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Dream Theater: Black Clouds And Silver Linings (Review)

Artist:

Dream Theater

Dream Theater: Black Clouds And Silver Linings
Album:

Black Clouds And Silver Linings

Medium: CD
Stil:

Progressive Metal

Label: Roadrunner Records
Spieldauer: 75:25
Erschienen: 19.06.2009
Website: [Link]

Vielleicht ist es an der Zeit, die Fan-Boy-Brille einmal abzulegen und mit etwas Abstand auf das Schaffen der New Yorker zu blicken, die vor genau 20 Jahren ihr Debüt-Album unter großem Wellenschlag veröffentlichten. Seit „Scenes From A Memory“ wollte kein Album mehr dauerhaft überzeugen und trotz zumeist wohlmeinender Kritiken konnte sich kein DREAM THEATER-Album mehr für richtig lange Zeit im CD-Player festbeißen.

Dabei waren Petrucci, Portnoy & Co. wirklich bemüht, ihren Hörern Abwechslung zu bieten. Von thrashiger Härte über moderne Experimente bis hin zur Rückbesinnung auf Melodie und Epik haben DREAM THEATER einiges versucht, sind nie dabei gescheitert, haben aber gleichzeitig auf hohem Niveau nichts Außergewöhnliches mehr komponiert. Der staunende „das können nur DREAM THEATER“-Ausruf kam nicht mehr über die Lippen. Nach dem Wechsel zu Roadrunner konnte „Systematic Chaos“ vielleicht als versuchter Befreiungsschlag gewertet werden, der aber aus der zeitlichen Distanz von zwei Jahren betrachtet auch kein Werk für die Ewigkeit darstellte.

Auch, wenn der ewige DREAM THEATER-Skeptiker nun die Augen verdrehen mag: „Black Clouds And Silver Linings“ ist richtig gut geworden. Besser als „Systematic Chaos“ und vor allem besser als alles, was nach „Scenes From A Memory“ kam. Wo vorher das Harte, das Epische, das Vertrackte zumeist nebeneinander existierte, wird auf dem neunten Album der New Yorker wieder alles in einen Topf geworfen und gekonnt verrührt.

„A Nightmare To Remember“ beginnt düster orchestral mit Horrorfilm-Chören und harten Akkorden (könnte fast von DIMMU BORGIR stammen). Was dann als relativ straighter Metal-Song weitergeführt wird, geht bald in einen ruhigeren Teil mit epischen, mehrstimmigen Gesängen über, bevor der obligatorische Frickel-Part losgeht (mit „Dance Of Eternity“-Variationen?). Geisterhafte Keys mit Portnoys Double-Bass-Gehämmer bringen den Song gelungen zu Ende. Ein komplexer, vielleicht ein wenig selbstverliebter Song. Dennoch Klasse!

„A Rite Of Passage“ konnte schon vorab heruntergeladen werden und dürfte einigen schon bekannt sein. Orientalische Einflüsse, hartes, einprägsames Riffing und ein LaBrie, der so dunkel und kräftig singt wie vielleicht nie zuvor. Dann wieder ein fingerbrechender Frickelpart, der richtig nach vorn prescht, weil Petrucci das Ganze mit einem treibenden Riff hinterlegt, was den Song live zu einer Abgehnummer machen dürfte. Nach futuristischen Rudess-Sounds kehrt der Song zum Refrain zurück als wäre nichts gewesen.

„Wither“ ist wieder eine typische DREAM THEATER-Halbballade, die dieses Mal aber berührender als sonst ausgefallen ist und nicht so einschläfernd wirkt, wie einst „Vacant“ und gleichzeitig das Melancholische und Epische unter einen Hut bringt. Petrucci zeigt am Ende, dass er sein gefühlvolles Spiel nach endlosen Shreddings in der Vergangenheit immer noch drauf hat. Gelungen, aber naturgemäß nicht spektakulär.

Kontrastprogramm. Ein hartes Metal-Riff, wieder mit orientalischen anmutenden Keys, bald unisono mit der Gitarre, leitet den letzten Teil von Portnoys Schluckspecht-Saga ein. Das Zitieren und Variieren der vorherigen Teile wird hier exzessiv und mit Härte betrieben. Portnoys Beinahe-Growls klingen zwar immer noch furchtbar, doch ist „The Shattered Fortress“ vielleicht sogar der gelungenste Teil von Portnoys Entziehungsgeschichte.

