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Cass McCombs: Tip Of The Sphere (Review)

Artist:

Cass McCombs

Cass McCombs: Tip Of The Sphere
Album:

Tip Of The Sphere

Medium: CD/Download/Do-LP
Stil:

Americana, Singer/Songwriter, Folk, Indie-Alternative

Label: Epitaph/Indigo/ANTI-
Spieldauer: 57:20
Erschienen: 08.02.2019
Website: [Link]

Mit meiner Musik versuche ich, Vorurteile in Frage zu stellen, egal ob sie von Anderen oder mir selbst kommen! (Cass McCombs)

Er ist schon eine seltsamer Geschichtenerzähler dieser CASS MCCOMBS, den die Sendung Tonart vom Deutschlandfunk Kultur den „sanften Americana-Apokalyptiker“ nannte und der diesen Ruf mit Tip Of The Sphere, einer einfallsreichen Doppel-LP zwischen ruhigem Americana, apokalyptischen Texten und explodierende Klang-Vulkanen, voll und ganz bestätigt. McCombs klingt wie ein JOHN CALE, der sich nach „The Great Pixley Train Robbery“ in die tiefen Abgründe des VELVET UNDERGROUNDs begibt, um seinem Freund LOU REED die letzte Ehre zu erweisen.

Natürlich muss dabei alles stimmen – und im Gegensatz zur VELVET-UNDERGROUND-WARHOL-Banane gibt‘s auf „Tip Of The Sphere” in der unbedingt zu empfehlenden Gatefold-Doppel-LP-Variante einen LP-Aufsatz (inklusive Anleitung), den man auf das rotierende Vinyl-Label stellt und der entsprechend angeleuchtet für die faszinierendsten Lichtspiele sorgt. Und da McCOMBS in seinen Texten viel Tiefgründiges zu erzählen hat, befinden sich diese neben verschiedenen Fotos in den Innenseiten, wenn man das Doppel-Album aufklappt.

CASS McCOMBS ist nicht nur ein hervorragender Musiker, sondern zugleich brillanter Songschreiber, der in dieser Verbindung weltweit mit zu den besten seiner Gilde, die sich zwischen Americana, Folk, Indie-Alternative und natürlich Liedermacherei bewegt, zählt. Selbst eine weitere Legende, der wohl berühmteste Radiomacher John Peel (1939 - 2004), liebte noch zu Lebzeiten einen McCombs und verlieh ihm liebevoll den Titel „unaufdringlich brillant“. Wie sehr er diesen fragilen Titel auch noch 15 Jahre später verdient, beweist „Tip Of The Sphere”!

Der Mann aus der San Francisco Bay Area, der seit 2002 regelmäßig immer wieder rundum überzeugende EP‘s und Alben abliefert, die sich in den verschiedensten Genre einordnen lassen (LoFi-Folk, Psychedelic, Rock, Blues, Americana, Soul, Country, Pop...) und der bereits mit „Mangy Love“ 2016 ein Meisterwerk vorlegte, schiebt nun mit „Tips Of The Sphere“, seinem insgesamt neunten Album, ein weiteres nach.

Wie so oft sind es wieder die Verlierer des „American Way Of Life“, die in McCombs Texten und Musik die wichtigste Rolle spielen. Und so unterschiedlich deren Biografien sind, so unterschiedlich ist auch jeder Song dazu. Mal verletzlich und nachdenklich, dann wiederum wütend und sarkastisch klingen die Stücke – und immer zeichnen sie das „Real Life“, ein besonders eindringlicher Song, der, ganz ähnlich wie „Absentee“, an die ganz frühen Solo-Werke von DAVID GILMOUR, sogar mit einer zärtlichen Prise SYD BARRETT und ganz viel Percussion veredelt, erinnert. Ein Song, dem man mit einem Schlag verfällt, weil er einerseits so traurig, aber andererseits so eindringlich vorantreibend ist: „Please to meet you / The world is at your command / Real life.“

Das musikalische Oberkommando aber besitzt CASS MCCOMBS und er entwickelt dabei, einem BOB GELDOF ähnlich, kleine Philosophien, die mal als hochexplosive „Sleeping Volcanoes“ daherkommen oder sich mit selbstmörderischen Gedanken im „Sidewalk Bop After Suicide“ tragen. Das alles trägt viel Ironie in sich, aber kaum, dass man lachen will, schon bleibt einem eine Textzeile oder eine Note später das Lachen im Halse stecken. Offene Ohren und kein Vakuum in den Hirnwindungen natürlich vorausgesetzt. Sogar vor einem Elektro-Hip-Hop („American Canyon Sutra“) schreckt McCombs dabei nicht zurück.

Mit dem das Doppel-Album abschließenden „Rounder“ zaubert McCombs dann auch noch einen über zehnminutigen, folk-psychedelisch angehauchten Longtrack im DOORS-Style als ganz großes Finale hin, das einen ähnlich begeistert, wie der gelungene Schluss einer großartigen Filmserie, nach dem man sich unbedingt zu wissen wünscht, wie‘s nach solchem süchtig machenden Ende wohl weitergehen wird.
Auf ein Neues, Cass!!!
Und wäre das nicht schon aller Verrücktheiten genug, gibt‘s am Ende der LP-D-Seite auch noch im besten „Sgt. Peppers“-Gedenkmodus eine abgefahrene Endlos-Klang-Rille!

FAZIT: Er ist einer der unterbewertetsten Indie-Rocker und Ausnahme-Lyriker, dieser CASS MCCOMBS, der auch auf seinem neunten Album „Tip Of The Sphere”, das man schon wegen des hervorragenden Klangs und der großartigen Beilage unbedingt in der Doppel-Vinyl-Variante erwerben sollte, beweist, dass es neben den zwei Bobs (Dylan und Geldof) und Bruces (Springsteen und Hornsby) einen mindestens ebenso guten Cass gibt. Und der ist wirklich einzigartig!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 3511x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 14 von 15 Punkten [?]
14 Punkte
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Tracklist:
  • Seite A (16:12):
  • I Followed The River South To What (7:36)
  • The Great Pixley Train Robbery (4:00)
  • Estrella (4:36)
  • Seite B (12:30):
  • Absentee (2:48)
  • Real Life (5:15)
  • Sleeping Volcanoes (4:27)
  • Seite C (13:55):
  • Sidewalk Bop After Suicide (4:27)
  • Prayer For Another Day (4:53)
  • American Canyon Sutra (4:45)
  • Seite D (14:43):
  • Tying Up Loose Ends (4:34)
  • Rounder (10:09)

Besetzung:

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