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DBUK: Songs One Through Sixteen (Review)

Artist:

DBUK

DBUK: Songs One Through Sixteen
Album:

Songs One Through Sixteen

Medium: Download/Do-LP/Do-CD
Stil:

Psychedelischer Americana, Gotischer Folk, Geheimnisvolle Faszination, Dark Wave

Label: Glitterhouse Records / Indigo
Spieldauer: 80:46
Erschienen: 09.11.2018
Website: [Link]

Der erste Ton der Musik, der erste Klang dieser tief hypnotisierenden Stimme und deren hohen Duett-Gegenspieler – so als würden NICK CAVE und PETER MURPHY ihre eigene Beerdigungszeremonie einsingen, während JOHNNY CASH bereits in froher Erwartung ist – macht eins von vornherein klar: Hier kommt ein Album der besonderen, großartigen Art. Sein Titel so sperrig wie die Musik „Songs One Through Sixteen“.
Der Bandname so mystisch und geheimnisvoll wie die Musik: DBUK!

Wie und wo nur soll man solche Musik, die sich noch dazu hinter einem unheimlichen Cover und unheimlich bedruckten Innenhüllen, die man sich schon ihrer ganzen Schönheit halber unbedingt in LP-Größe und des Klangs wegen natürlich auch als Doppel-LP anschaffen sollte, einordnen?
Gothic-Americana?
Psychedelischer Folk?
Apokalyptischer Singer/Songwriter?
Dark Wave?
Alternative Country?
Passen tut eigentlich alles, aber es beschreibt trotzdem noch nicht die ungewöhnliche Mixtur, die von den Moll-Tönen, dunklen Farben, beinahe morbiden kompositorischen Ideen und Texten ausgeht und noch dazu zusätzlich mit Cello, Waschbrett, Banjo, Akkordeon aufwartet.
Ähnlich berührt ist man, besonders auch des Gesangs wegen, nur bei den leider viel zu unbekannten THE SLOW SHOW.
Am besten, wir orientieren uns an der Beschreibung, die das Quartett aus Denver selber zu sich abgibt: „Eine wunderschön spukende Atmosphäre voller akustischer Düsternis, die einem einen Schauer wie aus kleinen Nadelstichen bereitet.“
Ja, ja...

Klar ist jedenfalls, dass DBUK als Abkürzung für DENVER BRONCOS UK steht und die vier Musiker (logischerweise) aus Denver, Colorado, kommen, und sie auch die Musk des vereinten Königreichs nicht kalt lässt – besonders solcher Bands wie JOY DIVISION, BAUHAUS oder SIOUXSIE AND THE BANSHEES.
Ähnlich faszinierende Klangwelten der Finsternis findet man aber auch bei ihren amerikanischen Landsleuten WOVENHAND, 16 HORSEPOWER oder SWANS. Genau hier erobern sich DBUK einen Spitzenplatz mit ihrem melancholisch-rebellischen Debüt-Doppel-Album, gerade weil bei ihnen die Intimität und Ruhe, die Dunkelheit und Leidenschaft in jeder Note zu hören ist. Hesses Steppenwolf im Spiegelkabinett würde sich garantiert von DBUK durch das Labyrinth führen lassen, während die gerade von Bonny & Clyde singen und am Ende ein mehr bedrohliches als beschützendes „And God Bless You“ hinterherschieben, womit sie auch den Hörer aus ihrem Album entlassen. Und solch ein Schluss sitzt tief. Ein wenig so, als hätte jemand unsere Grube geschaufelt und schon ein „The Red Cross Is Giving Out Misinformation“ aufgestellt, obwohl wir doch noch gar nicht reif für diese Grube sind. Da hören wir lieber schnell noch einmal die 16 Songs von DBUK und fangen einfach mal mit der letzten LP-Seite an, weil „In San Francisco Bay“ so sonnig-optimistisch klingt. Aber natürlich am Ende nicht ist, sondern tödlich.

