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Eurythmics: In The Garden (1981) – Newly 180g-Vinyl-Mastered From Original 1/2“-Tapes (Review)

Artist:

Eurythmics

Eurythmics: In The Garden (1981) – Newly 180g-Vinyl-Mastered From Original 1/2“-Tapes
Album:

In The Garden (1981) – Newly 180g-Vinyl-Mastered From Original 1/2“-Tapes

Medium: LP+DL-Code/Remaster
Stil:

Progressive Pop, Krautrock

Label: Sony Music Entertainment
Spieldauer: 39:33
Erschienen: 13.04.2018
Website: [Link]

Sie waren eins der Traum-Duos großartiger und zugleich extrem erfolgreicher Pop-Musik und überzeugten durch ihr Können und Charisma statt durch ein geklont-gecastetes Musiker-Marionetten-Dasein, das besonders in den 80er-Jahren wie die Radio-Giftpilze aus dem großlabel-sumpfigen, glitschigen Boden schoss. Multiinstrumentalist, Sänger und Meisterkomponist sowie Produzent DAVE STEWART und Ausnahmesängerin, Multiinstrumentalistin und Texterin ANNIE LENNOX, die als EURYTHMICS seit 1981 über 80 Millionen Alben verkauften und sich nun wieder gemeinsam auf die Suche nach ihrer eigenen Musik-Vergangenheit begeben, um sie im neuen Klanggebilde anno 2018 chronologisch geordnet auf remastertes 180g-Vinyl zu heben.

Und wenn wir Dave Stewart glauben dürfen (und nach dem ersten Hördurchgang tatsächlich auch können), dann sind die „anti“-remasterten Neuauflagen der ersten drei EURYTHMICS-LPs auf 180g-Vinyl auch klangtechnisch fast revolutionär: „Die neuen Vinyl-Releases werden besser klingen. In unseren Archiven liegen die Original-Halbzoll-Masterbänder mit einem phantastischen Sound. Die nahmen wir als Basis und nicht die digitalen Remasters, auf denen der Sound komprimiert wurde.“

„In The Garden“, eins der längst vergessenen EURYTHMICS-Alben, da es ihr erstes Album, das kaum Beachtung fand, war – ist aus heutiger Sicht ein wahres Goldstück. Denn nachdem sich Lennox & Stewart von THE TOURISTS, mit denen sie bereits drei Alben aufgenommen hatten, trennten, um als Duo unter neuem Namen ihre Musik-Karriere voranzutreiben, standen die musikalischen Zeichen für die EURYTHMICS nicht sonderlich gut. Eine neue Pop-Welle schwappte übers Land und die EURYTHMICS wollten laut eigener Aussage ihr 1981er-Album „experimentell und unkonventionell“ klingen lassen, was ihnen mit „In The Garden“ tatsächlich hervorragend gelang. Doch für experimentelle und unkonventionelle genauso wie progressive und komplexe Musik war Anfang der 80er einerseits durch die Punk- und andererseits die Pop-Bewegung zu Grabe getragen worden und alle, die nicht auf den punk-poppigen Zug aufspringen wollten, konnten sich schon mal ihren Musik-Grabstein auf dem Friedhof des kunstvollen Rocks aussuchen.

Doch „In The Garden“ sollte nicht nur für EURYTHMICS-Freunde interessant sein, sondern auch ganz besonders für die (Achtung! Achtung!! Achtung!!!) Krautrock-Fans der Kult-Band CAN!
Denn gleich auf mehreren Songs tauchen als beteiligte Musiker die bereits verstorbenen JAKI LIEBEZEIT und HOLGER CZUKAY auf und hinterlassen eindeutige (krautrockige) musikalische Spuren. Sogar der Sohn von Karlheinz Stockhausen, Markus, bläst im krautrockigen Garten die Hörner und Posaunen.

So erinnert die Musik auf „In The Garden“ in seinen vordergründigen Moll-Tönen tatsächlich an SIOUXSIE AND THE BANSHEES oder die großartige Band JAPAN, nur dass deren charismatischer Sänger eben DAVID SYLVIAN hieß, während EURYTHMICS mit ANNIE LENNOX über eine ebenso charismatische Sängerin verfügten, auch wenn sie auf dem ersten Album noch etwas zurückhaltend wirkte, was sich dann grundlegend mit dem folgenden Megaseller „Sweet Dreams (Are Made Of This)“ ändern sollte.

Noch dazu ist „In The Garden“ offensichtlich ein Konzept-Album, in dem es um die autistisch wirkende Belinda geht, welche an allem und jedem zweifelt, sich von ihrer Außenwelt abkapselt und nur in verschiedenen Räumen und besonders dem Garten aufhält. Dabei glaubt sie, dort unsichtbar zu sein. Dass bei solcher Story die Moll- und Dur-Töne überwiegen und keine großen Hits aufkommen können, ist natürlich logisch. Auf „Sing-Sing“, einem elektronisch verfremdeten Stück, singt Annie Lennox sogar in französischer Sprache, während andere Songs durch verzerrte Gitarren und massive Schlagrhythmen auffallen.
Der Versuch, mit „Never Gonna Cry Again“ einen Hit aus dem Konzept-Album auszukoppeln, scheiterte 1981 noch kläglich, die Single platzierte sich nicht in den Charts und der geplante Nachfolger „Belinda“ erhielt wegen des Misserfolgs von der Plattenfirma noch nicht mal mehr ein Video an die Seite gestellt, sodass auch dieser Song in Bedeutungslosigkeit untergehen sollte.
Das aber ändert nichts an der Faszination dieses, für das Duo ungewöhnlichsten, EURYTHMICS-Konzept-Albums!

Im Grunde genommen ist seiner Einzigartigkeit wegen das gesamte Debüt-Album der EURYTHMICS in seiner elektronischen, experimentellen Verspieltheit und zugleich Melodieverliebtheit, ohne sich um eingängige Pop-Strukturen zu kümmern, ein echter Hit, selbst wenn „In The Garden“ nicht einen wirkliche EURYTHMICS-Hit enthält.
Doch die sollten ja in unzähligem Maße schon kurze Zeit später folgen...

FAZIT: In bester Klangqualität „newly mastered from original 1/2‘ tapes“ endlich wieder auf 180g-Vinyl (plus Download-Code): das ungewöhnlich komplexe Debüt mit konzeptionellem Hintergund der EURYTHMICS unter Mitwirkung von CAN-Musikern. „In The Garden“ (1981) ist kein Hit-Album, sondern der „experimentelle und unkonventionelle“ Versuch von Dave Stewart und Annie Lennox nach ihrer Trennung von THE TOURISTS ihren eigenen musikalischen Weg zwischen Kraut-Rock und Electro-Pop zu finden. Danach stießen sie dann endgültig die Tür zu ihren „Sweet (Pop-)Dreams“ auf.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 3221x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • Seite A (19:39):
  • English Summer (4:02)
  • Belinda (3:58)
  • Take Me To Your Heart (3:35)
  • She‘s Invisible Now (3:30)
  • Your Time Will Come (4:34)
  • Seite B (19:54):
  • Caveman Head (3:59)
  • Never Gonna Cry Again (3:05)
  • All The Young (People Today) (4:14)
  • Sing-Sing (4:05)
  • Revenge (4:31)

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