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Joni Mitchell: Both Sides Now – Live At The Isle Of Wight Festival 1970 (Review)

Artist:

Joni Mitchell

Joni Mitchell: Both Sides Now – Live At The Isle Of Wight Festival 1970
Album:

Both Sides Now – Live At The Isle Of Wight Festival 1970

Medium: DVD/Blu-ray
Stil:

Legendäres Festival mit legendärer Songwriterin

Label: Eagle Vision/Universal Music
Spieldauer: 132:46
Erschienen: 14.09.2018
Website: [Link]

Was war das nur für ein Desaster, ein Albtraum (Originalton JONI MITCHELL!), dieses als so legendär geltende Isle Of Wight Festival 1970, das „europäische Woodstock“, welches es sogar bis ins „Guiness Buch der Rekorde“ schaffte, da an ihm geschätzte 600.000 bis 700.000 Zuschauer teilnahmen, womit es zum bestbesuchten Festival der gesamten Rock-Geschichte – und damit größer als Woodstock – wurde!

Mit dabei war auch die damals 26jährige JONI MITCHELL, die am fünften von insgesamt sechs Festivaltagen, am 29. August 1970, einen legendären Auftritt hinlegte, auch weil sie sich gegen auf der Bühne rebellierende Fans und vor der Bühne störende Fans zur Wehr setzen musste, was ihr die Tränen in die Augen und das Schluchzen in die Stimme trieb – und das sie im auf dieser DVD bzw. BluRay enthaltenen Interview mit ihr aus dem Jahr 2003 mit den knallharten Worten: „Sie haben mich an die Bestie verfüttert!“ kommentiert.

Was nur war passiert?

Nach 1968 und 1969 war dies die dritte und zugleich legendärste Ausgabe des Isle Of Wight Festivals, zu dem hunderttausende Musik-Fans gepilgert waren und bei dem die größten Legenden aus Rock, Jazz und Singer/Songwriter auftraten, wie JIMI HENDRIX, THE DOORS EMERSON LAKE & PALMER, MILES DAVIES, JOAN BAEZ, FREE, DONOVAN, JETHRO TULL, CHICAGO, PROCOL HARUM, SUPERTRAMP, LEONARD COHEN, THE WHO, MELANIE u.v.m.
Und mitten unter ihnen JONI MITCHELL, die völlig solistisch mit Gitarre, Klavier und Hackbrett ein knapp einstündiges Konzert absolvieren sollte, welches eigentlich in den Abendstunden und bei Dunkelheit geplant war.
Ausgelöst durch eine chaotische Organisation und viele Verspätungen der Musiker, die es einfach nicht schafften, pünktlich zu ihrem Auftritt die Insel zu erreichen, sollte JONI MITCHELL viel eher, also in den frühen Nachmittagsstunden, auf die Bühne.

Zu diesem Zeitpunkt aber war die Stimmung beim Festival extrem aufgeheizt, da die Organisatoren einen Wellblechzaun um das Festival-Gelände bauen ließen, um die Zuschauer, welche nicht ihre 3 Pfund für die Konzerte abdrücken wollten, außerhalb des Festivalbereichs zu halten. Wüste Beschimpfungen und Anfeindungen der Sicherheitskräfte, Organisatoren und sogar Musiker begannen, weil die Konzert-Pilgerer, die nicht zahlen wollten, allen unmittelbar Festival-Beteiligten die Unterwerfung unter den Kapitalismus und Profitgier unterstellten. Für diese seltsamen Fans – von denen es einige Tausend zu geben schien – schien es selbstverständlich, dass sie ein Rock-Festival kostenlos besuchen dürfen. Mit brutaler Gewalt ließen sie sich daraufhin an dem Zaun, den sie als „Mauer“ bezeichneten, aus, traten ihn ein, besprühten ihn mit obszönen Begriffen und beschmierten ihn mit Hakenkreuzen.

