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ARTROCK Festival Reichenbach 2017 - Ausgewählte Impressionen vom 5. Artrock Festival in Reichenbach - 31.03.2017

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34 Jahre mussten vergehen, bis ich endlich selbst die vollkommene musikalische Glückseligkeit fühlen durfte.

Das Artrock Festival in Reichenbach, welches über 3 Tage dauerte und eine wirkliche Erfüllung für Musikbegeisterte bedeutet, war vollgestopft mit coolen Bands, mit wahnsinnig tollen und absolut entspannten Fans sowie zu guter Letzt mit herrlichem Wetter.

Schon die vergangenen vier Festivals zeigten, dass das Konzept des Artrock Festivals beim Publikum ankommt. In diesem Jahr aber hat sich der Organisator Uwe Treitinger selbst übertroffen. Es kamen noch etwas mehr Fans als in den vergangenen Jahren, es waren noch mehr wahnsinnig gute Bands als im Vorjahr dabei und die Leute waren noch besser drauf.

Organisiert und am Leben gehalten wird dieses Festival allein durch Uwe, was man immer wieder lobend erwähnen muss. Mit jeder Ausgabe wurde das Festival, wie bereits erwähnt, ein bisschen größer und schöner.

Wenn wir mal einen Blick auf die Bands in diesem Jahr werfen, dann konnten sicher viele ihren Augen in der Vorankündigung nicht mehr trauen.

Bereits im letzten Jahr verriet Uwe die ersten Bands für dieses Wochenende und die Vorfreude stieg von Woche zu Woche.

Wenig später gesellten sich die nächsten Bands hinzu. Und dann: der erste Headliner wurde von Uwe bestätigt und ließ alle Münder offen stehen: Omega Live - dies trieb vielen Prog-Fans garantiert die ersten Tränen in die Augen. Allein diese Ankündigungen hätte viele Musiknostalgiker schon überzeugt, das Festival zu besuchen.

Unter all jenen Festivals, die sich im weitesten Sinne den Stempel „Artrock” geben können, ist das Reichenbacher wohl das lauteste, außergewöhnlichste, schillerndste, internationalste, das mit den mächtigsten Bässen und den längsten Nächten. Aber auch das Festival mit den schönsten Männern, wenn man sich nur alleine die Mitglieder der verschiedenen Bands anschaut.

Drei Tage Getümmel, drei Tage Sonne, für manche drei Tage wach; ich war auch dabei, und habe – trotz einer Heimfahrt zwischendurch - sogar ein wenig Schlaf abbekommen, dafür aber leider auch einige gute Bands verpasst. Es gab aber auch sonst noch sehr viel Umwerfendes zu sehen, in diesem feinem Line-Up.

Die Location war einfach genau goldrichtig gewählt. Das Licht, der Sound, die Bühnenshow und die Bands gingen eine Symbiose ein, die es sonst nur noch selten in der heutigen Zeit zu geben scheint.

 

Den Start in den Festivalfreitag durfte dieses Jahr die großartige Band STERN-COMBO MEISSEN, Dirigent Stephan König, das Leipziger Symphonieorchester und der Wilandes Chor Willsdruff mit ihrer Bearbeitung von „Bildern einer Ausstellung“ von Modest Mussorgski einläuten. Die Mussorgski-Komposition stammt aus dem Jahr 1874 und vertont die Gemälde und Zeichnungen seines im Jahr zuvor verstorbenen Freundes Viktor Hartmann. Auch der Saal des Neuberinhauses in Reichenbach bringt dieses außergewöhnliche Konzert eindrucksvoll zur Geltung.

 

Um 18 Uhr betreten die Jungs von Stern-Combo Meissen unter tosendem Applaus die Bühne. Ihr Sänger und Songwriter Manuel Schmid wird oft als Ausnahmetalent seiner Generation betitelt. Nur zu wahr, denn mit seiner klaren Stimme und seinem unverwechselbaren Klang braucht Manuel nur Minuten, um sein Publikum in den Bann zu ziehen.

Egal ob Ehepaare, Verliebte, oder Singles, während seiner Show scheinen sie nur noch Augen für ihn zu haben. Lässig in Jeans und schwarzer Lederjacke betritt er mit der Band die Bühne und sofort schlagen Mädchenherzen schneller. Manuel wirkt überraschend locker, was einen durchaus verwundert, da es in dieser gigantischen, orchestralen Konstellation erst das 2te Konzert ist. Ja richtig gelesen! Dies ist das zweite Konzert für die Musiker mit Symphonieorchester und trotzdem ist dieser Auftritt ein einziger Triumphzug. Aus meiner Sicht jedenfalls spielen die Stern-Combo Meissen das schönste Konzert des Wochenendes. Mit diesem Konzert legte die Band die Messlatte bereits zu Beginn sehr hoch an. Es passt einfach alles in diesen 90 Minuten: Die Songs, das Publikum, das Orchester. Die grandiose Lichtshow sorgt ebenfalls für begeisterte Gesichter, was den sonst so zurückhaltenden Sänger Manuel Schmidt dazu verleitet, völlig aus sich herauszugehen. Über eine Stunde lang geben Manuel, die Band und das Orchester ihr Bestes.