„The Best Of Times“ lässt (erstmal) durchatmen. Einsames Pianospiel leitet das Stück ein und wird alsbald von weinenden Streichern begleitet. Das unverzerrte Gitarrenspiel Petruccis tut gut (erinnert an sein „Hollow Years“-Solo). Dann ein harter Schnitt, flirrende Gitarrenläufe heben den Hörer in weite Himmelssphären, ein eingängiger Rhythmus macht gute Laune. LaBrie singt wunderbare Melodien, die „The Best Of Times“ vielleicht schon bald zu einem Mitsing-Klassiker im Live-Repertoire der Band machen könnten. Der symphonische Keyboard-Mittelteil leitet über zu einer relaxt-melancholischen Akustik-Passage und dann… und dann… und dann darf Petrucci endlich wieder nach so langer Zeit ein elegisches, melodisches, ergreifendes und gleichzeitig technisch anspruchsvolles Gitarrensolo ohne Geschwindigkeitsoverkill spielen, wie er es seit „Scenes From A Memory“ nicht mehr getan hat. Gänsehaut!

„The Count Of Tuscany“ ist mit 20 Minuten die längste Nummer des Albums und wird, was die Vielzahl an dargebotenen Melodien und Stimmungen angeht, dem Adjektiv „episch“ mehr als gerecht. Vertrackt und hart, progrockig verspielt und beim PINK FLOYD-Teil ergreifend gefühlvoll (besser als beim „Octavarium“-Titeltrack!). Die letzten vier bis fünf Minuten sind ein würdiges Finale für diesen Track, orchestral, aber nicht zu dick aufgetragen, wird hier gesanglich und solistisch großes Kino zelebriert.

FAZIT: Die Band scheint auf den Pfad der Tugend zurückzufinden. Ohne Fan-Bonus müssten die letzten DREAM THEATER-Alben sicherlich im Nachgang abgewertet werden, weswegen „Black Clouds And Silver Linings“ punktemäßig nur knapp vor den letzten Veröffentlichungen des Traumtheaters liegt. Das Messen von Musik an Punkte-Skalen ist sowieso Kinderkram, deswegen heißt es hiermit kurz und gut: DREAM THEATER haben schon lange nicht mehr so viel Spaß gemacht.

Nils Herzog (Info) (Review 13429x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
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Tracklist:
  • A Nightmare To Remember (16:10)
  • A Rite Of Passage (8:36)
  • Wither (5:25)
  • The Shattered Fortress (12:49)
  • The Best Of Times (13:09)
  • The Count Of Tuscany (19:16)

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
Kommentare
Van Helsing
gepostet am: 20.06.2009

User-Wertung:
10 Punkte

Hm... der Mittelteil am Strand von Kalifornien oder Ibiza ist um 18 Minuten zu lang... Das "Hell-Awaits"-Riffing im zweiten Track ab 4:50 ist natürlich kryptisch... Ebenso einige progressive Passagen, welche an ältere FATES WARNING erinnern. La Bries Gesang überzeugt nur in harten Momenten, sonst assoziiere ich Baywatch. Und Hasselhof ist natürlich ein Klasse-Lebensretter, aber den will ich hier nicht.

Ich will schwerere C-Fragen.
Gitarrencake
gepostet am: 24.06.2009

User-Wertung:
14 Punkte

Nach 3 maligem Durchhören stelle ich fest: DT klingen wieder nach DT - Seit 1999 das absolut Beste Album. Auch wenn mich das narzistisch anmutende Geröhle von Mike Portnoy nervt gebe ich fast die Höchstnote da man in Sachen Songwriting und progressivem Gefrickel die richtige Mischung aus Bombast und Feeling gefunden hat, ohne sich dabei selbst zu kopieren oder langweilig zu klingen. Und dass muss man bei Stücken jenseits der 10 Minuten erstmal schaffen.