Jeder Song klingt, als bürge er ein großes Geheimnis in sich, das filigran in Klänge umgewandelt, aber nie wirklich offengelegt wird. Wir müssen also genau hinhören und werden so – jeder für sich – seine eigenen Antwort darauf finden. Wer keinen Bock darauf hat, sich mit Musik intensiver auseinanderzusetzen, sich mal mit nichts Anderem als dem Hören von „Songs One Through Sixteen“ zu beschäftigen, oder ein dauerhaft zur Schau getragenes sonniges Gemüt besitzt, der lasse die Finger und Ohren von DBUK. Wer mindestens einmal pro LP-Seite bei genauem Zuhören eine Gänsehaut verspüren will, der greife unbedingt zu – und die erste Gänsehaut gibt‘s schon beim Betrachten des Covers gratis dazu.

Aber auch der im 60er-/70er-Jahre-Stil abgemischte Stereoklang, der genaustens auf die Kanaltrennungen achtet und die Stimmen beispielsweise linear auf den rechten und den linken Kanal verteilt, genauso wie die einzelnen Instrumente, begeistert. Kristallklare Höhen, wummernde Bässe und psychedelische Effekte inklusive.
Zum Glück wurde beim Sound nicht nur auf Moll gesetzt, sondern auf die breitgefächerten Möglichkeiten moderner Technik.

FAZIT: DBUK, das melodramatische Americana-Quartett mit deutlichem Hang zur Tragik aus Detroit vereint auf den 16 Songs seines Doppel-Albums „Songs One Through Sixteen“ die ganze Schönheit der geheimnisvollen Finsternis von WOVENHAND bis zu den SWANS und JOY DIVISION bis BAUHAUS. Noch dazu gibt es vielstimmigen männlichen und weiblichen Gesang, der die Intensität dieses Dark-Americana-Sounds und der Texte, die sich auf die Seite der Outlaws schlagen und oft bitteren Zynismus über die „American Heroes“ ausschütten, auf seine klangvolle Spitze treibt.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 2620x gelesen, veröffentlicht am )

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  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
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Tracklist:
  • Seite A (19:27):
  • Broncos Fight Song (6:29)
  • Jim Nabors, From Bass To Mezzo-Soprano (5:41)
  • The Columbia Girl (3:56)
  • Uncle John‘s Boat (3:21)
  • Seite B (21:35):
  • One Fila Brasilia (5:21)
  • Immaculately Warded Children (6:14)
  • I Hid & Seeked The Funnel (4:04)
  • The Red Cross Is Giving Out Misinformation (5:56)
  • Seite C (19:02):
  • Bonnie Clyde, The Big-Bull-Hen Of The Women‘s Prison (6:37)
  • Deerslayer (5:26)
  • From The Estate Of John Denver (6:59)
  • Seite D (20:42):
  • In San Francisco Bay (4:07)
  • Coca-Colonialism (4:38)
  • The Misrepresentation Of The Thompson Gun (4:45)
  • It‘s Killing Me (3:24)
  • And God Bless You (3:48)

Besetzung:

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Kommentare
Eirik
gepostet am: 20.03.2023

User-Wertung:
14 Punkte

Wow! Was für eine Wahnsinnsplatte! Auf Bandcamp entdeckt und bestellt. Countryeskes ist normalerweise so gar nicht mein Ding, aber das hier ist so intensiv und die Stimme wirklich eimalig und ja: irgendwie geheimnisvoll.
Dieser mehrstimmige Gesang bei einigen Stücken fasziniert mich auch bei jedem Hören auf's Neue. Erninnert mich "etwas" an die Walkabouts, nur viel viel düsterer. Selten so etwas starkes in der Richtung gehört!
Habe den Vocalist (mit der Stimme aus einer Mischung von Nick Cave, David Bowie und etwas Chris Connelly) Jay Munly mit seinen Munly & The Lupercalians dann live gesehen, da mich die Stimme so faszinierte. Leider war der Mixer beim Konzert (Badehaus Berlin) eine totale Niete! Nie so schlechten und teilweise schmerzhaften Klang gehört. Traurig. Stimme toll.
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