Und wie bei jedem Stern-Combo Meissen Konzert lässt Manuels Lächeln und seine ergreifende Stimme die Mädels um mich herum mit „Grrrrrr“ und „OMG, er ist so süß“ dahinschmachten. Aber auch der Rest der Combo muss sich nicht verstecken.

Axel Schäfer, wie gewohnt charmant souverän mit einem freundlichen Lächeln, bringt mit seinem Bass wieder den richtigen Groove ins Konzert. Frank am Schlagzeug hat eine hitverdächtige Soloperformance vorbereitet mit dem Namen „Auf dem Marktplatz”. Martin, wie gewohnt ruhig und souverän bei seinen Ansagen, die dem Konzert wie immer das I-Tüpfelchen geben, und Sebi, das Ausnahmetalent am Keyboard, der wie hypnotisiert sein Instrument bearbeitet und durch seine Fingerfertigkeit wieder für offene Münder sorgte. Und nebenbei wird wie immer mit dem Publikum agiert und gerade diese Interaktionen mit dem Publikum und die ehrliche Begeisterung über ein volles Haus zeigen, dass die Band trotz ihres unglaublichen Aufstiegs in den letzten Jahren immer noch sympathisch und auf dem Boden geblieben ist.

Ein grandioser Abend und ein unglaubliches Konzert, welches wie ein Hurrikan durch die Zuhörer fegte und noch Monate im Ohr und Kopf bleiben wird.

 

Sonnenschein dann beim Tag 2 des Artrock Festivals, das für viele Besucher einem musikalischen Sechser im Lotto gleicht.

Der Saal des Neuberinhauses ist während des Gigs von SEVEN STEPS TO THE GREEN DOOR prächtig gefüllt. Die Band spielte sich sofort in die Herzen aller Anwesender und jeden an die Wand. Es scheint, als gäbe es kein Genre, das Seven Steps nicht beherrschen. Ob Electronic, Jazz, Rock, Blues, Hip-Hop oder klassischer Prog-Rock…. auch die zweite Combo aus Sachsen hat es drauf und ihr gelingt es problemlos, dass ihre außergewöhnliche Musik zu keiner Zeit „angestaubt“ klingt.

Ein Schuss Elektro zu den instrumentalen Versatzstücken und die bittersüße Prise Melancholie machen Seven Steps To The Greendoors Auftritt zu einem grandiosen Erlebnis. Jana Pöche bewegt sich elfenhaft wie eh und je, läuft von einer Ecke der Bühne zur anderen und sucht immer wieder den Kontakt zum Publikum. Dabei dirigiert sie ihre musikalischen Jungs und das Publikum mit einer nie dagewesenen Leichtigkeit. Neben ihrer gesanglich einzigartigen Performance begeisterte sie vor allem durch ihre sympathischen Art.

Der Saal jedenfalls ist gerammelt voll und das Publikum starrt wie gebannt auf die Bühne. Außergewöhnliche Töne zeigen, dass die Seven Steps sich nicht in Schubladen packen lassen und dass sie noch die eine oder andere Überraschung bereit halten.

Sänger LARS KÖHLER und SÖREN FLECHSIG fuhrwerken wie ein Derwisch auf der Bühne herum und wirken dabei so herrlich theatralisch. HEIKO REHM am Bass und STEPHAN PANKOW an der Gitarre zeigen ebenfalls, was sie alles an ihren Instrumenten drauf haben und müssen sich keinesfalls verstecken. Nein, ganz im Gegenteil! So stark wie diese beiden Ausnahme-Musiker sind, könnten sie sich locker auch bei ganz großen Saiten-Zauberern einreihen. Aber auch der Schlagzeuger ULF REINHARDT beherrscht sein Instrument und trommelt wie wild geworden auf seinem Schlagzeug die unglaublichsten Stücke. Dann der unglaublich smarte und talentierte MAREK ARNOLD am Keyboard. Er sorgt mit seiner Fingerfertigkeit für Staunen und als er dann zwischendurch auch noch in die Flöte bläst, gibt es kein Halten mehr und das Publikum bringt in völliger musikalischer Ekstase den Saal zum Beben.

Ein Konzert wie im Rausch. Die Band spornt das Publikum mit ihren wahnsinnig geilem Groove zu Tanzbewegungen an. Das Publikum reißt bei einigen Songs die Hände in die Luft, als befände es sich auf einem Open-Air-Rave. Die Songs ihrer Alben „Fetish" und „The?Book“ kommen druckvoll aus den Boxen, doch erst beim Song „The green door - looking for the last solution" von „THE?BOOK“ ergeben sich die Anwesenden der völligen Ekstase.