Dass Musiker, Offizielle, Angestellte, die Technik und vieles mehr rund um solch ein Festival bezahlt werden mussten, war ihnen egal. Ihre „Freiheit“ bestand darin, das Festival umsonst besuchen zu dürfen. Das erinnert verdammt auch an den Scheiß mit den illegalen Downloads, wenn heutzutage so genannte Musikliebhaber glauben, dass es Kunst, Musik und Kultur umsonst zu geben habe, so als müssten die vielen Akteure nicht auch ihre Rechnungen bezahlen.
Nicht einer dieser „Illegalen“ käme auf die Idee, sich in einem Selbstbedienungsladen ohne zu bezahlen die Produkte anzueignen. Die Musik aber soll ein kostenloser Selbstbedienungsladen sein – und damit macht man verdammt viel kaputt. Doch wie lange solche Einstellung schon Tradition hat, sieht man ganz besonders auch an diesem Isle Of Wight Festival 1970.

In ihrem Interview, in dem JONI MITCHELL die Vorkommnisse bei ihrem Konzert ganz deutlich auswertet, findet sie auch absolut passende Worte zu solchem Verhalten.
Hierin liegt auch das Besondere an Both Sides Now – Live At The Isle Of Wight Festival 1970. Die kanadische Songwriterin, die der Rolling Stone zu einer der größten Songwriterinnen aller Zeiten kürte und die bereits neun GRAMMY-Awards errang, kann erstmals auf dieser DVD bzw. BluRay mit ihrem kompletten Konzert beim 1970er Isle Of Wight Festival bewundert werden und man hat sogar die Möglichkeit, sich einerseits auf dem Bild-Ton-Träger, der endlich in hervorragender audio-visueller Qualität veröffentlicht wird, nur das Konzert oder die komplette Dokumentation dazu (inklusive Konzert) anzuschauen, wobei man auch die Möglichkeit erhält, deutsche Untertitel einzublenden. Hierbei werden allerdings nur die Interviews und Ansagen untertitelt, leider nicht die Texte, die JONI MITCHELL während des Festivals singt, von denen sie erst mit „Big Yellow Taxi“, dem siebten ihrer insgesamt elf Songs, ungestört zu ihrem Vortrag kommt, nachdem sie sich mit sehr deutlichen, von Tränen verschwommenen Worten an das Publikum gewandt hatte und es mit Touristen verglich, die sich, wie sie es bei einem indianischen Ritual kurz zuvor erlebt hatte, danebenbenahmen, nur weil ihnen von vornherein alles zu fremd erschien. Diese Worte hinterließen eindeutige Wirkung und endlich begannen auch alle Festivalbesucher ohne Störung zuzuhören und sich von JONI MITCHELL gefangen nehmen zu lassen.

Das alles wird auf diesem Konzertmitschnitt und der Dokumentation unter der Regie des Oscar-Gewinners Murray Lerner, der kurz nach Fertigstellung dieser Aufnahmen im Alter von 90 Jahren verstarb, sehr anschaulich wiedergegeben, sodass man selbst von dem noch immer so kultig verehrten Festival einen Blickwinkel offenbart bekommt, der mehr als nachdenklich macht.

FAZIT: Die DVD/BluRay „Both Sides Now – Live At The Isle Of Wight Festival 1970“ mit dem Konzert von JONI MITCHELL ist in doppelter Hinsicht spannend und interessant. Einerseits gibt es erstmals den kompletten, knapp einstündigen Konzertmitschnitt von JONI MITCHELL zu sehen und andererseits wird in einer zusätzlich integrierten Dokumentation das Isle Of Weight Festival aus einem recht kritischen Blickwinkel beleuchtet, worunter auch die kanadische Songwriterin am 29 August 1970 unmittelbar zu leiden hatte.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 3797x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • Dokumentation inklusive dem kompletten Auftritt (76:20)
  • Kompletter Auftritt ohne dokumentarischen Teil (56:26):
  • The Song About The Midway
  • Chelsea Morning
  • For Free
  • Woodstock
  • My Old Man
  • California
  • Big Yellow Taxi
  • Both Sides Now
  • Gallery
  • Hunter
  • A Case Of You

Besetzung:

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Interviews:
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