Welcome back Dream Theater!!!!
Sascha [Musikreviews.de]
gepostet am: 24.06.2009

User-Wertung:
9 Punkte

Ich kann mich meinem Kollegen, so gerne ich es wollte, leider nicht anschließen. "Octavarium" finde ich wegen teils unhörbarer Songs ("The Spirit Lies Within", "I Walk Beside You") zwar noch schlechter, ansonsten empfinde ich "Black Clouds and Silver Linings" als den Tiefpunkt seit "Falling Into Infinity".
"The Count of Tuscany" mausert sich zwar zu einem meiner Lieblingssongs. Insbesondere der letzte Teil nach dem Atmo-Interludium ist ganz ganz große Kunst. Da hat sich mir vor Freude alles zusammengezogen. Herrlich, wie die Egos der Einzelmitglieder da zugunsten der Komposition zurückgefahren werden. Das erinnert teils enorm an "Space-Dye Vest", nur in einem noch größeren und verschachtelteren Bogen. Kurz, die Melodie ist auf jene Art zurückgekehrt, wie man sie von Dream Theater hören möchte: auf eine erhabene und majestätische Art.
"A Nightmare to Remember" gibt auch noch einen guten Auftakt, der Rest überzeugt aber nie hundertprozentig. "A Rite of Passage" ist zwar nett, aber eher gewöhnlich, "Wither" hat Ansätze einer guten Ballade, sinkt dann aber doch recht schnell in den Schmonzettensumpf ab, "The Shattered Fortress" knallt zwar gewaltig, kommt aber über den Status Resteverwertung nicht hinaus (ich möchte es vergleichen mit einer guten Simpsons-Clipshow) und "The Best of Times" klingt arg nach 80er-Jahre-Emotionseruptionen à la "Europe".
Ist immer noch ein gutes Album, ich weiß auch nicht, ob DT ein wirklich schlechtes Album schreiben können (könnten sie schon, inzwischen haben sie in ihrer Karriere genug grottiges Material für ne komplette Scheibe gesammelt, das tritt aber glücklicherweise immer nur einzeln und flankiert von starken Songs auf), aber im Vergleich sinkt es gnadenlos auf den Grund. Den Kauf bereue ich natürlich trotzdem nicht.
Nils [Musikreviews.de]
gepostet am: 24.06.2009

"Black Clouds & Silver Linings" ist für dich der Tiefpunkt nach "Falling Into Infinity"? Wie extrem unterschiedlich die Wahrnehmung doch ist. :-) Für mich ist ist "BC&SL" das erste Album seit "Scenes From A Memory", dem ich tatsächlich eine Langzeitwirkung voraussagen würde... bin auf die "Progressive Nation" im Oktober in Hamburg jedenfalls äußerst gespannt und freu mich drauf, das neue Material live zu hören.
Sascha [Musikreviews.de]
gepostet am: 24.06.2009

Beim ersten Durchgang hatte ich auch noch die Intuition, dass das was ganz Großes ist, dann ist es aber schnell abgeflaut. Was nicht bedeutet, dass ich meine Meinung nicht noch auf lange Sicht ändere. Im Moment sehe ich an dem Album aber leider nichts Großes, abgesehen vom Abschlusstrack.

Ich habe heute Abend die Gelegenheit, die Herren live zu erleben... ich werde dann berichten, ob es was vom neuen Material gab. :)
Tobi MM
gepostet am: 26.06.2009

User-Wertung:
14 Punkte

Is ja HAMMER! Die Scheibe ist die beste seit "Six Deegres of Inner Turbulence" die ich (bin keyboarder) ebenfalls geil fand. Auch Octavarium war saugeil... aber die neue... SAUGUT!!! 75 Minuten ohne einen schwachen Moment... "Wither" schwirrt mir schon im Kopf herum
till
gepostet am: 29.06.2009

User-Wertung:
14 Punkte

Also meiner Meinung ein SUPER starkes Album. Vor allem The Count of Tuscany lassen mich in den siebten Himmel schweben. Gänsehaut pur vor allem im 2. Teil.

Wither für mich auch ein super tolles stück. Einfach, aber natürlich und ergreifend.