Die drei Sänger haben ihr Publikum unter Kontrolle und dirigieren es wie ein Orchester. Die Sachsen verstehen es eben das gesamte Konzert lang ihre Zuhörer in einen hin- und hergerissenen Zustand zu versetzen. Mal ist es seelenruhig und alle wippen mit den Köpfen, mal springen und singen alle mit und sind Feuer und Flamme. Damit schaffen es Seven Steps die Emotionen aller zu kontrollieren und zu lenken.

Dieses Konzert wird noch nachklingen, wenn der graue Alltag wieder die Oberhand gewonnen hat und ich hoffe, diese Ausnahmeband bald wieder sehen zu können.

 

Tag 3 des Artrock Festivals begann für mich allerdings erst sehr spät.

Aber nichtsdestotrotz, was gibt es besseres, als sonntags ein großartiges Rockkonzert zu erleben.

Endlich war es soweit: PAIN OF SALVATION betraten die Stage und eroberten mit ihren Hits wieder direkt in die Herzen der Fans. Harte Gitarrensounds, eine rauchige Rockstimme und gänsehautverursachende Töne brachten den Saal zum Toben.

Wer davor diese Gruppe nicht kannte, wird spätestens an diesem Abend auf die unglaublichen Performer aufmerksam geworden sein.

Sie heizen der Menge dermaßen ein, dass man die aufgestaute Energie richtig spüren kann.

Nach ca. 105 Minuten Spielzeit verlässt die Band die Bühne und wieder einmal, wie so oft an dem Wochenende, war ein großartiges Konzert zu Ende.

Endlich betraten OMEGA die Bühne.

Angeführt von einem noch immer absolut durchtrainierten Sänger legten sich die Edelrocker richtig ins Zeug und erklärten dem Publikum mit rotzfrechem Sound und großartigem Gesang, warum sie nach über fünfzig Jahren im Business noch lange nicht zum alten Eisen gehören.

Die Energie und der Elan der Band waren bis in die letzten Reihen zu spüren. Omega ist eben eine große Nummer, kein Alteisen.

Bereits während der ersten halben Stunde des Konzertes verballert Omega seine Hits, doch das Magazin ist noch lange nicht verschossen. Der Saal ist zum Bersten voll und keiner der Anwesenden zweifelt in diesen Minuten daran, dass Omega ein grandioser Headliner ist. Geschrei, Gepfeife und Mitgesinge sind bis in die letzten Reihen zu hören. Schon beim zweiten Stück bringt die Band alle Zuschauer im Innenraum zum Tanzen. Ein Mix aus Pop und Rock-Melodien hallen durch den Raum. Omegas Background-Sänger/in stärken dem grauhaarigen Rocker optimal den Rücken. Die zierliche Bassistin läuft von einer Bühnenecke zur anderen und bringt damit noch zusätzlich das Publikum zum Durchdrehen.

Beim letzten Song „Das Mädchen mit dem Perlenhaar“, explodiert die Stimmung endgültig. Als dann die Zuschauer den Gesang an sich reißen, hüpft der Sänger gar mit einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen wie ein kleiner freudiger Junge auf der Stelle. Omega, ihre Crew und das Publikum rasten völlig aus und geben sich der Musik völlig hin. Dann ist das Konzert zu Ende und somit auch ein großartiges Konzert Wochenende.

Alle Auftritte an diesen Tagen waren mehr als solide und mit dem Prädikat „Sehenswert“ auszuzeichnen.

Einen besonderen Dank und ein absolutes „Chapeau!“ gilt nochmals Uwe Treitinger.

Einfach unglaublich, was er mit diesem Wochenende geschaffen hat. Wenn es einen Musiker-Himmel gibt, sollte er dort einen Ehrenplatz sicher haben!

 

Und hier noch das komplette Line Up des Festivals:

 

Freitag 31.03.2017

18:00 Uhr

 

Stern-Combo Meissen u. Leipzig Symphonieorchester + Wilandes Chor

Blind Ego

Sylvan

Karnataka

 

 

Samstag 01.04.2017

12:00 Uhr

 

Jonas Reingold & Andy Bartosh

Seven Steps To The Green Door

AnTon

Red Sand

Uli Jon Roth feat. Crystal Breed

Chris Thompson ( Original Voice of Manfred Mann )

 

 

Sonntag 02.04.2017

12:00 Uhr

 

Port Noir

Mystery

Lazuli

Pain of Salvation

Omega




Ein herzliches Dankeschön geht außerdem an Anna Lie, Jens Meinel und Frank Elsner, die uns ihre Fotos zur Verfügung stellten.

Franziska Münch (Info)

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Live-Fotos

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