LP nicht der erfolgreiche EP-Mix von „Jenny Ondioline“, mit dem STEREOLAB zum ersten Mal in die UK-Single-Charts (Platz 75) ein- und aufstiegen. Überhaupt bildet dieser faszinierende Song in seinen unterschiedlichsten Krautrock-Facetten den Mittelpunkt der Bonus-LP.
Krautrock- und STEREOLAB-Herz, was willst du mehr?!?!
Im Endeffekt ist „Transient Random-Noise Bursts With Announcements – Expandend Edition“ samt seinem Cover-Design (übernommen von einer HiFi-Testaufzeichnung des HiFi-Sound-Magazins aus dem Jahr 1969) und der aufschlussreichen Linernotes ein Underground-Juwel, das es für alle im Kräutergärtchen guter Rockmusik suchenden Zeitgenossen, egal ob be- oder unbekifft, zu entdecken gilt.

FAZIT: Die britische Underground-Kultband STEREOLAB schlägt 2019 mit den (insgesamt sieben) Neuveröffentlichungen fast aller ihrer alten Alben auf grandiose Weise zu. Das erste in dieser glorreichen Remaster-Reihe, erweitert um unveröffentlichtes Bonusmaterial aus Demos, Outtakes und alternativen Mixen, ist das 1993er-Album „Transient Random-Noise Bursts With Announcements – Expandend Edition“, bestehend aus drei LP‘s im Gatefold-Sleeve samt Download-Card und 4-LP-Cover-großem Faltposter mit dem LP-Motiv und allen Songtexten sowie umfangreichen Ausführungen des Gründungsmitglieds Tim Gane, verpackt in einer klaren Heavyweight-PVC-Außenhülle. Musikalisch gibt‘s eine reichhaltige Mischung aus Krautrock und den unterschiedlichsten Indie-Pop-Alternative-Post-Rock-Spielarten der Extraklasse geboten. Ein Album, welches eindrucksvoll beweist, dass STEREOLAB zu den ganz Großen zähl(t)en, auch wenn sie ihr musikalisches Dasein dauerhaft als Geheim-Tipp im musikalischen Underground fristeten.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 2429x gelesen, veröffentlicht am )

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12 Punkte
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Tracklist:
  • Seite A (14:22):
  • Tone Burst (5:33)
  • Our Trinitone Blast (3:46)
  • Pack Yr Romantic Mind (5:04)
  • Seite B (15:34):
  • I‘m Going Out Of My Way (3:25)
  • Golden Ball (6:50)
  • Pause (5:19)
  • Seite C (18:06):
  • Jenny Ondioline (18:06)
  • Seite D (13:49):
  • Analogue Rock (4:10)
  • Crest (6:03)
  • Lock-Groove Lullaby (3:36)
  • Seite E (21:45):
  • Fragments
  • Jenny Ondioline (7“/EP Version – Alternative Mix)
  • Drum – Backwards Bass – Organ (Jenny Ondioline Breakdown Full Version)
  • Analogue Rock (Original Mix)
  • Pause (Original Mix)
  • French Disco (Early Version Mix)
  • Seite F (20:07):
  • Jenny Ondioline Part 2 (Breakdown Mix)
  • Fruition – Demo
  • I‘m Going Out Of My Way – Demo
  • French Disco – Demo
  • Lock Groove Lullaby – Demo
  • Jenny Ondioline – Demo
  • Pause – Demo

Besetzung:

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