Auch A nightmare to Remember überzeugt mich mit jedem Hören mehr...vor allem der mehrstimmig gesungene Refrain ist nur noch hammer!
White Rocker
gepostet am: 02.07.2009

User-Wertung:
15 Punkte

gewohnt starkes Album von DT - anders als die letzten , wie immer genial!
Ich gehöre nicht zur Fraktion , die ewig den Zeiten von Awake und/oder Scenes..nachtrauert,sondern ich liebe die Härte des Train of Thought oder The Glass Prison. Ich denke , daß viele Fans erst so richtig auf DT seit 2003 abfahren !
kaspar
gepostet am: 16.07.2009

sagt mal, habt ihr alle systematic chaos nicht gehört. für mich das beste seit six degrees. über black clouds kann ich nicht viel sagen. ich hörs seit ein paar wochen und ich schwanke noch....
Black Zocker
gepostet am: 14.10.2009

User-Wertung:
14 Punkte

White Rocker bringt es auf den Punkt. Train of Thought ist auch eines meiner liebsten DT Alben.
Bei vielen Bands wird ja aus "hart" ruck-zuck "daemlich". Nicht so bei DT. Die schaffen es sogar, gleichzeitig "heavy" und "schoen" zu klingen. Auch auf BC&SL gelingt das ganz wunderbar. Das Konzert in D'dorf 2009 wurde mit "A nightmare to remember" eroeffnet -- einfach geil!
Cheby
gepostet am: 01.11.2009

User-Wertung:
14 Punkte

Endlich wieder ne DT-Scheibe, die man immer im Player lassen kann. Ob aggressiv oder melancholisch, Sie könnens noch. Grandiose double bass- Passagen+exzellente Gitarrenpassagen machen Lust auf mehr!!!
Einzig die Kombi von La Bries weichem Gesang und Portnoys Gegruntze mutet seltsam an...
MetalDude666
gepostet am: 05.01.2010

User-Wertung:
14 Punkte

also ich hab mir die scheibe gleich zur VÖ gekrallt und muss sagen:

so ziemlich das beste dt-werk ever heard!!!

bin zwar erst durch "in the name of god", also train of thoughts auf dt aufmerksam geworden, hab mir aber auch alle anderen werke von vorne bis hinten gegeben...gerade systematic chaos find ich bis auf 2,3 ausnahmen nur mittleren dt-standard^^ nun gut, ich mags halt generell härter, aber ein solch variationsreiches album gabs von denen meiner ansicht noch nicht!!! und das teils echt brutale drumming is einfach spitzenklasse!

bei mir läufts jedenfalls auf dauerrotation!
fazit: beide daumen hoch....aber sowas von!!! xD


ps: "nur" 14 pkt von mir, muss ja immernoch steigerbar sein^^
Benjamin [Musikreviews.de]
gepostet am: 14.01.2010

User-Wertung:
9 Punkte

Geht schon. Knüpft nicht nahtlos an alte Zeiten an, "Rite of Passage" und "Wither" sind wieder solche Songs, die die Welt nicht braucht. Da schüttelt es mich richtig durch...

Mit "Count of Tuscany" haben Dream Theater wie gesagt bewiesen, in letzter Sekunde sozusagen, dass sie eigentlich ein Markenzeichen und keine dahinsiechenden Idole sind. Das beste was der klassisch symphonische Progmetal zu bieten hat in diesen epischen zwanzig Minuten. Gelungen.

Der Rest? Durchschnitt bis mau...
Frickelfinger
gepostet am: 05.02.2010

User-Wertung:
12 Punkte

Ein wirklich gutes Werk von DT! Auf einer Höhe mit SC, welches ich leicht favorisiere, wg. den etwas härteren Klängen, (ja, auch ich stehe auf den ToT-Stil!)

Größter Minuspunkt ist die mangelnde Sorgfalt und Geduld beim Songwriting. Beispiele: "Wither" - gute Strophe und ab der Hälfte brilliante, Keyboard dominierte Melodien. Aber der Refrain nahezu billig und ideenlos.

"ARoP" - mit starkem Haupt-Riff, grandioser Gitarrenbegleitung der 2.Strophe, einem intensiven Instrumentalpart zum Schluß und einem klasse Refrain. Hier wirkt die Strophe jedoch durch den Sprechgesang langweilig und ohne Esprit.

"TCoT" - ein Traum und Highlight der Band, allerdings mit endlosem Volume-Knob Gedrehe von Petrucci im Mittelteil. Hätte viel kürzer sein müssen.

Hätten sich DT noch etwas Zeit genommen und wirklich in jedem Song nach dem Optimum gestrebt, wäre ein großer Wurf gelungen.
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