Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Michael's Statement: Silent Creatures (Review)

Artist:

Michael's Statement

Michael's Statement: Silent Creatures
Album:

Silent Creatures

Medium: CD
Stil:

Kammermusikalischer, experimenteller und symphonischer Progressive Rock

Label: Eigenpressung/Just For Kicks
Spieldauer: 51:58
Erschienen: 01.09.2017
Website: [Link]

Bedrohlich erhebt sich der Musik-Vogel mit progressive-erhabenem, aber auch immer wieder wild flatterndem Flügelschlag, den MICHAEL‘S STATEMENT auf Silent Creatures direkt vom Album-Cover auf uns loslässt. Mal frisst er uns aus der Hand oder sitzt friedlich auf unserer Schulter, um uns ins Ohr zu singen, dann aber pickt er boshaft nach uns oder er flieht und versteckt sich, um plötzlich aus dem Hinterhalt wie bei Hitchcocks „Die Vögel“ wieder anzugreifen.

Extreme Komplexität, welche direkt über die Gehörgange an den Nervensträngen des Hörers zerrt, der sich hoffentlich nicht zum ersten Mal progressiven Hörstoff reinziehen sollte, ist das oberste Gebot von MICHAEL‘S STATEMENT.
Dabei beginnt „Silent Creatures“ kammermusikalisch mit einem wunderschönen, aber bereits sehr finsteren „The Birth“-Piano-Intro, welches die lauernde Bedrohlichkeit schon hintergründig ankündigt. Wir machen uns langsam bereit, den „stillen Kreaturen“ zwischen unseren Boxen gegenüberzutreten. Und wir folgen natürlich dabei Michael Vuckovacs Grundsatz „Freedom Has No Religion“, wofür ihm ausschließlich zwei Keyboards zur Verfügung stehen. Denn alle stillen Geschöpfe auf „Silent Creatures“, genau wie die Texte um sie herum, haben natürliche, sehr reale Hintergründe und unterliegen keinesfalls verschwurbeltem Religion-Gedöns, aus welcher Ecke auch immer.

Genauso geheimnisvoll wie THE PSYCHEDELIC ENSEMBLE, aber noch einen Zacken verschärfter, sind die „Silent Creatures“, welche der Multiinstrumentalist Michael Vuckovac von THE NIGHT PATROL progressiv, jazzig, experimentell, bombastisch, minimalistisch, kammermusikalisch, klassisch, weltmusikalisch und sonstwie auferstehen lässt. Sie leben in und um uns herum, sind mal eine Fata Morgana, dann wieder schrecklich real.
Gänzlich unbeschreiblich ist das, was auf dem tiefschwarzen Album, aus dem sich der wunderschöne, aber mit einem starren Angriffsblick versehene Vogel erhebt. Ähnlich einer Klang-Collage aus lauter kleinen Musik-Bausteinen, die der feste Mörtel Progressive Rock zusammenhält, wirkt dieses sonder- und zugleich wunderbare Album, das der Pforzheimer Musiker auf seine Zuhörer loslässt, die davon garantiert überrascht frontal getroffen werden.
Bei diesem „Durcheinander“, das trotzdem immer wieder in eindeutige Bahnen gelenkt wird, kommen tatsächlich Erinnerungen an solche ebenfalls sehr untypische Kunstwerke wie „200 Motels“ von FRANK ZAPPA oder „Atom Heart Mother“ bzw. die psychedelische Barrett-Frühzeit von PINK FLOYD und immer wieder KING CRIMSON auf.
Auch unterliegt Vuckovic nicht dem Trugschluss, dass man als Multiinstrumentalist alles allein hinbekommen muss, inklusive dem Gesang. In dieser Beziehung hält er sich zurück und überlässt das Mikro mit Steve Mills und Joost Verhagen gleich zwei geschulten Sängern, die sich bei diesem düster-verspielten Album natürlich auf einige Vokalakrobatik einlassen müssen.

Das grandiose „The Power Of Youth And Madness“ klingt gar so, als hätten sich KING CRIMSON und LACRIMOSA zusammengeschlossen, um eine horrormäßig finstere Prog-Goth-Nummer zu erschaffen, die einem von der ersten bis zur letzten siebten Minute einen kalten Schauer, der zugleich viel proggiges Wohlgefühl in sich trägt, über den Rücken und durch die Ohren jagt, um dann sofort diesen Prog-Horror mit „Fata Morgana“ sowie dem GABRIELähnlichen Gesang von Steve Mills fortzusetzen.
Unbeschreiblich dunkel!
Unbeschreiblich komplex!
Unbeschreiblich gut!
Und selbst als FAZIT ist „Silent Creatures“ von MICHAEL‘S STATEMENT unbeschreiblich!

PS: Und wo das Album von Freunden guten, sehr experimentellen Progrocks gekauft wird, ist ja eigentlich klar, genau hier mit einem Klick und nicht bei...

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 3163x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • The Birth
  • Fear Of The Dawn
  • The Power Of Youth And Madness
  • Fata Morgana
  • A Great Sign
  • Diamonds And Pearls
  • The Circle Of Black Forest (incl. The Return Of Agent Cooper)

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Jochen [musikreviews.de]
gepostet am: 13.09.2017

Unter uns Ornithologen: Der Musik-Vogel auf dem Cover ist eine Eule, und die kommt - worauf der letzte Titel hinweist - direkt aus den Wäldern von Twin Peaks. Da sind Hitchcocks Vögel nur peripher zu Gast. Aber wer weiß, denn immerhin ist nur eins klar: Die Eulen sind nicht, was sie scheinen. David Lynch und sein fiktiver Ort voller Rätsel passen indes hervorragend zur Musik von Michael's Statement.
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Wobei handelt es sich nicht um ein Getränk: Kaffee, Tee, Bier, Schnitzel

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!